Philip José Farmer – Die Liebenden

Subversiver Fremdkontakt

Hal Yarrow lernt auf dem Planeten Ozagen das Mädchen einer fremden Rasse kennen. Er verliebt sich in die Außerirdische, was nach den Gesetzen der Erde ein schweres Verbrechen ist. Das Mädchen gerät in tödliche Gefahr, als es schwanger wird. Yarrow bemüht sich verzweifelt um ihre Rettung und versucht, der unerbittlichen irdischen Justiz zu entkommen. Der Roman löste bei seinem Erscheinen 1952 in Amerika heftige Reaktionen aus, weil er erstmalig eine erotische Beziehung zwischen einem Menschen und einem Alien thematisiert. (Verlagsinfo)

Mit der Novelle „The Lovers“ erwarb sich der junge P.J. Farmer den Ruf eines Rebellen, stieß er doch mit dem Thema der Novelle – Sex mit einem Alien – eine Menge Leute vor den Kopf, v. a. Lektoren und Herausgeber. In der Romanfassung kommt dieser Zündstoff erst ganz am Schluss zum Tragen. Zudem wird die Wahrheit in einem langen Monolog eines der Wogs so reizlos präsentiert, dass sich der Abschnitt so aufregend wie ein Universitätsvortrag liest. Wer also „die Stellen“ sucht, sollte sich gleich auf die letzten zehn Seiten konzentrieren. Der Sex im restlichen Buch ist langweiliger als die Lektüre des „Playboy“.

Der Autor

Philip José Farmer wurde bereits 1918 in North Terre Haute, Indiana, als Nachkomme von deutschen, niederländischen und irischen Vorfahren geboren. 1946 verkaufte er eine Kriegserzählung an das Magazin „Adventure“, sein erster Roman „The Lovers“ (Die Liebenden) erschien 1952 in „Startling Stories“ und brachte zum ersten Mal das Thema Sexualität in die (eher prüden) Science Fiction-Magazine seiner Zeit ein. Danach galt er als Tabubrecher.

Philip José Farmer wurde bereits 1918 in North Terre Haute, Indiana, als Nachkomme von deutschen, niederländischen und irischen Vorfahren geboren. 1946 verkaufte er eine Kriegserzählung an das Magazin „Adventure“, sein erster Roman „The Lovers“ (Die Liebenden) erschien 1952 in „Startling Stories“ und brachte zum ersten Mal das Thema Sexualität in die (eher prüden) Science Fiction-Magazine seiner Zeit ein. Danach galt er als Tabubrecher. Viele seiner Werke zeichnen sich durch unterhaltende Themen und Erzählweise sowie durch Ideenreichtum aus. Er schrieb b auch etliche „Potboiler“ wie etwa „Dunkel ist die Sonne“, um seine Miete bezahlen zu können.

Am ideenreichsten und humorvollsten ist der fünfbändiger Flusswelt-Zyklus, von dem der erste Teil verfilmt wurde.

1) Die Flusswelt der Zeit (1953/1971)
2) Auf dem Zeitstrom (1971)
3) Das dunkle Muster (1977)
4) Das magische Labyrinth (1980)
5) Die Götter der Flusswelt (1983)

Der erste Flusswelt-Roman entstand bereits 1953 anlässlich eines Romanwettbewerbs, doch Farmer wurde um Preis und Honorar betrogen. Das im Jahr 1972 mit dem renommierten HUGO Award ausgezeichnete Werk erschien schließlich erst 1971, nachdem der Autor mehrere Teile zu einem lesbaren Ganzen verschmolzen hatte: eine sogenannte Fix-up-Novel, wie sie in der phantastischen Literatur keineswegs selten ist.

Farmer schrieb unter dem Titel „Timestop“ eine Fortsetzung seines Klassikers „The Lovers“, der in keinem Lexikon des Genres fehlt. Ende der 1960er Jahre forderte er die Zensoren erneut heraus, mit freizügig erotischen Romanen wie „The Image of the Beast“, „Blown“ und „Flesh“, die 1989 gesammelt bei Heyne unter dem Titel „Fleisch“ veröffentlicht wurden.

Handlung

Der irdische Sprachforscher Hal Yarrow (engl. yarrow = eine Heilpflanze) ist Untertan eines Staatsgebildes, das sich – tausend Jahre nach einem apokalyptischen Krieg, der nur wenige Menschen übrig ließ – „die Haijac-Union“ nennt, an einem Überbevölkerungsproblem leidet und von der autoritären Staatskirche beherrscht wird. Die Herrschenden nennen sich Urieliten und tragen als Abzeichen ein goldenes hebräisches L (Lamech).

Beruflich und sexuell frustriert, ist Yarrow seit einer Weile auf dem absteigenden Ast; seine Frau Mary, eine linientreue Gläubige, meldet jeden seiner „unwirklichen“ Ausrutscher dem Blockwart, einem „Sept“ namens Pronsen. Der gehört der theokratischen Staatspolizei an. Als einer der Urieliten Yarrow die Chance bietet, an einer Eroberungsexpedition zum Planeten Ozagen teilzunehmen, dessen – wie sich später herausstellt – insektoide, aber intelligente Bevölkerung ausgerottet werden soll, damit irdische Kolonisten Platz haben, verlässt Yarrow ohne Widerspruch die Erde.

Auf Ozagen verliebt sich der Unterdrückte und ständig Überwachte in das hübsche und unbefangen agierende Mädchen Jeannette Rastignac, das von französischen Kolonisten, die auf Ozagen gestrandet waren, abstammen will. Doch am Schluss erfährt Yarrow – und ebenso der Leser – dass sie eine „Lalitha“ ist, die sterben muss, sobald sie gebärt und die, um nicht zu empfangen, alkoholische Getränke zu sich nimmt, um einen fiktiven „photokinetischen“ (evtl. auch „photogenitalen“ – die Quellen weichen hier voneinander ab) Reflex lahmzulegen.

Da Yarrow jedoch glaubt, dass seine versteckt gehaltene Geliebte eine heimliche Alkoholikerin ist, verdünnt er den für sie empfängnisverhütenden Alkohol mit einer neutralen Flüssigkeit (die aber auch süchtig macht) und glaubt, sie dadurch langsam vom Trinken abbringen zu können. Was er jedoch nicht weiß, ist, dass die Lalithas keineswegs eine eigenständige humanoide Rasse des ansonsten von Insektoiden, den Wogs, bevölkerten Planeten darstellen, sondern nur eine andere Form des insektoiden Lebens auf Ozagen, das aber in Symbiose mit männlichen Vertretern anderer Arten lebt – jede Lalitha ist potentiell unsterblich.

VORSICHT, SPOILER!

Jeannette wird ohne ihr Wissen schwanger, Yarrow unwissentlich zu ihrem Mörder und gleichzeitig Vater von kleinen Insektenlarven. – Die Wogs durchschauen schließlich die üblen Absichten der irdischen Staatskirche, töten die restlichen Crewmitglieder der Expedition und retten Hal Yarrow vor dem Zorn seiner einstigen Herren. Yarrow jedoch, der Jeannette wirklich geliebt hatte, ist am Boden zerstört.

Unterm Strich

Sehr schön herausgearbeitet hat Farmer die theokratische Struktur der neuen Post-Holocaust-Gesellschaft und vor allem die Struktur ihrer Legitimation. „Der Vorbote“ ist der Prophet, der alle Gesetze vorgegeben hat – die „der Nachbote“ auf teuflische Weise zu untergraben versucht. Alles, was gemäß den Vorbotengesetzen ist, ist „wirklich“, alles andere „unwirklich“. Die Wogs, intelligente Insektoiden, widerlegen die Argumente des Vorboten schon mit wenigen logischen Schlüssen. So erkennt Yarrow, dass seine ganze Welt aus lauter Lügen aufgebaut ist – genau wie seine Liebe zu Jeannette.

Taschenbuch: 200 Seiten
Originaltitel: The Lovers, (Story 1952) 1961
Aus dem US-Englischen von Jürgen Inhoff
ISBN-13: 9783442250448

www.randomhouse.de

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