Dan Smith – Battle Of The Bands – The Rock & Roll Card Game

Rock & Roll – das Kartenspiel

Eigentlich ist es längst überfällig, das Kartenspiel zur dynamischsten Musikrichtung, die unser Planet seit jeher zu bieten hat, allerdings scheint der Markt in Europa für derartige Ideen nach wie vor nicht offen. Dan Smith sah sich daher gezwungen, seinen „Battle Of The Bands“ über den eigenen Kleinverlag zu publizieren, der jedoch hierzulande nach wie vor einen geeigneten Vertrieb sucht. Zeit also, dem Mann mal unter die Arme zu greifen, schließlich ist seine Idee zum gleichnamigen Kartenspiel in der Tat sehr sympathisch!

_Spielidee_

Was geschieht, wenn du, deine Mutter, ein betrunkener Gorilla, ein alternder King und diverse andere skurrile Persönlichkeiten sich im Proberaum treffen – klar, man gründet kurzentschlossen eine eigene Band und zieht mit ihr ins Rennen, um eines Tages ebenfalls den Superstar-Status innezuhaben. Allerdings ist das Musik-Business hart zu unerfahrenen Leuten wie euch; bevor man also die ersten Hit-Singles landen kann, sind zahlreiche Gigs und natürlich ein Plattendeal erforderlich – und bei den Kumpanen, die sich in deiner Band herumtreiben, scheint dies fast unmöglich. Dennoch sollte man diese eine Chance nutzen, sich bis zu drei Mitstreiter plus Instrumente in die Band holen, Reputation bekommen, sich bei der Bewerbung für einen Gig mit fiesesten Mitteln ausstechen und schließlich genügend Superstarpunkte sammeln, um im direkten Vergleich als Sieger hervorzugehen. Wer sich hierbei am klügsten und gewieftesten anstellt, gewinnt schließlich den „Battle Of The Bands“.

_Spielmaterial_

• 4x Me-Band Member
• 19x Band Member
• 26x Music Biz
• 17x Monkey Wrench
• 9x Gig
• 10x Hit Single
• 11x Reputation
• 6x Contract
• 18x Instrument

Das Spielmaterial ist grafisch ziemlich abgedreht aufgearbeitet, wobei sich besonders die netten Illustrationen der Bandmitglieder und ihrer Instrumente sehr gut machen. Leider verzichtet man beim übrigen Kartenmaterial auf weitere Zeichnungen und gestaltet diese relativ simpel, allerdings anschaulich und auch witzig. Auch die farbliche Zuordnung ist durchaus gelungen, so dass sich das Material während einer Partie einerseits sehr gut zusammenbasteln lässt, andererseits aber auch klar differenzierte Vorgaben einhält. Was Spielbarkeit und visuellen Reiz angeht, gehen die Daumen dementsprechend nach oben.

_Vorbereitung_

Zu Beginn eines Spiels bekommt jeder Spieler die Bandmitglied-Karte, die ihn selbst anzeigt. Des Weiteren werden fünf Karten an jeden Spieler ausgeteilt. Sobald der Nachziehstapel bereitliegt, kann das Spiel auch schon beginnen.

_Spielablauf_

In jedem Zug hat der Spieler die Möglichkeit, genau eine der folgenden Aktionen durchzuführen. Vorab zieht er jedoch wieder so viele Karten auf die Hand, bis er genau sechs davon besitzt.

Eine Aktionsmöglichkeit ist die Ergänzung eines Bandmitglieds oder aber die Bestückung eines Bandmitglieds mit einem Instrument. Wichtig ist, darauf zu achten, dass die einzelnen Mitglieder und Instrumente genügend Hitpoints aufweisen, die später wieder wichtig sind, wenn es bei der Gig-Runde aufs Ganze geht. Auch bestimmte Kombinationen (manche Musiker bevorzugen zum Beispiel Saiteninstrumente) sind zu beachten, da sie individuell lohnenswerte Boni geben.

Ein bestimmtes Bandmitglied kann auch eine Zusatz-Reputation bekommen. Hierzu spielt man die jeweilige Karte aus und würfelt anschließend mit einem Würfel. Unterbietet man die Anzahl der Hitpoints des ausgewählten Bandmitglieds oder zieht höchstens gleich, nutzt man die Reputation zu seinen Gunsten. Ansonsten muss man leider auch die Konsequenzen (negative Hitpoints) in Kauf nehmen.

Wer einen Vertrag in der Hand hat, kann diesen sofort ausspielen. Er ist einen Superstarpunkt wert und ermöglicht das sofortige Ausspielen von Hit-Singles. Eine andere Möglichkeit, diese Option endlich wahrnehmen zu können, besteht im Ausspielen eines Signed Gigs. Ebenso wie im Falle eines ausgespielten Gigs werden nun die Hitpoints der Bandmitglieder addiert, dazu eventuelle Monkey-Wrench-Karten mit unterschiedlichsten Eigenschaften hinzugefügt, und wer nun noch zusätzliche Musiker und Instrumente als Gaststar aufführt, kann diese auch für zusätzliche Hitpoints einsetzen. Alles wird nun zusammengerechnet, dazu noch einmal gewürfelt, und das Gesamtergebnis aller Beteiligten nun miteinander verglichen. Derjenige mit den meisten Hitpoints gewinnt den (Signed) Gig. Sollte es ein Signed Gig sein, darf er nun auch Hit-Singles ausspielen. Letztere bringen individuell übrigens auch einen oder zwei Superstarpunkte, die zum Sieg erforderlich sind.

Die letztmögliche Aktion wäre die Auslage einer Music Biz-Karte. Darauf sind einige Spezialattacken aufgelistet, die man gegen seine Konkurrenten verwenden darf. Oft ist dies die einzige Möglichkeit, einen abhebenden Superstar wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen …

Sobald man eine Aktion durchgeführt hat (wer den Produzenten in der Band hat, darf sogar gleich zwei Aktionen erfolgen lassen), besteht die Möglichkeit, bis zu drei Karten aus seiner Hand abzuwerfen. Anschließend geht das Spiel mit dem Spieler zur Linken weiter.

_Spielende_

Das Spiel endet in dem Moment, in dem ein Spieler die erforderliche Anzahl Superstarpunkte vorweisen kann. Diese sind auf Verträgen, Hit-Singles und gewonnen Gigs abgebildet. Beim Spiel zu zweit reichen 12 Punkte, im Drei-Spieler-Modus sind es nur noch 10 Punkte und vier und mehr Spieler sind schon mit 8 Punkten erfolgreich.

_Persönlicher Eindruck_

Was erwartet man von einem Spiel, das sich frecherweise anmaßt, Rock-’n‘-Roll-Feeling auf seine Karten zu bringen? Nun, natürlich denkt man zunächst an die vielen satirischen Spiele des |Pegasus|-Verlags, wobei zumindest das Design einen Vergleich zu den Arbeiten des renommierten John Kovalic rechtfertigt. Allerdings ist der Spielmechanismus ein gänzlich anderer wie in dessen leider etwas gleichförmigen Titeln und schließlich weitestgehend auf das Glück der Beteiligten ausgelegt. Wer die besten Karten nachzieht und die effektivsten Persönlichkeiten in seine Band mischt, sollte eigentlich kaum gefährdet sein. Auch der scheinbar nutzlose Produzent ist fast schon ein Garant für den Erfolg, ermöglicht er doch jedes Mal zwei Aktionen, was gerade im fortgeschrittenen Stadium kaum mehr von den Kontrahenten ausgeglichen werden kann. Insofern wurden einige Feinheiten, was die grundlegende Interaktion in „Battle Of The Bands“ betrifft, nicht bis ins Detail ausgearbeitet, zumal hier schnell ein Spieler leichtfertig übervorteilt wird, was die Dynamik im Laufe einer Partie manchmal schon ein wenig einschränkt. Lediglich im Spiel zu viert kann dieser Makel weitestgehend ausgehebelt werden, da sich nun verschiedene Bands zusammenrotten können, um dem angehenden, führenden Superstar den Garaus zu machen, was jedoch zu zweit oder zu dritt noch äußerst schwierig ist. Wer zum Beispiel zu Beginn den Produzenten und einen Vertrag hat, ist wohl kaum noch aufzuhalten – und das hemmt den Spielspaß dann doch ein klein wenig.

Andererseits hat Dan Smith das Thema in „Battle Of The Bands“ ziemlich gut getroffen; die Texte sind witzig, die Grafiken schön und der Aufbau schillernd und glamourös wie das Business der Realität. Wem dies ausreicht, der bekommt in der Tat ein sehr sympathisches, thematisch gut umgesetztes Kartenspiel für sein Geld. Wer jedoch mehr als nur den Spaß sucht und gerne auch ein wenig taktiert, ist bei „Battle Of The Bands“ falsch aufgehoben. Die strategische Komponente kommt zugunsten des Entertainment-Faktors nämlich ein wenig zu kurz, wenngleich sie auch Teil des Spiels ist.

Für mich persönlich überwiegt schließlich der positive Eindruck hinsichtlich des Unterhaltungswerts. „Battle Of The Bands“ ist richtig gut gemachte Realsatire, eingefangen in einem sympathischen, humorvoll gestalteten und schnell erlernten Kartenspiel.

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