Das alltägliche Leben einiger Einwohner von Cambridge gerät durch seltsame Ereignisse aus den Fugen: Geschäftsmann Gordon Way wird von einem Unbekannten, der sich im Kofferraum seines Wagens versteckt hat, mit seiner eigenen Flinte erschossen. In Verdacht gerät sein Mitarbeiter Richard MacDuff, der als Programmierer mit seiner Arbeit stets in Verzug ist. Richard wendet sich an einen Bekannten aus der Collegezeit, Privatdetektiv Dirk Gently, um von ihm Hilfe bei der Aufklärung des Falles zu erhalten. Gently arbeitet holistisch, d. h. er glaubt bei allem an die grundsätzliche Verknüpfung der Dinge untereinander. Ihm wird schnell klar, dass ein Geist hinter diesem Mord und anderen seltsamen Vorkommnissen in Richards Leben steckt. So schleppt er den perplexen Richard mithilfe einer Zeitmaschine mit bei seinen unkonventionellen Ermittlungen, die durch die Zeit und zu diversen Orten rund um den Globus führen. Durch alle möglichen Szenarien irrt dabei ein elektrischer Mönch, der andauernd etwas anderes glaubt, mit seinem Pferd …
„Der Elektrische Mönch“ ist ein typischer Douglas-Adams-Roman. Ein allwissender Erzähler schildert die aberwitzige Geschichte. Die Figuren sind satirisch überzogen: der schusselige Professor eines altehrwürdigen Colleges, der alle möglichen Tricks anwendet, um sich eventuell interessierte Studenten vom Hals zu halten; der erfolgreiche New-Economy-Geschäftsmann, der von seinem Landhaus spricht, wenn er ein riesiges Anwesen auf dem Land meint; der Programmierer, der ein Elite-College absolviert hat und sich andauernd entscheidungsunfreudig von der Arbeit abhalten lässt; der unfähige Adlige, der eine Zeitung seines Vaters übernommen und diese völlig heruntergewirtschaftet hat. Jede Figur scheint nur aus lächerlichen Schwächen zu bestehen. Auch Institutionen und ihre Traditionen werden respektlos beschrieben. Die Räume des Colleges sind geschmückt mit den Porträts großer Absolventen der Lehranstalt, von denen Adams bemerkt, dass sie vielleicht alle zu ihrer Zeit auf denselben Backstein kotzten. Die ganze Welt wird in der Tradition des britischen Nonsens betrachtet. So erfährt der Leser zum Beispiel Überraschendes über Pferde und ihre Beziehung zum Reiter:
„Pferde haben immer sehr viel mehr kapiert, als sie sich anmerken ließen. Es ist kaum möglich, tagaus, tagein von irgendeinem anderen Geschöpf geritten zu werden, ohne sich eine Meinung darüber zu bilden.
Andererseits ist es durchaus möglich, tagaus, tagein auf einem anderen Geschöpf zu sitzen, ohne sich auch nur den leisesten Gedanken darüber zu machen.“
Wie schon in seiner Kultreihe „Per Anhalter durch die Galaxis“ entsteht bei Adams (1952-2001) der Witz sowohl aus der überzeichnet-respektlosen Darstellung von allem und jedem als auch aus der irrwitzigen Handlung. Ein unsinnige Dinge glaubender elektrischer Mönch setzt eine Kette von seltsamen Ereignissen in Gang, ein seit Jahrmillionen umherstreifender trauriger Geist treibt auf der Suche nach dem idealen Medium verschiedene Personen zu den merkwürdigsten Taten, ein Professor nutzt seine Zeitmaschine für dumme Zaubertricks und um Freunden einen Gefallen zu tun, und über die Quelle der Musik Johann Sebastian Bachs erfährt man Erstaunliches. Die skurrile Handlung erschließt sich dem Leser erst relativ spät, aber das ist bei einem Nonsens-Roman zu erwarten. Da der Roman mit Sprachwitz und absurden Ideen unterhält, ist die Nachverfolgbarkeit der Handlung auch Nebensache. Zahlreiche Anspielungen auf die Computerbranche und Coleridges Werke sorgen bei eingeweihten Lesern für zusätzliche Unterhaltung.
Wer sich für absurden Humor im Stil von Monty Python begeistern kann, trifft mit diesem Buch die richtige Wahl. Adams ist nichts heilig, wie seine schrägen Einfälle von der ersten bis zur letzten Seite beweisen. Vor allem der Sprachwitz macht das Buch für Leser, die für Absurd-Witziges offen sind, zur passenden Unterhaltungslektüre:
„Der Mond sah bleich und fahl aus, als sollte er in so einer Nacht eigentlich nicht auf sein. Er stieg unwillig auf und hing herum wie ein krankes Gespenst.“
Da fällt der unpassende zwischenzeitlich eingeführte Titel „Dirk Gently’s Holistische Detektei“ nicht weiter negativ ins Gewicht, denn die Figur des Detektivs Gently wird erst recht spät eingeführt. Der ursprüngliche deutsche Titel „Der Elektrische Mönch“ passte besser und wurde für diese letzte Auflage bei |Heyne| wieder aus dem Kohlenkeller hervorgekramt.
Taschenbuch: 284 Seiten
www.heyne.de
Maren Rhea Fanenbruck-Pelgrim