Mit knapper Not sind Ellen Ripley, Corporal Hicks, die junge Newt sowie der Androide Bishop vom Alien-Planeten Acheron entkommen (vgl. Alan Dean Foster: Aliens – Die Rückkehr, Wilhelm Heyne Verlag, TB Nr. 01/6839). An Bord des Truppentransporters SULACO sind sie auf dem Weg zur Erde; die Reise verbringen sie schlafend in den Kältekammern des Raumschiffs.
Doch auf Acheron konnte sich eine Alien-Larve an Bord der SULACO schleichen. Bei seinem Versuch, die Menschen in ihren Schlafkabinen anzugreifen, beschädigt das Wesen die Steuerung des Schiffs. Die SULACO kommt vom Kurs ab und setzt zu einer automatischen Notlandung auf dem Planeten Fiorina an. Die Schäden erweisen sich als so groß, dass der Transporter abstürzt. Das Alien stirbt, aber auch Hicks und Newt überleben das Unglück nicht. Allein Ripley kommt mit dem Leben davon.
Fiorina ist kein erstrebenswerter Hafen. Der ungastliche Planet birgt einige Bodenschätze, so dass einst eine riesige Minen-Kolonie angelegt wurde. Doch das Geschäft lohnte sich bald nicht mehr. Die Eigentümerin der Mine, der Konzern Weyland-Yutani, war froh, einen Teil der nicht mehr bewirtschafteten Anlage an die Regierung zu vermieten, die hier die Strafanstalt Fury 361 einrichtete. 25 Gefangene und zwei Aufseher verlieren sich nun in den riesigen Kavernen der Mine. Um der drückenden Aussichtslosigkeit ihrer Lage zu entfliehen, haben die Sträflinge Trost in der Religion gesucht und eine Art Laienorden mit festen Regeln und Grundsätzen gegründet. Dazu gehört strikte Enthaltsamkeit. Unter diesen Umständen sorgt Ripleys Anwesenheit sofort für Unruhe, doch sie findet Verbündete in Clemens, dem Arzt, und Dillon, dem Anführer der Gefangenen.
Die inneren Spannungen werden rasch nebensächlich, als sich herausstellt, dass sich an Bord der SULACO nicht nur ein Alien befunden hat. In den endlosen Gängen und Höhlen von Fury 361 beginnt ein tödliches Katz-und-Maus-Spiel, bei dem sich die Reihen der Bewohner rasch lichten.
Ripley stellt ihre Erfahrungen mit den Aliens in den Dienst der verfolgten Kolonisten, doch ihre Zeit ist begrenzt: Clemens hat festgestellt, dass sich ein weiteres Alien Ripley als Wirt ausgesucht hat, während sie in ihrer Kältekammer schlief. Ein chirurgischer Eingriff ist aufgrund der außerordentlichen Wehrhaftigkeit des Wesens unmöglich – Ripley muss sterben.
Zu allem Überfluss mischt sich nun wieder die „Gesellschaft“ ein, die seit mehr als einem halben Jahrhunderts dabei ist, aus den Aliens eine biologische Waffe zu schaffen, die sie möglichst profitabel vermarkten will. Mindestens ein Alien soll geborgen werden; ob die Bewohner von Fury 161 dies überleben oder nicht, ist nebensächlich …
Seit etwa 1980 ist der „tie in-Roman“ – die Nacherzählung eines Kino- oder TV-Films – eine feste Größe im Vermarktungskonzept der Film- und Fernsehindustrie. Das Drehbuch liegt sowieso vor; warum es dann nicht als Grundlage eines Romans noch einmal profitbringend recyceln? Im schlimmsten Fall werden die schon vorhandenen Dialoge und Handlungsvorgaben mit einigen Überleitungen verbunden, und schon kann das Produkt – und mehr ist es dann nicht – auf den Markt geworfen werden.
Unter diesem Aspekt ist es einleuchtend, dass sich eine ganze Reihe von zweit- und drittklassigen Autoren auf das Verfassen von Filmromanen spezialisiert hat. Aber auch Schriftsteller von Rang und Namen verdienen sich gern ein kleines Zubrot, wenn die Karrierekurve einmal einen Knick erfährt.
Alan Dean Foster gehört zu den redlichen Vertretern seiner Zunft – ein schneller, aber versierter und unterhaltsamer Handwerker. Als solcher erregte er schon früh die Aufmerksamkeit der Film- und Fernsehindustrie, der er schon vorher durch seine Arbeit in der PR-Abteilung eines kleinen kalifornischen Studios verbunden war. Zwischen 1974 und 1978 verwandelte er die Drehbücher der „Star Trek“-Zeichentrickserie in eine zehnbändige Buchreihe. Neben den „Alien“-Romanen entstanden Bücher zu Filmen wie „Starman“, „Das Ding aus einer anderen Welt“ oder „Outland – Planet der Verdammten“, aber auch zu Western wie „Pale Rider – Der namenlose Reiter“ (Heyne-TB 01/06596) – bis Anfang der 90er Jahre insgesamt etwa 25 Romane.
Auch die beiden ersten „Alien“-Filme hatte Foster zur Zufriedenheit seiner Auftraggeber nacherzählt, so dass es keine Überraschung war, dass man sich nunmehr ein drittes Mal an den ihn wandte. Doch dieses Mal stand die Zusammenarbeit mit der „20th Century Fox Film Corporation“ unter keinem günstigen Stern. Die Dreharbeiten zu „Alien 3“ zogen sich ungewöhnlich lange hin, was bereits grundsätzliche Schwierigkeiten ahnen ließ. David Fincher, der nicht einmal dreißigjährige Regie-Neuling, schwebte kein Action-Spektakel à la James Cameron vor, sondern eine düstere, in den Augen des entsetzten Studios beinahe nihilistische Tragödie, die allzu oft an Dingen rührte, die einer profitablen weltweiten Vermarktung im Wege standen. Auf „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“, eine Science-Fiction-Gruselgeschichte, und „Aliens – Die Rückkehr“, ein säbelrasselndes Action-Abenteuer, folgte nun ein düsteres Kammerspiel. Zwar geht es noch immer hoch her in der Gefangenenkolonie Fury 361, doch der Großteil des Schreckens spielt sich dieses Mal im Verborgenen ab. Kritik und Zuschauer wussten lange Zeit mit diesem „psychologischen“ Horrorfilm wenig anzufangen. Inzwischen wird Regisseur David Fincher nach Filmen wie „Sieben“ und „Der Fight-Club“ als Meister seiner Kunst anerkannt. Im Glanze dieses Rufes findet nun auch seine Mär vom bizarren Sträflings-Orden, dessen Angehörige mit sich selbst mindestens ebenso zu kämpfen haben wie mit den Aliens, Anerkennung.
Der verbissene Kleinkrieg zwischen Studio und Regisseur schlug sich in ständigen Drehbuch-Änderungen nieder, die natürlich auch Alan Dean Foster zu berücksichtigen hatte. Für einen Autor, der es gewohnt ist, rasch zu arbeiten (für einen „tie in“-Roman setzt Foster durchschnittlich sechs Wochen an), muss diese Erfahrung ein wahrer Albtraum gewesen sein. So kämpfte in einer der frühen Fassungen noch die junge Newt aus „Aliens – Die Rückkehr“ an Ripleys Seite gegen die Aliens, doch dann entschied Fincher plötzlich, diese Figur vollständig zu streichen. Solche Verwerfungen machen es verständlicherweise schier unmöglich, einen stringenten Roman zu schaffen. Angesichts solcher Schwierigkeiten hat Foster sich allerdings mit Anstand geschlagen. Freilich versteht man auch seine Entscheidung, zukünftig keine Aufträge für „tie in“-Romane mehr anzunehmen. (Nachzulesen ist diese Geschichte zusammen mit vielen weiteren aufschlussreichen Äußerungen Fosters zum Thema Film und Roman in: Jens H. Altmann, „Am Ende passt alles zusammen“. Ein Interview mit Alan Dean Foster, in: Wolfgang Jeschke [Hg.], Das Science Fiction Jahr 1998, München: Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG 1997, Reihennr. 06/5925, S. 565-574.)
Broschiert: 202 Seiten
www.heyne.de