Whedon, Joss / Jeanty, Georges – Buffy: Die Rückkehr der Jägerin (Staffel 8, Teil 1)

Buffy ist zurück. Die Vampirjägerin, die mit sieben Staffeln (1997-2003) zu den langlebigsten und erfolgreichsten Fernsehserien der letzten Jahre gehört, feiert ihre Rückkehr. Allerdings nicht als TV-Serie, sondern im Comic-Format. „Die Rückkehr der Jägerin“ aus dem |Dark House| ist dabei nicht nur ein Marketing-Gag, denn der Comic kommt als achte Staffel daher, konzipiert von |Buffy|-Erfinder Joss Whedon persönlich. Die deutsche Übersetzung stammt von |Panini| und enthält als Sammelband die ersten fünf Episoden – von geplanten 30.

Elf Jahre ist es her, dass die Pilotfolge von „Buffy – Im Bann der Dämomen“ ihr Debüt im amerikanischen Fernsehen feierte. Der Erfolg war zunächst mehr als ungewiss, denn die noch recht unbekannte Hauptdarstellerin Sarah Michelle Gellar (jetzt Sarah Michelle Prinze) und ihre noch weniger bekannten Kollegen waren nicht unbedingt Publikumsmagneten. Die Serie musste also durch die Qualität überzeugen, und das tat sie – nach einem eher bescheidenen Beginn hinsichtlich der gewünschten Quoten – dann schließlich auch. Sie brach Konventionen und vermischte die Motive einer Teenie-Serie mit Horror und Komik. Einzelfolgen wie „Hush“, in der fast die ganze Zeit geschwiegen wird, oder die Musical-Folge „Once More With Feeling“, in der ein Dämon die Hauptdarsteller zum Singen bringt, haben Referenzen gesetzt.

Der Weg zum Erfolg und einer noch immer großen Fangemeinde war aber recht steinig. Die Serie lehnte sich nämlich an einen gleichnamigen Kinofilm aus dem Jahr 1992 an, der im Kino floppte. Drehbuchautor Joss Whedon verließ wegen Unstimmigkeiten vorzeitig das Set, da er seine Ideen nicht richtig umgesetzt fand. Mit der Serie, die er fünf Jahre später begann, wollte Whedon noch einmal von vorne beginnen und – dieses Mal auch auf dem Regiestuhl – in die gewünschte Richtung lenken. Der Erfolg sollte ihm Recht geben.

_Inhalt_

Buffy ist ein junges Mädchen, das sich mit der Schule und den Jungs herumärgern muss. Doch das sind nicht ihre einzigen Sorgen, denn als Auserwählte ist sie ebenfalls dazu bestimmt, gegen das Böse zu kämpfen. Die Fernsehserie spielt in Sunnydale, das direkt über dem Höllenschlund liegt und demnach genügend Bösewichte in Form von Vampiren und Dämonen bereithält.

Zum Glück ist Buffy jedoch nicht auf sich allein gestellt. Ihr zur Seite steht Giles, der belesene Bibliothekar der Schule und zugleich Ausbilder und Wächter der Jägerin. Zu Buffys Freunden zählen der etwas chaotische Xander und die schüchterne Musterschülerin Willow, die sich allmählich zu einer magiekundigen Hexe entwickelt. Im Laufe der sieben Staffeln kommen neue Verbündete hinzu, etwa Buffys kleine Schwester Dawn oder Andrew.

Am Ende müssen sie alle zusammenhalten, um das Urböse ein für allemal zu vernichten. Ihr Plan geht auf, Sunnydale wird jedoch zerstört. Buffy ist zudem keine Auserwählte mehr, denn überall auf der Welt erfahren junge Mädchen außergewöhnliche Kräfte. Die Gruppe sieht sich also neuen Aufgaben gegenüber, verteilt sich in kleinen Teams und lässt sich an verschiedenen Orten nieder, um neue Mädchen auszubilden, die den Kampf aufnehmen. Genau an diese Stelle beginnt der Comic.

Buffy ist mit einigen Jägerinnen auf einem routinemäßigen Einsatz. Die Monster sind schnell besiegt, doch nach dem Kampf finden die Mädchen in dem Unterschlupf ihrer besiegten Gegner einige Leichen. Die Menschen können noch nicht lange tot sein. Eigenartig ist allerdings, dass sie ein mystisches Abzeichen auf der Brust eingebrannt haben: einen Stern, der über einer liegenden Sichel steht. Buffy ist dieses Symbol unbekannt, und obwohl sich dahinter nichts mehr als ein unbedeutendes Branding verbergen kann, geht die Vampirjägerin auf Nummer Sicher, fertigt einen digitalen Abdruck an und schickt ihn zu Xander, der in einer bestens ausgestatteten Kommandozentrale die Koordination übernommen hat – ja, auch Buffy und ihre Freunde haben sich auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Vorbei sind die Zeiten, in denen Buffy auf die Bibliothek von Giles zurückgreifen musste. Von der Naivität der früheren „Scooby-Gang“, wie sich die Freunde zu College und Highschool-Zeiten nannten, ist ebenfalls nicht mehr viel zu spüren. Vielmehr wirkt die neue Truppe wie eine militärisch geführte Einheit, die sich per Funk und Handy verständigt. Der Pflock wird zwar immer noch als Waffe gegen Vampire eingesetzt, zur Grundausrüstung gehören jedoch jetzt auch Kampfstäbe oder Harpunen – je nachdem, welchem Monster man gegenübersteht.

Über die fünf enthaltenen Episoden in diesem ersten Band ist ein Hauptstrang noch nicht zu erahnen. Vielmehr werden Spuren für spätere Folgen gelegt, bisher unbeantwortete Fragen beantwortet und die Wandlung der Charaktere beschrieben. Willow etwa hat ihre Zauberkraft wieder unter Kontrolle und ist mächtiger denn je. Dawn, Buffys kleine Schwester, muss mit den Auswirkungen ihrer ersten Liebesbeziehung klarkommen: Ihr Freund entpuppte sich nämlich als Gefräßiger (im englischen deutlich eleganter als Thricewise bezeichnet), der Dawn in einen Riesen verwandelt hat. Und Andrew, der sich in Staffel sieben vom liebenswerten Bösewicht zum liebenswerten Helden gewandelt hat, versucht die Moral der neuen Jägerinnen durch mehr oder weniger sinnvolle Methoden zu heben. Auch die böse Seite schläft nicht und schickt neben neuen Schurken auch altbekannte Vertreter wie Amy oder Warren ins Rennen. Wer genau hinschaut und zwischen den Zeilen liest, wird aber erahnen können, dass auch in Staffel acht etwas Großes wieder seinen Lauf nimmt.

_Bewertung_

Der |Buffy|-Comic „Die Rückkehr der Jägerin“ muss zwei Arten von Konsumenten zufriedenstellen, die nicht unbedingt die gleichen Erwartungen an einen |Buffy|-Comic hegen. Das sind zum einen die Fans, die sich Buffy auf DVD gekauft haben und jede Folge bis ins Detail auseinandernehmen, im Internet mit anderen Fans diskutieren und sich im besten Fall noch auf Conventions treffen. Sie wollen, dass die Geschichte um die liebgewonnenen Charaktere nahtlos an die siebte Staffel anschließt und keine Brüche in der Erzählung oder der Erzählweise auftauchen. Zum anderen sind da die Comicleser, die Buffy im Fernsehen gesehen und gemocht haben und sich nun darüber freuen, dass eine Umsetzung erschienen ist, denen es aber eher um den Comic als um Buffy geht. Natürlich gibt es auch Buffy-Fans, die schon immer viele Comics gelesen haben, das dürfte aber die Ausnahme sein.

Um es vorwegzunehmen: „Die Rückkehr der Jägerin“ kann keine der beiden Seiten völlig zufrieden stellen, versucht sich aber an einem Mittelweg, der nicht als fauler Kompromiss daherkommt, sondern die Vorzüge der Buffy-Serie mit den Möglichkeiten des Comicformats geschickt verbindet. Dafür müssen allerdings Abstriche gemacht werden. Die Handlung knüpft nämlich nicht direkt an die letzte TV-Staffel an, sondern lässt eine zeitlich größere Lücke, die unter anderem zum Spannungsaufbau genutzt wird. Der Leser erfährt nur häppchenweise, wie es der „Scooby-Gang“ seit der Zerstörung von Sunnydale ergangen ist.

Allerdings wird nicht nur eine Lücke gelassen, sondern die Umstellung auf ein anderes Format auch genutzt, um aus der Teenie-Serie einen Erwachsenencomic zu machen: Buffy präsentiert sich so rau wie nie zuvor, zudem sind die Beziehungs- und Teenagerprobleme neuen Konfliktpunkten gewichen. Dazu kommt, dass technische Neuerungen Einzug gehalten haben und eine große Rolle im Kampf gegen das Böse spielen. Aus der ehemals kleinen Schüler- bzw. Studentengruppe ist eine militärische Einheit entstanden. Wer sich an die vierte Staffel erinnert, in der die Initiative eine große Rolle gespielt hat, wird einige Parallelen erkennen. Das erscheint zunächst eigenartig, denn gerade diese Staffel gilt unter den Fans nicht als Buffy-Höhepunkt. Dennoch, die Neuausrichtung in Comicgestalt ist sinnvoll und gut in Szene gesetzt. Ob es unbedingt notwendig gewesen wäre, so stark in eine militärische Richtung zu gehen, muss jeder selbst entscheiden. Fans der Serie werden sich aber trotz der neuen Ausrichtung mit dem Comic anfreunden können, denn der |Buffy|-Witz und -Charme sind beibehalten worden.

Auch die ’normalen‘ Comic-Leser müssen Abstriche machen und sich klar darüber sein, dass „Die Rückkehr der Jägerin“ nicht für sich alleine steht, sondern nur in Kombination mit der Serie funktioniert. Die vielen Verweise und Charaktere, vor allem der zahlreichen Nebenfiguren, die plötzlich auftauchen und nicht eingeführt werden, sind nur von genauen Kennern der Serie zu verstehen. Die DVDs sollte man also zumindest zu Hause haben, sonst bereitet der Comic nicht viel Freude. Allerdings sind auch unabhängig von diesem Hintergrund die Folgen aufgrund zahlreicher Szenenwechsel und einer vollgepackten Erzählung sehr komplex ausgefallen und verlangen vom Leser einiges ab.

„Die Rückkehr der Jägerin“ geht einen schwierigen, aber mutigen Weg. Anstatt das Erfolgskonzept der TV-Serie zu kopieren, schlägt der |Buffy|-Comic eine neue Richtung ein, präsentiert sich deutlich erwachsener. Worauf die achte Staffel zusteuert, ist bisher nur zu erahnen. Doch dieser erste Sammelband zeigt bereits, dass Joss Whedon ein ehrgeiziges Konzept gestartet hat, hinter dem mehr steht als nur eine lieblose Fortführung der alten Geschichte. Denn Whedon nutzt hervorragend die Möglichkeiten des Mediums Comic aus, um |Buffy| ein neues Gewand zu verpassen. Der Comic ist actionreich, lustig und optisch gut umgesetzt. Wer sich auf die neue Buffy einlässt und nicht der alten Serie hinterhertrauert, bekommt ein ausgezeichnetes Produkt geboten. Und das auch in der deutschen Ausgabe von |Panini|, die mit einer guten Übersetzung zu überzeugen weiß und zudem als hübscher und stabiler Sammelband daherkommt.

http://www.paninicomics.de/?s=Buffy

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