Brown, Dan – Meteor

Mit seinem hochspannenden und rasanten Verschwörungsthriller [„Illuminati“ 110 gelang Dan Brown der Durchbruch, seitdem verkaufen sich seine Bücher blendend und werden gerade erst aktuell durch die Werke des neuen Papstes von den Spitzenplätzen der Bestsellerlisten verdrängt. Sein mitreißender Schreibstil ist es, der Browns Bücher zu einem besonderen Leseerlebnis macht, und auch die meist faszinierende Thematik, derer sich Brown bedient. In „Meteor“ rankt sich die gesamte Geschichte um einen Meteoriten, der mehr zu enthalten scheint, als auf den ersten Blick offenkundig wird …

_Schmutziger Wahlkampf_

In den USA herrscht Wahlkampf: Der karrierebesessene Senator Sexton tritt als Gegenkandidat gegen den amtierenden Präsidenten an, der durch seine kompromisslose Unterstützung für die NASA, die schon seit langer Zeit keine Früchte mehr getragen hat, langsam aber sicher ins Hintertreffen gerät. Genau an diesem Punkt setzt Sexton an, der die Verschwendung von Steuergeldern zu seinem heißesten Wahlkampfthema gemacht hat. Seine Tochter Rachel arbeitet im Weißen Haus für den amtierenden Präsidenten und weigert sich, auf Bitten ihres Vaters hin ihren Job aufzugeben. Das Vater-Tochter-Verhältnis ist ohnehin angespannt, da Sexton sogar den Tod seiner Frau für seine eigene Publicity genutzt hat und vehement die Affäre zu seiner Wahlkampfhelferin Gabrielle Ashe abstreitet. Mit seiner Kampagne gegen die NASA zieht er mehr und mehr die Wählerstimmen auf seine Seite, da die meisten amerikanischen Bürger kein Vertrauen mehr in die NASA haben und daher ihre Steuergelder nicht mehr in deren Händen wissen wollen. Doch Sexton hat einiges zu verbergen, denn wie finanziert er eigentlich seinen kostspieligen Wahlkampf?

Kurz nach einem Treffen mit ihrem Vater wird Rachel überraschenderweise zum Präsidenten bestellt, der sie in die Arktis fliegen lässt, um dort eine sensationelle Entdeckung für ihn zu bestätigen. Die in die Kritik geratene NASA konnte dort nämlich durch ein neuartiges Satellitensystem einen großen Meteoriten aufspüren, der bereits seit fast 300 Jahren im ewigen Eis steckt und mit einer kleinen Überraschung in seinem Inneren aufwartet. Um diese sensationelle Entdeckung für die ganze Welt zu verifizieren, hat der Präsident der USA nun einige unabhängige Wissenschaftler auf das Milne-Eisschelf geschickt. Mike Tolland, der sich mit einem Wissenschaftsmagazin im Fernsehen und seinen Filmen über die Unterwasserwelt einen Namen gemacht hat, ist einer dieser Wissenschaftler. Er ist auch derjenige, der die Fernsehdokumentation über den Meteoriten für die weitweite Publikation zusammengestellt hat. Schließlich tritt der Präsident mit der Neuigkeit über den Meteoriten, der noch eine weitere Überraschung in sich birgt, vor die Weltpresse.

Doch in der Arktis schweben Rachel und die anderen Wissenschaftler plötzlich in Lebensgefahr, weil eine Delta-Force-Einheit gewisse Informationen vertuschen will, die mit dem Meteoriten zusammenhängen. Welches Geheimnis umgibt den Meteoriten? Und wer hat die Delta-Force-Einheit in die Arktis geschickt, um den Meteoriten zu bewachen?

_Rasanter Wissenschaftsthriller mit Schwächen_

Erneut hat Dan Brown einen Pageturner vorgelegt, den man nur schwer aus der Hand legen kann. Sein Schreibstil erinnert mich stark an Michael Crichton, denn auch Brown hält sich nicht lange mit detaillierten Beschreibungen der handelnden Personen oder der Situationen auf, vielmehr konzentriert er sich auf das Wesentliche und verschwendet keine Worte. „Meteor“ ist in mehr als hundert sehr kurze Kapitel eingeteilt, sodass keine langen und langatmigen Szenen zu überwinden sind. Darüber hinaus ist Dan Browns Wortwahl einfach, sein klarer und knapper Schreibstil macht seine Romane immer wieder zu einem kurzweiligen (hier aber auch kurzlebigen) Leseerlebnis.

Dan Brown eröffnet in seinem Thriller verschiedene Handlungsstränge, die sich durch das gesamte Buch ziehen. Größtenteils bleibt der Leser bei Rachel, die sich auf der Flucht befindet, zwischendurch erzählen andere Kapitel aber auch mehr über Senator Sexton, seine Wahlhelferin Gabrielle und über Rachels Chef Pickering, die ihrerseits ebenfalls interessante Entdeckungen machen können. Wie gewohnt findet der Wechsel zwischen zwei verschiedenen Handlungsfäden immer an der spannendsten Stelle statt; Brown weiß natürlich, wie er seine Leser bei der Stange halten kann.

Doch ist der Spannungsaufbau in „Meteor“ nicht so gelungen wie in Browns kirchlichen Verschwörungsthrillern. Zwar bekommt der Leser nach und nach immer mehr Informationen über den gefundenen Meteoriten vorgeworfen und möchte dadurch immer dringender wissen, was genau eigentlich hinter dem Fund steckt, doch zeichnet sich zu schnell ab, dass mit dem Meteoriten etwas nicht stimmen kann, sodass das Überraschungsmoment schließlich ausbleibt.

Trotz des wissenschaftlichen Themas bleibt das Buch auch für Laien gut lesbar, da Fachvokabular im Zusammenhang erklärt wird und keine Fragen offen bleiben. Brown beweist hier erneut, dass er viel Recherchearbeit in seine Romane investiert, in „Meteor“ spart er nicht an Informationen zur Bestimmung nicht-irdischen Gesteins, sodass man auf diesem Gebiet durchaus noch etwas dazulernen kann.

Leider bleibt bei aller Rasanz die Figurenzeichnung auf der Strecke, da sich Brown keine Zeit nimmt, um seine Personen zu entwickeln. Stattdessen bedient er sich oftmals vieler Klischees, um seine leeren Figurhüllen mit Inhalt zu füllen. In „Meteor“ stehen außerdem zu viele Personen im Mittelpunkt des Geschehens, als dass jedem genügend Aufmerksamkeit gewidmet werden könnte. Zu viele Wissenschaftler reisen auf das Eisschelf, zu viele Figuren tauchen in der Rahmenhandlung auf. Auch über Rachel Sexton, die im Zentrum der Handlung steht, erfährt der Leser wenig Neues. Häufig wiederholt Brown sich, immer wieder spielt er auf ihr gestörtes Verhältnis zu ihrem Vater an und erwähnt mehrfach ihre Angst vor Wasser, doch tragen diese mageren Informationshäppchen kaum dazu bei, sich ein umfassendes Bild von Rachel machen zu können.

Obwohl ich Wissenschaftsthriller sehr gerne lese und die Thematik äußerst interessant finde, kann „Meteor“ meiner Meinung nach nicht die gleiche Faszination entwickeln wie „Illuminati“ oder auch „Sakrileg“. Browns inszenierte Schnitzeljagd durch Rom zur Zeit des Konklaves ist einfach unübertroffen und auch die Rätselsuche im Pariser Louvre, die schließlich in London endet, weiß deutlich mehr zu überzeugen als die Hetzjagd, die Brown in „Meteor“ veranstaltet. Zu unlogisch und unrealistisch sind hier die Wendungen, zu aussichtslos die Situationen, aus denen die guten Helden sich schlussendlich zumindest teilweise doch noch retten können. Der Autor kann kaum überraschen, da er sich lediglich der altbekannten Regeln einer solchen Verfolgungsjagd bedient, bei der nur ganz bestimmte Personen bis zum Ende überleben können.

Selbst vor logischen Fehlern bleibt dieser Roman nicht verschont, denn zwischendurch präsentiert uns Dan Brown wie gewohnt den Bösewicht, der zuvor offensichtlich zu der Gruppe der Guten gezählt wurde. Doch führt dies zu einigen Unstimmigkeiten, da der heimliche Bösewicht eine zeitlang mit den Guten zusammen gearbeitet hat und daher über ihre Pläne aufgeklärt ist, doch später muss er sich eines anderen Tricks bedienen, um seine Opfer ausfindig zu machen. Außerdem weiß ich nicht, wie Brown diese Zusammenarbeit begründen will, da dem Bösewicht kaum daran gelegen sein kann, seinen Gegnern zu helfen. Warum hat er es also doch getan?

Insgesamt schneidet „Meteor“ im Vergleich zu Browns Verschwörungsthrillern schlecht ab. Etwas bedauerlich finde ich, dass er nach seinem starken Kirchenthriller „Illuminati“ ein vergleichsweise schwaches Buch wie „Meteor“ geschrieben hat, da er zuvor bereits bewiesen hatte, dass er es besser kann. Auch fällt negativ auf, dass Dan Brown sich immer wieder des gleichen Strickmusters bedient; kennt man also einen Roman, so überraschen einen die Wendungen in Browns weiteren Werken nicht mehr. Dennoch bleibt „Meteor“ durchaus lesenswert und dürfte Fans von Wissenschaftsthrillern im Allgemeinen und Michael Crichton im Speziellen gut unterhalten. Das Buch ist kurzweilig und gut zu lesen. Mir persönlich fehlte etwas die Faszination, welche von den Geheimgesellschaften und der spannungsgeladenen Szenerie in „Illuminati“ ausging, bei „Meteor“ hat Brown leider nicht ganz so viel aus der an sich interessanten Thematik herausgeholt. Aufgrund der logischen Schwächen und der etwas vorhersehbaren Handlung kann „Meteor“ daher nicht vollkommen überzeugen.