Amy Gentry – Wie du mir

Inhalt

Die junge Comedienne Dana Diaz begegnet nach einem missglückten Auftritt der IT-Spezialistin Amanda. Als Frauen in typischen Männerberufen klagen sie sich ihr Leid, denn beide sahen sich in der Vergangenheit häufig mit sexuellen Belästigungen oder Übergriffen konfrontiert. Lange haben sie dies einfach erduldet, jetzt wollen sie selbst für Gerechtigkeit sorgen. Sie schließen einen Pakt: Jede soll sich an den Gewalttätern der anderen rächen. Nach kurzer Zeit übertrumpfen sich die beiden Frauen in ihren Rachespielen, geraten in eine Spirale aus Gewalt, Betrug und Täuschung. Bis sich Dana irgendwann fragt, ob sie ihrer neuen Freundin eigentlich wirklich blind vertrauen kann. Und was, wenn nicht? Wäre es dann für einen Absprung aus dem teuflischen Spiel nicht schon viel zu spät…? (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

“Wie du mir” ist ein packender Thriller aus der Sicht einer Frau, die von mehreren Männern auf unterschiedliche Arten misshandelt wurde. Daraufhin hat sie ihr Selbstvertrauen sowie die Fähigkeit, Männern zu vertrauen verloren, sodass ihre beruflichen Ambitionen und ihr Liebesleben verkümmert sind. Sie ist innerlich tot, sie existiert nur noch, bis sie Amanda begegnet – die unterdrückte Gefühle in ihr aufwühlt…

Die Autorin bzw. die Erzählerin verschafft den Zuhörenden einen guten Einblick in die Lebens- und Leidensgeschichte von Dana. Ich konnte ihre Motive sowie ihr Verhalten fast immer nachvollziehen und fühlte mit ihr. Warum sollte man die zerstörerischen Taten toxischer Menschen hinnehmen, wenn man clever genug ist um sich beim “Wie du mir, so ich dir – Spielchen” nicht erwischen zu lassen? Dann gibt es keinen Grund Bullys ungeschoren davonkommen zu lassen, oder?

Alles beginnt mit einem kleinen Gefallen: Amanda rächt sich aus Eigeninitiative an einem von Danas Peinigern und verhilft ihr damit nebenbei zu einem vielversprechenden Achtungserfolg als Stand-Up Unterhaltungskünstlerin. Dana hat sich jahrelang eher schlecht als recht durch die Welt der Bühnenkomik geschlagen und musste einen Brotberuf als Verkäuferin von begehrtem Lifestyle annehmen– sie arbeitet in einem Schreibwaren- und Geschenkeladen.

Solche Kleinigkeiten machen die Stimmung für mich besonders: Die Autorin zerlegt die verschiedensten Beschönigungen – die, die den Protagonistinnen eingetrichtert wurden und auch solche, die sie sich selbst eingeredet haben – einsichtsvoll, geistreich sowie sensibel und schonungslos zugleich. Der schwarze Humor, der über vielen Begebenheiten schwebt, ist wirklich brillant und herrlich schräg!

Dann wendet sich das Blatt: Dana bekommt während eines Racheauftrags Angst vor ihrer entfesselten glühenden Wut und stellt fest, dass Amanda die Vergeltungsaktionen weitaus entschlossener sowie konsequenter angeht, als abgemacht. Zudem muss sie erkennen, sie weiß gar nicht wer Amanda wirklich ist…

Die Autorin

Amy Gentry ist freie Literaturkritikerin und unterrichtet in Austin, Texas, englische Literatur an einer High School. Außerdem engagierte sie sich mehrere Jahre lang als Ehrenamtliche in einer Organisation für Opfer sexueller Gewalt. Ihr Debüt „Good as Gone“ wurde zu einem internationalen Bestseller und erschien in über 20 Ländern. Ihr zweiter Thriller „Wie du mir“ erschien Anfang 2019 und erhielt ebenfalls international große Beachtung. Amy Gentry lebt mit ihrer Familie in Austin. (Verlagsinfo)

Die Erzählerin

Vera Teltz ist Schauspielerin und Synchronsprecherin. Nach ihrer Schauspielausbildung folgten Engagements am Staatstheater Braunschweig, am Volkstheater Rostock und am Maxim Gorki Theater Berlin. Sie spielte auch in verschiedenen Fernsehserien mit, wie beispielsweise »Kommissar Stolberg«, »Danni Lowinski« oder »Großstadtrevier«. Seit 2004 arbeitet sie auch als Synchronsprecherin für Produktionen wie »Fluch der Karibik«, »James Bond 007: Skyfall«, »Prometheus« und »The Mentalist«. (Verlagsinfo)

Ich find ihre junge, subtil raue sowie natürlich selbstbewusst klingende Stimme sehr angenehm und hierfür passend. Vera Teltz haucht der facettenreichen Geschichte gekonnt Leben ein und macht auch die Atmosphäre sowie die Charaktere greifbar. Ihre Art zu erzählen wirkt wunderbar mühelos ausdrucksstark.

Fazit:

Die erste Hälfte des Hörbuchs ist für meinen Geschmack ein bisschen langatmig und ausschweifend erzählt, dann wird es jedoch rasant, ereignisreich sowie richtig spannend. Die faszinierend verstörenden Hintergründe von Dana und Amanda werden häppchenweise aufgedeckt, zudem gibt es einige verblüffende Wendungen. Der lebendige Schreibstil, die außergewöhnlichen Protagonistinnen und die ausgeklügelte Handlung fügen sich schließlich zu einem unterhaltsamen, packenden Hörvergnügen zusammen.

Die Feministin in mir hat einen dicken, fetten Kritikpunkt: An einer Stelle berichtet Amanda entsetzt von dem lächerlichen Stundenlohn medizinischer Masseusen –gerade in einem Buch, in dem es um den Kampf gegen die Diskriminierung von Frauen geht, ist der Begriff Masseuse für meinen Geschmack problematisch. Selbst falls es sich um eine Massagetherapeutin handelt, die umsattelt und sexuelle Dienstleitungen anbietet, wäre das Wort Sexarbeiterin, meiner Meinung nach, in diesem Kontext passender.

Hörbuch Download: Ungekürzte Lesung, Laufzeit: 10h
Originaltitel: Last Woman Standing
Aus dem Englischen von Astrid Arz
ISBN-13: 978-3-8445-3230-2

www.penguinrandomhouse.de

Die Autorin vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)