Die drei ??? – Nacht der Tiger (Folge 159)

Zur Story

Auf dem Schrottplatz von Onkel Titus wird eingebrochen. Schlimmer noch: In die Zentrale der drei Fragezeichen – Das Heiligtum der Juniordetektei. Gestohlen wurde nichts, im Gegenteil, der nächtliche Besuch, der sich trotz Verfolgungsversuch und sofort verständigter Cops unerkannt absetzen konnte, hat etwas dagelassen. Den Desktop ihres Computers ziert nun eine Textdatei und einen Trojaner hat der Eindringling ebenfalls aufgespielt, auf dass er den Rechner der Jungs hijacken kann, wenn er mag. Die Datei enthält ein seltsames Gedicht, unschwer erkennbar eine chiffrierte Botschaft. Darin fordert der geheimnisvolle Klient verklausuliert dazu auf, die dreisten Autodiebstähle von Edelkarossen, welche in Rocky Beach derzeit verstärkt stattfinden, unter die Lupe zu nehmen. Offenbar verfügt „Mister X“ über ein breites Insiderwissen betreffs der Bande und ihrer Pläne, will aber inkognito bleiben. Ein reuiger Aussteiger? Womöglich ist sogar die örtliche Polizei involviert. Bei Inspektor Cotta stoßen die drei ??? nicht nur auf ungewöhnlich schroffe Behandlung, es verdichten sich die Hinweise immer mehr, dass er selbst an den Diebstählen beteiligt sein könnte …

Eindrücke

Ein lyrisch begabter Hacker ist mal was Neues, wiewohl der Umgang mit einer solchen Malware auf dem Rechner dann wenig praxisgerecht (und alles andere als zur Nachahmung empfehlenswert) ausfällt, trotz aller Erklärungsversuche für das ungewöhnliche Vorgehen, nämlich den Trojaner mal machen zu lassen und gucken was passiert. Dieses „Problem“ ist allerdings schon in der Vorlage Marco Sonnleitners existent und somit kein Spezifisches des Hörspiels. Das präsentiert sich gegenüber dem Buch auch – wie üblich – als ziemlich gestrafft. Eine Reihe auch wichtiger, weil erhellender, Teile fallen dabei weg. Es bleibt allerdings noch mehr als genug übrig, um die diesmal mysteryfreie Kriminalgeschichte zu einem spannenden und schlüssigen Abschluss zu bringen. Dass so manches doch etwas zu sehr herbeigedichtet ist, mag allenfalls Realismus-Fanatiker stören. Gewisse Serienklischees gehören einfach dazu, sonst wäre es ja kein Fall für die drei Fragezeichen.

Schön, dass auch Chauffeur Morton mal wieder dabei ist, wobei Andreas von der Meden nicht mehr ganz so britisch-würdevoll klingt, wie früher einmal. Dafür kann Holger Mahlich einmal richtig den Sarkasmus triefen lassen und die drei Juniorschnüffler ordentlich zusammenstauchen, noch nie hat man einen derart bissigen, verletzenden Inspektor Cotta vernommen. Überhaupt sind die Dialoge gut gelungen, auch und gerade, was Bobs neu entwickelte Bauchrednerkünste angeht. Als kleinen Hinweis auf Andreas Fröhlichs Synchronarbeit für Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Produktionen, legt schon die Buchvorlage dem staunenden Justus ein „Klingt wie Gollum“ in den Mund. Tonal trifft es das nicht ganz, da besagte Figur gepresst-zischend aus der Kehle spricht, dennoch ist dieser Querverweis ein ganz netter Gag für Eingeweihte. Apropos Ton: Zwischendrin klingen die drei in einem Dialog (Track 9 – „Schlagende Ziegen“) arg dumpf, ansonsten ist die Aufnahme gewohnt gut gelungen, auch was die stimmungsvolle(n) Zwischenmusik(en) angeht – sogar Bobs Käfer klingt inzwischen als hätte er endlich sow as Ähnliches wie einen Boxermotor.

Die Produktion

Buch und Effekte: André Minninger
Redaktion und Geräusche: Wanda Osten
Regie und Produktion: Heikedine Körting
Musik: Hagitte & Bertling (STIL), Morgenstern, George, Conrad

Sprecher und Figuren

Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw), Andreas Fröhlich (Bob Andrews), Thomas Fritsch (Erzähler), Karin Lieneweg (Tante Mathilda), Hans Meinhardt (Onkel Titus), Holger Mahlich (Inspektor Cotta), Michaela Mahlich (Caroline Cotta), Andreas von der Meden (Morton), Peter Weis (Sergeant Donatelli), Robin Bosch (1. Mann), Gerhart Hinze (2. Mann)

Fazit

Naturgemäß kommen die Hörspiele wesentlich kompakter daher, als die jeweiligen Buchvorlagen. Nicht immer muss dies ein Nachteil sein, so bleibt auch die Essenz dieses spannenden Kriminalfalles weitgehend unangetastet. Einige Erklärungen müssen lediglich an anderer Stelle eingeflochten werden, da dem Hörer so manches Detail, dank notwendiger Kürzungen der Handlung abgeht. Aber ohne diese Puzzleteile läuft die durchdachte Story ansonsten eben nicht rund. Dieses Stilmittel ist auch vollkommen legitim und stört den Ablauf keinesfalls, da die Einpassung(en) sorgfältig vorgenommen wurde. Summa summarum ist die Hörspielfassung dadurch sogar einen Tick knackiger und temporeicher geworden als das Buch – was einem persönlich nun besser gefällt, muss man letztendlich selbst entscheiden. Die darob zwiegespaltene Rezensentenkralle zeigt sowohl für Print- als auch Audiofassung deutlich in die gleiche Richtung: Nach oben nämlich.

1 Audio-CD mit einer Laufzeit von ca. 65 Minuten
Erzählt von Marco Sonnleitner nach Figuren von Robert Arthur
EUROPA / Sony Music Entertainment, 2013
EAN: 886979232921

http://www.natuerlichvoneuropa.de

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (4 Stimmen, Durchschnitt: 4,25 von 5)