Dorian Cleavenger – The Art of Dorian Cleavenger (1997-2001)

Fantasy Art von Julie Strain bis Heavy Metal

Fantasy Art findet immer weitere Verbreitung: in Magazinen, auf CD-Covern, in Filmen und Spielen. Man denke nur an „Heavy Metal“ und „Tomb Raider“. Einer der Künstler hat seit 1998 besonders von sich reden gemacht: Dorian Cleavenger. Dies ist einer seiner ersten deutschen Bildbände. Es folgten noch zahlreiche weitere.

Das Genre

Erotische Fantasy-Magazine wie „Heavy Metal“ prunken mit ihnen schon seit den achtziger Jahren. Als Titelillustrationen schmücken sie auch Erotik-, Fantasy- und Horror-Romane, sondern zunehmend auch CD-Booklets und Spiele-Cover. Die Rede ist von sinnlichen Pinup-Mädchen, die sich erheblich von den jugendfreien Gespielinnen (engl. „playmates“) unterscheiden, die in Hochglanzmagazinen wie „Playboy“ auftauchen. Fantasy Art ist nicht für die Sanftmütigen.

Julie Strain

Julie Strain ist eine hochbezahlte Pinup-Künstlerin und Schauspielerin, die jahrelang für „Heavy Metal“ posierte, um die Vorlagen für entsprechende Comic-Strecken zu liefern. Julies Accessoires sind nicht Stöckelschuhe und Wonderbra, sondern das Schwert, der Stiefel und der Kampfhandschuh (und noch einiges mehr).

Diese Amazone von der dunklen Seite der männlichen Phantasie erscheint nur zu gerne bereit, Kleinholz aus allzu aufmüpfigen Widersachern zu machen. Nur gut, dass sie durch eindeutige Attribute als weibliches Wesen auszumachen ist! So gut wie alle Fantasy-Pinups zeichnen sich durch eine prägnante Oberweite aus – selbst dann noch, wenn es sich bei der Trägerin offensichtlich um eine Androidin oder einen biomechanischen Menschen (Cyborg) handelt.

Dorian Cleavenger

Nach Wegbereitern wie Frank Frazetta, Boris Vallejo und Luis Royo stieß der Amerikaner Dorian Cleavenger 1998 massiv in die Fantasy-Szene vor, nachdem er zuvor Auftragsarbeiten für Disney World und US Steel erledigt hatte. Der Mann ist ungeheuer fleißig, obwohl sein handwerk erfordert, die Bilder jeweils eine Weile trocknen zu lassen: Er hat einen Ausstoß von zwei bis drei großformatigen Acrylfarb-Bildern pro Woche. Acryl zeichnet sich nicht nur durch relativ kurze Trockenzeit, sondern auch durch strahlende Farben aus.

Cleavenger zeichnet sich gegenüber Frazetta durch klare Konturen und einfallsreichen Bildaufbau aus. Zudem zeichnet er fast ausschließlich die Form des weiblichen Körpers. Während Boris Vallejo vor allem dessen gut gebaute Freundin Julie Bell Modell steht, greift Cleavenger auf ein Reservoir an weiblichen Starlets zurück. Unter diesen ist Julie Strain (s.o.) sicherlich die bekannteste – nicht nur durch ihr jahrelanges Mitwirken bei „Heavy Metal“, sondern auch im Merchandising des Magazins sowie in mehreren Spielfilmen. Cleavenger: „Im Moment scheint es ein Wiederaufleben weiblich basierter Kunst und Heldinnen zu geben.“

Die Augen

Gefragt, wie er Frauen in seiner Kunst darstellt, antwortet er: „Ich mag es, in die Seele einer Person zu gelangen. Gewöhnlich durch deren Augen oder ihr Gesicht, welches das dominanteste Merkmal einer Frau ist“ (zitiert nach Corbly Wade Cleavengers Einleitung). Auf Seite 100 und 101 können wir diese Behauptung überprüfen. Hier erklärt der Künstler die Entstehung des Bildes „Cleopatra“. Erst nachdem alle Details mit dem Hintergrund harmonieren, hebt der Künstler die Feinstrukturen des Gesichts hervor, besonders die Augenpartie. Der berückende Ausdruck von Cleopatras Blick wird tatsächlich erst in der letzten Phase geschaffen.

Themen

Die Bilder erzählen häufig eine Geschichte. Da finden sich Engel, Teufelinnen, Androiden, Aliens und Mischwesen aus Tier und Frau. Ist dies nicht der Fall und der Körper sieht nicht wie gewohnt aus, so spielen Ambiente und Attribute eine große Rolle. Natürlich kann der Betrachter auch in der Liste der Titel nachschlagen, aber es ist viel reizvoller, sich eine Geschichte auszudenken.

Auf Seite 5 lächelt den Betrachter eine sympathische Blondine an, die allerlei Attribute der Magie aufweist. Sie steht vor einem purpurnen Sternenhimmel und trägt einen raffiniert geschnittenen violetten Umhang mit Sternsymbolen. In der Rechten (also auf der linken Bildhäfte) hält sie einen Stab, in dessen oberem Ende eine Laterne steckt, die aber nicht aus einer profanen Glühbirne, sondern aus einem eingefangenen Stern zu bestehen scheint. In ihrer Linken (also rechts) „hält“ diese Göttin einen Saturn-ähnlichen Planeten samt Monden, der über ihrer Handfläche schwebt.

Nun muss die Phantasie nur noch zwei und zwei zusammenzählen, sich an einige Grundsätze allegorischer Symbolik erinnern und schon dürfte die Bedeutung klarwerden. Guess what? Unsere Göttin trägt den schönen Titel „Schöpfung“. Dargestellt wird sie von keiner Geringeren als dem Playboy-Model Victoria Zdrok.

Der Band enthält viele weitere ähnliche Beispiele. Die besten Werke sind auf Doppelseiten zu finden: eine Seejungfrau auf dem Strand, eine ägyptische Prinzessin – alle bezaubernd, aber unverwechselbar. Mit anderen Worten: ein bezauberndes Sammlerstück.

Preise

Mit 5,50 Euronen bei Amazon.de (Stand 08.04.2021) ist es für ein Comicbook zudem relativ preisgünstig. Amdere Kunstbände fangen erst bei 12 Euronen an. Nach oben gibt es kein Limit.

Hinweis

Den Verlag MG Publishing gibt es leider nicht mehr, so dass die Bände der Reihe „Art Fantastix“ nur noch im Online-Antiquariat oder Ebay zu bekommen sind.

Comicbook: 104 Seiten
Originaltitel: The Art of Dorian Cleavenger (1997-2001)
ISBN-13: 9783931670740

https://www.amazon.de/Art-Dorian-Cleavenger/dp/3931670740/

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