Turner, Megan Whalen – Verschwörer, Die (Die Legenden von Attolia 4)

_|Die Legenden von Attolia|:_

Band 1: [„Der Dieb“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7530
Band 2: [„Die Königin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7531
Band 3: [„Der Gebieter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7532
Band 4: _“Die Verschwörer“_

_Sophos ist_ der zukünftige König von Sounis. Außerdem ist er ein ziemlicher Jammerlappen, der sich ausschließlich für Literatur und Wissenschaft interessiert. Zumindest war das so, bevor er entführt wurde. Pech für seine Entführer, dass die damit einhergehende Horizonterweiterung ganz ungeahnte Auswirkungen auf den jungen Prinzen hat!

_Bisher ist Sophos_ nur im ersten Band persönlich aufgetaucht. Da wirkte er wie ein verschüchterter Halbwüchsiger von höchstens fünfzehn Jahren. Der Sophos in diesem vierten Band des Zyklus erzählt seine Entführung als Rückblende, und obwohl zwischen den Ereignissen in „Der Dieb“ und Sophos‘ Erzählung nicht viel mehr als ein Jahr liegen kann, könnte man meinen, Sophos sei inzwischen Anfang zwanzig. Dabei ist im Grunde kaum etwas passiert. Sophos hat lediglich eine Entscheidung getroffen, allerdings eine, die sein Leben komplett umgekrempelt hat: Er hat sich dazu durchgerungen, Verantwortung zu übernehmen. Das hat ein paar unerwartete Eigenschaften zutage gefördert, zum Beispiel Mut, Eigeninitiative und Entschlusskraft.

Die Darstellung dieser Entwicklung ist gut gelungen, vor allem auch deshalb, weil sie trotz aller Veränderung Sophos nicht zu einem gänzlich anderen Menschen gemacht hat. Schließlich war Sophos niemals dumm oder gleichgültig. Teilweise liegt es aber auch daran, dass Sophos sich der Veränderung und ihrer Auswirkungen nicht bewußt zu sein scheint. Er selbst sieht sich noch immer als Versager.

Die Handlung kann mit der Charakterentwicklung nicht recht mithalten. Sie verläuft zunächst nahezu ereignislos, weil sie sich ausschließlich mit Sophos‘ neuer Lebenssituation befasst. Alles, was sich außerhalb seines unmittelbaren Umfelds abspielt, wird lediglich in einem beiläufigen Satz erwähnt. Aber auch, nachdem Sophos Attolia erreicht hat, tut sich erst mal nicht viel. Hauptsächlich wird hohe Politik betrieben, und das auf eine recht umständliche Art und Weise, was die Auffrischung der alten Freundschaft zwischen Gen und Sophos ziemlich behindert.

Erst als Sophos sich auf den Weg nach Elisa macht, um sich dort zum König wählen zu lassen, kommt allmählich Bewegung in die Handlung. Der Schluss des Buches kann dann noch einmal mit einer kleinen, überraschenden Wendung aufwarten, vor allem deshalb, weil der Leser über die Pläne von Sophos und Eugenides völlig im Unklaren gelassen wurde. Echte Spannung wollte sich aber während des gesamten Buches nicht entwickeln.

Mag sein, dass dies auch diesmal wieder am ausgiebigen Gebrauch der Ich-Perspektive lag. Zwar wird der Mittelteil der Geschichte von einem übergeordneten Erzähler geschildert, zwei Drittel der Handlung werden jedoch von Sophos selbst erzählt, was bedeutet, dass zum Beispiel der ursprüngliche Plan der Entführer oder auch sämtliche Absprachen, die die rebellierenden Barone untereinander oder mit den medischen Abgesandten getroffen haben mögen, fehlen. Die zuspitzende Wirkung, die Maßnahme und Gegenmaßnahme im Wechsel erzeugen können, fällt dadurch gänzlich weg. Da nutzt es auch nichts, dass Teile davon im Nachhinein rekonstruiert werden, der Aha-Effekt kann den Mangel an Spannung nicht wirklich ausgleichen.

Abgesehen davon war dieser Band aber auch insgesamt eher ereignisarm. Während Gen in Band zwei und drei durchaus aktiv war und das Geschehen um sich herum beeinflusst hat, tut Sophos nahezu nichts. Seine Tage auf dem Gut des Hanaktos verlaufen eintönig, sodass es darüber kaum etwas zu berichten gibt, die Verhandlungen in Attolia geben ebenfalls nicht viel her, weil die Autorin, wie es ihre Art zu sein scheint, die eigentlich entscheidenden Punkte geheim hält, um den Leser am Ende damit zu überraschen. Und selbst, als Sophos schließlich handelt, besteht sein Handeln zunächst darin, nichts zu tun oder zu reden. Die einzigen Ausnahmen sind Sophos‘ Flucht, das Scharmützel bei Brimedius und die Folgen der Königswahl. Insgesamt machen diese Abschnitte jedoch nicht mehr als zehn Prozent der Erzählung aus.

_Bleibt zu sagen,_ dass der vierte Band des Zyklus wieder ein ziemliches Stück hinter den beiden Mittelbänden zurückgeblieben ist. Er ist spannungsarm und wenig abwechslungsreich, meist plätschert die Handlung so vor sich hin. Allein die Figur des Sophos hält den Leser einigermaßen bei der Stange, wirklich fesseln konnte dieser eine Aspekt allein den Leser jedoch nicht. Schade, vor allem, weil die Autorin bereits bewiesen hat, dass sie durchaus in der Lage ist, die gelungene Darstellung einer Figur mit einer bewegten und temporeich erzählten Handlung zu verbinden. Ich hoffe, dass sie sich in ihrem nächsten Band wieder daran erinnert, wie so etwas geht. Denn einen nächsten Band wird es wohl geben, schließlich sind die Meder noch immer ganz gierig darauf, sich einen Brückenkopf auf der Halbinsel zu schaffen.

_Megan Whalen Turner_ stammt aus den USA, studierte Anglistik und arbeitete zunächst als Buchhändlerin, ehe sie sich dem Schreiben zuwandte. Zunächst veröffentlichte sie Kurzgeschichtensammlungen, mit „Der Dieb“, dem Auftakt zu den |Legenden von Attolia|, schrieb sie ihren ersten Roman. Ob und wann ein weiterer Band zu diesem Zyklus erscheint, ist noch unbekannt.

|Taschenbuch 352 Seiten
Originaltitel: Attolia 4: A Conspiracy of Kings
Deutsch von Maike Claußnitzer
ISBN-13: 978-3-442-26879-5|
http://www.randomhouse.de/blanvalet
http://meganwhalenturner.org

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