Chattam, Maxime – Alterra: Im Reich der Königin (Band 2)

_Die |Alterra|-Romane:_

Band 1: [„Die Gemeinschaft der Drei“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5929
Band 2: _“Im Reich der Königin“_
Band 3: „Le Coeur de la Terre“ (noch ohne dt. Titel)

Nun liegt sie also endlich vor, die Fortsetzung von Maxime Chattams Roman „Alterra“. Es war schon recht überraschend, wie sich „Alterra“ im Laufe der Lektüre als unvermuteter Mehrteiler entpuppte und so abrupt man vor einem Jahr aus der Handlung herausgerissen wurde, so leicht und schnell ist man am Beginn des Nachfolgebandes „Alterra: Im Reich der Königin“ wieder in die Handlung eingestiegen. Chattams düstere Endzeitvision geht damit in die nächste Runde und entwickelt sich dabei sogar noch ein Stück düsterer und ganz bestimmt nicht weniger fantasievoll als im ersten Teil der Reihe.

_Doch zunächst ein paar Worte zum Inhalt._ Matt, Amber und Tobias – die Gemeinschaft der Drei – haben die Carmichael-Insel und damit die Gemeinschaft der Pans schon vor einer Weile hinter sich gelassen. Sie sind auf dem Weg nach Süden, einerseits, um Gefahr für die anderer Pans auf der Insel abzuwenden, zum anderen um herauszufinden, warum der Torvaderon Jagd auf Matt macht. Warum suchen die Zyniks überall nach ihm? Matt will es selbst herausfinden und begibt sich dafür auf eine lange und beschwerliche Reise gen Süden, in das Reich der Königin.

Seine beiden Freunde Tobias und Amber stehen ihm dabei zur Seite. Auf dem Weg durch die Wildnis lauern viele Gefahren. Der Torvaderon ist immer noch hinter Matt her und Matt und seine Freunde geraten dadurch mehr als einmal in brenzlige Situationen. Doch das ist nicht das einzige Mal, dass der Mut der Drei auf eine harte Probe gestellt wird. Auf ihrer Reise stehen sie plötzlich vor dem undurchdringlichen Blinden Wald. Bevölkert von riesigen, unheimlichen Tieren und bewachsen mit schier endlos in die Höhe ragenden Bäumen, die den Grund des Waldes in Dunkelheit tauchen, muss die Gemeinschaft der Drei hier all ihren Mut zusammen nehmen, um nicht umzukehren.

Kaum dass sie den Wald betreten haben, scheint die Reise auch schon ein jähes Ende zu nehmen: Wie aus dem Nichts werden Matt, Amber und Tobias vom Waldboden in die Höhe gerissen und auf ein seltsames Luftschiff entführt, das von ameisenartigen Wesen gesteuert wird und auf dem sie wie Gefangene gehalten werden. Ist dies das Ende ihrer Reise?

_Chattam knüpft mit dem zweiten Teil_ seiner Reihe mehr oder weniger nahtlos an den ersten Teil an. Auch wenn seit der Lektüre des ersten Teils schon einige Zeit ins Land gezogen ist, fällt der Wiedereinstieg in die Geschichte leicht. Man taucht sofort wieder in die Welt von „Alterra“ ein und hat die drei Freunde Matt, Amber und Tobias lebhaft vor Augen.

Die Spannungskurve strebt von Anfang an stetig aufwärts. Immer wieder geraten die drei Freunde in brenzlige Situationen. An jeder Ecke lauern Gefahren, und obwohl sich diese Dauerspannung natürlich im Laufe der Zeit auch ein wenig abnutzt – zumal man sich mit der Zeit immer sicherer ist, dass die Drei die Herausforderungen, denen sie sich stellen müssen, schon irgendwie meistern, bleibt die Geschichte auf einem spannenden Niveau.

Die drei Freunde schaffen es, so ziemlich jede brenzlige Situation zu meistern, was mit der Zeit einen kleinen Kratzer an der Glaubwürdigkeit der Figurenskizzierung hinterlässt – Stärke und Mut lassen sich eben dann doch nicht immer befriedigend durch die Alteration, die speziellen Fähigkeiten, die die Pans in der neuen Welt entwickelt haben, erklären. Man glaubt irgendwann nicht mehr so hundertprozentig, dass sie jemals in wirkliche Gefahr geraten können. Irgendwie kommen sie schon aus jeder Situation heraus.

Und so muss Chattam stets neue unlösbare Probleme aus dem Hut zaubern, damit die Spannungskurve nicht abfällt. Das gelingt ihm im Großen und Ganzen wirklich gut, und obwohl er kurz davor zu stehen scheint, schafft er es, den Bogen nicht zu überspannen. Mit „Alterra“ hat der Autor eine ungemein vielfältige Welt geschaffen, in der er seine Fantasie austoben kann. Und so gibt es für den Leser reichlich Stoff zum Staunen: die Welt des Blinden Waldes mit den ameisenartigen Kreaturen in ihren Luftschiffen, z. B. oder die Stadt in der Höhle mit dem riesigen Wasserfall. Chattam skizziert eine fantastische Welt, teilweise bis ins Detail und beweist dabei einen wunderbaren Einfallsreichtum.

Vor diesem Hintergrund wird man ihm auch wohl verzeihen müssen, dass die Figurenskizzierung der drei Helden nicht sonderlich vertieft wird. Die Figuren bleiben bei all dem Einfallsreichtum und all den fantastischen Spielereien ein wenig blass. In Anbetracht der Tatsache, dass „Alterra“ auf eine jugendliche Leserschaft zugeschnitten ist, sicherlich ein verzeihliches Manko.

Der Aufbau der Geschichte ist wie schon im ersten Teil so angelegt, dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag. Auch wenn sich der Spannungsbogen aus den oben genannten Gründen mit der Zeit ein wenig abnutzt, bringt Chattam immer wieder neue Entwicklungen ins Spiel und splittet die Handlung in einzelne Stränge auf, zwischen denen er hin und her springt, so dass er die Spannung im Großen und Ganzen bis zum Ende gut halten kann.

_Bleibt unterm Strich_ also ein positiver Gesamteindruck. Zwar offenbart Chattam einzelne Schwächen in der Figurenskizzierung und er steht hier und da mal kurz davor, den Bogen ein wenig zu überspannen, kratzt aber dann doch noch die Kurve und bringt den Roman gut zu Ende. Zwar warte zumindest ich nach dem zweiten Teil nicht so sehnsüchtig auf den dritten Band, wie ich seinerzeit auf den zweiten gewartet habe, aber gespannt darauf, wie es weitergeht, bin ich dennoch. „Alterra“ ist und bleibt eine düstere, außerordentlich fantasievoll erzählte und spannende Geschichte, die nach allem was sich andeutet, in einem nicht minder düsteren und spannenden dritten Teil gipfeln dürfte.

|Hardcover: 400 Seiten
Originaltitel: Autre Monde: Malronce (2009)
ISBN-13: 978-3426283066|
[www.pan-verlag.de]http://www.pan-verlag.de
[www.maximechattam.com]http://www.maximechattam.com

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