Robert Knott – Robert B. Parker’s Buckskin (Hitch & Cole Western 10)

Verfluchtes Gold

In den Hügeln um Appaloosa ist Gold gefunden worden. Um die Rechte an den Minen streiten sich zwei Unternehmen: die McCormicks und die Gruppe um Henri Baptiste. Beide haben ihre Revolvermänner, um die Camps der Bergarbeiter zu schützen, und als einer nach dem anderen ihrer Leute verschwindet, schalten die McCormicks die beiden Marshals Virgil Cole und Everett Hitch ein.

Doch der Mord an James McCormick ist voller Rätsel: Er wurde nicht erstochen, sondern zuvor auch vergiftet. Der Vormann der McCormick-Gunmen ruft den Kriegszustand aus. Der Konflikt spitzt sich just an jenem Tag zu, als die Stadt die „Appaloosa Days“ feiert, eine Art Festival…

Unterdessen nähert sich der Stadt ein seltsames Duo: ein junger Mann auf einem Pony wird von einer älteren Dame begleitet, die wie eine Zigeunerin auf einem Riesenpferd aussieht. Beide sind schwer bewaffnet. Das kann nichts Gutes bedeuten.

Die Autoren

1) Robert Knott

Der Schauspieler, Produzent und Schriftsteller Robert Knott hat zusammen mit Parker das Drehbuch für die Verfilmung von „Appaloosa“, dem ersten Cole & Hitch-Western, geschrieben. Er war zusammen mit Schauspieler Ed Harris an der Produktion beteiligt. Knott schreibt für Bühne, Fernsehen und Film Drehbücher.

2) Der US-Autor Robert B. Parker, geboren 1932, gehörte zu den Topverdienern im Krimigeschäft, aber auch zu den fleißigsten Autoren – er hat bis zu seinem unerwarteten Tod im Januar 2010 über 50 Romane veröffentlicht. Am bekanntesten sind neben der Spenser-Reihe wohl seine etwa acht Jesse-Stone-Krimis, denn deren Verfilmung mit Tom Selleck in der Titelrolle wird regelmäßig vom ZDF gezeigt.

Der ehemalige Professor für amerikanische Literatur Robert B. Parker lebte mit seiner Frau Joan in Boston, Massachusetts, und dort oder in der Nähe spielen viele seiner Krimis. Er kannte sich aber auch bestens im Wilden Westen aus und schrieb einen Roman über den Gunfight am O.K. Corral in Tombstone: „Gunman’s Rhapsody“.

Die Cole & Hitch-Reihe:

1) Appaloosa (2005)
2) Resolution (2008)
3) Brimstone (2009)
4) Blue-Eyed Devil (2010)
5) Ironhorse (2013)
6) Bull River (2014)
7) The Bridge (2014)
8) Blackjack (2015)
9) Revelation (2017)
10) Buckskin (2019)
11) Opium Rose (2024)

Handlung

Als die U.S. Marshals Virgil Cole und Everett Hitch in Appaloosa anfingen, bestand die Stadt aus nicht viel mehr aus ein paar Bretterbuden. Einige Jahre später gibt es hier richtige Steinhäuser und eine Nobelstraße, die sich „Avenue“ nennt. Die einzige gepflasterte Straße in der Stadt ist nach jenem Unternehmer benannt, der die Ziegelsteine lieferte: Vernon Vandervoort. Er und seine Frau Constance, die aus New York City stammt, haben die Stadt eindeutig aufgewertet. Leider fielen sie einem tragischen Unglück zum Opfer (in „Revelation“). Von diesem Aufschwung profitiert auch Allie French, inzwischen Virgil Coles Frau, die inzwischen ein florierendes Geschäft für Damenausstattung leitet.

Jeden Tag sieht man weitere unbekannte Leute mit Geld in den Taschen aus dem Zug steigen und in die Hotels einchecken. Umso mehr, als in den Hügeln nahe Appaloosa Gold gefunden wurde. Um diese Goldvorkommen ist zwischen dem ursprünglichen Landbesitzer Henri Baptiste und den irischen McCormicks, die das Land als Viehweide erwarben, bevor Gold entdeckt wurde, ein bitteres Streit entbrannt. Jede der beiden Gruppen hat ihre Gunmen angeheuert, und jetzt ist einer davon spurlos verschwunden. Ein paar dieser Revolverhelden kommen Cole und Hitch verdammt verdächtig vor. Cole hatte Victor Bartholomew einst eingebuchtet, und Bart scheint sich sehr gut daran zu erinnern. Womöglich will er sich dafür rächen? Sollte sich Virgil Sorgen um Allies Sicherheit machen?

Das Theater

Everett hat sich verliebt. Die Glückliche ist eine Kundin Allies, die Schauspielerin Martha Kathryn. Sie tritt in einem Musical als „Evangeline“ auf und macht hinterher Everett Avancen unterm Tisch. Doch Everetts Liebesträume werden heftig zerschlagen, als er sie am Abend nach der (bejubelten) Vorstellung am Arm von Henri Baptiste erspäht. Den beiden folgen unauffällig zwei Gunmen der McCormicks, bewaffnet, wie Everett schätzt. Das Tragen von Waffen ist in Appaloosa strikt verboten und nur den Vertretern des Gesetzes erlaubt.

Everett folgt den beiden McCormick-Leuten in das Windsor Hotel und durch die Halle in den Patio. Dort sitzen Martha Kathryn und Henri Baptiste beim trauten Stelldichein. Er stellt die beiden Gunmen zur Rede und entwaffnet sie, bevor er sie verhaftet. Er wünscht Martha und Henri noch einen schönen Abend. Am nächsten Morgen stehen die beiden McCormick-Brüder auf seiner Matte, um ihre Leute aus der Zelle zu holen. Virgil und Everett schicken sie unverrichteter Dinge nach Hause. Die McCormick, denen nun schon vier Leute fehlen, drohen mit Konsequenzen. Sollen sie doch.

Ohne es im Geringsten zu ahnen, nimmt Everetts leben die Form einer Achterbahn an. Denn noch am gleichen Morgen lädt ihn Martha zu einem Schlückchen Wein ins Hotel ein. Sie nennt ihn ihren „Ritter in schimmernder Rüstung“ und lobt seine ritterliche „Vorstellung“ am Vorabend über den grünen Klee. Leider erwähnt sie nebenbei auch, dass Henri Baptiste ihr einen Antrag gemacht hat. Schließlich war er es, der ihren Auftritt im Theater ermöglicht hat. Und sie erwähnt das Gold, das dieser reiche Mann zu erwarten habe. Fern von Eifersucht weiß Everett noch nicht ganz, was er von ihr zu halten hat, aber bei einer so „großzügigen“ Frau wie Martha sollte man auf vorschnelle Reaktionen verzichten. Man weiß nie, womit sie einen als nächstes verwöhnt.

Unterdessen

Ein junger Mann, den alle nur „Kid“ nennen, bricht aus einem mexikanischen Gefängnis aus und macht sich mit einem gestohlenen Pferd auf den Weg gen Norden. Ein dringendes Telegramm, das sein Großvater abgeschickt hat, ruft ihn nach Colorado, denn er liege im Sterben. Da ihm in den Bergen bei den Trappern von dem Alten beigebracht worden ist, rücksichtslos zu sein und nur an sein eigens Wohlergehen zu denken, um zu überleben, hinterlässt der Junge eine Spur von Leichen.

Als er endlich an seinem Bestimmungsort eintrifft, eröffnet ihm der im Sterben liegende alte Mann ein paar schreckliche Dinge über seine Familie. Er zeigt ihm eine alte Photographie, die seine Familie zeigt. Familie? Ja, und seine Mutter lebe immer noch. Mutter? Er, der Großvater, habe mit ihr, obwohl sie bereits mit einem seiner Söhne verheiratet war, ein uneheliches Kind gezeugt: Kid. Seine Mutter heiße Helen und sie lebe an einem Ort namens Appaloosa. Nachdem er den Alten wütend mit einem Kopfkissen erstickt und das Haus in Brand gesteckt hat, bricht der Junge auf, um diese unbekannte Mutter aufzusuchen. Das alte Foto soll ihm dazu dienen, sie nach all den Jahren zu identifizieren.

Krieg

In Appaloosa herrscht bereits dicke Luft, als Everett nach einer Liebesnacht mit Martha erwacht. Er wird zu einer Schießerei und zu einem Saloon geholt, wo er vier Männer von Baptiste-Gunmen verhaftet – den fünften erschießt Virgil an Ort und Stelle. Wenig später an diesem Morgen taumelt James McCormick auf die Straße vor seinem Haus und stirbt vor den Augen seiner verzweifelten Frau Bernice. Hodge, der führende Gunman der McCormicks, ruft aufgebracht den Kriegszustand aus…

Mein Eindruck

Wie schon in dem Vorgängerband „Revelation“ stellt der Autor seine Kunst der „Engführung“ unter Beweis. Dieser musikalische Ausdruck besagt im vorliegenden Fall lediglich, dass sich alle Handlungsstränge zu einer gewaltigen Krise zusammenfinden, die in mehreren Actionszenen gipfelt. Erschwerend kommt hinzu, dass das Anschlagsziel des Kid und der Zigeunerin bis zum entscheidenden Augenblick nichts von dem drohenden Unheil ahnt. Der Kulminationspunkt des Mehrfachfinales sind ironischerweise die „Appaloosa Days“.

Die Ermittlungen

Cole und Hitch befassen sich von Anfang an unparteiisch mit den Morden an den Gunmen der McCormicks. Dafür kommen am ehesten noch die beiden Bartholomew-Brüder Victor und Ventura in Frage. Doch die halten sich vorerst bedeckt. Es geraten weitere Leute unter Verdacht, insbesondere im Rotlichtbezirk der Straße, der sich am Nordende befindet.

Als James McCormick auf offener Straße vor seinem eigenen Haus in der Südstadt stirbt, dreht das nicht nur den Gefahrenpegel, sondern auch das Adrenalin-Level. Die Witwe Bernice setzt die Marshals heftig unter Druck. Die Gefahrenzone rückt den Ermittler richtiggehend auf die Pelle. Nun steigt auch der soziale Druck, denn Bernice McCormick gehört wie Iris McCormick, die Frau von Daniel McCormick, zum Damenkränzchen – „The Ladies‘ Social“ – von Allison French, der Gattin des Marshals. Das verleiht der Bedeutung und Macht von „Social Media“ eine ganze neue Wirkmacht.

Die Autopsie des Unternehmers eröffnet eine weitere Dimension: James McCormick wurde über einen längeren Zeitraum mit Strychnin vergiftet. Und er wurde nicht erschossen, sondern mit einem dünnen Gegenstand erstochen. Der Fall wird immer bizarrer, finden die Marshall. Nicht nur das, sondern auch der Kreis der Verdächtigen verschiebt sich beträchtlich: Keine Gunmen sind die Killer, sondern Leute in James McCormicks unmittelbarer Umgebung. Beispielsweise Bernice, Iris und das schwarze Hausmädchen Netta. Undenkbar? Nicht für die Marshals.

Das ist zuviel Verwirrung im Moment, und so fasst Cole den vernünftigen Entschluss, James McCormicks Weg von seinem Büro in der Innenstadt über die Avenue bis zu seinem haus in der Südstadt zu folgen. Hat sein Weg den von Henri Baptiste und dessen Gunmen gekreuzt? Diese impertinenten Fragen gehen Baptistes Anwalt zu weit, doch eines Kinnhakens fängt er sich einen brutalen Schlag mit dem Gewehrkolben ein.

Erst in dem Café an der Ecke stoßen die Marshals auf eine heiße Spur. Der Haken: Die Augenzeugin weilt drei tagesritte entfernt bei ihrem Bruder in den Bergen. Die Marshals schicken sofort zwei Deputys los. Die Aussage der Augenzeugin erreicht sie daher erst in allerletzter Sekunde. Wird sie dem leser mitgeteilt? Mitnichten! Auch der leser muss zur allerletzten Sekunden warten. Ein erfahrener Drehbuchautor wie Knott setzt seine Trümpfe erst zum passendsten Zeitpunkt ein, um den Stich, der die höchste Punktzahl einbringt, zu machen.

The Kid & die Hexe

Einen dieser Trümpfe stellt auch die Nebenhandlung um The Kid dar. Es ist zunächst ein Familiendrama, das sich in seinem Kopf und seinem Herzen entfaltet. Er ist all die Jahre, seit er ein Junge war, von seinem Vater nicht nur belogen und betrogen, sondern wohl auch sexuell missbraucht worden. Nun erfährt er, dass seine Mutter noch lebt, wahrscheinlich in Appaloosa. Er wird zu Ödipus und tötet seinen Vater, um sodann seine Mutter zu finden.

Auf der Suche stößt er auf einen Gespannführer, den Teamster (s.u.), und dessen höchst ungewöhnliche Frau. Sie spricht W wie ein V aus und jedes ing wie ein -ink. Das lässt vermuten, dass sie aus Mitteleuropa kommt. Die Vermutung, dass es sich bei diesem großen, muskelbepackten Weib mit hüftlangen, schwarzen Haaren um eine Zigeunerin handelt, wird untermauert, wenn sie viele Halsketten und Armringe anlegt und The Kid mit ihrem Liebesspiel umgarnt und für ihre Zwecke einspannt.

Dass sie zudem eine Art Hexe ist, wird durch ihren Einsatz von Rauschdrogen bestätigt. The Kid befindet sich bald ganz in ihrer Gewalt und sie kann ihn für ihre Zwecke einspannen. Dass er unbedingt nach Appaloosa will, das nur etwa 80 Meilen entfernt liegt, kommt ihr sehr gelegen: Sie will dort an einem Gesetzeshüter Rache üben, um Gerechtigkeit für ihren Vater zu erlangen, der von diesem Gesetzeshüter erschossen wurde.

Wir erfahren nie, um welchen Marshal es handelt, was natürlich die Schreibe der Spannung einen Dreh weiterführt. Und wir erfahren nie, um welche Frau genau es sich bei der Mutter von The Kid handelt. Es könnte sich um eine der drei Verdächtigen im McCormick-Fall handeln. Nix genaues weiß man also nicht, bis die letzte Szene „im Kasten“ ist: Spannung, Drama, Tragödie, alles in ein Finale gepackt – wow!

Textschwächen

Der Autor pflegt einen knappen Stil, wie er ihn von Robert B. Parker übernommen hat, und skizziert damit Handlungsabläufe ebenso wie Gedankengänge, egal wie komplex: „What do you figure?“, lautet die Standardfrage, um herauszufinden, was der jeweils andere Teil des Gespanns Cole und Hitch denkt. Wie in einem Drehbuch besteht der Großteil des Romans aus Dialogen. Diese sollte der Leser möglichst vollständig verstehen. Dann lässt sich das Buch rasend schnell lesen.

Durchgehend benutzt der Autor kein Plusquamperfekt. Der Leser ist gezwungen, sich die Vorzeitigkeit eines Handlungsablaufs selbst vor Augen zu führen. Was der Grund für diese Haltung des Autors ist, wage ich nicht zu mutmaßen.

S. 140: „Hodge nodded but did not seem[ed] to convinced.“ Einmal Vergangenheitsform („did“) reicht völlig.

S. 244: „She finished scrubbing her dress as [w]e walked up.“ In der Nebenhandlung, aus der dieser Satz stammt, gibt es weder ein „wir“ noch ein erzählendes „ich“. Deshalb handelt es sich bei „we“ um einen Druckfehler. Statt „we“ muss es „he“ heißen. Damit ist der Teamster, der Mann der Zigeunerin, gemeint.

S. 279: „her horse’s gate“: Da Pferde keine Tore haben, muss es sich um „the horse’s gait“ handeln, die Gangart des Pferdes. Klanglich sind „gate“ und „gait“ nicht zu unterscheiden (homophon), was wohl zu dieser Verwechslung geführt hat.

S. 342: „We’ll catch up with him a[s] some point.“ Korrekt muss es „at some point“ heißen.

Unterm Strich

Um die Mischung aus Spannung, Action, Mordermittlung, Erotik und Drama stemmen zu können, muss man schon ein sehr guter Autor sein. Inzwischen hat es Robert Knott zu dieser Meisterschaft gebracht. Einst fing er mit reinen B-Western wie „Ironhorse“ an, die von einer Actionszene zur nächste führten, bis der Böse wicht seinen verdienten Lohn erhalten hat. Auch eine gehörige Prise Erotik und Romantik gehört von Anfang an zum Erfolgsrezept dazu. Wenn es um die Beschreibung von Prostituierten in deren verschiedenen Klassen geht, nimmt der Autor ebensowenig wie Robert B. Parker ein Blatt vor den Mund. Dies sind Western für Erwachsene.

Ödipus, der Sucher

Doch spätestens mit „Revelation“ hat der Autor sein Rezept geändert: Familiendrama von altgriechischem Format. Mit voller, lang anhaltender Wucht spielt der Autor sowohl in „Revelation“ wie auch in „Buckskin“ das Drama eines verlorenen Sohnes aus. Schon aus antiken Dramen „Oedipus“ und „Oedipus Rex“ wissen wir, dass diese Sache nie gut ausgeht. Aber wie in einer Rittersaga à la „Parsifal“ oder „Gawain“ erlebt der suchende, verlorene Sohn eine radikale Umwandlung, um bereit für seine Aufgabe zu sein. Das Perverse an dieser Transformation: Es ist nicht seine ureigene Aufgabe der Muttersuche, für die er eingespannt wird, sondern die der „Zauberin“: ein Rachemord. Er erfährt nie ihren Namen, und sie nie seinen. Wie es scheint, besteht das Leben des Jungen von Anfang an aus Missbrauch.

Die Zauberin ist eine der faszinierendsten, geradezu überwältigenden Frauenfiguren, die in der ganzen Serie auftreten (und darin treten von Anfang an starke Frauen auf). Sie ist eine Art Übermutter, die mit ihrer hellseherischen Gabe das herz des Jungen liest und erkennt, dass er eine Blutspur des Todes hinter sich her zieht – schon seit er ein elfjähriger Junge war. Betrogen, verraten und missbraucht, kennt er für andere Menschen keinerlei Mitgefühl. Er ist ideal als Mordwerkzeug geeignet, erkennt sie, und beginnt, ihn systematisch zu verzaubern. Dass sie mit dem Gespannführer verheiratet sei, dürfe ihn nicht stören, sagt sie ihm und zerrt ihn ins Bett. Die Drogen, die sie verabreicht, besorgen den Rest. Dass sie eine hervorragende Schützin, beeindruckt ihn. Und dass sie ihm helfen will, seine Mutter zu finden, stellt ihn vollends zufrieden.

Die verlorene Generation

The Kid, dessen Namen wir erst in der allerletzten Zeile erfahren, steht für eine ganze Generation von missbrauchten und betrogenen jungen Männern, die im Alten Westen ihre Unschuld und Menschlichkeit verloren: vom Gold verführte, gescheiterte, verfolgte Glückssucher. Die Friedhöfe von Tombstone, Arizona, oder Dodge City sind voll von ihnen. Auf ihren Gräbern steht meist nur ein Name: „Unbekannt“. Der Name „Billy the Kid“ ist in dieser Gegend ebenfalls aufzufinden, als Teil des Rancherkrieges in Lincoln County: Das Besondere ist diesmal die übermächtige Ersatzmutter der Hexe/Zauberin/Zigeunerin.

Im Zeichen des Goldes

Die Ursache allen Übels in diesem Abenteuer ist natürlich das Gold. „Die Gier danach lässt die Menschen Dinge tun, die sonst nicht tun würden“ – dieser Satz wird ungefähr ein halbes Dutzend Mal gesagt, bis auch der letzte leser begriffen hat, worum es hier geht: Alle Bürger scheinen irgendwie von einem schwarzen Zauber ergriffen zu sein, nämlich der Gier nach Gier. Folglich muss der Leser gewärtigen, dass sämtliche Verdächtigen mit denen die beiden Marshals kommen, besessen sind. Nur unsere beiden Helden nicht. Appaloosa hat sich in eine Vorhölle verwandelt, die vom Goldfieber erfasst ist und wo in der Währung des Blutes bezahlt wird. Der Ausbruch dieses Vulkans findet ausgerechnet an dem Feiertag „Appaloosa Days“ statt: auf eine ironische Weise passend.

Finale

Von einem „Showdown“ im üblichen Sinne lässt sich hier – aufgrund oben erwähnten Engführung (stretto) – nicht mehr sprechen. Das Finale besteht aus einer Abfolge von Auseinandersetzungen, die in Appaloosas Straßen ein Schlachtfeld hinterlassen. Alle drei Handlungsfäden werden zusammengeführt. Bei dem langen Shootout bleiben nur die Stärksten und Schnellsten übrig. Es wäre geradezu kriminell oder ein Fall für die Klappse, ihre Namen zu verraten.

Englischniveau

Die Sprache ist dem verzweigten Geschehen genau angepasst – und verlangt vom Leser entsprechend gute Kenntnisse in amerikanischem Englisch. Die unterschiedlichsten Sprachebenen und Jargons treffen aufeinander, vom Cowboy-Slang bis zum Juristen-Englisch. Dabei ist das Western-Englisch von derart schauderhafter Fehlerhaftigkeit, dass nur geübte Englischkenner sie korrekt ins Deutsche übertragen können. Erschwerend kommt hinzu, dass der Autor selbst keine Vorzeitigkeit ausdrückt und jedes Plusquamperfekt meidet wie die Pest. Die vier Fehler führen zu einem Punktabzug.

Taschenbuch: 419 Seiten
Originaltitel: Buckskin, 2019; TB 2020
ISBN-13: 9780735218291

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