Trudi Canavan – Der Wanderer (Die Magie der tausend Welten 2)

Die Magie der tausend Welten

Band 1: Die Begabte“
Band 2: „Der Wanderer“
Band 3: „Successor’s Son“ (noch ohne dt. Titel)

Nachdem Rielle aus ihrer Heimat verstossen wurde, hat sie sich in einem Land namens Schpeta niedergelassen, wo eine Weberwerkstatt sie als Lehrling aufgenommen hat. Doch sie hat sich kaum richtig eingelebt, da wird sie auch schon wieder weggeholt … von dem Engel, der sie dort hingeschickt hat!

Tyen ist nach der Flucht aus seiner Heimat an einer anderen Universität gelandet. In Liftre wird Magie gelehrt, und die Zauberer und Schüler kommen aus allen möglichen Welten dorthin, um zu lehren und zu lernen. Tyen hat sich seine Sudienerlaubnis verdient, indem er andere Studenten und auch Lehrer in magischer Mechanik unterrichtet. Das Problem ist nur, dass einiges von dem, was die Universität lehrt, eigentlich verboten ist …

Ich muss gestehen, dass ich mich anfangs mit dem Buch etwas schwer tat. Nicht unbedingt deshalb, weil seit den Ereignissen aus dem ersten Band fünf Zyklen vergangen sind, und was in dieser Zeit geschehen ist, nur knapp gestreift wird, denn dieser Zeitraum ist für die weiteren Geschehnisse nicht von Belang. Nein, was mich störte, war, dass auch ein Teil der Ereignisse beim Einstieg in die aktuelle Handlung nicht von Belang war. Weder die Belagerung noch der unerlaubte Ausflug Rielles und ihrer Freundin zur Stadtmauer noch der unfertige Wandteppich haben letzten Endes irgendeine Auswirkung auf das, was danach kommt. Im Grunde beginnt die Geschichte erst, als Rielle zum zweiten Mal den Engel trifft. Der Weg dorthin wirkt jedoch ausgesprochen holperig.

Auch die Art und Weise, wie Rielle zu den Fahrenden kommt, ist zunächst nicht ganz nachvollziehbar und erscheint daher etwas konstruiert. Erst am Ende des Buches wird eine Erklärung dafür geboten. Aber immerhin wird der Text ab Rielles Ankunft bei den Fahrenden flüssiger und auch interessanter. Die Idee vom fahrenden Volk ist natürlich nicht neu, erhält aber durch die Einbindung in den Kontext der vielen Welten eine ungewöhnliche Facette, zum Beispiel im Hinblick auf die Tageszeiten.

Persönliche Entwicklung setzt bei Rielle allerdings erst ein, nachdem sie die Fahrenden wieder verlassen hat. Trotz der Tatsache, dass in Bezug auf die wahre Identität des Engels alle Puzzleteile nahtlos ineinander passen, ist Rielle zunächst nicht in der Lage, dies auch zu akzeptieren. Dann aber beginnt sie tatsächlich, selbstbewusster und auch selbständiger zu werden. Am Ende ist sie kein naives, gutgläubiges junges Mädchen mehr, sondern eine starke junge Frau mit einem ausgeprägten Gefühl für richtig und falsch.

Tyens Erzählstrang verläuft wesentlich glatter als Rielles. Obwohl auch hier beim Einstieg nicht auf Ereignisse innerhalb der vergangenen fünf Zyklen eingegangen wird, empfand ich den Anschluss an den Vorgängerband nahtloser, und auch der Weg bis zu Tyens erstem Treffen mit dem Raen war nicht so überfrachtet mit Überflüssigem.
Außerdem bringt Tyens Handel mit dem Raen ihn in eine ziemliche Zwickmühle. Der Balanceakt, der Tyen aufgezwungen wird, und die Schwierigkeiten, die er ganz persönlich mit seiner Aufgabe hat, sind gut beschrieben, wobei auch er sich bei aller Loyalität, der er empfinden mag, trotzdem ein gewisses Mass an Eigenständigkeit bewahrt, die von seinem Gewissen geleitet wird. Das hält diesen Teil der Geschichte jederzeit interessant, auch ohne irgendwelche neuen Dateils wie auf Rielles Seite.

Wirklich spannend würde ich das Buch aber nicht nennen. Dazu war es zu vorhersehbar. Die einzige Überraschung war die Reaktion des Raen auf die Attacke der Rebellen, aber zu diesem Zeitpunkt sind wir schon beim Showdown. Immerhin bietet auch dieser Band einen vielversprechenden Ausblick auf die weitere Handlung.

Unterm Strich hat der zweite Band die Hoffnungen, die ich am Ende des Vorgängers in ihn gesetzt hatte, nicht ganz erfüllt. Den Figuren fehlt es noch immer ein wenig an Intensität, obwohl Rielle sich immerhin weiterentwickelt hat. Und das erhöhte Tempo im Zusammenhang mit Rielle ließ bis ganz zum Ende auf sich warten. Aber da sie jetzt vorhat, Kämpfen zu lernen, könnte das ja im nächsten Band anders werden. Alles in allem war dieser Teil des Zyklus – zumindest nach dem holperigen Einstieg – ganz gut zu lesen und konnte mit seinem Vorgänger mithalten. Es steckt aber noch immer Entwicklungspotenzial drin.

Trudi Canavan wurde in Deutschland durch ihre Romane über die Magierin Sonea bekannt, ausserdem stammt der Zyklus Das Zeitalter der Fünf aus ihrer Feder. „Der Wanderer“ ist der zweite Band ihrer Trilogie Die Magie der tausend Welten. Ein Erscheinungsdatum für den nächsten Band ist bisher nicht bekannt.

Gebundene Ausgabe 704 Seiten
Originaltitel: Angel of Storms
Deutsch von Michaela Link
ISBN-13: 978-3-764-53106-5

www.trudicanavan.com
www.randomhouse.de/penhaligon/index.jsp

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