Schlagwort-Archive: Kat Richardson

Richardson, Kat – Underground

_Harper Blaine:_
Band 1:[„Greywalker“ 5500
Band 2: [„Poltergeist“ 5763

Kat Richardson ist mit der Romanreihe um Harper Blaine ein Schuss ins Schwarze gelungen. Schon die beiden Vorgängerbände überzeugten mit dreidimensionalen Charakteren, spannenden Kriminalfällen und einem originellen übernatürlichen Setting. In dem dritten Roman der Serie, „Underground“, behält Richardson diese Eigenschaften bei und entwickelt ihr Universum konsequent weiter – sehr zur Freude des Lesers.

Erst einmal jedoch läuft es in „Underground“ für die Protagonistin Harper Blaine in Liebesdingen nicht wirklich gut. Schon im letzten Band kriselte es zwischen ihr und Will und das hat sich auch jetzt nicht geändert. Harper hasst es, einen wichtigen Teil ihrer Persönlichkeit – nämlich ihre Fähigkeit, im Grau zu wandeln – vor Will geheimhalten zu müssen. Diese Geheimniskrämerei tut ihrer Beziehung gar nicht gut. Doch als den beiden dann zufällig ein Zombie über den Weg läuft und Harper ihn kurzerhand kalt stellt, hilft das auch nicht weiter. Ganz im Gegenteil: Nun weiß Will zwar Bescheid, doch kann er mit diesem Einbruch des Übernatürlichen in sein geordnetes Leben nicht umgehen. Harper und Will trennen sich. Und auch wenn Harper nicht völlig am Boden zerstört ist, so ist sie doch alles andere als guter Laune.

Doch da betraut ihr Kumpel Quinton sie mit einem delikaten Kriminalfall. In einem U-Bahn Schacht hat er die Leiche eines Obdachlosen gefunden – angeknabbert und in Stücke gerrissen. Da Quinton nichts mit der Polizei zu tun haben will und außerdem davon ausgeht, dass diese sich nicht wirklich bemühen wird, den Mord an einem Obdachlosen aufzuklären, bittet er Harper um Hilfe. Zusammen machen sie sich also auf die Suche im Untergrund von Seattle und sprechen mit Obdachlosen, um die Spur des Mörders aufzunehmen, wobei bald klar wird, dass es sich keineswegs um einen Menschen handeln kann. Was nur gut ist, schließlich ist das Übernatürliche Harpers Spezialität!

Kat Richardson lässt sich für ihre Romane immer wieder neue spannende Themenfelder einfallen. So beackerte sie im vorangegangenen Band „Poltergeist“ das Feld von Parapsychologie und Spiritismus in wirklich umfassender – und natürlich unterhaltsamer – Form. In „Underground“ nun erfährt der Leser sehr viel über die Mythen und Legenden der indianischen Volksstämme aus der Gegend um Seattle sowie viel Interessantes zu Seattles illustrer Stadtgeschichte. Wieder ist offensichtlich, dass dem Schreiben des Romans eine umfassende Recherchearbeit vorangegangen ist. Und so ist der Roman vollgepackt mit Fakten, Hinweisen und Beschreibungen, ohne jedoch darüber die fesselnde Handlung aus den Augen zu verlieren. Auf sehr elegante Art gelingt es der Autorin, tausenderlei Fakten in ihren Roman zu schmuggeln, ohne dass sich der Leser belehrt vorkommt. Nie entsteht das Gefühl, Richardson würde Informationen referieren. Stattdessen sind Hintergrundinformationen immer dicht mit der Handlung verwoben und wirken dadurch als integraler Teil des Romans und nicht als pures Füllsel.

Richardsons Handlungsort ist diesmal der Untergrund Seattles – auf der einen Seite das tatsächliche Wegenetz der U-Bahn und auf der anderen Seite die teilweise noch zugänglichen alten Bebauungsschichten der Stadt, die nun hauptsächlich von Obdachlosen genutzt werden, um den Elementen zu entfliehen. Natürlich ist einem solchen Setting eine ganz besondere Faszination zu eigen, schließlich handelt es sich um eine Art Stadt unter der Stadt, die man normalerweise nicht zu Gesicht bekommt. Wie auch in Paris oder Berlin gibt es in Seattle jedoch Touristentouren, bei denen man diese alten, heutzutage unterirdischen, Teile der Stadt besichtigen kann. Richardson versteht es außerordentlich gut, das Surreale und gleichzeitig Faszinierende dieses Untergrunds in ihre Erzählung einfließen zu lassen. Ihre Beschreibungen sind ungemein plastisch und sie schafft es, die verschiedenen Zeitebenen (das heutige oberirdische Seattle sowie alte verschüttete Straßenzeilen) miteinander zu verknüpfen und für den Leser vorstellbar zu machen, selbst wenn er noch nie in Seattle war. Natürlich empfiehlt sich der Roman dadurch auch für jeden interessierten Touristen, der sich nicht nur mit dem Baedeker auf den geplanten Seattle-Urlaub vorbereiten will.

Selbstverständlich konzentriert sich Richardson nicht nur auf ihr Setting. Mindestens ebenso wichtig sind die Charaktere, allen voran Harper und Quinton. Letzterer war ja bisher ein Enigma. Der Leser hat nicht wirklich viel über ihn erfahren – wo kommt er her, arbeitet er, und wenn ja als was? Auf diese Fragen gibt Richardson in „Underground“ erstmals Antworten, wenn auch die Neugierde mancher Leser damit sicher noch nicht befriedigt sein wird. Wie Harper nämlich frühzeitig feststellt, wohnt Quinton – freiwillig – im Untergrund. Er hat sich sozusagen aus der Gesellschaft ausgeklinkt: keine Arbeit, keine Sozialversicherungsnummer, nirgends registriert. Dafür hat er seine Gründe, doch wird ihn seine Vergangenheit bald einholen.Und dann braucht es plötzlich viel Glück, Verstand und einige Zufälle, um die Vergangenheit wieder loszuwerden.

„Underground“ bietet wieder gute und spannende Unterhaltung aus der Feder von Kat Richardson. Was ihre Romane aus der Masse der Urban Fantasy heraushebt, ist einerseits ihre umfassende Recherche und andererseits ihre Fähigkeit, sympathische Charaktere zu schreiben. So kommt auch bei stolzen 500 Seiten niemals Langeweile auf. Als Leser folgt man Harper Blaine mit Vergnügen auf ihrer Wanderung durch den Untergrund von Seattle. Es wird zwar dunkel, kalt und feucht, aber dafür ist die Geschichte spannend – ein echter Pageturner eben.

|Taschenbuch: 480 Seiten
ISBN-13: 978-3453533158
Originaltitel: Underground
Übersetzt von Franziska Heel|

Richardson, Kat – Poltergeist

„Poltergeist“, Kat Richardsons zweiter Roman um die Privatdetektivin und Grauwandlerin Harper Blaine, knüpft an, wo [„Greywalker“ 5500 aufhörte. Und zur Freude des Lesers sind bei der Autorin noch längst keine Ermüdungserscheinungen zu erkennen: Die Fortsetzung kommt spannend und unterhaltsam daher und liest sich genauso flott wie der Vorgänger.

Harper hat weiterhin fleißig mit den Danzigers geübt und findet sich mittlerweile besser im Grau zurecht. Sie hat die Zwischenwelt besser unter Kontrolle, und es passiert nur noch selten, dass sie zufällig im Grau landet. Ben Danziger, als Wissenschaftler mit einigen Kontakten zur Uni von Seattle gesegnet, verweist Harper an einen Kollegen, der eine Privatdetektivin mit starken Nerven braucht. Professor Tuckman stellt mit großem Aufwand das bekannte Philip-Experiment nach und befürchtet, dass jemand die Ergebnisse manipuliert. Seit Monaten trifft sich eine bunt zusammengewürfelte Gruppe in Tuckmans verkabeltem Testlabor, um kraft ihrer Gedanken einen Geist zu erschaffen. Zwar hat Tuckman – wohl als positiven Verstärker für die Gruppe – einige Kniffe und technische Spielereien parat, um künstlich Klopfgeräusche und Tischewackeln zu erzeugen, doch in letzter Zeit scheint sich bei den Sitzungen der Gruppe tatsächlich ein Geist zu manifestieren. Das Problem ist nur: Tuckman glaubt überhaupt nicht an Geister. Und so soll Harper Blaine die Mitglieder der Gruppe überprüfen, um herauszufinden, ob jemand das Experiment sabotiert.

Harper nimmt den Fall an, und das, obwohl ihr Tuckman äußerst unsympathisch ist. Durch ihr Wissen als Grauwandlerin vermutet sie, dass die Gruppe bei ihren Sitzungen tatsächlich irgendetwas Übernatürliches auf den Plan gerufen hat. Doch um das glaubhaft zu vermitteln, muss sie erst nachweisen, dass tatsächlich niemand die Ergebnisse manipuliert. Der Fall verkompliziert sich jedoch plötzlich, als ein Mitglied der Gruppe tot aufgefunden wird.

„Poltergeist“ ist in vielerlei Hinsicht ein interessantes Buch. Kat Richardson hat sich mit der Grundidee und der Handlung viel Mühe gegeben, denn ein Großteil des Romans lebt ausschließlich von der umfassenden Recherchearbeit der Autorin. Sicher, der Leser erfährt auch Neues über das Grau und darf miterleben, wie Harper Fortschritte darin macht, sich zwischen den Welten zu bewegen. Doch hauptsächlich illustriert „Poltergeist“ verschiedene Aspekte des Spiritismus und der Psychologie und beleuchtet außerdem, wie sich beide beeinflussen können.

Die Handlung des Romans – eine Gruppe „kreiert“ durch gemeinsame Geistesanstrengung einen fiktiven Geist, der sich daraufhin selbstständig macht – basiert auf dem Philip-Experiment, das in den 1970er Jahren von einer Gruppe Parapsychologen in Kanada durchgeführt wurde. Zuerst erschuf die Gruppe die Biographie einer fiktiven Person, nämlich Philip Aylesford. In der Folge versuchten die Teilnehmer dann in Sitzungen, tatsächlich Kontakt zum Geist dieser fiktiven Person aufzunehmen. Nachdem die ersten Monate keine nennenswerten Ergebnisse zutage förderten, verlegte man sich auf klassische Séancen, und siehe da, Philip begann tatsächlich durch Klopfzeichen mit der Gruppe zu kommunizieren. Die Erfolge des Philip-Experiments inspirierten zahlreiche Nachahmer: Kat Richardsons fiktiver Professor Tuckman befindet sich also in durchaus illustrer (und realer) Gesellschaft.

Kat Richardson führt die Grundidee des Philip-Experiments, nämlich dass man durch anhaltende geistige Konzentration eine Art kollektiven Geist schaffen kann, konsequent weiter. In ihrer Version des Experiments entsteht nicht nur dieser kollektive Geist, der sich von der Psyche der Gruppenteilnehmer nährt, sondern dieser Geist übernimmt auch die unbewussten Aggressionen, Ängste und Wünsche der Teilnehmer. Da es in der Gruppe zunehmend zu Spannungen kommt, wird auch der Geist immer aggressiver, bis er gar die Teilnehmer bei einem Treffen mittels eines galoppierenden Tisches durchs Zimmer treibt und teilweise verletzt.

Die Autorin hat offensichtlich großen Spaß an diesen Gedankenspielen. Viel Action gibt es in „Poltergeist“ also nicht. Natürlich muss Harper Blaine auch ganz normaler Deketivarbeit nachgehen, d. h. sie verfolgt, vernimmt und wandelt im Grau. Doch geht es Richardson offensichtlich nicht um die Action. Stattdessen ist „Poltergeist“ ein theoretischer Roman, der geprägt ist von (pseudo)wissenschaftlichen Passagen und parapsychologischen Erläuterungen. Sie lässt viel von ihrer Recherche einfließen. Es wird viel referiert, z. B. über die Versuchsanordnung des originalen Philip-Experiments oder verschiedene Arten, Geisterscheinungen (Klopfgeräusche, sich bewegende Tische) vorzutäuschen. Dadurch kann man den Roman nicht nur als packende Urban Fantasy lesen, sondern auch als unterhaltsame Einführung in die Parapsychologie und den Spiritismus.

Mit dieser Konzentration aufs Theoretische und Wissenschaftliche läuft Kat Richardson natürlich Gefahr, trocken und langatmig zu klingen. Das wird jedoch durch die bunte Ansammlung von Charakteren verhindert, die die Autorin dem Leser präsentiert. Quinton, der geekige Bastler, ist wieder mit von der Partie, genauso wie die Danzigers. Ein Neuzugang ist Harpers Lieblingsbuchhändlerin Phoebe, die für heimelige Szenen in einer durch und durch gemütlichen und abgefahrenen Buchhandlung sorgt (und beim notorischen Amazon-Besteller ein wirklich schlechtes Gewissen aufkommen lässt). Einzig Harpers Love Interest Will kommt diesmal ziemlich kurz. Die Fernbeziehung (er arbeitet in London) tut den beiden keineswegs gut; sie scheinen sich einfach nichts mehr zu sagen zu haben. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Richardson in „Poltergeist“ keine Verwendung für Will hatte, sich jedoch alle Alternativen offen halten will. Und so tritt er dann auch kaum in Erscheinungen. Es bleibt abzuwarten, was sie in den folgenden Romanen mit dem Charakter anstellen möchte.

Kat Richardson hat die Begabung, leichte und unterhaltsame Prosa zu schreiben. Ebenso begabt zeigt sie sich, wenn es um ihre Personage geht. Keiner der Charaktere ist eindimensional, der durchaus umfangreiche Personenkreis des Romans ist bis ins Letzte durchcharakterisiert. Da bleiben keine Wünsche offen.

|Originaltitel: Poltergeist
Übersetzt von Franziska Heel
Taschenbuch, Broschur, 496 Seiten
ISBN-13: 978-3-453-52486-6|
http://www.heyne.de

Home

Richardson, Kat – Greywalker

_Die Privatdetektivin Harper Blaine_ ist gerade noch dabei, dem Leser zu erklären, dass ihr Beruf lange nicht so gefährlich und glamourös ist wie allgemein angenommen, da wird sie auch schon von einem Klienten so heftig zusammengeschlagen, dass sie prompt im Krankenhaus landet. Zwar wird sie bald wieder entlassen, doch plagen sie seitdem seltsame Visionen, die sie schier in den Wahnsinn zu treiben drohen. Schlussendlich stellt sich heraus, dass der Angriff ihres Klienten sie das Leben gekostet hat – zumindest kurzfristig, denn sie wurde wiederbelebt, als die Rettungskräfte eintrafen. Allerdings hat sie einen bleibenden Schaden davongetragen, denn sie ist nun eine „Grauwandlerin“. Sie ist sowohl in der Realität zu Hause als auch im Grau – einem Ort, wo Dämonen und Geister verweilen.

Harper ist von dieser Entwicklung alles andere als begeistert, das Grau tendiert nämlich dazu, ständig und überall in ihren Alltag einzudringen: Während sie spazierengeht, laufen ihr Geister über den Weg, und wenn sie nicht aufpasst, wird sie unangemeldet ins Grau gesogen und muss sich plötzlich gegen seltsame Biester zur Wehr setzen. Harper will einfach nur, dass das alles aufhört, doch stattdessen werden die Bewohner des Grau von ihrer Präsenz angezogen und wollen nur allzu gern ihre Dienste als Privatdetektivin in Anspruch nehmen. Und so sieht sie sich plötzlich genötigt, ein obskures Möbelstück für einen Geist zu suchen und PR-Arbeit für einen Vampir zu leisten.

_Kat Richardson weiß, wie man schreibt_ – sie hat mehrere Jahre als technische Redakteurin gearbeitet und verfasste Rollen- und Computerspiele. „Greywalker“, 2006 in den USA erstveröffentlicht, ist jedoch ihr erster Roman, der gleichzeitig der Auftakt zu ihrer Romanreihe um Harper Blaine ist. Schon nach den ersten paar Seiten des Romans wird klar, dass Richardson mit „Greywalker“ einen astreinen Pageturner geschrieben hat, der nicht nur spannend und originell ist, sondern auch interessante und sympatische Charaktere zu bieten hat.

Da wäre zunächst einmal ihre Ich-Erzählerin Harper Blaine. Nun ist es ja so, dass es – betrachtet man die Urban Fantasy oder die Supernatural Romance – geradezu eine Schwemme von Romanen gibt, in denen Autorinnen weibliche Ich-Erzähler zu Wort kommen lassen. Das wirkt auf Dauer schnell ermüdend, und man hat irgendwann den Eindruck, Bücher vom Fließband zu lesen, die sich nur noch marginal voneinander unterscheiden. Doch obwohl auch Kat Richardson sich für eine weibliche, taffe Heldin entscheidet und diese als Ich-Erzählerin agieren lässt, wirkt „Greywalker“ frisch und überhaupt nicht abgekupfert.

Das ist sicherlich der Meisterschaft und Unverbrauchtheit der Autorin zu verdanken, und so wirkt auch Harper Blaine überraschend erfrischend. Denn was Harper von vielen anderen Dämonenjäger/innen unterscheidet, ist die Tatsache, dass sie zu Beginn des Romans ein ganz normaler Mensch ist. Ihre Fähigkeit ist ihr nicht angeboren und sie erfährt nur durch Zufall von der Existenz von Vampiren, Dämonen und Geistern. Damit erreicht Richardson zweierlei: Zum einen kann man sich als Leser wunderbar mit Blaine identifizieren – wie sie wagt man vorsichtig die ersten Schritte in das Grau hinein und ist gespannt darauf, was denn da nun kommen mag. Auf der anderen Seiten hat Richardson so eine hervorragende Möglichkeit gefunden, ihr eigenes Universum langsam und geradezu natürlich einzuführen. Schritt für Schritt erfährt man mehr über das Grau, diese parallele Realität, in der sich allerlei seltsame Wesen herumtreiben und die sich fast selbst wie ein Lebewesen verhält.

Doch nicht nur mit Harper freundet man sich schnell an. Richardson hält noch einen ganzen Apparat Nebencharaktere bereit, die jeweils genauso unterhaltsam, originell oder schräg sind. Da wären zum Beispiel die Danzigers, ein Pärchen, das mit seinem kleinen Sohn und seinem Hausgeist Albert in einem glühenden Haus wohnt (weil es auf einer magischen Ader steht) und sich mit allerlei Paranormalem auskennt. Mara Danziger ist Hexe und sich auch nicht zu schade, ihren Kuchen zu verzaubern, damit der Teig nicht anbrennt. Ben Danziger ist eher Theoretiker und wie alle Wissenschaftler überglücklich, wenn er jemandem seine Theorien auseinandersetzen kann. Gemeinsam nehmen sie Harper fortan an die Hand, um ihr zu erklären, wie sie sich am besten im Grau zurechtfindet.

Dann wäre da noch Quinton, eine Art MacGuyer für Alarmanlagen. Er baut innerhalb von Stunden aus drei Drähten und einem Kaugummi eine voll funktionstüchtige Alarmanlage und warnt Harper ganz trocken auch schon mal davor, sich nicht mit diesen Vampiren einzulassen. Quintons praktische und doch irgendwie skurrile Art könnte ihn in zukünftigen Bänden schnell zu Harpers bestem Freund werden lassen. Doch sollte er nicht Will in die Quere kommen, dem Love Interest – denn auch den muss es schließlich geben. Will ist Auktionator, groß gewachsen und ein Mann, wie er im Buche steht. Nur leider kommt Harpers neue Lebensphilosophie ihren Dates wiederholt in die Quere und die meisten Männer lassen sich nicht endlos versetzen …

Ebenso interessant wie Richardsons Charakterentwurf ist ihr Universum, das Grau. Bisher hat Harper nur erste Schritte in diese unbekannte Welt gewagt, und so kann man kaum vorhersagen, welche seltsamen Wesen Richardson noch aus dem Hut zaubern wird. Auf jeden Fall ist das Grau schon jetzt spannend und sicher in zukünftigen Romanen noch ausbaufähig.

Eigentlich gibt es nur einen Kritikpunkt, und auch der ist nicht völlig ernstzunehmen: Für einen Roman, der 2006 veröffentlicht wurde und offensichtlich im Hier und Jetzt spielt, ist es absolut anachronistisch, dass keiner der Charaktere ein Handy besitzt. Stattdessen laufen alle Figuren mit Piepern herum, die eigentlich schon seit zehn Jahren kein normaler Mensch mehr benutzt.

Doch das nur nebenbei… Denn ansonsten ist „Greywalker“ ein wunderbar runder Roman, den man mit Leichtigkeit in ein paar Tagen geradezu verschlingen kann.

_Kat Richardson_, geboren in Kalifornien, arbeitete nach einem Publizistikstudium in diversen Zeitschriftenverlagen in L.A., bevor sie sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. Derzeit lebt die Autorin, zu deren Hobbys Scheibenschießen und Motorradfahren zählen, mit ihrem Mann, zwei Frettchen und einer launischen alten Katze auf einem Segelboot vor Seattle. Ihr Mystery-Debüt „Greywalker“ war in den USA auf Anhieb ein Erfolg.

|Originaltitel: Greywalker
Übersetzt von Franziska Heel
512 Seiten, broschiert
ISBN-13: 978-3-453-43310-6|

Home


http://www.heyne.de

Hinweis: Im Dezember 2008 erschien der Folgeband „Poltergeist“, im August 2009 folgt „Underground“.