Bernhard Hennen / James Sullivan / Katia Semprich – Die Elfen (Lesung)

Stark gekürzt: Elfen auf Dämonenjagd

Dies ist das Abenteuer der Elfen Farodin und Nuramon, die in den Kampf gegen einen Dämon ziehen – und erfahren müssen, dass das Schicksal der Elfenwelt in ihren Händen liegt. Menschen fürchten sie wegen ihrer scheinbaren Kaltherzigkeit, Zwerge meiden sie wegen ihrer Überheblichkeit, Trolle sehen in den sagenumwobenen Wesen eine schmackhafte Beute, die es zu erjagen gilt. Doch wie sind die Elfen wirklich? Und was ist ihre Bestimmung? Es ist eine Reise durch 300 Jahre Elfengeschichte, ganz in tolkienscher Tradition.


Der Autor

Bernhard Hennen, 1966 geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Asiatische Altertumskunde. Mit dem Auftakt zu seiner atemberaubenden Elfensaga, „Die Elfen“, stürmte der Autor zahlreicher phantastischer und historischer Romane in kürzester Zeit die Bestsellerlisten und schrieb sich an die Spitze der deutschen Fantasy-Autoren. Bernhard Hennen lebt mit seiner Frau und seiner Tochter in Krefeld.

Der Sprecher

Hans Peter Hallwachs, Jahrgang 1938, studierte an der Fritz-Kirchhoff-Schauspielschule in Berlin. Von 1963 bis 1967 arbeitete er in Bremen bei Kurt Hübner und spielte Rollen in zahlreichen Inszenierungen von Peter Zadek. Unter der Regie von Hans Hollmann spielte er die Titelrolle in Peter Weiss’ „Hölderlin“ und an den Münchener Kammerspielen in der Inszenierung von Dieter Dorns „Faust“. Hans Peter Hallwachs spielte große Rollen auch bei den Salzburger Festspielen, den Luisenburg-Festspielen und wirkte in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mit.

In Andrew Taylors „Die vier letzten Dinge“ ist er als Erzähler zu hören. In J. R. R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“ spricht er den Aragorn, in Per Olov Enquists „Der Besuch des Leibarztes“ den Erzähler.

Hallwachs liest eine von Katia Semprich gekürzte und von den Autoren genehmigte Lesefassung. Regie führte Otto Strecker, für die Aufnahmetechnik war Ahmed Chouraqui vom On Air Studio, Berlin, zuständig. Das Booklet umfasst acht Seiten. Mehr Details dazu weiter unten.

Zum Hintergrund ist ein Blick auf den Abschnitt meiner Rezension mit der Überschrift „Das Booklet“ hilfreich.

Handlung

Der Steinkreis

Die vier fjordländischen Jäger aus dem Dorf Firnstayn stoßen im verschneiten Winterwald auf einen aufgebrochenen, toten Elchbullen. Mandred Torgridson, dem Jarl (ein jährlich gewählter Häuptling) von Firnstayn, kommt die Sache verdächtig vor. Welches Raubtier treibt in diesen Wäldern neuerdings sein Unwesen? Da bricht ein Schemen aus dem nahen Gebüsch hervor, und der Jäger Gudleif bricht mit aufgerissenem Hals zusammen.

Das Wesen ist riesig, ein Mann mit einem Eberkopf, grauschwarz, mit Hufen statt Füßen, und dann diese enormen Hauer! Mandred will es aufspießen, doch er wird zur Seite geschleudert, und gleich darauf sterben seine zwei Freunde. Mandred, schwer am Oberschenkel verletzt, sieht eine hauchdünne Chance, sein Leben zu retten und sein Dorf zu warnen. Dort lebt seine Frau Freya, die ein Kind erwartet. Doch um zu überleben, muss er den verfluchten Steinkreis betreten.

Die stehenden Steine bilden einen Kreis, der nur von Narren oder in der Not betreten werden darf, denn in seiner Mitte befindet sich neben einem Holzstoß für ein Signalfeuer auch ein Tor, das in eine andere Welt führt. Ob in die Zerbrochene Welt oder nach Albenmark, darüber macht sich der verblutende Mann im Moment keine Gedanken, denn der Manneber verfolgt ihn. Mandred taumelt in den Kreis, betet zu allen Göttern und stürzt dort zu Boden.

Albenmark

Er erwacht unter einer riesigen Eiche, und gerade beugt sich ein Schemen über ihn. Ist es der Manneber?! Nein, nur ein Elfenkrieger. Da stellt Mandred fest, dass er von den Wurzeln der Eiche über ihm gefesselt ist. Der Elf erklärt ihm, dies sei Atta Aikhjarto, und sie sauge das Gift des Frostes aus ihm heraus, der durch die Pforte nach Albenmark getaumelt sei. Die Eiche gebe ihm etwas von ihrer Kraft ab, und wer weiß, was daraus erwachsen könne. Und obwohl sich Mandred zunächst für von den Göttern verflucht hält, wird er geheilt. Er bedankt sich bei dem Baum und schwört ihm Beistand, wie es sich gehört. Als Zeichen der Anerkennung fällt eine Eichel vor seine Füße, die er an sich nehmen darf. Wer weiß, wozu er dieses Geschenk noch gebrauchen kann.

Auf dem Kentauren Aigilaos reitet Mandred über die bewachte Brücke Shalyn Falah ins Elfenreich, denn die Königin wünscht ihn zu sehen und seinen Bericht zu hören. Es kommt schließlich nicht jeden Tag vor, dass ein Mensch aus der Anderen Welt vor die Wurzeln Attas fällt. Der Schwertmeister und Brückenwächter Ollowain führt Mandred zur Elfenburg. Der Haushofmeister Alvias begrüßt Mandred und führt ihn in einen Saal aus hohen Bäumen. Ein Dach gibt es nicht. Die Frauen unter den Elfen sind Mandred einfach zu mager, sie sehen wie Knaben aus, auch in ihren feinen Gewändern. Sein Blick ist kritisch, denn er ist wütend.

Die Elfenburg

Königin Emerelle sitzt alterslos auf einem schönen Thron, neben ihr steht eine wassergefüllte Schale mit Wasser, in der sie ab und zu Bilder erblickt, die sie heraufbeschwören kann. Emerelle ist eine mächtige Zauberin, die in direkter Linie von den Urahnen abstammt, den Alben, die die drei Welten schon vor langer Zeit verlassen haben. Sie bittet Mandred, sein Begehr vorzubringen.

Das lautet ganz einfach: Er verlangt Blutgeld. Schließlich sei der Manneber aus der Welt der Elfen gekommen und habe drei gute Männer seines Dorfes auf bestialische Weise getötet. Die Elfen seien für diese Morde verantwortlich. Dafür müsse es Wiedergutmachung in Form von Blutgeld geben – oder Krieg. Die Königin ist ungerührt. Ein Manneber? Ein solches Wesen gebe es nicht. Und schon gar nicht in Albenmark. Er muss der Königin glauben und bittet sie um Beistand gegen das Untier.

Null problemo, solange er ihr dafür etwas gebe. Und was könnte das sein? Sein erstes Kind! Wozu? Es soll ein Band zwischen Elfen und Menschen knüpfen, dafür werde es bei den Elfen aufwachsen und könne später zu den Menschen zurückkehren. Weil Emerelle ihm nicht sagt, wo hier der Haken versteckt ist, und weil er an das Wohlergehen seiner Freunde und Anvertrauten denken muss, sagt Jarl Mandred zu. Sobald der Manneber tot sei, gehöre sein Kind ihr. Gebongt.

Elfenjagd

Emerelle ruft zur Elfenjagd. Sieben herausragende Elfenkrieger sollen den Menschen begleiten, darunter auch Ollowain, den Mandred bereits kennt. Farodin kennt er noch nicht: einen Albenfürsten, der sich schon vor Jahrhunderten in Schlachten gegen die Trolle auszeichnete. Doch was ist das Geheimnis dieses Kriegers, der nie über seine Vergangenheit spricht? Kaum jemand weiß, dass er der Henker der Königin ist. Sie gibt ihm einen Geheimauftrag auf den Weg: Sollte sich der Mensch als Betrüger erweisen, so sei er zu töten.

Der zweite wichtige Krieger ist Nuramon, der im Unterschied zu Farodin über die Kräfte eines Zauberers gebietet. Die Königin zeichnet ihn dadurch aus, dass sie ihm das Schwert einer legendären Kriegerin mitgibt. Farodin und Nuramon lieben beide die Elfin Noroelle, doch sie hat noch nicht gewählt, denn ein jeder hat seine Vorzüge – und unbekannten Seiten. Sie verspricht ihnen aber, nach ihrer Rückkehr von der Elfenjagd einen von ihnen zu ihrem Gatten zu erwählen. Sie gibt ihnen je einen ihrer zauberkräftigen Talismane mit. Was Noroelle nicht weiß: Sie trägt die Seele Aileens, der vor 700 Jahren in den Trollkriegen getöteten Geliebten Farodins. Natürlich kann er ihr das nicht sagen. Sie will schließlich um ihrer Selbst willen geliebt willen und nicht als eine Reinkarnation.

Die Menschenwelt

Kaum reiten die Jäger in die Menschenwelt, werden sie bereits angegriffen. Der Manneber hat sie erwartet, gerade so, als kenne er sich mit Elfen bestens aus. Der Kentaur und eine Elfe sterben. Ollowain erkennt zu spät: Es ist ein Devanthar, ein Dämon aus der alten Zeit, als die Elfen fast alle Devanthare ausgerottet hatten. Der Dämon ist ein Meister der Täuschung und nur schwer zu besiegen. Das Wesen fordert sie heraus, sich ihm in einer Eishöhle auf einem hohen Gipfel zu stellen. Dort oben hat er für sie eine Falle aufgestellt …

Der Wechselbalg

Unterdessen erhält Noroelle in ihrer Kemenate einen Besuch, den sie sich nie erträumt hätte. Es fällt ihr schwer zu unterscheiden, ob es ein Traum ist oder Wirklichkeit. In der Welt einer Zauberin geht das eine ins andere über. Sie ist entzückt, als ihr lieber Nuramon zum ersten Mal ihre Hand fasst, doch was er sagt, versetzt ihr einen Schlag: alle Elfenjäger seien tot und er selbst nur der Geist eines Toten. Zärtlich entkleidet er sie und legt sich zu ihr … Danach ist er verschwunden, und er muss wohl die Wahrheit gesprochen haben. Aber wenig später stellt sie zu ihrer Überraschung fest, dass ihr Nachthemd auf dem Boden liegt und sie guter Hoffnung ist.

Die Elfenjäger sind nach einem Jahr immer noch nicht zurück, und Noroelle gebiert ihr Kind in Albenmark. Der Junge ist wunderschön, und sie liebt ihr Kind auf den ersten Blick, auch wenn der Kleine seltsamerweise keine spitzen Ohren hat, wie es sich für einen Elfen gehört. Als sie ihn Emerelle zeigt, sagt die Königin, dies sei kein Elfenkind und lässt sich die Umstände der Empfängnis berichten. Es ist, wie sie befürchtet hat. Der Devanthar hat sich in Nuramons Gestalt zu Noroelle geschlichen und mit ihr einen Wechselbalg gezeugt: eine Frucht des Bösen. Emerelle verhängt das Todesurteil über das Kind.

Der erste Verrat

Doch die liebende Mutter Noroelle schützt ihr erstes Kind mit ihrem Leben und flieht in die Menschenwelt, um es dort einem Bauernpaar vor die Tür zu legen. Als sie daheim gefangen genommen wird, weigert sie sich, den Verbleib des Kindes preiszugeben und wird für ihren Hochverrat mit Verbannung ins ewige Exil bestraft, an einen unbekannten Ort in der Zerbrochenen Welt, zu dem die Königin das Tor zerstört. Hier gibt es für die Verräterin keine Wiedergeburt, und ihre Einsamkeit wird grenzenlos sein.

Emerelle hat in ihrer Silberschale die wahre Herkunft des Kindes entdeckt und ahnt voraus, dass daraus nichts Gutes entstehen wird. Vielleicht bald, vielleicht erst in hunderten von Jahren wird es zur Entscheidungsschlacht zwischen Elfen und Devantharen kommen, und dann kann nur eine Allianz zwischen allen Kindern der Alben gegen den Feind bestehen.

Mein Eindruck

Wie kann man 900 Seiten Buch in einem Hörbuch umsetzen – das ist eine der Kardinalfragen, die sich jedem Verlag bei der Realisierung der neueren deutschen Fantasy stellt. Auch „Die Zwerge“ von Markus Heitz ist ja ein gewichtiges Werk von nur geringfügig weniger Seiten. Bei „Die Elfen“ drängt sich der Vergleich mit „Die Zwerge“ geradezu auf, und nicht nur, weil beide Hörbücher im Abstand weniger Wochen auf den Markt gekommen sind.

Zwei Lösungen

Die beiden Audiobooks zeigen die zwei Alternativen auf. „Die Zwerge“ wählt die lange Lösung: Der Text ist zwar gekürzt, aber so behutsam, dass noch 14 Stunden Lesung übrig bleiben. Wie ich geschrieben habe, hat Johannes Steck eine fulminante Performance hingelegt, die Spaß macht und den Zuhörer fesselt. Der einzige Haken dabei: Das Hörbuch kostet rund 15 Euronen mehr als „Die Elfen“, nämlich knapp vierzig Euro.

Bei „Die Elfen“ hat der |Hörverlag| die kurze Lösung gewählt: Die Lesung ist lediglich siebeneinhalb Stunden lang, also etwa die Hälfte von „Die Zwerge“. Das Ergebnis bietet dem Hörer sowohl Vor- als auch Nachteile. Dass es billiger ist, wurde bereits erwähnt, und dabei ist die Ausstattung sogar von vergleichbar hoher Qualität. Dass man es schneller bewältigt, liegt auf der Hand. Doch macht es auch Spaß und weiß es zu unterhalten?

Spaßfaktor null?

Ich bezweifle es stark. Der Tenor der Geschichte ist ein völlig anderer und erinnert vielmehr an Tolkiens [„Silmarillion“: 408 Wie ich in der Handlungsskizze hoffentlich zeigen konnte, beginnt alles mit Rache, Verrat und Verhängnis – nicht gerade ideale Voraussetzungen für einen hohen Spaßfaktor. Bis die knuddeligen Unterirdischen – pardon: Zwerge! – auftauchen, vergehen etliche Kapitel. Und auch dann hält sich das Vergnügen in Grenzen. Von Selbstironie keine Spur.

Die Geschichte wurde gemäß dem Ziel gekürzt, dem Hörer möglichst viel Action und Spannung für sein Geld zu geben, und dieser Vorsatz ist sicherlich nicht verkehrt. Daher begegnen wir allenthalben Zweikämpfen, sei es unter den Menschen, bei den finsteren Trollen oder schließlich in den beiden finalen Schlachten, die zur See und zu Lande stattfinden. Der rote Faden hält sich dabei stets an das Erleben des einzigen wichtigen Menschen, der auftritt, und das ist natürlich Jarl Mandred Torgridson. Dadurch ist der Hörer nie im Unklaren darüber, was denn eigentlich los ist. Zwei Nebenhandlungen ranken sich um seine Gefährten Nuramon und Farodin, doch dies hält sich in Grenzen, denn schon bald kommt es zu einem Wiedersehen.

Der Preis der Kürzung

Diese Raffung wird nicht ohne einen Preis erkauft. Kaum ist die Elfenjagd gestartet, wundert sich der Hörer über ein seltsames Windgeräusch, das im Hintergrund des Vortrags von Hallwachs zu hören ist. Und obendrein stammt der „Wind“ nicht aus einer Maschine, sondern aus einem menschlichen Mund, was diesen Effekt noch seltsamer macht. Nachdem dieser Effekt zwei- oder dreimal aufgetreten ist, wird auch klar, was damit deutlich gemacht werden soll. An diesen Stellen wird die Geschichte auf ein Minimum zusammengerafft, und erst wenn sich wieder eine interessante Szene anbahnt – in der Regel wieder mal ein Kampf –, kehrt die Lesung zum Normaltempo zurück.

Der Verlust an Buchdarstellung betrifft meist langsame und stimmungsvolle Passagen oder solche, in denen sich keine Action ereignet. Dazu gehört beispielsweise eine Irrfahrt durch verschiedene Stationen in den drei Welten, aber auch eine beinahe tödliche verlaufende Reise durch eine Wüste. Auf dieses Erlebnis Mandreds wird später immer wieder verwiesen, doch wie schlimm es wirklich gewesen ist, können wir nur vermuten, denn die entsprechende Passage wird uns ja vorenthalten. Dass dementsprechend immer wieder Fragen offen bleiben oder unvorbereitet neue Figuren auftauchen, muss man wohl oder übel in Kauf nehmen. Ein mulmiges Gefühl bleibt dennoch.

Heldentaten

Diese Irrfahrten unternehmen die drei Gefährten Mandred Elbenfreund, Farodin und Nuramon nicht, weil sie so viel Zeit oder Spaß daran hätten, sondern zu mehreren Zwecken. Einerseits, um die ins Exil verbannte Geliebte Noroelle zurückzubringen (was sich als äußerst schwierig herausstellt), und zum anderen, um Verbündete für den finalen Kampf gegen die Kreaturen des Devanthars zu gewinnen und zu versammeln. Das erweist sich erstaunlicherweise als viel leichter. Sogar die Trolle folgen Emerelles Ruf um Beistand.

Die Konstruktion der Welt von „Die Elfen“ ist in weit höherem Maße eigenständig, als dies bislang bei „Die Zwerge“ der Fall ist (das kann aber noch in den zwei Fortsetzungen kommen). Daher ist das Verhalten der drei Helden nur wenig vorauszusehen, und so wird die Geschichte relativ interessant. Man merkt den Passagen, die in der Menschenwelt spielen, deutlich an, dass hier ein Routinier erzählt, der weiß, wie man eine mittelalterliche Kultur schildert und eine interessante Szene aufbaut. Bernhard Hennen hat u. a. auch Romane geschrieben, die in der Welt Aventurien der Serie „Das Schwarze Auge“ spielen. Schließlich hat er ja Geschichte und Altertumskunde studiert.

Tolkiens Erbe

Dass er und Sullivan ihren Tolkien von A bis Z kennen, verraten die Passagen über die Geschichte der Albenmark. Sie reicht – im Hörbuch – hunderte von Jahren zurück. Die originäre Sache mit der Wiedergeburt, die den ganzen Roman bis zur allerletzten Szene durchzieht, wird dem Hörer so en passant erklärt, wenn sie halt relevant wird. So ganz habe ich sie den Autoren nicht abgenommen. Und dass Elfen auf dem Mond eine letzte Heimstatt finden, ist eine Vorstellung, die nur ein totaler Romantiker faszinierend finden dürfte.

Tolkien lässt auch bei den letzten Schlachten schön grüßen. So eine zünftige Seeschlacht ist was Feines, denn hier erweist sich, ob der Erzähler seinen Stoff im Überblick und Griff hat. Wenn nicht, entsteht nur ein heilloses Durcheinander. Dies ist jedoch zum Glück nicht der Fall. Dafür aber verlor ich die Übersicht in der nachfolgenden Landschlacht (es mögen Jahrzehnte dazwischen liegen, aber das spielt aufgrund der Kürzungen keine Rolle). Das kann passieren, wenn der Kampf der verschiedenen Heerführer an drei verschiedenen Fronten stattfindet.

Wie auch immer: Alles wird gut, nur nicht für den braven Mandred. Es dürfen ein paar Tränchen zerdrückt werden. Und wenn sich das elfische Lovertrio in Noroelles Exil wiederfindet, dann bleibt ebenfalls kein Auge trocken. Fortsetzung folgt, denn wo zwei sich lieben, bleibt der Dritte außen vor. Ich verrate nicht, wer.

Das Booklet

Das Booklet von acht Seiten Umfang listet zunächst die sechs CDs und ihre Lauflänge auf, was nicht so wahnsinnig informativ ist, da die CDs keine Kapitelüberschriften aufweisen und somit nichts über den Inhalt verraten. Diese Information liefert erst der kurze Artikel, der auf der nächsten Seite folgt und eine geraffte Zusammenfassung der Handlung bildet. Der erweist sich aber lediglich als Appetizer, denn nur die ersten Kapitel werden berücksichtigt. Bis zur finalen Schlacht gegen die Vertreter des Bösen ist es im Buch noch ein sehr langer Weg.

Die nächste Seite wird von einer verzierten Landkarte geschmückt (sie stammt von Dirk Schulz). Doch was hier zu sehen ist, ist nur ein kleiner Ausschnitt aus der Geografie, die die Reise der Helden abdeckt. Lediglich das Elfenland Albenmark ist zu sehen, im Hintergrund die Burg Aelburin, und dass dort Zwerge leben, wird mit keinem Wort vermerkt.

Das Glossar bildet quasi die Legende zur Landkarte. Hier sind die meisten Orte, Titel und Völkerschaften bezeichnet und erklärt. So gibt es zum Beispiel die drei Welten Albenmark, die Andere Welt und daneben noch die Zerbrochene Welt. In Albenmark leben alle Albenkinder, das heißt jene Völker, die von den entschwundenen Alben (Licht- und Dunkelalben) geschaffen wurden, also Elfen, Kentauren, Trolle usw. Interessant ist der Devanthar, der Dämon, der die ganze Geschichte erst ins Rollen bringt. Sein Volk wurde vor Jahrhunderten von den Elfen fast vernichtet und er als Letzter trägt sich nun mit Rachegelüsten.

Für die Infrastruktur und Geografie sind die Albenpfade wichtig, magische Pfade, die die drei Welten verbinden. An so genannten Albensternen kreuzen sich zwei bis sieben Albenpfade, und hier kann ein Tor zu einer der beiden anderen Welten geöffnet werden. Wer ein Zauberer ist oder einen der mächtigen Albensteine besitzt, kann dies leicht bewerkstelligen. Die Elfenkönigin jedoch hat ein Tor geschaffen und unwiderruflich wieder geschlossen, um die Elfin Noroelle ins ewige Exil zu verbannen.

Das Personenverzeichnis umfasst zwei Seiten, doch im Verlauf der Geschichte stellt sich heraus, dass dies bei weitem nicht genügend Einträge sind. Die achte Seite ist mit Informationen über die beiden Autoren und den Sprecher (s. o.) gefüllt.

Der Sprecher

Meine Vorbehalte gegenüber dem Sprecher Hans Peter Hallwachs haben sich leider bestätigt. Er mag ein ausgezeichneter und kraftvoller Darsteller von Männerstimmen sein, doch bei Frauenfiguren ist er ein Totalausfall. Es ist einfach lachhaft, die sanfte Noroelle wie einen Kerl klingen zu lassen. Die Tatsache, dass Hallwachs durchaus in der Lage ist, die Stimme zu einem Brüllen zu erheben, verwunderte mich nicht so sehr wie das Phänomen, dass sich meine Boxen dabei durch ein Knistern störend bemerkbar machten. Die Dynamik der Aufnahme überforderte sie offenbar.

Es gibt keine Musik und auch keine Hintergrundgeräusche außer jenem ominösem „Wind“, der während der gerafften Intermezzi „weht“. Dass das Geräusch allem Anschein nach aus Menschenmund stammt, finde ich etwas irritierend. Hatte der Verlag kein Geld für ein entsprechendes Geräusch-Sample?

Unterm Strich

Dieses Hörbuch hat wesentlich weniger Spaß gemacht als etwa „Die Zwerge“, und wenn mich jemand fragte, so würde ich trotz des höheren Preises stets zu „Die Zwerge“ raten. „Die Elfen“, obwohl eigenständiger, sind doch so stark gekürzt und gerafft, dass das spezielle Flair, das der Tolkienfreund von Figuren à la Galadriel erwartet, in keiner Weise aufkommen will. Diese Stimmungen, die in langsamen Passagen erzeugt werden sollten, fielen alle der Kürzung zugunsten der Spannung und Action zum Opfer. Dass etwas passiert, ist ja sehr willkommen, aber man muss ja nicht gleich den Charakter des Buches verfälschen. Die längere Lösung – siehe oben – wäre mir wilkommener gewesen.

Siehe ergänzend dazu auch [unsere Rezension der Buchfassung. 2169
450 Minuten auf 6 CDs
ISBN-13: 9783899409734

https://www.penguinrandomhouse.de/Verlag/der-Hoerverlag/70000.rhd

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)