Hannah-Marie Heine – Tausendfühler Lars

Worum geht’s?

Lars hört, riecht und spürt manchmal so viel, dass er sich auf einmal ganz unwohl fühlt. Lars ist nämlich ein Tausendfühler – er nimmt ganz viel in seiner Umgebung wahr und macht sich über all diese Dinge Gedanken. Zum Beispiel wohin der Mond geht, wenn man ihn nicht mehr sieht, oder warum manche Menschen so ein ernstes Gesicht machen.

Am wohlsten fühlt Lars sich bei seinem Opa, der versteht ihn.

Inhalt

Lars‘ Mama kommt gerade vom einkaufen zurück und hat Lars einen neuen Pullover in seiner Lieblingsfarbe mitgebracht. Nachdem Lars ihn angezogen hat, stellt er fest, dass die Wolle ganz kratzig ist. Er zieht ihn aus und schiebt ihn seiner Mama mit den Worten „Viel zu kratzig“ entgegen. Zuerst ist die Mama überrascht und schon bald folgt dieser die Enttäuschung über Lars Verhalten, schließlich ist der Pullover ihrer Meinung nach doch ganz weich. Obwohl es Lars weh tut, seine Mutter so zu sehen, kann er den Pullover trotzdem nicht anziehen.

Gott sei Dank darf er am Nachmittag seinen Opa in seinem Geräteschuppen besuchen. Dort fühlt er sich rundum wohl und alles ist genauso, wie Lars es gerne mag. Lars‘ Opa macht es sich immer so richtig schön und er versteht Lars auch – also so richtig. Mit Opa kann Lars über alles reden.

Am nächsten Tag feiert Klara im Kindergarten ihren Geburtstag. Lars freut sich eigentlich, doch er findet Kindergeburtstage auch oft ganz schön laut. Eigentlich sogar zu laut, wenn es nach ihm geht. Obwohl der Tag ganz schön beginnt, passiert plötzlich ganz viel um ihn herum. Klara zieht ihn zum Maltisch, die Erzieherin verteilt Malkittel, die anderen Kinder matschen mit Farbe und eine Fliege schwirrt die ganze Zeit um Lars herum. Er merkt, wie seine Augen feucht werden und er nicht mehr weiter weiß. Er sehnt sich in Opas Geräteschuppen.

Doch dann kommt ihm eine andere Idee. Nachdem er einige Kissen und Decken zusammengeklaubt hat, baut er sich eine stille Höhle. Die Dunkelheit um ihn herum gibt ihm sofort ein besseres Gefühl. Doch während er so in seiner Höhle sitzt, fragt er sich plötzlich selbst, warum er so ist. Und warum den anderen Kindern das Ganze nicht zu viel ist. Und dann fühlt er sich auf einmal ganz allein auf der Welt.

Mein Eindruck

Bestimmt ist jeder schon mal auf das Wort „Hochsensibilität“ gestoßen. Doch was steckt eigentlich genau dahinter? Wie fühlen sich Leute, die viel mehr wahrnehmen als andere?

Dieses Buch beschäftigt sich auf eine ganz liebevolle Art mit diesem Thema und erklärt in kindlicher Sprache, was sich in den Köpfen von den sogenannten Tausendfühlern abspielt. Diese Menschen sind nämlich keineswegs alleine und erst recht nicht komisch oder schlimmer noch falsch. Viel mehr sind es ganz normale, liebenswerte Mitmenschen, die eben eine Besonderheit haben – sie tragen nämlich ganz viele Gefühle in sich. Das hat mir besonders gut an dem Buch gefallen.

Die Illustration werden einem Kinderbuch gerecht. Die verschiedenen Emotionen werden gut dargestellt und sind auch für (kleinere) Kinder auf den ersten Blick ersichtlich. Diese Tatsache und der liebevolle Text macht „Tausendfühler Lars“ zu einem gut verständlichen Kinderbuch mit einem ziemlich wichtigen Thema.

Menschen, mit dieser besonderen Eigenschaft haben es nämlich ziemlich häufig gar nicht leicht. Ihr Verhalten wird von der Umgebung missverstanden und vielleicht sogar als Ablehnung gedeutet – so zum Beispiel in der Situation mit Lars‘ Mama und dem kratzigen Pullover.

Dieses Buch ist also zum einen eine Rückenstärkung für betroffene Persönlichkeiten selbst, als auch ein Augenöffner für deren Umgebung.

Über die Autorin und den Illustrator

Hannah-Marie Heine, geboren 1991 in Freiburg, ist Heilpädagogin, Kinderbuchautorin und entwickelt Materialien für Therapie und Elternarbeit. Aktuell befindet sie sich in der Ausbildung zur Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin am ZPP in Heidelberg und arbeitet in einer Frühförderstelle.

Heribert Schulmeyer ist Kinderbuchillustrator und lebt in Köln. Er arbeitet u. a. für Oetinger und Ravensburger. (Verlagsinfo)

Fazit

Unser schnelllebiger, stressiger Alltag fällt nicht jedermann gleich leicht. Während die einen eine recht hohe Belastungsgrenze haben, fühlen andere sich schneller überfordert oder und Druck gesetzt. Wichtig ist, dass es kein richtig oder falsch gibt. Jeder Mensch ist anders, aber jeder ist so wie er ist. Manche sind angepasst und manche passen eben in kein vorgeformtes Schema.

„Tausendfühler Lars“ ist ein wirklich tolles (Aufklärungs-)Buch, das ich sowohl Betroffenen als betroffenen Angehörigen wärmstens empfehlen kann.

Gebunden: 40 Seiten
ISBN: 978-3867391313

www.balance-verlag.de

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