Shocker, Dan – Wahnsinnsbrut (Larry Brent 30)

|“Sanatorium der Toten“|

Angelique Gourmon verbringt einige Tage alleine auf dem großen Anwesen ihrer Familie. Doch in Abwesenheit ihres Vaters tragen sich seltsame Dinge zu; eines Nachts erwacht Angelique in einem schwarzen Sarg und flieht völlig verängstigt aus dem eigenen Haus. Dabei rennt sie direkt vor einen Krankenwagen aus der benachbarten psychiatrischen Klinik. Statt sich jedoch auf die Hilfe der Sanitäter einzulassen, erzählt Angelique weiter von ihren düsteren Visionen und wird in das
Sanatorium von Professor Mineau eingeliefert.

Währenddessen geht X-RAY-3, Larry Brent, dem Verschwinden einiger junger Mädchen nach. Seine Spur führt ihn in einen anrüchigen Nachtclub, in dem er die hünsche Yvonne Basac beobachtet. Sein Versuch, die Dame näher kennen zu lernen, bringt jedoch nicht den erwünschten Erfolg, und so kann Brent auch nicht sofort eingreifen, als der angeblich Geliebte Marquis de Noir seine Herzdame auf sein Anwesen verschleppt. Brent nimmt zwar die Verfolgung auf, wird aber selber niedergeschlagen und tappt weiterhin im Dunkeln.

Als er wieder erwacht, trifft er die tolpatschige Bauersfrau Louise, die ihm von einigen mysteriösen Geschichten rund um das Schloss des Marquis erzählt. Der grausame Marquis hat vor mehreren Jahrhunderten eine grausame Folterkammer eingerichtet, die Gerüchten zufolge auch heute noch in Benutzung sein soll. Brent begibt sich schließlich selber ins Schloss und macht dort einige furchtbare Entdeckungen. Er hat die Brutalität der Verbrecher unterschätzt und fordert Hilfe von X-RAY-1, Morna Ulbrandson, an. Die hübsche Schwedin passt äußerlich perfekt ins Schema der verschwundenen Damen und erklärt sich bereit, den Lockvogel zu spielen. Gemeinsam kommen die beiden dem geheimnisvollen Treiben im Sanatorium des Professors auf die Spur, begeben sich aber erneut in große Gefahr …

|“Die Wahnsinnsbrut des Dr. Satanas“|

Larry Brent und sein Kollege Iwan Kunaritschew werden in die uruguayanische Hauptstadt Montevideo beordert, um dort in der Angelegenheit einer vollkommen entarteten Erscheinung des Wahnsinns zu ermitteln. Vor Ort haben einige Menschen nämlich eine völlig neue Methode, sich wütender Hunde zu entledigen, entdeckt; statt nämlich die Flucht zu ergreifen, stellen sie sich den wilden Tieren und fressen sie kannibalengleich auf.

Brent und Kunaritschew verfolgen verschiedene Spuren. Während X-RAY-3 mit den Familien der Betroffenen redet, sucht sein russischer Freund die Anstalt, in der die Wahnsinnigen ‚aufbewahrt‘ werden, auf und erfährt dabei die schreckliche Wahrheit über diese Menschen. Sie wurden ihrer Organe vollständig beraubt und tragen in ihrem Inneren nun eine mysteriöse graue Masse mit sich herum. Bevor Kunaritschew seinen Kollegen über die Neuigkeiten in Kenntnis setzen kann, setzt dieser jedoch schon einer neuen Spur hinterher. Ein junges Mädchen führt ihn nämlich sofort in das Hauptquartier des berüchtigten Dr. Satanas. Brent bringt in Erfahrung, dass dieser hinter der gesamten Manipulation steckt. Wohl wissend, dass Brent für die Geheimorganisation PSA arbeitet, bietet Satanas dem Agenten an, an seiner Seite zu kämpfen und gemeinsam mit dem verrückten Doktor die Weltherrschaft an sich zu reißen. Nachdem er Brent schließlich per Hypnose ausgeschaltet hat, befreit er die gefangenen Wahnsinnigen und startet einen infernalischen Angriff …

_Meine Meinung_

Im Band „Wahnsinnsbrut“ – das 30. Buch in der Sammelreihe des BLITZ-Verlags, in der in loser Folge bereits über 100 Titel geplant oder erschienen sind – klafft die Schere der Spannung arg weit auseinander. Wie eigentlich immer bei Larry Brent spielen Klischees aus dem Horror-Bereich eine übergeordnete Rolle und werden besonders im Falle der ersten Story voll und ganz bedient. In „Sanatorium des Todes“ lässt Dan Shocker keine einzige Peinlichkeit aus und versucht ab dem verspäteten Eingreifen von Larry Brent, die trübe Geschichte mit den verschiedensten stilistischen Mitteln interessant zu halten – jedoch erfolglos! „Sanatorium“ hat im Endeffekt mehr von einem Bericht als von einer Gruselstory. Eine Guillotine hier, grausam verstümmelte Leichen dort und obendrein noch ein paar völlig verstörte junge Frauen, die allesamt Bekanntschaft mit dem totgeglaubten Marquis gemacht haben. Hört sich nicht schlecht an, ist aber im Prinzip ziemlich langweilig. Der Leser wird im Laufe der Erzählung einfach zu oft vor vollendete Tatsachen gestellt, und je weiter die Geschichte voranschreitet, desto vorhersehbarer wird sie schließlich auch. Der Autor zeigt sich bei den Beschreibungen der einzelnen Szenarien allerdings auch sehr, sehr schwach. Symbolisch hierfür steht die Darstellung des Kellergewölbes mit der Folterkammer. Die Beschriebung an sich reicht nicht aus, um die erwünschte Atmosphäre zu erzeugen, also wirft man anschließend einfach ein paar Schlagworte wie Spinnweben, Nebel, usw. in die Runde und versucht somit, das fehlende Element zu erzwingen. Aber so geht das leider nicht!

Und diese Mischung aus unambitionierter Erzählung und lahmen Darstellungen zieht letztendlich auch bis zum Schluss durch. „Sanatorium der Toten“ ist in meinen Augen eine der schlechtesten Geschichten um den Geheimagenten des PSA und zieht sich trotz des vergleichsweise geringen Seitenumfangs wie Käse. Wer einen Einstieg in diese eigentlich immer gute Serie sucht, ist hier falsch beraten.

Ganz anders sieht es da schon mit der zweiten Story innerhalb dieses Sammelbands aus; das eigentliche Titelstück, „Die Wahnsinnsbrut des Dr. Satanas“ schreitet nämlich wesentlich rasanter voran und wirkt im Bezug auf die Kreation der Atmosphäre auch nicht aufgesetzt. Der Leser hat zwar auch hier relativ schnell einen Riecher dafür entwickelt, wohin die Erzählung zum Ende hin führen wird, aber alleine schon die um ein Vielfaches verbesserten Darstellungen der Action-Handlungen und die weitaus besser motivierten Charaktere (hier vor allem Brent und sein Kollege Kunaritschew) treiben den Lesespaß nach dem ernüchternden Vorgänger-Plot schlagartig wieder in die Höhe. Zudem beschränken sich die Klischees in „Die Wahnsinnsbrut des Dr. Satanas“ auf Sachen wie einen verrückten Professor und die Zombie-ähnliche, aber insgesamt sehr gelungene Charakterisierung der ‚Infizierten‘. Die Idee mit den völlig entarteten Menschen, die sich gegenüber Hunden wie Kannibalen verhalten, ist sogar sehr frisch, was auch für ihre Entwicklung im Laufe des Romans gilt.

Auch hinsichtlich der Atmosphäre ist die Handlung wieder auf gewohntem Niveau; die Grundstimmung wirkt beklemmender und die Bedrohung wird hier viel offensichtlicher in Szene gesetzt. Die Szenen, in denen die ‚Hundefresser‘ zur Tat schreiten, sind dabei das i-Tüpfelchen einer packenden Grusel-Story.

Inhaltlich und bezüglich der Schwerpunkte mögen sich die beiden Geschichten enorm ähneln, qualitativ ist allerdings ein mächtiger Unterschied zu erkennen. Während die Geistesgestörten in der ersten Handlung noch vollkommen blass bleiben, wirkt die Wahnsinnsbrut im zweiten Teil tatsächlich sehr bedrohlich und bietet dem Leser das, was er von einem guten Larry-Brent-Roman erwartet. Vielleicht besteht der Fehler in „Sanatorium der Toten“ auch darin, die Geschichte zu nahe an einen klassischen Krimi anzulehnen; irgendwann weiß der Autor nicht mehr, was er nun aus der Sache machen soll: eher eine typische Ermittlungs-Story oder dann doch eine geschickt inszenierte Horror-Geschichte. In beiden Belangen hat er sein Ziel verfehlt und statt zu unterhalten eher für Langeweile gesorgt. „Die Wahnsinnsbrut des Dr. Satanas“ hingegen ist deutlich zielstrebiger. Shocker weiß, worauf er hinaus will, und arbeitet ohne überflüssige Rahmenhandlung auf eine sehr actionreiche, vor allem aber spannende Handlung hin, die man prima in einem Guss verschlingen kann. Typisch Brent eben.

Als Rezensent steht ich am Schluss vor einer schwierigen Aufgabe. Einerseits möchte ich den Lesern auf jeden Fall diese zweite Geschichte empfehlen; andererseits möchte ich sie aber vor der offenkundigen Langeweile in „Sanatorium der Toten“ bewahren. Wem 9,95 € für eine gut 100 Seiten lange Grusel-Story nicht zu viel sind, sollte sich die auf 999 Exemplare limitierte Ausgabe nicht entgehen lassen. Alle anderen sollte wohl besser auf einen anderen Sammelband aus der umfangreichen Reihe zurückgreifen.

http://www.blitz-verlag.de

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