Hendee, Barb & J. C. – Dhampir 2: Seelendieb

Band 1: [Halbblut 4873
Band 2: Seelendieb

Nachdem Magiere, der Halbelf Leesil und ihr Elfenhund Chap das kleine Städtchen Miiska vor einer Horde Vampire retten konnten und Magiere dadurch erfahren hat, dass sie eine Dhampir ist, eine Vampirjägerin, will sie nur noch eines: ihre Taverne in Miiska wiederaufbauen und in Ruhe gelassen werden. Doch diese Ruhe währt nicht lange, denn auch in der Hauptstadt Bela kommt es zu mysteriösen Morden und die Tochter des Ratsherrn wird übel zugerichtet aufgefunden. Nachdem sich Magieres Gabe und ihre Taten in Miiska weit herumgesprochen haben und auch die Stadt Bela von der Existenz einer Vampirjägerin erfahren hat, bittet diese Magiere um Hilfe.

Obwohl Magiere sich vorerst weigert, ihr ruhiges Leben in Miiska erneut aufzugeben, weiß sie doch, dass ihr keine andere Wahl bleibt. Die Stadt Miiska besitzt nach dem Brand im Lagerhaus kaum noch Geld, und auch Magiere hat nicht genug davon, um die Steuern, welche die Stadt von ihr in ihrer Not verlangt, zu bezahlen. Deshalb bleibt ihr und ihren Gefährten nichts anderes übrig, als den Auftrag anzunehmen und der Hauptstadt zu Hilfe zu eilen … ohne zu wissen, dass sie dort ein alter Bekannter erwartet.

_Eindrücke:_

Für Unwissende: „Dhampire“ sind, ähnlich wie Vampire, Geschöpfe, welche in den früheren Volkssagen auftauchten und denen man die Fähigkeit nachsagt, Vampire auch dann sehen zu können, wenn sie unsichtbar sind. Sie sind eine Mischung aus Mensch und Vampir und dazu geboren, Vampire mit Hilfe ihrer Fähigkeiten zu jagen und zu töten. Die Legende der Dhampire stammt allerdings nicht aus Barb und J. C. Hendees Feder, da Dhampire schon in einigen alten Sagen und Geschichten vorkommen. Nur sind sie eben heute lange nicht mehr so bekannt wie richtige Vampire.

Der zweite Teil der „Dhampir“-Reihe schließt beinahe nahtlos an seinen Vorgänger an. Alles beginnt im Prolog, wo der Leser Zeuge davon wird, wie die Ratstochter aus Bela umgebracht wird. Kurz darauf befinden wir uns aber schon wieder in Miiska, während des Wiederaufbaus von Magieres und Leesils Taverne, dem „Seelöwen“. Der Wiederaufbau geht rasch vonstatten und es scheint im ersten Moment, als hätten Magiere, Leesil und Chap endlich ihre Ruhe und können ihr restliches Leben in Miiska verbringen. Doch schon bald kommt es zu mysteriösen Morden in der Hauptstadt Bela, und erneut sind Magieres Fähigkeiten als Vampirjägerin gefragt.

Gleichzeitig lernen wir die Vampire kennen, welche von Magiere und Leesil gejagt werden: Toret, Chane und Saphir – wie schon im ersten Teil ein Dreiergespann, und alle drei leben zusammen in einem großen, zweistöckigen Haus in der Stadt. Toret alias Rattenjunge ist der Herr von Saphir und Chane; und während Saphir mit ihrem Schicksal zufrieden ist, versucht Chane, der in seinem früheren Leben ein Adliger war, seinem Herrn zu entfliehen. In der Hoffnung, so auf sich aufmerksam zu machen, beginnt er, in Bela Adlige zu morden und diese schlimm zugerichtet liegen zu lassen.

Auch wenn die Geschichte im zweiten Teil ähnlich ist wie im ersten, unterscheiden sich die Bücher in einer Sache: Der erste Teil der Reihe, „Halbblut“, ist ein reiner, fantastischer Abenteuerroman. „Seelendieb“ dagegen hat zwar auch noch etwas von einem Abenteuerroman, allerdings erinnert er größtenteils an einen Krimi. Magiere, Leesil und Chap sind die meiste Zeit dabei, Nachforschungen wegen der Morde anzustellen und herauszufinden, wer der Mörder ist. Die richtigen Abenteuer, so wie ich es noch vom ersten Teil gewohnt war, halten sich dabei eher in Grenzen.

Die Charaktere, die in „Dhampir 2: Seelendieb“ zur Geschichte hinzukommen, sind dabei Saphir und Chane. Saphir ist eine blonde Frau, die von Toret zur Vampirin gemacht wurde. Ihren Namen hat sie von ihrer Augenfarbe. Sie wird in der Geschichte sehr hochnäsig und dumm dargestellt, ebenso wie Toret – Hauptsache, der Leser findet die Bösen nicht sympathisch. Eine kleine Ausnahme dabei bildet allerdings Chane. Er verachtet Toret und Saphir und wird von beiden letztendlich nur ausgenutzt. Obwohl vor allem Chane auf schlimme Weise mordet, erscheint er den Lesern wesentlich sympathischer als seine zwei Gefährten.

Magiere und Leesil verändern sich im zweiten Teil der Reihe eigentlich kaum. Magiere bleibt die Unnahbare und Leesil der Spaßvogel. Dennoch lernen wir nun auch eine andere Seite Leesils kennen. Nachdem im ersten Teil ein großes Geheimnis aus Leesils Herkunft gemacht wurde, erfahren wir nun mehr über seine Vergangenheit und darüber, wieso er nur ungern darüber spricht.
Die größte Veränderung geht allerdings in der Freundschaft zwischen Leesil und Magiere vor sich. Während die beiden im ersten Teil noch gute Freunde waren, entwickelt sich deren Freundschaft zueinander immer mehr in Richtung Liebe. Das merkt man vor allem bei Leesil, der schon am Anfang des zweiten Teils den Leser merken lässt, dass er mittlerweile mehr für Magiere empfindet. Was Magiere angeht, da sieht man diese Veränderung zwar auch, allerdings nicht ganz so offensichtlich. Seitdem sie von Leesils Blut getrunken hat, macht sie sich immer mehr Sorgen um ihn und hat Angst, dass sie ihn eines Tages mit ihrer Gabe umbringen könnte.

Die Geschichte ist, wie schon bei „Dhampir 1: Halbblut“, wieder einmal voller Kampfszenen. Diese haben mir schon im ersten Teil der Reihe nicht gefallen, und im zweiten Teil hat sich das leider auch nicht gebessert. Sie treten einfach ein wenig zu häufig auf für meinen Geschmack. Diese Szenen werden von Barb und J. C. Hendee sehr ausführlich erzählt, was teilweise nicht nur dazu führt, dass die einzelnen Handlungen im Kampf gar nicht richtig nachvollziehbar sind, sondern vor allem dafür sorgt, dass die Spannung im Buch nachlässt.

Der Schreibstil von Barb und J. C. Hendee ist im Großen und Ganzen in Ordnung. Bis auf die ausführlichen Kampfszenen wird die Geschichte spannend aus den verschiedenen Sichten der Charaktere erzählt. Das Einzige, was ab und zu stört, sind Wiederholungen in der Formulierung. Vor allem Sätze wie „Magiere trug ihr Falchion an der Hüfte“ erscheinen in diesem Buch etwas öfter als notwendig.

Das Buch ist so in sich abgeschlossen, dass man gut nach dem zweiten Teil aufhören kann, die Reihe weiter zu verfolgen. Aber trotzdem gibt es noch einige offene Fragen, die genügend Stoff für einen dritten Teil bereithalten.

_Fazit:_ „Dhampir 2: Seelendieb“ bietet gute Unterhaltung für zwischendurch – nicht mehr und nicht weniger. Teilweise ähnelt es sehr seinem Vorgänger und hat auch durchaus seine Macken. Dennoch macht man nichts falsch, wenn man einmal einen Blick riskiert.

_Die Autoren:_ Barb und J. C. Hendee leben zusammen in Colorade, in der Nähe der Rockey Mountains. Beide sind hauptberuflich Englisch-Lehrer in Denver.

|Originaltitel: Thief of Lives
Ins Deutsche übertragen von Andreas Brandhorst
413 Seiten, Paperback
ISBN-13: 978-3-8025-8156-4|
http://www.egmont-lyx.com
http://www.nobledead.com