Hanni Münzer – Honigtot

Worum gehts?

Die junge Felicity reist von Amerika nach Rom, um sich dort auf die Suche nach ihrer plötzlich verschwundenen Mutter zu machen. Was sie nicht erwartet, dass sie dort während ihrer Suche auf ein dunkles Familiengeheimnis stößt. In diesem Geheimnis spielen ihre Urgroßmutter Elisabeth und deren Tocher Deborah die Hauptrollen. Felicity führt es um Jahrzehnte zurück in eine schicksalhafte und dramatische Vergangenheit, die bis heute dunkle Schatten auf das Leben der Familie und somit auch auf das von Felicity wirft.

Inhalt

Die junge Amerikanerin Felicity steht kurz vor ihrer Abreise nach Kabul. Dort möchte sie zum Leidtragen für ihre Familie und beste Freundin Olivia, für eine Hilfsorganisation arbeiten. Doch wider aller Einsprüche ihrer Liebsten ist Felicity fest entschlossen, am nächsten das den Flieger nach Afghanistan zu nehmen. Dieses Vorhaben wird jedoch jäh zerstört, als ihr Vater sie völlig aufgelöst anruft und berichtet, dass ihre Mutter über Nacht nicht nach Hause gekommen sei. Da ihre Mutter Martha eine sehr fromme Person ist, die nicht zum ersten Mal in einen Glaubenswahn verfällt, geht Felicity zunächst davon aus, sie in einem nahegelegenen Kloster oder einer Kirche zu finden. Als dem nicht so ist, geht sie anderen Spuren nach, die sie nach Rom führen.

Vor Ort wird sie schon von Pater Simone erwartet. Er kann ihr tatsächlich weiterhelfen und hält ein Papierbündel für sie bereit. Dabei handelt es sich um Aufzeichnungen ihrer Urgroßmutter, die einst eine erfolgreiche Opernsängerin war. Feliciy nimmt sich diesen Selbstverfassten Roman zur Hand und taucht ein in eine lange zurückgelegene Vergangenheit. Sie findet sich im Jahre 1923 in München wieder, zur Zeit des beginnenden Zweiten Weltkrieges.

Bei diesem Roman handelt es sich um den Lebensbericht ihrer Urgroßmutter zu einer grausamen Zeit. Hitler versucht an die Macht zu kommen und ist gerade an einem ersten Putschversuch gescheitert. Die Politik ist in vollem Umbruch und die Menschen werden in verschiedene Gruppen kategorisiert, bei denen es für Juden und die nicht Arischen nur einen Ausweg gibt – den Tod.

Je länger sich Felicity mit diesen Aufzeichnungen auseinandersetzte, desto trauriger macht es sie zu wissen, was die Menschen und speziell ihre Vorfahren erleben mussten. Doch auf der anderen Seite lernt sie dadurch auch ihre eigene Mutter ein wenig besser zu verstehen und die Distanz, die ihre Beziehung immer dominiert hat, wird ein wenig geschmälert.

Mein Eindruck

Die Geschichte beginnt in der Gegenwart damit, dass Felicity gerade mehr oder weniger auf gepackten Koffern sitzt, um ihre Reise nach Kabul anzutreten. Nachdem dann jedoch urplötzlich ihre Mutter verschwindet und sie nach Italien aufbricht, nimmt die Autorin ihre Leser mit auf eine Zeitreise ins Jahr 1923. Dort verweilt man dann auch etwas über 400 Seiten, bevor man schlussendlich wieder in die Gegenwart zurückfindet.

Ganz ehrlich gesagt, hatte ich zu Beginn sehr große Probleme Zugang zu der Geschichte zu finden, so dass ich mich durch die ersten 100 Seiten quälen musste. Zwischenzeitlich habe ich auch gedacht, dass die Autorin es sehr wahrscheinlich nicht mehr schaffen wird, das Ruder nochmal rumzureißen. Die Beschreibung ist sehr zäh, politisch und etwas trocken. Nachdem ich mich durch das erste Viertel des Buchs gekämpft hatte, wurde ich auch prompt für mein Durchhaltevermögen belohnt, denn von jetzt auf gleich bekommt die Story Farbe und Tempo. Wobei ich zu dieser Zeit immer noch keine richtige Beziehung zu den Protagonisten aufbauen konnte. Diese blieben leider zunächst weiterhin etwas eindimensional, doch auch das sollte sich im Verlauf der Geschichte noch ändern.

Später kann man sagen, dass sich die Geschehnisse und Schilderungen sehr flüssig und leicht lesen lassen. Man könnte fast annehmen, dass nicht nur die Leser eine gewisse Zeit zum Einstieg brauchen, sondern die Autorin selber auch, denn je weiter die Geschichte voranschreitet, desto stärker wird sie. Sie hat sich außerdem ohne Frage ein wahnsinnig spannendes Thema zu einer sehr dramatischen Ära ausgesucht und braucht dadurch stellenweise kaum Worte um diese Dramatik zu vermitteln. Die damaligen Umstände sprechen für sich und sorgen für alles Nötige.

Fasziniert hat mich die Tatsache, dass man die ganze Geschichte durchweg merkt, wie gut die Autorin recherchiert hat und sich mit der damaligen Zeit auskennt. Man könnte meinen, dass man in ihrer Vita auf ein vorangegangenes Geschichts-Studium trifft. Eine Geschichte so gut herüberzubringen funktioniert natürlich nur dann, wenn man sich selber sehr für ein Thema interessiert, zumal es über die Kriegszeit ja wirklich viel Buch- und Filmmaterial gibt, so dass man auch schnell einen Fehltritt begehen kann. Doch in dieser Hinsicht gibt es keinerlei Kritikpunkte für die Autorin.

Fazit

Jetzt, zum Ende kann ich sagen, dass es sich wirklich um ein sehr ergreifendes, tolles Buch mit einer Message an alle starken Frauen handelt. Leider ist meiner Meinung nach der Einstieg ein wenig holprig, so dass die Geschichte mich nicht von Anfang an gepackt hat. Auch wenn dies später wieder wettgemacht wurde, so ist meines Erachtens nach der Anfang eines Buches mit das Wichtigste. Schafft es ein Schriftsteller seine Leser gleich zu Beginn mitzunehmen, so kann im Laufe eines Buches nicht mehr allzu viel passieren.

Doch ist das auch der einzige Knackpunkt dieses Buchs und darauf sollte man nicht zu lange herumreiten. Lieber sollte man erwähnen, dass die Autorin es die restlichen 400 Seiten schafft, ihre Leser ganz selbstsicher und souverän durch eine schwierige Zeit zu führen, was ganz sicher kein Zuckerschlecken ist.

Über die Autorin

Hanni Münzer, geboren in Wolfratshausen, hatte schon immer eine lebhafte Phanatasie (zum Leidwesen von Eltern und Lehrern) und verschlang bereits als Sechsjährige jedes Buch. Sie absolvierte ein Highschool-Jahr in Seattle, lebte in Stuttgart und Rom, hatte zwischenzeitlich ein Antiquitätengeschäft und arbeitete dann zwölf Jahre als Vorstandssekretärin bei einem großen Mietwagen-Unternehmen. Heute widmet sie sich nur noch ihrer Familie – und dem Schreiben. Mit Mann und Hund lebt sie in Oberbayern. (Verlagsinfo)

Taschenbuch: 480 Seiten
ISBN: 3492307253

www.piper.de
hannimuenzer.com

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