Während sich manche Zeitgenossen noch damit beschäftigen, ob Kulturen wie beispielsweise der Islam zu Deutschland gehören, denken andere schon lange darüber nach, wie man deutschen Kindern und Kindern aus fremdsprachigen Familien die gleichen Werte vermitteln und zum Verständnis zwischen ihnen beitragen kann. Der Verlag Mebes & Noack hat in Kooperation mit dem Petze Institut für Gewaltprävention (Hrsg.) dazu im April das broschierte Büchlein „Echte Schätze! Die Starke-Sachen-Kiste für Kinder“ mehrsprachig herausgebracht.

In gleich fünf Sprachen – Deutsch, Englisch, Türkisch, Russisch und Arabisch – helfen Katze Kim mit ihrer Schatzkiste, Erzieher Jan und die Erzieherin Zara im Kindergarten „Villa Pusteblume“, wenn die Kinder nicht weiter wissen. Die Geschichten bewegen sich in der Erfahrungswelt von Kindern ab drei Jahren und werden mit wenigen Worten skizziert. Da geht es um Felix, der nicht versteht, warum seine Freundin nicht mit ihm spielen will. Da ist auch Leon, der durch die Hälfte einer gestohlenen Schokolade zum Geheimnisträger geworden ist, was ihm ordentlich Bauchschmerzen verursacht, oder Paula, die lernen muss, wie man sich gegen große Kinder zur Wehr setzen kann.

Außerdem werden auch Situationen angesprochen, an die man als Erwachsener mit einem gewissen Unbehagen denkt oder sie vielleicht sogar lieber ausblenden würde. So lernt man Aylin kennen, die zwar gut massieren kann, aber selbst nicht überall angefasst werden möchte, oder Ben, der nicht weiß, wie er sich den Küssen seiner Oma entziehen soll. Doch gerade auch mit der Selbstbestimmung der ganz Kleinen über ihren eigenen Körper sollte man sich auseinandersetzten und den Grundstein dafür legen, dass Kinder nicht später zum Opfer werden. Hier wird das Thema auf sensible Weise in den Kindergartenalltag eingebunden ohne, dass man über Fälle und Täter sprechen muss.

Die Schätze, die Katze Kim aus ihrer Truhe holt, symbolisieren das Grundproblem der Kinder und sind Aufhänger für die Erklärungen von Jan und Zara. Die leicht nachvollziehbaren Lösungen für ihre Probleme werden jedoch nicht von ihnen vorgegeben, sondern die Kinder finden sie immer selbst. Solchermaßen hält sich das Buch mit dem erhobenen Zeigefinger zurück. Es bietet vielmehr Anregungen zum Gespräch – sowohl im Kindergarten als auch zu Hause. Eltern können ihren Kindern das Buch in ihrer Muttersprache vorlesen und haben damit die Möglichkeit, diese alltäglichen Probleme auf 48 Seiten kennenzulernen und mit ihren Kindern über solche Konflikte und Lösungen zu sprechen oder vielleicht auch erst selbst einmal darüber zu reflektieren, wie sie damit umgegangen wären. Natürlich ist es auch möglich durch das Vorlesen in einer Fremdsprache bei den Kindern die Neugier auf das Buch zu wecken und zur Beschäftigung damit anzuregen.

Die Illustrationen von Lena Voß sind mit klaren Strichen und wenig Hintergrund auf das Wesentliche reduziert. Sie stellen die Mimik und Gestik der Kinder in den Mittelpunkt. So können Emotionen ganz leicht nachvollzogen werden. Damit Kinder das Büchlein zu ihrem eigenen Schatz machen können, sind Seiten vorgesehen, auf denen man den Namen eintragen und sogar ein Foto einkleben kann. Schön wäre es, wenn es diese ambitionierte, mehrsprachige Ausgabe auch bald wie das Original aus dem Jahr 2012 als Hardcover gäbe.

Taschenbuch: 48 Seiten
ISBN: 978-3939635062
www.verlagmebesundnoack.de

Der Autor vergibt: [Rating: 5/5] Ihr vergebt: (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)