Dark, Jason / Döring, Oliver – John Sinclair – Die Werwolf-Sippe (Folge 47)

_Die Kinder der Nacht: Familienfeier der Werwölfe_

Die Älteste des Wervolk-Clans prophezeit die Wiedervereinigung ihrer Sippe unter einer neuen Königin, die die Menschen das Fürchten lehren werde. Doch zuerst muss sie die junge Jovanka dem Blutritual unterziehen, das diese zur Werwölfin machen wird …

Die Story erschien erstmals als Band 173 der Bastei-Romanserie.

_Der Autor_

Der unter dem Pseudonym „Jason Dark“ arbeitende deutsche Autor Helmut Rellergerd ist der Schöpfer des Geisterjägers John Sinclair. Am 13. Juli 1973 eröffnete der Roman „Die Nacht des Hexers“ die neue Romanheft-Gruselserie „Gespenster-Krimi“ aus dem Hause Bastei. Inzwischen sind über 1700 John-Sinclair-Romane erschienen, die Gesamtauflage der Serie beträgt laut Verlag über 250 Millionen Exemplare.

_Die Inszenierung_

Frank Glaubrecht spricht den Geisterjäger himself und ist die deutsche Stimme von Al Pacino, Christopher Walken, Kevin Kostner, Jeremy Irons, Pierce Brosnan und vielen mehr.
Wolfgang Pampel, die deutsche Stimme von Harrison Ford, spricht den Erzähler.
Jane Collins: Franziska Pigulla, die deutsche Stimme von Gillian „Scully“ Anderson
Suko: Martin May
Bill Conolly: Detlef Bierstedt (George Clooney, Robert ‚Freddy Kruger‘ Englund)
Sheila Conolly: Daniela Hoffmann (Julia Roberts)
Sir James Powell: Karl-Heinz Tafel
Jovanka Vasely: Berenice Weichert (Anna ‚Rogue‘ Paquin, Scarlett Johansson)
Jurina Vasely: Marianne Rogée
Silva: Anke Reitzenstein (Whitney Houston, Jeri Ryan)
Lupina: Claudia Urbschat-Mingues (Angelina Jolie, Kristanna Loken)
Marcel Vendri: Peter Flechtner (Ben Affleck)
Al Astor: Jörg Doering (Colm Meaney)
Roland Foucert: Udo Schenk (Ray Liotta, Ralph Fiennes, Kevin Bacon, Gary Oldman …)
Margret Rutland: Marianne Groß (Gattin von Lutz Riedel; Angelica Huston, Cher)
Sue Rutland: Dascha Lehmann (Katie Holmes, Jennifer Love Hewitt)
Pfarrer: Bernd Rumpf (Liam Neeson, Alan Rickman)
Sowie Simon Jäger (Heath Ledger, Josh Hartnett, Matt Damon) und andere.

Der Produzent ist Oliver Döring, Jahrgang 1969, der seit 1992 ein gefragter Allrounder in der Medienbranche ist. „Als Autor, Regisseur und Produzent der John-Sinclair-Hörspiele hat er neue Maßstäbe in der Audio-Unterhaltung gesetzt und ‚Breitwandkino für den Kopf‘ geschaffen“, behauptet der Verlag. Immerhin: Dörings preisgekröntes Sinclair-Spezial-Hörspiel [„Der Anfang“ 1818 hielt sich nach Verlagsangaben wochenlang in den deutschen Charts.

Buch und Regie: Oliver Döring
Regieassistenz: Patrick Simon
Hörspielmusik: Christian Hagitte, Simon Bertling, Florian Göbels
Tontechnik: Arne Denneler
Schnittassistenz: Jennifer Keßler
Produktion: Alex Stelkens (|WortArt|) und Marc Sieper (|Lübbe Audio|)

_Handlung_

Dereinst werde eine neue Königin die verstreute Sippe der Werwölfe wieder vereinen und zu neuer Größe führen, prophezeit die alte Jurina Vasely. Jovanka, ihre Enkelin, brennt darauf, sich ihrem Volk endlich anschließen zu können und unterzieht sich dem Blutritual, das sie ebenfalls zur Werwölfin macht. Doch entsetzt muss sie erfahren, dass die Jäger sich bereits nähern und ihre Großmutter nicht vorhat, vor ihnen zu fliehen …

Die Jäger werden vom Pfarrer des nordfranzösischen Städtchens Gravelines angeführt. Er hat von einem Vorgänger eine Axt mit silberner, geweihter Schneide geerbt – ein geeignetes Instrument zur Vernichtung von Werwölfen und anderem Gelichter. Sie stoßen mitten im Wald auf einen verlassenen Planwagen und nähern sich ihm misstrauisch. Ein Wolf bricht daraus hervor, den die Silberaxt des Pfarrers jedoch sofort tötet. Aber wo ist der Rest der bestialischen Sippschaft? Die Suche geht weiter.

Jovanka folgt dem Auftrag ihrer Großmutter, ihre Schwester Silva und ihren Bruder Marcel zu suchen. Als einer der Jäger sie stellt, fällt es ihr leicht, ihn zu überwältigen und den ersten Blutdurst zu stillen. Schon bald ist sie in Gravelines, wo sie im Mädcheninternat ihren Bruder findet, der hier unter dem Namen Marcel Vendri als Lehrer arbeitet. Bedauerlicherweise erhebt bereits ein Menschenweibchen Anspruch auf ihn …

John Sinclair wird von seinem Mitarbeiter Bill Conolly angerufen. Bills Nachbarin Margret Rutledge mache sich Sorgen um ihre Tochter Sue, die sich in einem französischen Internat in Gravelines aufhalte. Doch in der Region Gravelines habe es in letzter Zeit einige grässliche Todesfälle gegeben, und die französischen Behörden fürchten, die legendäre „Bestie von Gévaudan“ sei zurückgekehrt. Gerüchten zufolge soll Sue ein Verhältnis zu ihrem Lehrer Marcel Vendri begonnen haben. Doch der betrüge sie mit einer anderen Frau.

Sheila Conolly zeigt John Sues Brief. Darin bezeichnet sie Lupina als die Geliebte ihres Lehrers. Bei diesem Namen klingeln bei John sämtliche Alarmglocken, denn er hatte selbst mal einige Begegnungen mit Lupina. Sue schreibt, dass sie fürchte, beim nächsten Vollmond werde es wieder Tote geben. John erkennt, dass er sich beeilen muss. Jane Collins, seine Freundin, besteht darauf mitzukommen, ganz besonders, wenn es um Frauen geht, die ihrem John in mancherlei Hinsicht gefährlich werden könnten.

Die beiden nehmen Suko mit und fahren mit der Kanalfähre nach Calais. Auf der Überfahrt haben sie eine denkwürdige Begegnung mit Silva Vasely, die mit ihrem Wanderzirkus von Wölfen unterwegs nach Gravelines ist. John erschießt einen der vermeintlich zahmen Wölfe, was ihm leider keine Sympathiepunkte einbringt.

Unterdessen hat sich in Sue Rutledge genügend Zorn angestaut, dass er sich entladen muss. Als sie ihren Geliebten Marcel eine junge Frau in seine Wohnung führen sieht, kocht der Zorn über. Sie wird ihm gehörig die Leviten lesen! Doch der Besuch bei Marcel erweist sich als alles andere als ein Triumph. Denn die beiden Turteltäubchen enthüllen Sue ihre wahre Natur …

_Mein Eindruck_

Dies ist die erste Hälfte des Doppelhörspiels um das Wiederauftauchen von Lupina in Gestalt von Jovanka Vasely. Man muss schon ein klein wenig mitdenken, um die Sprünge in der Handlungsführung nachvollziehen zu können: Lupina steigt nämlich urplötzlich aus der Versenkung auf. Keiner sagt uns, woher sie kommt, aber es ist anzunehmen, dass Marcel Vendri Bescheid weiß.

Jovanka, die Jungwerwölfin, muss erst einmal ihre Kräfte messen – und siehe da, sie ist weitaus stärker als jeder Mann. Wer hätte das gedacht? Na, jeder von uns! Schließlich kennen wir uns seit dem Spielfilm „Der Pakt der Wölfe“ bestens mit Werwölfen aus. Denken wir zumindest, denn wie sich herausstellt, geht es im Film um alles andere als um Werwölfe. Die „Wölfe“ sind ein Geheimbund, der den Umsturz der Regierung betreibt. Und seine Mitglieder wissen auch erotische Mittel wirkungsvoll einzusetzen.

Tatsächlich verknüpft der Autor „Jason Dark“ ebenfalls weibliche Erotik mit dem Werwolfmotiv. Er wertet die weiblichen Werwölfe, die im Vordergrund stehen, zu einer Art verführerischer Amazonen plus Bestie auf. Eine machtvolle Kombination, der sich im Verlauf der Doppelhandlung nur sehr wenige Figuren entgegenstellen können. Diesmal sind die Frauen eindeutig die dominanten Figuren, was sogar auf Jane zutrifft.

Die Männer sieht man ständig irgendwo gefesselt, gefangen, besoffen oder dem Wahnsinn nahe durch die Handlung taumeln. Kein besonders erbaulicher Werdegang für unsere männlichen Helden. Mit einer einzigen Ausnahme: der Pfarrer. Nur der Mann Gottes weiß den bestialischen Hybridfrauen etwas todsicher Wirkendes entgegenzusetzen: seine Silberaxt. An ihn wendet sich Jane Collins im zweiten Teil – und wird in ihrer Erwartung, dass er ihr gegen die Bestien hilft, nicht enttäuscht.

Auch John Sinclair ist an sich ein Mann Gottes, als „Sohn des Lichts“, doch er hat es ungleich schwerer als der Pfarrer, den Werwölfen zu zeigen, wo der Hammer bzw. das Silberkreuz Hesekiels hängt.

_Die Inszenierung_

Die Macher der „Geisterjäger“-Hörspiele suchen ihren Vorteil im zunehmend schärfer werdenden Wettbewerb der Hörbuchproduktionen offensichtlich darin, dass sie dem Zuhörer nicht nur spannende Gruselunterhaltung bieten, sondern ihm dabei auch noch das Gefühl geben, in einem Film voller Hollywoodstars zu sitzen. Allerdings darf sich niemand auf vergangenen Lorbeeren ausruhen: Bloßes Namedropping zieht nicht, und So-tun-als-ob ebenfalls nicht.

Die Sprecher, die vom Starruhm der synchronisierten Vorbilder zehren, müssen selbst ebenfalls ihre erworbenen Sprechfähigkeiten in die Waagschale werfen. Zum Glück machen Pigulla, Bierstedt, Glaubrecht und Co. dies in hervorragender und glaubwürdiger Weise. Statt gewisse Anfänger zu engagieren, die mangels Erfahrung bei den zahlreichen emotionalen Szenen unter- oder übertreiben könnten, beruht der Erfolg dieser Hörspielreihe ganz wesentlich darauf, dass hier zumeist langjährige Profis mit schlafwandlerischer Sicherheit ihre Sätze vorzutragen wissen.

Übertriebene Ausdrucksweisen heben die Figuren in den Bereich von Games- und Comicfiguren. Das kann bei jugendlichen Hörern ein Vorteil sein. Die Figuren schreien wütend, fauchen hasserfüllt oder lachen hämisch. Den Dialog macht stellenweise der Einsatz von Stimmfiltern abwechslungsreicher, insbesondere beim Einsatz moderner Kommunikationsmittel wie etwa Funkgeräten oder Mobiltelefonen.

|Geräusche|

Die Geräusche sind genau die gleichen, wie man sie in einem halbwegs realistischen Genre-Spielfilm erwarten würde, und die Geräuschkulisse wird in manchen Schlüsselszenen recht stimmungsvoll aufgebaut. Diesmal herrschen die Geräusche vor, die man im Umfeld von Wäldern und Wölfen zu hören erwartet. Die Geräuschkulisse ist erstaunlich realistisch, wirkt aber nie überladen, sondern stets erscheinen die Geräusche als notwendig. Ein Markenzeichen der Serie sind Schüsse und Funkdurchsagen. Von beidem gibt es stets jede Menge. Und viel spritzendes Blut … Deshalb ist dieses Hörspiel erst ab 16 Jahren zu empfehlen.

|Musik|

Die Musik gibt ziemlich genau die vorherrschende Stimmung einer Szene wieder und leitet in den kurzen Pausen bzw. Übergängen gleich zur nächsten Szene über. Sie wurde von einem Orchester eingespielt, und so entsteht der Eindruck, die Begleitmusik zu einem alten Hollywood- oder British Horror Movie zu hören. Die Titelmelodie der Serie erschallt in Intro und Outro in einem hämmernden Rock-Rhythmus aus den Lautsprecherboxen, den ich sehr sympathisch fand.

Musik, Geräusche und Stimmen wurde so fein aufeinander abgestimmt, dass sie zu einer Einheit verschmelzen. Dabei stehen die Dialoge natürlich immer im Vordergrund, damit der Hörer jede Silbe genau hören kann. An keiner Stelle wird der Dialog irgendwie verdeckt.

|Das Booklet|

… enthält im Innenteil Angaben über die zahlreichen Sprecher und die Macher. Der Verlag empfiehlt sein Werk ab 16 Jahren. Ausdrücklich steht „Hörspiel für Erwachsene“ auf dem Cover.

_Unterm Strich_

Das Erwachen Jovankas zur Werwölfin erinnerte mich an den Werdegang von Vampira, die ja achtmal die Hauptfigur in einer Lübbe’schen Hörspielserie war. Lupina, deren Herkunft nicht erklärt wird, ist ebenfalls eine Überfrau und wie Vampira dämonisiert bis zum Gehtnichtmehr. Sie ist die starke, verführerische Amazone, die die Männer reihenweise umhaut und, ähem, verschlingt. Dass sie auch ein Liebesleben haben könnte, wird allerdings nur dezent angedeutet. Als sich Marcels Geliebte Sue zwischen das inzestuöse Pärchen aus Brüderlein und Schwesterlein drängt, um alte Rechte anzumelden, zieht Sue leider den Kürzeren.

Johns Begegnung mit Silva Vasely und ihrem Wanderzirkus – aus Wölfen!? – deutet symbolisch bereits die sehr viel gefährlichere Begegnung mit den Werwölfen an, die John im 2. Teil haben wird. Allerdings sollte sich John ein wenig wundern, was diese Frau ausgerechnet mit Wölfen zu tun hat. Ihr Wanderzirkus dient nämlich nur der Tarnung. Für was, erfahrt ihr im 2. Teil.

Auch jungen Menschen ab 16 Jahren, die sich einfach nur für gruselige Audiokost interessieren, die gut gemacht ist, lässt sich das Hörspiel empfehlen. Es ist leicht verständlich, wirkungsvoll inszeniert und die Stimmen der Hollywoodstars vermitteln das richtige Kino-Feeling. Die Action kommt niemals zu kurz, was die Game-Freunde doch einigermaßen zufriedenstellen sollte. Nur: Auf das Ballern und Blutspritzen sollte man immer gefasst sein.

|47 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-3782-8|
http://www.sinclairhoerspiele.de
http://www.luebbe-audio.de
http://www.wortart.de

_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„John Sinclair: Remastered-Box 1“ 5656
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)