Dmitry Glukhovsky – Outpost: Der Posten

Russland in der nahen Zukunft. Nach dem Krieg sind ganze Landstriche verseucht, die Flüsse vergiftet. Die einzelnen Städte haben kaum noch Kontakt zur Regierung in Moskau. Schon seit Jahren harrt Jegor im Außenposten in Jaroslawl aus. Sein Stiefvater Polkan, der Kommandant des Postens, macht ihm das Leben schwer, und die schöne Michelle interessiert sich nicht für ihn. Jegor träumt von der Welt jenseits der Eisenbahnbrücke, auf der anderen Seite des Flusses. Doch schon seit Jahrzehnten ist niemand mehr über diese Brücke gekommen. Bis heute …
(Verlagsinfo)

Zumindest dem Namen nach wird man als genreaffine Lesenden nicht an Glukhovsky vorbeigekommen sein, wurde doch seine Romanreihe um die Moskauer Metro in einer postapokalyptischen Welt mit zahlreichen Preisen überhäuft und entwickelte sich zu einem Hype. Diverse Romane später entwirft er nun mit Outpost neuerlich eine postapokalyptische Situation im Moskauer Raum, diesmal und vorerst zwar unter freiem Himmel, aber gleichfalls in giftiger Umwelt. Hier liegt der letzte Posten der noch zivilisierten russischen Welt an einer der wenigen nach dem Krieg noch erhaltenen Brücken über die Wolga, deren Wasser von tödlichem Gift verseucht sind, so dass sich die Brücken auch ohne Gasmasken ob der Gase und Nebel, die vom Fluss aufsteigen, nicht überqueren lassen. Und tatsächlich ist bei unserem Eintreffen an diesem Vorposten seit vielen Jahren niemand mehr über die Brücke gekommen. Was verbirgt sich jenseits der Wolga? Ist dort alles totes Land voller unaussprechlicher Monster, oder floriert dort womöglich das wiedererwachte Leben, während die Reste der alten Menschheit sich hinter giftigem Nebel verschanzen?

Outpost im Überblick:

Der Posten (2021)
Der Aufbruch (2022)

Der Autor

Dmitry Glukhovsky<, geboren 1979, hat internationale Beziehungen in Jerusalem studiert und als Journalist für den englischsprachigen Fernsehsender „Russia Today“ gearbeitet. Er spricht fließen Englisch, Deutsch, Französisch und Hebräisch. Mit seinem Debütroman Metro 2033 landete er auf Anhieb einen Bestseller. Glukhovsy lebt in Moskau und Barcelona.

(Verlagsinfo)

Wir folgen den Augen zweier junger Menschen in dieser lebensfeindlichen Umgebung, die jeweils eine eigene Perspektive einnehmen. Und nachdem wir die Ausgangslage friedlich vorgeführt bekamen, kommt schließlich doch jemand über die Brücke, dessen Zustand insgesamt für den Fortgang des Romans einen ausschlaggebenden Hinweis birgt. Ab jetzt entwickelt Glukhovsky die Situation langsam in eine unangenehme Richtung, erst durch das Aufeinanderprallen zweier unterschiedlicher Anschauungen unter den letzten Menschen des neuen Moskowien, dann durch die alternativlose Manifestation irrgläubiger Religiosität in dieser Endzeitwelt. Trotzdem liest sich das Buch weiterhin wie ein Jugendroman, es kommt nicht zu den üblichen Übergriffen dieses Genres.

Doch leise schleicht eine Vorahnung mit, dass sich hier nichts zum Guten wenden wird. Diese den oberflächlichen Fatalismus vernebelnde Stimmung lässt auch den Ausgang des Romans dann hinnehmen, obwohl sich Glukhovsky hier nach allerlei undeutlichen Vorzeichen doch recht plötzlich aus der Deckung wagt und eine explodierende Situation erzählt, die jenseits jeder Erwartung ist. Zumindest dieses letzte Fünftel des Romans ist dann auch nichts mehr für empfindsame Gemüter. Glukhovsky lässt ein psychologisches Virus frei, eine Idee, die bei ihrem Erblühen erst völlig absurd wirkt, jedoch durch die intensive Erzählung an Substanz gewinnt und aus dem ersten Unglauben heraus uns Lesende wieder in den Sog der Akzeptanz zieht. Er hört nicht wieder auf, lockert dieses Bestiarium nicht, sondern treibt die Idee konsequent und blutig vor sich her.

So bleibt nach der Entwicklung einiger doch reichlich plakativ skizzierter Charaktere und einer sich nur langsam entwickelnden Handlung über weite Strecken des Buches, gefolgt vom unerwarteten Finale, ein zumindest zwiespältiger Eindruck. Sehen wir hier die Exposition einer Romanreihe, oder steht dieser kurze Roman als Schlaglicht einer neuartigen Apokalypse für sich allein, was ihm durchaus gut entsprechen würde? Tatsächlich ist bei Heyne bereits der Folgeband „Der Aufbruch“ für November diesen Jahres angekündigt. Das ist ob des Endes dieses Buches ein Detail, dass man sich merken kann. Insgesamt ist dies ein Roman, der durchaus einigen Eindruck hinterlässt und mittels einiger starker Bilder zeigt, wozu auch unauffällige Menschen in Bedrängnis in der Lage sein können – und dass es sich lohnt, die eigene Menschlichkeit zu bewahren.

Gebundene Ausgabe, 416 Seiten
Deutsche Erstausgabe
ISBN 9783453321779
11. Oktober 2021
Originaltitel:
Outpost / ПОСТ
Deutsch von Jennie Seitz und Maria Rajer
Das Buch beim Verlag
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