Promis lesen GEISTERJÄGER JOHN SINCLAIR (Komplett-Box)

Mein Eindruck:

Fünf prominente Menschen lesen laut Klappentext in dieser Hörbuchbox ihre Lieblingsromane aus der beliebtesten Gruselserie ever, „John Sinclair“, vor. Leider steht nirgendwo, warum gerade dieser Roman der Favorit der vorlesenden Person ist oder was
er oder sie damit verbindet.

Ein Intro der Sprecher dazu gibt es auf den CDs leider auch nicht. Und so beginnen alle fünf nach einer kurzen, musikuntermalten Ankündigung durch eine unbekannte weibliche Stimme direkt mit dem Vorlesen des jeweiligen Heftromans.

Hennes Bender – „Der Zombie-Bus“

Die Heftomanvorlage mit der Nummer 183 zu dieser Lesung war erstmalig am 17. August 1981 am gut sortierten Bahnhofskiosk oder manchmal auch in einer Buchhandlung zu bekommen.

Warum Hennes Bender sich gerade diesen Roman ausgesucht hat, kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Ok, Zombie-Vampire sind schon cool, aber … sie überfallen hier einen Bus … was genauso wenig spektakulär ist, wie es sich anhört. Wobei, in der Verhörspielung dieses Romans ist die wenig fesselnde Handlung tatsächlich wirklich gut umgesetzt worden.

Und auch Hennes Bender gibt vor dem Mikro ordentlich Gas. Mehr, als ich gedacht hatte. Und so gibts hier tatsächlich mehr Spaß als von mir erwartet.

Oliver Kalkofe – „Horror-Disco“

Die Heftomanvorlage mit der Nummer 58 zu dieser Lesung war erstmalig am 14. August 1979 am gut sortierten Bahnhofskiosk oder manchmal auch in einer Buchhandlung zu bekommen.

Die Wahl des Romans hat mir gut gefallen. In der Horror-Disco gehts nämlich richtig zur Sache. Skelette, Ghouls, ein Friedhof, eine Geisterfrau und dem ersten Auftritt von Mr. Grimes in der Serie, seines Zeichens selbst auch ein Ghoul.

Aber … die Lesung geht los und ich hatte direkt das Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt. Nach einiger Recherche konnte ich dann herausfinden, dass diese Lesung sich nicht nur so anhört, als würde am Anfang etwas fehlen … es fehlt die komplette Einleitung, die uns das Setting erklärt, in das wir hier geworfen werden!

Zu erotisch? Zwei volljährige, junge Leute machen auf einem Friedhof, was Verliebte in diesem Alter auch an anderen Orten machen … und das ist an dieser Stelle auch nur Fummeln und Knutschen, mehr nicht!

Oder ist wirklich niemandem aufgefallen, dass Oliver Kalkofe auf der falschen Seite mit dem Vorlesen beginnt? Das kann ich mir schwer vorstellen.

Erwartungsgemäß zeigt er viel Schauspiel vor dem Mikro und hängt sich auch gut rein, grad wenns hektisch und dramatisch wird. Leider hat er sich für mich absolut in der Comedy-Sparte festgesprochen und -gespielt, sodass ich eigentlich eher die ganze Zeit grinsen musste, auch wenn das meiste natürlich eher nicht lustig ist, was er da vorliest.

Urban Priol – „Schrei, wenn dich die Schatten fressen!“

Die Heftomanvorlage mit der Nummer 87 zu dieser Lesung war erstmalig am 3. März 1980 am gut sortierten Bahnhofskiosk oder manchmal auch in einer Buchhandlung zu bekommen.

Ein Rache-Abenteuer mit Gruseleinschüben hat sich Urban Priol hier ausgesucht. Jane wird vom Schatten eines verstorbenen Gefängnisinsassen gefressen, für dessen Aufenthalt sie verantwortlich war.

Der Spuk ist mit dabei und John muss in sein Reich vordringen, um Jane zu befreien. Klingt dramatisch, ist es auch, besonders für Jane.

Urban Priol liest mit so viel Druck und Energie, dass man fast mehr Angst vor ihm bekommen könnte als vor dem Spuk oder den Geistern. Aber, er kann auch sanfter, was er hin und wieder während der Dialoge zeigt.

Lisa Feller – „Colette und ihr Fallbeil“

Die Heftomanvorlage mit der Nummer 213 zu dieser Lesung war erstmalig am 2. August 1982 am gut sortierten Bahnhofskiosk oder manchmal auch in einer Buchhandlung zu bekommen.

Hier spielt John Sinclair eher eine verspätete Nebenrolle. Eigentlich folgen wir hier in weiten Teilen seinem Freund Bill Conolly, der genauso eigentlich einen harmlosen Reisebericht für eine Zeitung schreiben will.

Dabei stößt er unfreiwillig auf die köpfende Frau und ihr Handwerkszeug. Viel vom Rest der Geschichte spielt dann in einem alten Gasthaus, in dem es dann auch zum Showdown kommt, nachdem John und Suko auch endlich mal an der Geschichte teilhaben wollen.

Gruselig schon, aber jetzt auch nicht einer der spektakulärsten Sinclair-Romane, der mir auch in der Verhörspielung nicht wirklich soooo gut gefallen hatte.

Da kann ich mir nur vorstellen, dass Lisa Feller persönliche Erinnerungen an die Zeit oder den Ort hatte, an dem sie den Roman damals mal gelesen hat. Die Story selbst kann es eher nicht gewesen sein.

Dennoch macht sie einen guten Job bei der Präsentation. Mit einer zügigen Geschwindigkeit nimmt sie uns mit in die Geschichte und bei den Dialogen zeigt sie uns auch die Gefühlswelt der von ihr vertonten Charaktere.

Oliver Rohrbeck – „Der schwarze Henker“

Die Heftomanvorlage mit der Nummer 14 zu dieser Lesung war erstmalig am 18. Juli 1978 am gut sortierten Bahnhofskiosk oder manchmal auch in einer Buchhandlung zu bekommen.

Ein Klassiker unter den Sinclair-Geschichten, auch wenn es eine der Anfangsstorys ist … oder vielleicht auch deshalb.

John Sinclair kämpft hier gegen einen nach 400 Jahren wiederauferstandenen Henker, der extrem sauer wieder vor sich hinköpft. Gruselig, spannend einfach beste Horror-Romanheft-Unterhaltung.

Ich halte Oliver Rohrbeck für einen extrem talentierten Hörspiel- und Synchronsprecher (auch wenn ich keine synchronisierten Filme schaue) … ein überzeugender Hörbuchsprecher ist er für mich nicht. Dies ist auch nicht mein erster Kontakt mit ihm als Lesungs-Sprecher.

Bei den Dialogen blitzt auf, welch tolles Schauspiel er vor dem Mikro abliefern kann und wie gut er sich in die Charaktere hineinfühlen kann … während der beschreibenden Szenen hat mir das gefehlt.

Er klingt sehr gewollt ernst und versucht, extra gruselig zu lesen … was mich beides nicht überzeugen konnte. Und als er „Constabler“ typisch Deutsch und falsch wie „Konn-Stapler“ ausspricht, musste ich lachen.

Vielleicht liegts auch daran, dass wir im gleichen Alter sind und ich mit ihm zusammen bei den Drei ??? groß geworden bin, sodass er sich für mich da festgesprochen hat … gut möglich.

Spaß hatte ich mit ihm und dem von ihm ausgewählten Roman aber natürlich dennoch.

Die Sprecher:

Hennes Bender wurde in 1968 in Bochum in der Ladesfrauenklinik geboren, welche kurz drauf in die örtliche Nevenheilanstalt umgewandelt wurde. Er ist Komiker, Schauspieler, Hörspielsprecher, Podcaster, Übersetzer und Universal-Nerd. Alles hauptberuflich.

Oliver Kalkofe ist Komiker, Satiriker, Moderator, Hörbuchsprecher, Schauspieler und Synchronsprecher. Er wurde für seine bisherige Arbeit unter anderem mit dem Deutschen Comedypreis, dem Quotenmeter-Fernsehpreis und dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Sein aktuelles TV-Format „Schlefaz“ (TELE 5) ist eines der innovativsten und unterhaltsamsten TV-Formate unserer Zeit. [Hier sind die Verlagsinfos veraltet, denn „SchleFaZ“ ist im September 2023 von TELE 5 abgesetzt worden und 2024 zu NITRO bzw. RTL+ umgezeogen.]

Seit 40 Jahren steht Urban Priol auf der Bühne, seit Jahrzehnten ist er präsent in Funk und Fernsehen, u.a. im SCHEIBENWISCHER, der ZDF Sendung NEUES AUS DER ANSTALT und seinem satirischen Jahresrückblick TILT!. Er wurde vielfach ausgezeichnet, etwa mit dem DEUTSCHEN KLEINKUNSTPREIS, tourt mit Soloprogrammen und ist Namenspate eines Asteroiden. Wenn er nicht gerade unterwegs ist, lebt er in Aschaffenburg, wo er eine Kleinkunstbühne betreibt, das Kabarett im Hofgarten.

Oliver Rohrbeck ist sowohl als Hörspiel-, Synchron- und Hörbuchsprecher als auch als Dialogregisseur und Dialogbuchautor tätig. Seit 1979 leht der dem Detektiv Justus Jonas in der bekannten Hörspiel-Serie DIE DREI ??? seine Stimme. Außerdem betreibt er sein eigenes Tonstudio Lauscherlounge in Berlin-Kreuzberg und veranstaltet bundesweit Live-Hörspiele und Lesungen.

Lisa Feller, geboren 1976 in Düsseldorf, ist Stand-Up-Komikerin, Moderatorin, Podcasterin und Schauspielerin. Sie moderiert regelmäßig in der ARD die Sendung „Ladies Night“ und ist gern gesehen bei den „Mitternachtsspitzen“, der „SWR Spätschicht“, „Genial daneben“ oder „Die besten Comedians Deutschlands“. Privat engagiert sie sich für den „Frauenhaus und Beratung e.V.“ in Münster und unterstützt die Arbeit des Vereins Roter Keil. Seit geraumer Zeit ist Lisa auch gern gehörte Gastgeberin bei den beliebten Podcasts „Frau Feller & Frau Jahnke“ und „Naschkatzen“ mit Patricia Kain. (Verlagsinfos)

Die Ausstattungen und die MP3s:

Die fünf schwarzen CDs mit gelber Schrift stecken in fünf Jewel-Cases, wie wir das auch von den Hörspielen her kennen. Der einseitige Einleger zeigt uns vorn das jeweilige aufs CD-Hüllen-Format angepasste Romanvorlagencover und oben links in der Ecke ein Bild des jeweiligen Sprechers oder der Sprecherin.

Auf der Innenseite des Einlegers finden wir das gleiche Sprecherbild noch mal … nur größer … nebst ein paar Infos zur Person.

Auf der Rückseite des Jewel-Case gibts einen kurzen Handlungsanriss des vorgelesenen Romans, ein Foto von Helmut Rellergerd aka Jason Dark und zum dritten Mal das gleiche Foto der vorlesenden Person. Warum? Man weiß es nicht.

Die MP3s sind in einer für eine Lesung ungewöhnlich hohen Bitrate von 320 kbps, 44,1 kHz und Joint Stereo kodiert. Aber, auf der CD ist ja auch mehr als genug Platz für eine Lesung im MP3-Format.

Die Tracks sind fortlaufend nummeriert, wobei die Tracknummer (der Datei und im ID3-Tag) mit einer unnötigen, führenden 0 beginnt. Unnötig, weil keine der Lesungen mehr als 99 Tracks hat.

Auch der Titel der Lesung, der Name des Sprechers und der Name des Autors sind hier vorhanden. Ein Cover fehlt an dieser Stelle leider, was das Display im bevorzugten Abspielgerät leer lässt … außer, man fügt per Hand nachträglich eins ein.

Mein Fazit:

Einer liest den Teaser-Text vor dem Roman mit vor, der andere fängt direkt auf Seite 2 an … so klingts, wenn Promis John-Sinclair-Romane vorlesen.

Warum gerade diese Menschen ausgewählt und eingeladen wurden, um uns Geisterjäger-Romane vorzulesen oder warum sie gerade diesen Roman einsprechen, erzählt uns leider niemand, auch die Vorlesenden selbst nicht. Für mich eine verpasste Gelegenheit und erwartet hätte ich das auch. Wie auch ein Cover in den ID3-Tags der MP3-Dateien. So bleibt hier öfter mal ein „Warum?“ unbeantwortet im Raum stehen oder ein leerer Bildschirm.

Mühe geben sich alle hörbar, wirklich überzeugen konnte mich aber nicht jede(r) der hier versammelten Sprecher. Gleiches gilt übrigens auch für die Zusammenstellung der Grusel-Storys, die wir hier hören.

Der geneigte nicht selbst lesende Sinclair-Fan kennt den Geisterjäger eher aus Hörspielen. Und da diese soundtechnisch seit vielen Jahren ganz oben im Hollywood der Kopfkinos mitspielen, klingen die John-Sinclair-Geschichten vorgelesen irgendwie eher trocken und nüchtern. Auch wenn wir hier teilweise schauspieltechnisch gut was geboten bekommen.

5 Lesungen auf 5 MP3-CDs im Pappschuber
Urban Priol – „Schrei, wenn dich die Schatten fressen!“ – 68 Tracks – 3:28 Std.
Oliver Rohrbeck – „Der Schwarze Henker“ – 65 Tracks – 3:21 Std.
Lisa Feller – „Colette und ihr Fallbeil“ – 61 Tracks – 3:16 Std.
Oliver Kalkofe – „Horror-Disco“ – 60 Tracks – 3:11 Std.
Hennes Bender – „Der Zombie-Bus“ – 61 Tracks – 3:08 Std.
1. Auflage, April 2024

www.luebbe.de

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