Britain, Kristen – schwarze Thron, Der (Reiter-Zyklus Band 3)

Band 1: [„Grüner Reiter“ 174
Band 2: [„Spiegel des Mondes“ 530

_Karigan tut sich_ schrecklich schwer damit, die Verlobung von König Zacharias mit Lady Estora zu akzeptieren. Deshalb ist sie ausgesprochen erleichtert, als sie endlich einen neuen Auftrag erhält. Allerdings hat sie diesmal einen „Azubi“ namens Fergal an der Backe, der es ihr nicht gerade leicht macht. Und natürlich wird Fergal nicht ihr einziges Problem bleiben …

Alton kämpft derweil mit seinen eigenen Schwierigkeiten. Das Wissen darum, wie der Wall errichtet wurde, ist verloren gegangen. Zwar soll es irgendwo ein Buch darüber geben, doch das muss erst einmal gefunden werden. Vor allem aber lässt der Wall Alton seit den Ereignissen am Ende des letzten Bandes nicht mehr herein! Alton ist nicht einmal in der Lage, den restlichen Wall wieder zu stabilisieren, geschweige denn, die Bresche zu reparieren. Und als wäre das noch nicht schlimm genug, gibt es da auch noch Großmutter! Mit Mornhavons Erwachen hat die alte Frau magische Fähigkeiten entwickelt. Und die nutzt sie nun, um das Buch an sich zu bringen – das Buch über die Erbauung des Walls …

_Abgesehen von_ dem Wiedersehen mit einigen Charakteren aus dem ersten Band, wie dem Soldaten Immerez und den beiden Schwestern aus dem Hause Siebenschlot, tauchen auch einige neue Charaktere auf. Der wichtigste ist Großmutter, und diese Alte ist eine ganz eigene Mischung. Man kann sie weder als fanatisch noch als boshaft bezeichnen, dennoch kennzeichnet sie eine gewisse Kälte. Ihr Ziel ist die Eroberung Sacoridiens durch ihr Volk; und sollte das Erreichen dieses Zieles Opfer fordern, bringt sie diese auch ohne zu zögern, selbst wenn das Opfer ihrem eigenen Volk angehört. Sie verwendet ihre dunklen Kräfte für grausame Folter, und es macht ihr nicht das geringste aus, ihre Gegner zu quälen, auch wenn sie nicht erpicht darauf ist. Man könnte ihre Vorgehensweise fast als minimalistisch bezeichnen: Alles, was zählt, ist das Ziel. Um dieses Ziel zu erreichen, tut sie, was immer sie für nötig hält, aber keinen Deut mehr.

Rabenmaske dagegen hält sich für einen Gentleman. Er ist zwar ein Gauner, ein Einbrecher und ein Dieb, aber auch gutaussehend, charmant und elegant. Tatsächlich ist er auch sonst kein übler Kerl, er besitzt durchaus ein Gewissen und einen Ehrenkodex, allerdings steckt er finanziell in ernsthaften Schwierigkeiten und lässt sich deshalb zu Dummheiten hinreißen, die er nur zu bald bereut.

Beide Neuzugänge sind durchaus ein Gewinn für die Geschichte. Zwar ist der charmante Draufgänger mit dem Herz am rechten Fleck nicht gerade neu, Kristen Britain hat ihm aber genug eigenes Profil verliehen, um ihn vom Klischee abzuheben. Großmutter ihrerseits strahlt bei weitem nicht so viel Bedrohlichkeit aus wie Mornhavon, dennoch ist sie in ihrer geradezu erbarmungslosen Zielstrebigkeit nicht zu unterschätzen.

Was mir ebenfalls gut gefällt, sind die neuen Ideen, mit denen die Autorin auch diesmal wieder aufwartet. Dazu gehört das Wirken von Magie anhand von Knoten, die in buntes Garn geknüpft werden, aber auch der Ausbau von Karigans Fähigkeit des Verschwindens sowie das Buch über die Errichtung des Walls. Auch die Vergangenheit wurde durch die Erzählung des Turmwächters Merdigen weiter ausgebaut, und Karigan erfährt ein paar unerwartete Details über ihren Vater.

_Die Handlung_ dagegen braucht diesmal ziemlich lange, ehe sie in die Gänge kommt. Karigans Schwierigkeiten im Umgang mit Estora; Fergal und sein gestörtes Verhältnis zu Pferden; das Wiedersehen zwischen Karigan und ihren Bekannten in Selium – das alles nimmt ziemlich viel Platz in Anspruch. Richtig los geht es erst, als Estora entführt wird. Zu diesem Zeitpunkt hat der Leser bereits das halbe Buch hinter sich, und das sind in diesem Fall immerhin fast 450 Seiten. Danach wird es dann interessant, und als Karigan wieder in Sacor eintrifft, wird es endlich auch spannend. Schade nur, dass es so lange dauert.

_Unterm Strich_ ist dieser dritte Band des |Reiter|-Zyklus nicht ganz so gut wie seine beiden Vorgänger, trotz der interessanten neuen Charaktere und Ideen. Obwohl die Autorin auch diesmal wieder alle ihre Handlungsstränge sauber und fließend miteinander verknüpft, dauert es einfach zu lange, bis die Zusammenhänge deutlich werden. Manche Nebensächlichkeit wird ein wenig zu ausführlich ausgebaut, so die Bordellszenen oder die in Salium, und stellen damit den Leser auf eine ziemliche Geduldsprobe.

Auch das Lektorat ist diesmal nicht berauschend, Zeitfehler und falscher Satzbau gehen weit über einfache Buchstabendreher hinaus und sollten eigentlich nicht vorkommen. Und während die Titel bei der Neuauflage der Vorgängerbände durch |Heyne| recht gut geglückt sind, fehlt dem des dritten Bandes wieder jeglicher Bezug zum Inhalt. Ein schwarzer Thron wird nirgendwo erwähnt. Wenn ein Verlag schon nicht den wörtlich übersetzten Titel nehmen will, sollte er wenigstens das Buch lesen, ehe er sich einen anderen überlegt!

_Kristen Britain_ ist hauptberuflich eigentlich Park-Rangerin, und das nach einem abgeschlossenen Studium in Filmproduktion. Das Schreiben, mit dem sie bereits im Alter von neun Jahren anfing, hat sich letztlich aber nicht unterkriegen lassen. Außer ihren drei Romanen gibt es noch weitere Veröffentlichungen von Kurzgeschichten und Cartoons.

|Taschenbuch, 912 Seiten
ISBN-13: 978-3453533004
Originaltitel: The High King’s Tomb|
http://www.heyne.de

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