M. L. Rio – If we were villains. Wenn aus Freunden Feinde werden…

Inhalt

Herbstsemester 1997, Dellecher College in Illinois: Oliver ist  Schauspielstudent im letzten Jahr. Er und sechs weitere Studierende stehen sich so nah wie Geschwister und sie sind besessen von der Schauspielerei sowie den Shakespeare-Stücken, die sie aufführen. Die Rollen, die sie auf der Bühne verkörpern, unterscheiden sich kaum von denen im wahren Leben: Der aggressive Herrscher, der mittelmäßige Mitläufer, die unwiderstehliche Venus, der schöne Held, der hedonistische Schurke, die liebenswerte Naive und die Wandelbare.

Imitiert die Kunst das Leben oder das Leben die Kunst? Als sich eines Nachts gleich mehrere theaterwürdige Tragödien ereignen, muss sich die Truppe dieser Frage stellen.

Mein Eindruck:

“If We Were Villains – wenn aus Freunden Feinde werden…” hat alles, was das Dark Academia Herz begehrt: Eine eingeschworene Gruppe von Studierenden, die eine Obsession teilen, ein idyllisches Setting, das einem Schauerroman entsprungen sein könnte und viele beunruhigende Begebenheiten.

Das Geschehen wird aus Olivers Sicht erzählt, auf zwei Zeitebenen. Die Figuren bemühen regelmäßig Zitate aus Shakespeare Stücken – auch jenseits der Bühne und während der Proben bzw. Aufführungen gibt es viele Auszüge aus den entsprechenden Dramen.

Oliver bekam immer nur Nebenrollen, er war trotzdem überglücklich, denn er lebte seinen Traum, in der abgeschiedenen Welt, die die altehrwürdige Kunstakademie bot. Doch kurz nach Beginn des letzten Studienjahres veränderte sich die Dynamik innerhalb der Truppe. Jemandes gekränkter Stolz entfesselte Missgunst, Eifersucht sowie unterdrückte Begierden…

Die Atmosphäre ist magisch: Die Unterkünfte der Truppe befanden sich in einer Burg an einem See, der von dichten Wäldern umgeben ist und auf der Bühne verschmolzen Realität und Fiktion miteinander…

Die künstlerischen Anforderungen der Theaterschauspielerei, die technischen Aspekte einer Aufführung und die verschiedensten Zumutungen, die das Leben für die Bühne mit sich bringt, werden hautnah, interessant sowie nachvollziehbar geschildert.

Zehn Jahre später: Oliver befindet sich in einer Strafanstalt, vor ihm sitzt Detective Colborne – der Ermittler, der damals den Todesfall eines Schauspielstudenten untersuchte. Die beiden sprechen über Haftverschonung sowie die überfällige Enthüllung der Wahrheit über das, was damals wirklich geschah. Sie kehren an den Ort des Verbrechens zurück und nähern sich der Wahrheit langsam an:

»Wie viel von dem, was Sie mir über jene Nacht erzählt haben, hat gestimmt?«

»Alles«, antworte ich. »Auf die eine oder andere Weise.«

»Wollen wir Spielchen treiben?«

»Bin falsch, um ehrlich, und untreu, um treu zu sein«, erwidere ich.

»Ich dachte, die hätten diesen Schwachsinn im Gefängnis aus Ihnen rausgeprügelt.«

“If We Were Villains – wenn aus Freunden Feinde werden…” ist ein faszinierender Spannungsroman, sprach- und bildgewaltig, anspruchsvoll sowie unterhaltsam:

»Die Sache bei Shakespeare ist seine unbeschreibliche Wortgewalt … Er spricht das Unaussprechliche aus. Er kleidet Trauer und Triumph, Hingerissenheit und Raserei in Worte und macht sie zu etwas, das wir verstehen können. Er verwandelt das ganze Mysterium der Menschheit in etwas Greifbares.« Ich halte inne. Zucke die Achseln. »Man kann alles rechtfertigen, wenn man es nur poetisch genug anstellt.«

Die Autorin

M. L. Rio hat zwei große Leidenschaften: Schriftstellerei und Theater. Sie schnupperte über zehn Jahre als Schauspielerin, Regisseurin und Produzentin Theaterluft und hat am Londoner King’s College einen Master in Shakespeare Studies erworben. Derzeit promoviert sie in Englischer Literatur an der University of Maryland. Sie lebt in Washington, D. C. besitzt zu vielen Bücher, zu viele Schallplatten und einen Hund namens Marlowe. Mit ihrem Debüt »If We Were Villains« begeistert sie Fans auf der ganzen Welt. (Verlagsinfo)

https://mlrio.com

Fazit:

Diese tiefschürfende Geschichte über Freundschaft, Leidenschaft und Verrat hat mich in jeder Hinsicht begeistert, denn sie ist geheimnisvoll, überraschend sowie absolut fesselnd gestaltet. Und die in der moralischen Grauzone handelnden Charaktere regen zum Nachdenken an.

Für Fans von “Die geheime Geschichte” (Donna Tartt) und “Tristan Mortalis” (Melissa C. Hill).

E-Book: 464 Seiten
Originaltitel: If we were villains
Aus dem Englischen von Karin Dufner
ISBN-13: 978-3-641-31245-9

www.penguin.de

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