Poe, Edgar Allan / Hala, Melchior / Sieper, Marc / Hank, Dickky / Weigelt, Thomas – Lebendig begraben (POE #8)

„Lebendig begraben“ ist der achte Teil der Edgar-Allan-Poe-Reihe von |LübbeAudio|, die unter Mitwirkung von Ulrich Pleitgen und Iris Berben, eingebettet in eine Rahmenhandlung, Erzählungen des amerikanischen Gruselspezialisten zu Gehör bringt.

Ulrich Pleitgen hat auch an den ersten vier Hörbüchern der Serie mitgewirkt:

– [Die Grube und das Pendel 744
– [Die schwarze Katze 755
– [Der Untergang des Hauses Usher 761
– [Die Maske des Roten Todes 773

Die vier neuen Folgen der POE-Reihe sind:

#5: [Sturz in den Mahlstrom 860
#6: [Der Goldkäfer 867
#7: [Die Morde in der Rue Morgue 870
#8: Lebendig begraben

_Der Autor_

Edgar Allan Poe (1809-49) wurde mit zwei Jahren zur Vollwaise und wuchs bei einem reichen Kaufmann namens John Allan der Richmond, der Hauptstadt von Virginia, auf. Von 1815 bis 1820 erhielt Edgar eine Schulausbildung in England. Er trennte sich von seinem Ziehvater, um Dichter zu werden, veröffentlichte von 1827 bis 1831 insgesamt drei Gedichtbände, die finanzielle Misserfolge waren. Von der Offiziersakademie in West Point wurde er ca. 1828 verwiesen. Danach konnte er sich als Herausgeber mehrerer Herren- und Gesellschaftsmagazine, in denen er eine Plattform für seine Erzählungen und Essays fand, seinen Lebensunterhalt sichern.

1845/46 war das Doppeljahr seines größten literarischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Erfolgs, dem leider bald ein ungewöhnlich starker Absturz folgte, nachdem seine Frau Virginia (1822-1847) an der Schwindsucht gestorben war. Er verfiel dem Alkohol, eventuell sogar Drogen, und wurde – nach einem allzu kurzen Liebeszwischenspiel – am 2. Oktober 1849 bewusstlos in Baltimore aufgefunden und starb am 7. Oktober im Washington College Hospital.

Poe gilt als der Erfinder verschiedener literarischer Genres und Formen: Detektivgeschichte, psychologische Horrorstory, Science-Fiction, Shortstory. Neben H. P. Lovecraft gilt er als der wichtigste Autor der Gruselliteratur Nordamerikas. Er beeinflusste zahlreiche Autoren, mit seinen Gedichten und seiner Literaturtheorie insbesondere die französischen Symbolisten. Seine Literaturtheorie nahm den New Criticism vorweg.

Er stellt meines Erachtens eine Brücke zwischen dem 18. Jahrhundert und den englischen Romantikern (sowie E.T.A. Hoffmann) und einer neuen Rolle von Prosa und Lyrik dar, wobei besonders seine Theorie der Shortstory („unity of effect“) immensen Einfluss auf Autoren in Amerika, Großbritannien und Frankreich hatte. Ohne ihn sind Autoren wie Hawthorne, Twain, H. P. Lovecraft, H. G. Wells und Jules Verne, ja sogar Stephen King und Co. schwer vorstellbar. Insofern hat er den Kurs der Literaturentwicklung des Abendlands maßgeblich verändert.

_Der Sprecher_

Ulrich Pleitgen, geboren 1946 in Hannover, erhielt seine Schauspielerausbildung an der Staatlichen Hochschule für Musik und Theater in seiner Heimatstadt. Pleitgen wurde nach seinen Bühnenjahren auch mit Film- und Fernsehrollen bekannt. Er hat schon mehrere Hörbücher vorgelesen und versteht es, mit seinem Sprechstil Hochspannung zu erzeugen und wichtige Informationen genau herauszuarbeiten, ohne jedoch übertrieben zu wirken. In der POE-Reihe interpretiert er den Edgar Allan Poe und verschiedene weitere Figuren.

_Die Sprecherin_

Iris Berben gehört zu den bekanntesten und profiliertesten Schauspielerinnen hierzulande. Ihr Repertoire umfasst Krimis („Rosa Roth“) ebenso wie Komödien und klassische Werke. Für ihre Leistungen wurde sie u. a. mit dem Bambi und der Goldenen Kamera ausgezeichnet. In der POE-Serie interpretiert sie die weibliche Hauptrolle Leonie Goron und andere Figuren.

_Vorgeschichte_

Ein Mensch ohne Namen. Und ohne jeden Hinweis auf seine Identität. Das ist der Fremde, der nach einem schweren Unfall bewusstlos in die Nervenheilanstalt des Dr. Templeton eingeliefert und mittlerweile wieder entlassen wurde. Diagnose: unheilbarer Gedächtnisverlust. Er begibt sich auf eine Reise zu sich selbst. Es wird eine Reise in sein Unterbewusstsein, aus dem schaurige Dinge aus der Vergangenheit aufsteigen. Woher kommen sie? Was ist passiert? Was hat er getan?

Schon sieben Stationen hat der Fremde durchwandert, stets begleitet von Albträumen. Nach einem Aufenthalt in einem Gasthaus begibt sich der Fremde ohne Gedächtnis auf eine Seereise, die ihn zunächst nach New Orleans führt. Aus einem Schiffswrack rettet er eine schöne Landsmännin, Leonie Goron. Sie weist ihn darauf hin, dass man ihm möglicherweise nach dem Leben trachtet. Nur zu wahr, denn auf der letzten Station vor dem Ziel New Orleans muss sie ihm das Leben retten. Selbst in der großen Stadt bleibt Poe von Albträumen – über „Die Morde in der Rue Morgue“ – nicht verschont.

_Handlung_

Zehn Tage sind seit der Ankunft in New Orleans vergangen. Leonie Goron und „Edgar Allan Poe“ logieren noch in ihrer kleinen Pension. Leonie wird hier immer noch wegen ihrer Verpflichtung in der Stadt festgehalten, den Sarg ihrer Freundin Lucy Monahan, den sie mitgebracht haben, der Familie zurückzugeben. Das ist schon klar. Aber dies gilt nicht für Mr. Poe. Sein Grund zu bleiben ist Leonie selbst: Er hat sich in sie verliebt.

Wieder einmal sind sie zusammen zum Hafenkontor gegangen, um sich zu erkundigen, ob jemand nach dem Sarg gefragt habe. Wieder einmal haben sie eine negative Auskunft erhalten. Auch der Adressat „Tempelten“ habe sich nicht gemeldet. Möglicherweise habe er noch nicht vom Untergang der „Demeter 2“ erfahren, die den Sarg über den Atlantik transportieren sollte. Es gibt noch keine Transatlantikkabel für Telegramme, geschweige denn fürs Telefon.

Wie erstaunt sind Leonie und Poe, als sie vor dem Hafenkontor auf Poes Psychiater Dr. Templeton stoßen! Poe glaubte ihn noch immer oben an der nördlichen Ostküste – und nun ist er hier im tiefsten Süden, den die Vereinigten Staaten den Franzosen 1805 abgekauft haben (zusammen mit dem ganzen Mittelwesten, ein riesiges Territorium, das die Franzosen „Louisiana“ nannten).

Templeton hat hier in der Nähe ein Landhaus, auf das er sie einlädt. Im Café erkundigt sich der Doktor nach Poes Träumen. Diese betrachtet er als eine Art Schlüssel zu Poes Erinnerung an seine wahre Identität. Poe erwähnt den Sarg als Grund ihres Bleibens, erwähnt aber auch die diversen Mordanschläge, verschweigt aber die letzten Worte des sterbenden Israel Hands von der „Independence“. Leonie erwähnt einen Mr. Tempelten als Adressaten des Sarges – ob es sich wohl um Dr. Templeton handeln könnte? Der Doktor verspricht, in seinem Familienarchiv nachzusehen, ob sein Familienname jemals so geschrieben wurde. Ob sie nicht mitkommen wollten?

Gesagt, getan. Mit Neugier bemerkt Poe, der gegenüber Templeton sowohl misstrauisch als auch eifersüchtig geworden ist, dass auf dessen Kutschenladefläche eine große, längliche Kiste transportiert wird. Ob darin wohl ein Sarg Platz finden könnte? Ohne Zweifel.

Das ausgedehnte Anwesen Dr. Templetons unterscheidet sich drastisch vom französisch-legeren Stil Louisianas. Das Herrenhaus ähnelt eher einer englischen Burg im gotischen Stil à la „Haus Usher“, inklusive Teich, und im Garten steht ein Mausoleum inklusive Familiengruft. Doch das Schloss an dessen Tür ist neu. Das erklärt Templeton bei seiner Führung mit dem Aberglauben des Südens. Was meint er bloß?, fragen sich seine Gäste.

Als die Tür der Gruft von alleine zufällt, erklärt er ihnen, dass er durchaus Angst habe, einmal lebendig begraben zu werden und aus diesem Grund dagegen Vorkehrungen getroffen habe. Erstens gebe es eine Klingel in der Gruft, die im Haupthaus Alarm schlägt. Dort befindet sich dann der Schlüssel zur Gruft. Zweitens habe er einen Geheimgang anlegen lassen, der die Gruft mit dem Haus verbinde. Er befinde sich hinter einer der Steinplatten, die das Mausoleum komplett auskleiden. Es ist kalt wie am Nordpol in den dunklen Mauern.

In den folgenden Tagen fallen den Gästen mehrere Ungereimtheiten auf, die in ihnen das Gefühl drohender Gefahr wecken. Erstens gibt es keinerlei Bedienstete, wohl aber Wache haltende Bluthunde auf dem Gelände. Zweitens entdecken sie in jener Kiste einen Sarg, der aber schon bald wieder verschwunden ist. Sie konnten nicht feststellen, ob es sich um Lucys Sarg handelt. Drittens stellt sich heraus, dass Templeton sie bezüglich verliehener Dokumente des Familienarchivs angelogen hat.

Und viertens stößt Poe zu guter Letzt im Arbeitszimmer seines häufig abwesenden Gastgebers auf einen Umschlag mit Schlüsseln und zwei Fotografien. Das eine Porträt zeigt eine gewisse Lucy Monahan (die mittlerweile sehr tot ist), das andere – ihn selbst! Der Name darunter lautet: „Jimmy Farrell“. Ist dies sein wahrer Name und Lucy seine Schwester?

Der Blitz der Erkenntnis streckt den labilen Poe augenblicklich nieder. Als er erwacht, findet er sich in einer verschlossenen Sargkammer wieder. Es ist stockdunkel, stickig und äußerst kalt. Er ist lebendig begraben und die Luft geht ihm aus …

_Mein Eindruck_

Ich bin etwas geteilter Meinung über diese Episode, die beileibe nicht die letzte der POE-Serie sein kann. Da muss noch einiges nachkommen. Zum Glück gibt es noch einige der besten Poe-Erzählungen zu verarbeiten, so etwa alle, in denen Frauen als Hauptfiguren vorkommen. Ich freue mich schon auf die berühmteste dieser Gestalten, die Lady Ligeia. (Siehe dazu auch meine Rezension über: Poe: [„Faszination des Grauens“ 554 .)

Warum geteilt? Die Rahmenhandlung erfährt in Episode 8 endlich eine entscheidende Wendung: Poe findet heraus, wer er wirklich ist: Jimmy Farrell. Und er hat eine nahe Verwandte, möglicherweise sogar eine Gattin: Lucy Monahan. Doch dieser Gewinn wird bitter bezahlt: Seine neue Liebe Leonie Goron ist verschwunden. Und mit ihr der zwielichtige Dr. Templeton, der wahrscheinliche Drahtzieher aller seltsamen Geschehnisse, die Poe widerfahren sind. Wer weiß, was er mit ihr anstellt?!

Man sieht: Dieser Teil der Episode folgt der klassische Krimistruktur: Es wird ermittelt, was das Zeug hält, bis sich der Gastgeber als Hauptverdächtiger herausstellt. Doch wessen ist er schuldig? Das genau herauszubekommen, ist Poes Aufgabe am Schluss der Episode.

|Die Realität als Albtraum|

Die Träume, die sich bislang regelmäßig als eine Binnenhandlung betrachten ließen, sind diesmal verschwunden. Vielmehr hat sich die Realität in einen Albtraum verwandelt. Doch die Dauer dieser Szene ist ungleich kürzer im Vergleich zum Umfang dessen, was bislang als Rahmenhandlung angesehen werden konnte.

Die Szene in der Gruft wurde wieder einmal inspiriert von einer Erzählung Poes. Sie ist als „Die Scheintoten“ (besonders S. 322) in „Poe: Faszination des Grauens“ abgedruckt. Bei der Vorlage könnte es sich um „The premature burial“ von 1844 handeln. Dieses Original liegt mir nicht vor, so dass ich das nicht genau sagen kann. Auf jeden Fall kann es sich nicht um „Der Fall Valdemar“ (The facts in the case of Valdemar) handeln. Denn dort geht es um die Aufschiebung der Folgen des Todes mittels Magnetismus. (Man sehe sich beispielsweise die Verfilmung von Roger Corman mit dem unvergleichlichen Vincent Price in der Hauptrolle an.)

Die Vorkehrungen, die Templeton gegen den Fall des Lebendigbegrabenwerdens trifft, ähneln jenen, die der Ich-Erzähler in „Die Scheintoten“ vornimmt: die Alarmklingel, der Hebel, der die Türen öffnet und anderes mehr. Und wie diesem Erzähler nützen sie dem, der schließlich wirklich lebendig begraben wird, im Ernstfall herzlich wenig. Eine typische Poe’sche Ironie.

Diese Szene hat dennoch ihre eigentümliche Wirkung auf den Zuhörer. Denn bevor der lebendig begrabene Mr. Poe überhaupt an Wege denken kann, sich zu befreien, muss er erst einmal seine Panikattacken bewältigen, die ihn mit zügelloser Emotion daran hindern, überhaupt einen Gedanken zu fassen und sich an das zu erinnern, was sein Möchtegern-Kerkermeister über Fluchtwege gesagt hat. Die Szene hat mir gefallen, weil sie sowohl gruselig als auch recht spannend ist. Abgebrühte Zeitgenossen werden sie lediglich langweilig finden und sich vermutlich fragen, was das Ganze überhaupt soll.

_Die Sprecher / Die Inszenierung_

|Mr. Poe alias Jimmy Farrell|

Pleitgen spielt die Hauptfigur, ist also in jeder Szene präsent. Er moduliert seine Stimme ausgezeichnet, um das richtige Maß an Entsetzen, Erstaunen oder Neugier darzustellen. In dieser Folge spielt die Entdeckung seiner Vergangenheit und Identität eine größere Rolle als irgendwelche Träume. Eine andere Figur kommt daher nicht vor. Aber die stimmliche Darstellung von Poes misslicher Lage in der Sargkammer fordert den Sprecher bis an die Grenzen seiner Ausdrucksmöglichkeiten: Anfängliche Panik wechselt ab mit Beruhigung und anschließendem Denken, nur um um erneut von einer Panikattacke hinweggefegt zu werden.

|Miss Leonie Goron|

Iris Berben bietet Pleitgens melancholischem und nachdenklichem Poe einen lebhaften Widerpart mit ihrer Leonie Goron. Und wie der grüblerische Poe sogar selbst merkt, zeichnet sich Leonie durch ungewöhnlichen Scharfsinn und eine kluge Feinfühligkeit aus. Sie hat erheblichen Anteil an Poes Rettung in der Rahmenhandlung von Episode 5 („Mahlstrom“). Spätestens ab „Der Goldkäfer“ wirkt sie wie eine kluge Freundin, die durch ruhige Überlegung und kluge, verständnisvolle Fragen bald zu seiner unverzichtbaren Ratgeberin wird. Leider sind diese Qualitäten diesmal fast gar nicht gefragt, so dass ihre Figur in dieser Episode unverdient blass erscheint.

_Sound und Musik_

Mindestens ebenso wichtig wie die Sprecher sind bei den POE-Produktionen auch die Geräusche und die Musik. Hut ab vor so viel Professionalität! Die Arbeit des Tonmeisters beim Mischen aller Geräusche ist so effektvoll, dass man sich – wie in einem teuren Spielfilm – mitten im Geschehen wähnt. Die Geräuschkulissen sind entsprechend lebensecht und detailliert gestaltet. Bis auf die Eingangsszene sind aber diesmal alle Szenen in Interieurs eingerichtet, so dass Sound eine untergeordnete Rolle spielt. Immerhin sind Effekte wie etwa Hall – für eine Art von innerem Monolog – und ein sehr tiefes Bassgrummeln festzustellen, das Gefahr anzeigt. In der Sargkammer erklingt Poes Stimme verzerrt, als dränge sie aus einer Tonne.

Die Musik erhält daher eine umso wichtigere Bedeutung: Sie hat die Aufgabe, die emotionale Lage der zwei Hauptfiguren und ihres jeweiligen Ambientes darzustellen. Diese rein untermalende Aufgabe ist auf den ersten Blick leichter zu bewerkstelligen als die Gestaltung ganzer Szenen, doch wenn es sich um actionarme Szenen wie diesmal handelt, zählt jede Note, jede Tonlage.

Die serientypische Erkennungsmelodie erklingt in zahlreichen Variationen und wird von unterschiedlichsten Instrumenten angestimmt. Als Templeton erwähnt, er spiele – wie einst Roderick Usher – Geige, erklingt das Poe-Motiv erneut, allerdings gespielt auf einer Kirchenorgel. Und genau so eine Orgel spielte Usher in der entsprechenden Hörspiel-Episode. Danach wird das Motiv auf einer Harfe wiederholt, um die Wirkung romantischer zu gestalten.

Klassische Streicher eines Quartetts und des Filmorchesters Berlin, die Potsdamer Kantorei sowie Solisten auf Violine und Singender Säge (Christhard Zimpel) – sie alle wirken zusammen, um eine wirklich gelungene Filmmusik zu den Szenen zu schaffen.

|Der Song|

In der neuen Serie hat Lübbe den Abschlusssong, den zunächst Heinz Rudolf Kunze beisteuerte, ausgetauscht durch den englischsprachigen Song „I’ve foreseen this day“ der bekannten Popgruppe Orange Blue (Länge: ca. 4:30). Da die Lyrics nicht beigefügt sind, muss man sehr genau hinhören, um etwas zu verstehen. Aber es scheint um „Perlenaugen“ zu gehen.

_Unterm Strich_

Der eine oder andere Hörer dürfte wie ich schon einige Zeit – spätestens seit den Anschlägen in Episode 5 – Dr. Templeton im Verdacht gehabt haben, für zwielichtige Machenschaften rund um Mr. Poe verantwortlich zu sein. Doch wer weiß, wie tief seine Verstrickungen mit dem Schicksal von Poes Familie wirklich reichen? Ist er auch für den Selbstmord der armen Lucy Monahan verantwortlich? Vielleicht sogar für den Untergang des Schiffes, auf dem sich Leonie Goron befand. Es bleiben noch viele Rätsel zu lösen …

Und viele weitere Erzählungen von Edgar Allan Poe zu verarbeiten. Schließlich hat der Mann rund 15 Jahre lang Erzählungen publiziert. Und nur die wenigsten davon sind allgemein bekannt. Wir können also darauf hoffen, dass im nächsten Herbst wieder eine Staffel hervorragend gemachter Hörspiele veröffentlicht wird.

Die Episode „Lebendig begraben“ verfügt kaum über Action-Elemente und nur eine gruselige Szene. Für Unterhaltung ist also nur wenig gesorgt. Dennoch ist sie innerhalb der Serie eine der wichtigeren, weil sie innerhalb der bisherigen Rahmenhandlung eine entscheidende Wendung herbeiführt: Poe findet seine – wahrscheinlich – wahre Identität heraus, gleichzeitig verliert er seine neue Seelengefährtin Leonie. Der Zwiespalt dürfte Stoff für weitere Albträume liefern. Wir freuen uns schon darauf.

Wie ich in den Abschnitten über Sprecher, Sprecherin, Sound und Musik ausgeführt habe, kann die Episode zwar künstlerisch voll überzeugen, dramaturgisch jedoch nicht mit den vorhergehenden Hörspielen mithalten. Dennoch bietet sie den Reiz eines Kriminalhörspiels: Leonie und Poe ermitteln gegen ihren Gastgeber, mit durchaus handfesten Ergebnissen und einem drastischen Resultat: Poe wird lebendig begraben.

Fazit: Kann man hören, muss man aber nicht.

|Umfang: 66 Minuten auf 1 CD|