Der englische Filmkritiker, Rundfunkreporter und Schriftsteller Gilbert Adair ist ein genauer Kenner der Werke Lewis Carrolls. Mit dem vorliegenden Buch lieferte er eine poetische Fortsetzung der beiden ersten beiden Alice-Bücher „Alice im Wunderland“ und Alice hinter den Spiegeln“. Etwas zeitgemäßer ist allerdings das neue Buch „Finsternis im Wunderland“ von Christina Henry.
Handlung
Den ganzen verregneten Winternachmittag (in Südengland fällt selten Schnee) lang versucht Alice schon, den Faden ins Öhr ihrer Nadel zu bringen. Doch immer scheint sich diese im falschen Moment am falschen Ort zu befinden. Erschöpft lässt Alice die Nadel sinken – oder soll sie es noch ein einziges, letztes Mal versuchen?
Diesmal führt sie die Nadel ganz nah ans Auge und kann nicht umhin, durchs Öhr zu schauen. Und plötzlich entdeckt sie dort eine liebliche Landschaft. Neugierig zwängt Alice erst den Kopf durchs Öhr, dann die Schultern und dann – verliert sie das Gleichgewicht und purzelt hinunter ins Land im Nadelöhr.
Wie in ihren anderen Abenteuern begegnet Alice auch hier einer Reihe wundersamer Gestalten: Da sind die siamesischen Zwillingskatzen, die nicht am Kopf, sondern am Schwanz zusammengewachsen sind (Siehe Titelmotiv); da ist der freundliche, alte Grindwal, der ständig seine eigene Autobiographie konsultiert; da sind die schwarze und die weiße Königin; das Walisische Kaninchen (Welsh Rarebit ist ebenso eine viktorianische Delikatesse wie die Mock Turtle Soup) und der italienische Frisör mit seiner Krokodilsschere und viele andere mehr…
Unterm Strich
Ebenso wie die Original-Alice sich mit vielen merkwürdigen Regeln auseinandersetzen musste, die die verzauberte Welt beherrschten, so spielen auch im Nadelöhr-Land geheime Regeln eine bedeutende Rolle. Sie spiegeln die merkwürdig erscheinende Welt der Erwachsenen wider und beleuchten sie in satirischem Licht.
Jenny Thorne hat zahlreiche und im Stil der Originalbücher gehaltene Zeichnungen beigesteuert. Eigentlich sollte man das Buch im Original lesen, um den Sprachwitz der Wortspiele und Gedichte komplett erfassen zu können, aber die vorliegende Ausgabe vermittelt immerhin einen ersten Eindruck von Adairs Leistung.
„Alice und das Land im Nadelöhr“ ist eine durchaus gelungene Fortsetzung von „Alice im Land der Wunder“ und „Alice hinter den Spiegeln“. Besonders die schönen Illustrationen von Jenny Thorne haben es mir angetan. Das Buch ist eine deutsche Erstveröffentlichung.
Taschenbuch: 153 Seiten
Originaltitel: Alice through the needle’s eye, 1984
Aus dem Englischen von Dieter H. Stündel
ISBN-13: 978-3442099016
www.randomhouse.de
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