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Théophile Gautier – Die liebende Tote (Gruselkabinett Folge 26)

1000 Küsse: Die Erotik der Vampirin

Südfrankreich 1848: Der junge Mönch Romuald wird des Nachts an das Lager einer Sterbenden gerufen. Zwar kommt er zu spät, um ihr noch die letzte Ölung spenden zu können, jedoch willigt er ein, wenigstens die Totenwache zu halten.

Allein in dem prunkvollen Schlafgemach, erkennt Romuald in der Toten die Kurtisane Clarinonde wieder, deren Schönheit ihm seit dem Tag seiner Priesterweihe ein Jahr zuvor nicht mehr aus dem Sinn geht. Da schlägt die Tote die Augen auf …

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Gautier, Théophile / Gruppe, Marc / Bosenius, Stephan – liebende Tote, Die (Gruselkabinett 26)

Mit „Die liebende Tote“ (frz. „La morte amoreuse“) von Théophile Gautier ist in der Reihe „Gruselkabinett“ von |Titania Medien| eine weitere Hörspielbearbeitung eines klassisches Textes der fantastischen Literatur erschienen. Fast zweihundert Jahre hat die Erzählung auf dem Buckel, 1836 wurde sie in Frankreich erstveröffentlicht.

Romuald, ein Priester in fortgeschrittenem Alter, der für seine Frömmigkeit und Gottesfürchtigkeit bekannt ist, schildert dem jungen Bruder Mathieu Ereignisse aus seiner Jugend. Damals, gerade im Moment seiner Priesterweihe, wurde er in der Kirche einer wunderschönen Frau gewahr. Romuald ist von ihrer Schönheit geblendet und er, der er nie viel Kontakt mit der Welt außerhalb der Kirche hatte, meint sofort, sich unsterblich in die Unbekannte verliebt zu haben. Trotzdem legt er seinen Schwur ab und muss fortan als Priester leben.

Die Erinnerung an die unbekannte Schöne lässt ihm jedoch keine Ruhe. Er erfährt, dass ihr Name Clarimonde ist und dass sie in einem Schloss wohnt, das ihr ein Prinz einst schenkte – offensichtlich als Dank für ihre Liebesdienste. Clarimonde ist eine äußert exklusive Kurtisane und zu Romualds Verwunderung hat sie scheinbar ein Auge auf den unscheinbaren Priester geworfen. Sie lässt ihm Botschaften zukommen, doch Romuald findet immer wieder einen Vorwand, ihr nicht zu antworten.

Stattdessen wird ihm vom seinem Vorgesetzten Abbé Serapion eine Priesterstelle in einem kleinen Dorf zugewiesen. Dort angekommen, versucht sich Romuald damit abzufinden, dass so nun der Rest seines Lebens aussehen wird. Seine Verzweiflung währt jedoch nicht lange, denn eines Nachts wird er aus dem Tiefschlaf geweckt als ein Diener Clarimondes ihn auffordert, ihn auf das Schloss der Kurtisane zu begleiten. Sie liege im Sterben und verlange nach der letzten Ölung.

Es stellt sich heraus, dass auch der Teufelsritt auf zwei schwarzen Hengsten nicht verhindern kann, dass Romuald zu spät kommt. Als er Clarimonde erreicht, findet er sie nur noch tot auf ihrem Bett vor. Er verbringt die Nacht betend an ihrer Schlafstätte und meint von Zeit zu Zeit, ein Lebenszeichen an der Angebeteten zu erkennen. Und tatsächlich – auf wundersame Weise kann Romuald Clarimonde ins Leben zurückholen, um fortan an ihrer Seite ein Leben voller Leidenschaft und Ausschweifungen zu führen.

Die beiden ziehen nach Italien und Romuald erliegt all den neuen Reizen, die auf ihn einwirken. Doch auch wenn die Gesellschaft Clarimonde bald zu Füßen liegt, so bleibt sie ihrem Geliebten treu. Als sie allerdings von einem plötzlichen Schwächeanfall ans Bett gefesselt wird, stellt sie fest, dass es Romualds Blut ist, das ihre Gesundheit ganz plötzlich wiederherzustellen vermag. Wird Clarimonde also fortan ihren Geliebten als Blutspender missbrauchen? Wird Romuald eines Tages von der Vergangenheit eingeholt oder ist eine Liebe zwischen den beiden wirklich möglich?

Schon der Titel, „Die liebende Tote“, legt nahe, dass es sich bei Clarimonde um eine wahrhaft Liebende handelt. Zwar ist sie ein Dämon – und Sprecherin Sabine Arnhold betont auch diesen Aspekt ihres Charakters immer wieder -, doch ist es nicht ihr Ziel, ihren Geliebten ins Unglück zu stürzen oder gar zu töten. Ihre Blutmahlzeiten fallen geradezu spartanisch aus, und immer ist sie bemüht, Romuald nur so viel abzuzapfen, wie dessen Gesundheit vertragen kann.

Stattdessen ist es Abbé Serapion, der sich schlussendlich als dämonisch und zerstörerisch entpuppt. Immer ist er es, der sich auf die ein oder andere Art zwischen die Liebenden stellt, auch um Romuald am Ende in den Schoß der Kirche zurückzuholen. Bei dem Priester bleibt jedoch ein fahler Nachgeschmack. Zwar fügt er sich fortan in sein Schicksal und ist später für die Festigkeit seines Glaubens bekannt, doch es vergeht kein Tag, an dem er nicht an die Ereignisse in seiner Jugend denken würde. Romuald leidet zeitlebens unter Abbé Serapions Eingreifen, und so entpuppt sich der herrschsüchtige Kirchenmann als der eigentliche Blutsauger, der ohne Gewissensbisse zwei Leben zerstört hat.

Die Hörspielbearbeitung von Marc Gruppe bleibt sehr nah am Originaltext von Gautier. Wie in der Originalerzählung auch, wird ein Großteil der Handlung von Romuald (Sprecher: Kaspar Eichel) in der Rückschau erzählt. Dass „Die liebende Tote“ in der Ich-Form geschrieben wurde, scheint Gruppe vor das Problem gestellt zu haben, wo tatsächliche Spielszenen einzufügen seien. Manchmal erscheinen die Passagen, in denen Kaspar Eichel nur erzählt, recht lang und man sehnt sich nach etwas Abwechslung, d. h. einer Szene mit verschiedenen Sprechern. Dabei sind alle Sprecher gut ausgewählt. Der alte Romuald, gesprochen von Kaspar Eichel, klingt altersweise und auch etwas lebensmüde, wogegen Julien Haggère, der den jungen Romuald spricht, dessen Naivität wunderbar verkörpert. Clarimonde mit der Stimme von Sabine Arnhold changiert zwischen der liebenden Seele und der leidenschaftlichen Frau.

Schlussendlich sollte noch die durchaus passend eingefügte Musik Erwähnung finden, die das Hörspiel abrundet. Man hört alles von kirchlichen Gesängen bis zu dramatischen Orchesterpassagen, je nach Szene und Handlungsort. Da macht das Lauschen gleich doppelt so viel Spaß.

Mit „Die liebende Tote“ ist dem |Gruselkabinett|-Team unter Leitung von Marc Gruppe wieder eine solide gemachte Hörspielfassung eines Textes gelungen, auf den die Zielgruppe (das Hörspiel ist ab 14 Jahren geeignet) wohl sonst eher schwerlich stoßen würde. Und auch denjenigen, die die Erzählung bereits kennen, dürfte die alte Geschichte in neuem Gewand großen Spaß machen!

|Originaltitel: La morte amoureuse, 1836
57 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-3578-7|

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