Kramp, Ralf – Ein kaltes Haus

_Idealer Stoff für ein Drehbuch_

Die Flut an Eifelkrimis hat vermutlich ganz Deutschland im Griff. Auch in Österreich und in der Schweiz findet man sie in vielen Buchhandlungen. Erfolgreichster Autor mag Jacques Berndorf mit seiner Kultfigur Siggi Baumeister sein. Ralf Kramp gehört jedoch zu den ebenfalls erfolgreichen Autoren von Romanan mit Eifeler Flair.

_Autor_

Ralf Kramp wird wohl nicht unbegründet als „Tausendsassa“ tituliert, denn er ist Autor, Verleger, Theaterregisseur und Karikaturist in einer Person. Mit der Übernahme des |KBV|-Verlags ist er auch seiner eigener Herausgeber und bietet ein breites Spektrum an Romanen anderer Autoren.

Geboren wurde er 1961 in Euskirchen, lebt und arbeitet mittlerweile in der Vulkaneifel.

_Story_

Nicht in der Eifel, sondern im australischen Sydney beginnt die Geschichte, denn Fried Söntgens feiert seinen 68. Geburtstag. Der Eifelstämmige hat es zu einem guten Leben gebracht und überlegt, sich bald geschäftlich zurückzuziehen. Während seiner Feier in einem renommierten Restaurant klingelt sein Handy. Michael, ein junger Mann aus der Eifel, ruft an und ist zutiefst verbittert. Als das Gespräch abreißt, fackelt Fried nicht lange und trommelt sein Jugendfreunde Clara und Gregor zusammen, die vor 40 Jahren schworen, sich um den damals kleinen Michael finanziell zu kümmern. Michael war noch ein Baby, als seine Eltern – enge Freunde von Fried, Clara und Gregor – durch ein dummes Wettrennen auf Eifelstraßen tödlich verunglückten.

Fried, Clara und Gregor unterstützten Michael finanziell, und nun treffen sich die Senioren in Köln im Hauptbahnhof, um in dem kleinen Dorf an der Ahr nach dem Rechten zu schauen. Clara ist im Begriff, in ein Seniorenheim umzuziehen, Gregor ist ein nicht sehr erfolgreicher und homosexueller Schauspieler, der sich mit Jobs in der Werbung über Wasser hält.

Wieder vereint, nehmen sie den Zug Richtung Eifel und lassen sich zu dem kleinen Hotel fahren, das Michael gehört und dank der Finanzspritzen von Fried, Clara und Gregor florieren sollte. Doch sie entdecken nur ein eher heruntergekommenes Gemäuer statt ein erwartetes Waldhotel mit Eifeler Flair.

Ratlos verschaffen sie sich Zugang und entdecken Michael im ersten Stock. In Zimmer 11 liegt er tot in der Badewanne und hat seinem Leben ein Ende gesetzt. Der Suizid, dies heruntergekommene Hotel und die Unwissenheit, was Michael zu diesem Schritt getrieben hat, lässt Fried, Clara und Gregor nicht ruhen. Die Polizei schließt den Fall klar als Suizid ab.

Sie erfahren bald, dass sich Michaels Frau Ellen von ihm getrennt hatte und mit dem kleinen Sohn Thommy zu ihrer Familie zurückgezogen sei.

Schulden und Kasinobesuche zeigen bald, dass im Leben von Michael einiges schiefgelaufen ist und auch die Ehe mit Ellen Risse zeigte.

Geschockt aber sind Fried, Clara und Gregor, als sie im Garten Reste einer erloschenen Feuerstelle entdecken. Clara stochert darin herum und entdeckt Reste von Porno-Magazinen, wo Männer mit kleinen Jungen sexuell verkehren. Fragen tauchen auf, ob Michael solch eine Neigung hatte. Im Keller finden sie ferner Fotokopien von Zeitungsberichten über den Missbrauch kleiner Jungen in der näheren Eifeler Umgebung, aber auch ein Foto, das Michael in einer anscheinend norddeutschen Landschaft zeigt.

Alles lässt vermuten, dass Michael pädophil sein könnte, aber tief in ihrer Seele ahnen Fried, Clara und Gregor, dass an der Sache etwas nicht stimmt …

_Eindrücke_

Kurz und knapp: Lieber Gott, lass‘ jemanden so clever sein und ein Drehbuch zu dieser spannenden Geschichte schreiben.

Die Geschichte ist bedrückend und sicher von einem schrecklichen Thema bestimmt, denn Kindesmissbrauch ist das Schäbigste, was man sich vorstellen kann. Dass ein Vater in den Verdacht kommt, selbst ein solcher Täter zu sein, ist besonders bedrückend, zumal wir ja seit Marc Dutroux‘ grausige Taten in Belgien wissen, dass so etwas sehr wohl geschehen kann. Dieser Verbrecher hatte schließlich selbst drei Kinder, entführte aber andere Kinder, um sie zu missbrauchen.

Die Story von „Ein kaltes Haus“ wäre zu simpel, wenn dies auch hier der Fall wäre. Umso erschreckender ist das Komplott, das dahintersteckt und einen Menschen sogar in den Selbstmord treibt. Die Geschichte ist zu gut konstruiert, um durch zu ausufernde Einzelheiten an der Spannung zu rütteln, die sich Seite für Seite mehr und mehr aufbaut.

Dieses Buch glänzt ferner durch drei Hauptdarsteller, die als nahezu 70-jährige sehr untypisch Mittelpunkt eines Krimis sind. Wer aber glaubt, nur drahtige und junge „Typen“ seien in der Lage, souverän Spannung aufzubauen, irrt sich absolut.

Mehr noch: Dem Autor gelingt es, den Leser bis zum nahenden Ende vollkommen im Dunkeln tappen und ihn bestenfalls falsche Vermutungen anstellen zu lassen. Nichts ist unlogisch, nichts ist langatmig, nichts ist überzogen oder unrealistisch konstruiert.

Zudem – von der tollen Spannung abgesehen – ist der Schreibstil von Ralf Kramp sehr einladend. Dieser Roman ist einer der fesselndsten Krimis auf dem deutschen Büchermarkt.

http://www.kbv-verlag.de/

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