Hans Rosenfeldt – Wolfssommer

Im schwedischen Haparanda nahe der finnischen Grenze wird ein toter Wolf gefunden. Die nähere Untersuchung fördert Gruseliges zutage: Im Magen des toten Wolfes finden sich menschliche Überreste. Als die Polizisten der Route des Wolfes folgen, finden sie tatsächlich einen toten Mann und die Spuren eines Unfalls. Was ist hier vorgefallen? Wollte jemand einen Unfall vertuschen und die Leiche an die Seite schaffen?

Tatsächlich kam durch den Tod des Mannes ein großer Drogendeal nicht zustande. So rücken verschiedene Kriminelle an nach Haparanda, um ihr Geld und ihre Drogen wiederzubeschaffen. Allen voran die russische Killerin Katja, die auf ihrem Weg über mehrere Leichen geht, aber doch auch immer wieder schwere Fehler macht.

Doch wo ist das Auto des toten Mannes? Und wo sind Geld und Drogen abgeblieben? Auf dem Drogenmarkt tauchen die Drogen nicht auf. Noch nicht…

Leitende Polizistin vor Ort ist Hannah Wester, die zunächst im Dunkeln tappt und mit Sorgen in ihrem Privatleben mehr als genug beschäftigt ist. Ihre Ehe scheint abgekühlt, ihr Mann zieht sich immer mehr von ihr zurück und weist sie mehrfach ab. Hat er eine Geliebte? Hannah jedenfalls hat eine Affäre mit ihrem deutlich jüngeren Vorgesetzten. Und sie hat ein trauriges Geheimnis aus ihrer Vergangenheit, über welches der Leser erst sehr spät mehr erfährt.

Wie gehören all diese Fäden zusammen?

Auf der Spur des Wolfes

Sehr früh erfährt man, dass durch den Tod des Mannes ein großer Drogendeal gescheitert ist, der nun auch eine russische Profi-Killerin nach Haparanda bringt, die Geld und Ware wiederbeschaffen soll. Allerdings ist Katja nicht die einzige, die den Drogen auf der Spur ist.

Als Leser erfährt man nicht allzu spät, was in einer schicksalhaften Nacht passiert ist und dass es tatsächlich einen Unfall gegeben hat und die dafür Verantwortlichen nun nicht nur Drogen und Geld beiseite bringen, sondern auch den verdächtigen Wagen loswerden müssen. Aber auch ihr eigenes Auto ist durch den Unfall zu Schaden gekommen und muss entsorgt werden. Gelingt dies ohne Spuren?

All dies spielt sich in Hannah Westers direkter Bekanntschaft ab, ohne dass sie etwas davon ahnt. Der Leser bekommt hautnah mit, wie nah dran die Polizei ermittelt, ohne aber zu ahnen, wie nah sie den Verantwortlichen ist. Das ist durchaus interessant, aber irgendwie auch verwirrend.

In dieser Geschichte scheint irgendwie jeder mit jedem verwandt oder zumindest bekannt zu sein – manche Bekanntschaften sind dabei auch im Gefängnis entstanden. Die handelnden Figuren haben dadurch zu einem größeren Teil eine mehr oder weniger dubiose Vergangenheit, und sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie neben ihrem eigenen Namen auch noch verschiedene Spitznamen oder Abkürzungen haben. Ich empfand das als sehr verwirrend, weil ich manchmal fast den Faden verloren habe, von wem nun eigentlich die Rede ist, weil immer verschiedene Namen bzw. Spitznamen verwendet wurden.

Im Mittelpunkt steht Hannah Wester, die ich als recht unnahbar kennengelernt habe. In ihrer Vergangenheit hat es einen schweren Schicksalsschlag gegeben, über den man sehr spät etwas erfährt und dann tatsächlich auch schockiert ist. Etwas fragwürdig fand ich ihre Sorge um ihre eigene Ehe, während sie selbst doch schon seit einiger Zeit mit ihrem jüngeren Chef eine Bettgeschichte am Laufen hat. All dies macht sie nicht unbedingt sympathisch. Ich bin in der ganzen Zeit nicht so recht warm geworden mit ihr.

Geplatzter Deal

Die ganze Geschichte dreht sich eigentlich um einen Drogendeal, der durch den Unfall vereitelt wurde, und dann die anschließende Frage nach dem Verbleib von Geld und Drogen. Und diese Geschichte dreht sich auch immer wieder im Kreis. Als Leser weiß man früh, wer beides im Besitz hat und wo er es versteckt und was er damit vorhat. Das nimmt der Geschichte etwas Spannung. Und da die fraglichen Personen auch nicht wirklich Sympathieträger sind, hat man als Leser auch wenig Mitleid, als schlussendlich auch Katja auf die richtige Spur kommt.

In diesem Buch ist der Funke irgendwie nie so richtig übergesprungen. Der Plot beginnt interessant mit dem Fund der menschlichen Überreste im Wolfsmagen. Aber wie sich alles entwickelt, lässt einen beim Lesen ziemlich kalt. Auch einen echten Spannungsaufbau habe ich vermisst.

Interessant fand ich einzig die Frage, was in Hannahs Vergangenheit geschehen ist und was mit ihrem Mann los ist. Und tatsächlich wird einiges davon wohl auch erst im nächsten Buch erklärt werden, denn was Hannahs Vergangenheit betrifft, bleibt das Buch in einem Punkt offen. Das macht durchaus etwas neugierig auf den Nachfolger.

Unter dem Strich

Insgesamt fand ich das Buch leider nur mittelmäßig und längst nicht so spannend wie die Fälle, die Hjorth und Rosenfeldt gemeinsam geschrieben haben. Die Geschichte lässt den Leser erstaunlich kalt, und selbst die Morde, die auf dem Weg zur Aufklärung noch geschehen, betreffen ihn nicht so richtig. Das Buch beginnt vielversprechend und endet auch vielversprechend, aber der gesamte Mittelteil schwächelt leider stark.

Gebundene Ausgabe: 480 Seiten
ISBN-13: 978-3785725450
Verlag Wunderlich

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