M. C. Beaton – Agatha Raisin und der tote Tierarzt

Die Handlung:

Die Protagonistin Agatha Raisin, die mit Anfang fünfzig ihre florierende PR-Agentur verkauft hat, um sich ein Cottage auf dem Land zu leisten, kommt zu Beginn des Romans gerade aus dem Urlaub zurück. Sie ist Mitglied der Damengesellschaft des Örtchens Carsely, in dem sie wohnt und erfährt dort, dass es einen neuen Tierarzt im Dorf geben soll: neugierig geworden ob der Erzählungen der anderen Frauen, macht sich Agatha auch prompt mit ihrem Kater auf dem Weg zu dem Veterinär.

Der gutaussehende Tierarzt Paul Bladen scheint jedoch nicht nur auf Agatha mächtigen Eindruck zu machen, denn die Praxis ist voll mit überwiegend weiblichen Kundinnen mit ihren vierbeinigen Begleitern. Agathas Kater ist offenbar gesund, stattdessen springt eine Verabredung zum gemeinsamen Essen mit dem Tierarzt heraus. Als Agatha jedoch von Paul Bladen versetzt wird, kommt es ihr gerade recht, als sie von einem ehemaligen Bekannten ein Geschäftsangebot in London bekommt. Sie verspricht sich davon, dem Dorfleben in Carsely nebst erfolglosen Annäherungsversuchen bei dem Tierarzt sowie bei ihrem Nachbarn, dem pensionierten Colonel James Lacey zu entfliehen.

Die Reise nach London dauert allerdings nicht lange. Agatha bemerkt schon bald, dass sie einem Betrüger aufgesessen ist und kehrt schon bald zurück in ihr Cottage. In London läuft ihr aber noch eine Katze zu – ein Grund, nach der Rückkehr noch einmal die Tierarztpraxis in Carsely aufzusuchen. Dieses Mal soll es auch tatsächlich etwas werden mit der abendlichen Verabredung: nach dem gemeinsamen Essen nimmt der Abend jedoch eine Wendung, über die Agatha später noch froh sein wird.

Als sie am Tag darauf von ihrem Bekannten, dem örtlichen Polizeikommissar Bill Wong erfährt, dass Paul Bladen tot ist, erwacht in ihr die Neugier als Hobbyermittlerin. War es tatsächlich ein bedauerlicher Unfall? Oder gar ein kaltblütiger Mord?

Agatha beginnt, sich ein genaues Bild von den Umständen zu machen und versucht, über Befragungen verschiedener Menschen aus dem Umfeld Hintergründe aufzudecken. Ihr Nachbar, der sich eigentlich als Schriftsteller versucht, findet diese privaten Ermittlungen spannender als sein eigenes Projekt und überwindet dafür sogar seine Scheu vor der aufdringlichen Agatha. So ziehen die beiden gemeinsam los und gewinnen einen Eindruck von der Person Paul Bladen, der zumindest einige Rückschlüsse auf ein Mordmotiv zulässt. Die Hobbyermittler tauschen sich dabei auch mit Bill Wong aus, der für Agatha wohl seit dem letzten „Fall“ schon zu einem Freund geworden ist. Als ein zweiter Mord in Carsely passiert und Agatha wie zufällig das Opfer auffindet, wird es Wong allerdings etwas zu viel und er untersagt Agatha und ihrem Gefährten, auf eigene Faust weiter zu ermitteln. Die beiden lassen sich aber natürlich nicht so leicht einschüchtern: schließlich haben ihre Ermittlungen schon eine gewisse Richtung eingeschlagen. Darüber hinaus genießt Agatha die Detektivarbeit als Vorwand, Zeit mit James zu verbringen. Dabei bedienen sich die beiden nicht nur herkömmlicher Methoden zur Beweisfindung, sondern schlagen auch ungewöhnliche Wege ein. Schon bald gibt es eine heiße Spur, die Agatha letztlich in einem spannenden Finale alleine verfolgt.

Mein Eindruck

Was macht einen guten Kriminalroman aus? Neben einem schlüssigen Plot, dem es an Spannung nicht fehlt, spielt natürlich der Ermittler im wahrsten Sinne des Wortes eine Hauptrolle. Egal ob es sich um einen von Berufswegen ermittelnden Polizisten, einen Privatdetektiv oder um eine Person handelt, die eher zufällig in einen Mord hineingerät: die Persönlichkeit und das Privatleben der Hauptperson(en) machen einen Kriminalroman doch erst zum Lesevergnügen!

M.C. Beaton schafft mit Agatha Raisin zunächst erstmal eine ungewöhnliche Romanfigur: von ihrer Vergangenheit als erfolgreiche PR-Frau zeugt natürlich ihr kesses Mundwerk und ihr zeitweise forsches Auftreten. Die Erfüllung ihres Traumes, in einem Cottage auf dem Land zu leben, ist nach ihrem Berufsleben vielleicht nachvollziehbar. Auch die dadurch einsetzende Langeweile, die aus dem ungewohnten Landleben resultieren kann, wobei auf Regionales sehr wenig eingegangen wird.

Stattdessen hebt die Autorin unglücklicherweise eine Eigenart ihrer Protagonistin extrem heraus: Agatha möchte um jeden Preis Männern gefallen! Hier spart Beaton nicht mit unendlichen Ausschweifungen, die Agatha in ein merkwürdiges Licht rücken und sogar auf der Schwelle zum Lächerlichen enden. Die Männer werden dadurch eher bedrängt und verschreckt, was jedoch auch nicht richtig lustig wird. Schade, dass auch während der Ermittlungen viel Spannung verloren geht, da immer wieder auf die Mannstollheit der Agatha Raisin angespielt wird.

Die Handlung ist zwar in weiten Teilen einigermaßen schlüssig, kommt jedoch nur sehr schleppend in Gang. Es fehlt ein Spannungsbogen, der sich kontinuierlich aufbaut.

Mein Fazit:

Ich war sehr gespannt auf diesen Roman, da ich bisher wenig englische Krimis gelesen hatte. Dem britischen Humor eilt ein gewisser Ruf voraus und so freute ich mich bereits auf ein sowohl lustiges als auch spannendes Lesevergnügen. Leider bin ich allerdings doch eher enttäuscht worden: statt eines feinsinnigen und hintergründigen (schwarzen) Humors erwartete mich in diesem Roman an vielen Stellen zu dick aufgetragener Klamauk, der fast schon albern und lächerlich daher kam. Es wurde nach meinem Geschmack dabei schlichtweg zu wenig Spannung aufgebaut, um es zu einem guten Kriminalroman werden zu lassen.

Schade vielleicht, dass dieser Band, der in der Originalfassung bereits im Jahr 1993 erschienen ist, nunmehr 21 Jahre später übersetzt wurde und auf dem deutschen Markt erscheint. Möglicherweise hätte ein früheres Erscheinen zwar den oben beschriebenen Kritikpunkten nicht standgehalten, aber doch eher einen Zeitgeist beim Leser getroffen.

Taschenbuch: 222 Seiten
Originaltitel: Agatha Raisin and the Vicious Vet
ISBN-13: 978-3404169191

www.luebbe.de

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