JP Delaney – Tot bist du perfekt

Als Abbie Cullen nach einem Traum die Augen aufschlägt und ihren Mann Tim freudestrahlend vor sich sieht, denkt sie, sie würde nach einem schweren Unfall erwachen. Doch eigentlich ist alles ganz anders: Denn einige Jahre zuvor war Abbie bei schweren Wellen surfen gegangen und spurlos verschwunden. Niemand hat sie je wiedergesehen. Ihr Mann Tim stand als Hauptverdächtiger sogar unter Mordanklage.

Als ihm nichts nachgewiesen werden konnte, beschloss der erfolgreiche Unternehmer, sich seine Frau zurückzuholen, und zwar in Form eines Companion Robot – also als künstliche Intelligenz mit Gefühlen. Abbie ist völlig verwirrt, denn sie denkt wie ein Mensch und besitzt auch die Erinnerungen und Gefühle des Menschen, dem sie nachempfunden ist. Nur schwer kann sie den Gedanken akzeptieren, dass sie zwar Tims Gefährtin sein kann, aber nicht mehr seine Geliebte.

Aber nach und nach kehren Erinnerungen zurück, die gar nicht so rosig waren. Und was ist dran an den Verdächtigungen gegen ihren Mann? Wieso wurde Abbies Leiche nie gefunden? Was ist damals geschehen?

Gefühlvoller Roboter

Schon nach dem ersten Kapitel ist klar, dass dieses Buch alles andere als alltäglich ist, denn es schildert nicht einen Menschen, der in Gefahr ist, sondern die Geschichte eines Roboters, der einen mysteriösen Vorfall in der Vergangenheit aufklären und erfahren möchte, was zwischen Abbie und ihrem Mann vorgefallen ist. Nach und nach begibt sich der „Cobot“ auf Spurensuche und kommt einem Rätsel immer näher.

Ich muss gestehen, dass ich nach dem ersten Kapitel erst mal ziemlich vor den Kopf gestoßen war, denn ich hatte mit dieser Wendung nicht gerechnet und fand es mehr als ungewohnt, mich gedanklich in einen Roboter hineinzuversetzen. So ganz habe ich dieses Gefühl auch bis zum Schluss nicht ablegen können, obwohl – und das muss ich auch zugeben – der Spannungsbogen kontinuierlich ansteigt und man unweigerlich von der Geschichte in den Bann gezogen wird.

So wird das Buch zu einem echten Pageturner, obwohl man trotzdem mit Abbie als Hauptfigur seine Schwierigkeiten haben mag. Aber man möchte einfach mit ihr zusammen erfahren, was zwischen Abbie und Tim vorgefallen ist und warum sie damals spurlos verschwunden ist. Schritt für Schritt nähert man sich gemeinsam mit dem Cobot der Lösung. Und die hat es dann wirklich noch einmal in sich. Ich muss gestehen, dass mich der Autor mit seiner finalen Wendung an der Nase herumgeführt hatte – ich habe sie nicht kommen sehen!

Aus zwei Blickwinkeln

Die Geschichte ist aus zwei verschiedenen Perspektiven erzählt: Manche Passagen schreibt ein außenstehender Beobachter, aber in weiten Teilen wird Abbie vom Erzähler direkt angesprochen, als wolle er die Geschichte nur ihr erzählen. Auch dies fand ich extrem ungewohnt, denn natürlich fühlt man sich unweigerlich selbst angesprochen von dem Erzähler. Mir gefiel diese Perspektive nicht so gut, ich hätte mich – wenn überhaupt – lieber direkt in Abbie hineinversetzt und Teile der Geschichte aus ihrer Perspektive erfahren. Nichtsdestotrotz ist Abbie natürlich diejenige Figur, die man am besten kennenlernt, weil sie im Zentrum der Geschichte steht.

Die Kapitel sind teilweise in der Gegenwart geschrieben, teilweise springen wir aber auch zurück in die Vergangenheit, und zwar in die Zeit, in der Abbie und Tim sich kennen gelernt haben. So erfahren wir nach und nach, wie sich die beiden ineinander verliebt und einander angenähert haben, was die beiden erlebt haben. Besonders Tim lernt man hier von zwei Seiten kennen, denn er ist nicht nur der liebende Ehemann, sondern auch ein recht rücksichtsloser Geschäftsmann, der in erster Linie nur an sich und seinen Erfolg denkt. Insofern wird er einem nicht so recht sympathisch.

Tot bist du perfekt

Sobald man erfährt, dass es sich bei der Hauptfigur um eine künstliche Intelligenz handelt, wird auf einmal der Titel des Buches klar. Mich hatte der Autor damit allerdings eiskalt erwischt, sodass ich kurze Zeit versucht war, das Buch an die Seite zu legen. Aber dann hat mich der Inhalt doch zu sehr angesprochen und sehr schnell auch in seinen Bann gezogen.

Die ungewohnte Erzählperspektive gefiel mir nicht so gut, deswegen gibt es einen kleinen Abzug. Aber ansonsten ist das Buch wirklich ziemlich spannend geraten!

Klappenbroschur: 448 Seiten
ISBN-13: 978-3328104599
Penguin Verlag

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