Meyer, Stephenie – Bis(s) zum Ende der Nacht (Bella und Edward 4)

Band 1: [„Bis(s) zum Morgengrauen“ 4600
Band 2: [„Bis(s) zur Mittagsstunde“ 4647
Band 3: [„Bis(s) zum Abendrot“ 5456

Der Abschlussband der vierteiligen Saga um Edward und Bella wurde von den Fans sehnsüchtig erwartet, versprach er doch endlich das Happy-End unserer beiden Hauptdarsteller, aber natürlich mischen sich wieder einmal Vampire ein, die das junge Glück zerstören wollen. Schauen wir uns an, wie Stephenie Meyer der Abschluss ihrer Tetralogie gelungen ist …

_Ja, ich will_

Endlich rückt der Tag der Hochzeit zwischen Bella und Edward näher. Alice ist fieberhaft mit Planungen befasst, und Bella fügt sich geduldig in ihr Schicksal, weil die Hochzeit endlich die Ewigkeit mit ihrem Geliebten verspricht. Und so feiern die beiden eine sagenumwobene Hochzeit, auf der sich neben den Menschen auch die Werwölfe und genügend Vampire tummeln. Doch da es sich ausschließlich um vegetarische Vampire handelt, befindet sich natürlich kein Mensch in Gefahr.

Von der Feier aus geht es direkt in die Flitterwochen, von denen sich Bella ihr „erstes Mal“ erhofft, denn mit ihren 18 Jahren ist sie jungfräulich in die Ehe gestartet. Das Ziel der Reise ist ihr noch fremd, und so überrascht sie Edward schließlich mit dem Besuch der „Insel Esme“, auf der ein einsames Häuschen auf die beiden wartet. Zunächst aber ziert Edward sich ein wenig, hat er doch Angst, seiner Bella wehzutun. Und so bestätigt das erste Mal, von dem Bella im Eifer des Gefechts einige blaue Flecken davonträgt, Edwards sämtliche Befürchtungen, sodass er sich von seiner Ehefrau zurückzieht. Aber schließlich kann Bella ihren Geliebten dennoch mit einigen typisch weiblichen Tricks (Alice hatte ihr genügend Reizwäsche eingepackt …) verführen. Dabei werden zwar einige Möbelstücke in Mitleidenschaft gezogen, aber Bella übersteht den Akt ohne Blessuren. Die beiden schwelgen in Liebesglück, bis Bella plötzlich von Übelkeit geplagt wird – sie ist schwanger!

Edward sieht, wie schnell die Schwangerschaft voranschreitet, und ist entsetzt. Schnellstmöglich bringt er seine Geliebte zurück nach Forks, wo Carlisle sich um seine sichtlich hochschwangere Schwiegertochter kümmern kann. Das Baby nämlich ist schon im Bauch besonders anspruchsvoll, tritt Bella immer wieder und bricht ihr schließlich auch einige Rippen. Erst als Bella Blut zu trinken bekommt, ist das Baby besänftigt und lässt die werdende Mutter etwas in Ruhe. Doch eins ist klar: Die Geburt wird Bella als Mensch nicht überstehen; und so kommt es, wie es kommen muss: Als sich die Tochter Renesmee (eine verwegene Kombination der beiden Oma-Namen Renée und Esme) ihren Weg in die Freiheit erkämpft, bricht sie Bella sogar das Rückgrat, und Edward muss schleunigst tätig werden, um Bella die Heilung zu ermöglichen. So wird sie zu einer Vampirin, und zwar zur außergewöhnlichsten, die die Familie Cullen je gesehen hat …

_Das erste Mal_

Lange haben die Fans der Serie auf die Hochzeit von Bella und Edward gewartet – auf den romantischen Höhepunkt der gesamten Reihe. Anschließend steigert Stephenie Meyer ihren Romantikfaktor noch, indem sie die beiden Verliebten auf eine verlassene Insel schickt, wo sie ihre Flitterwochen genießen dürfen. Als es dann aber zum ersten Mal kommt, erleben wir sie nur vor verschlossenen Türen mit, denn Meyer hüllt den Mantel des Schweigens über den Akt und berichtet hinterher lediglich von Bellas Blessuren, die sie dank ihrer äußersten Verzückung (wie hätte es anders sein können?) gar nicht spürt.

Da haben die Leser nun so lange auf diesen Moment gewartet, und aus anderen Vampirbüchern kennt man ja auch das teils ausschweifende Liebesleben der Blutsauger, doch Meyer traut sich nicht, die blütenweißen Westen ihrer Hauptcharaktere mit irgendwelchen Flecken zu versehen, und zieht sich daher schüchtern zurück. In dem Moment habe ich mich schon gefragt, an welche Altersgruppe sie sich mit ihrer Reihe wendet … Auch später, als Bella zur Vampirin geworden ist und die beiden sich Nacht für Nacht im Bett verausgaben (denn Vampire brauchen keinen Schlaf), gibt sich Stephenie Meyer mit winzigsten Andeutungen zufrieden. Insgesamt passt das zwar zu ihren sterilen Figuren, aber nicht zu ihrem ansonsten mehr als ausschweifenden Schreibstil, in dem praktisch jede Fliege an der Wand mit einem Absatz Erwähnung findet …

So kommt es auch, dass bis zur Geburt der Tochter nahezu das halbe Buch – also rund 400 Seiten – vergangen ist, obwohl außer Hochzeit, Flitterwochen und stark verkürzter Schwangerschaft nichts passierte. Hier schwafelt Stephenie Meyer definitiv zu viel und ich fühlte mich von ihren Ausschweifungen mehr als einmal regelrecht genervt, insbesondere, da der zweite Teil des Buches auch noch aus Jacobs Sicht geschrieben ist, denn seine Gedanken interessierten mich herzlich wenig.

Wie auch schon in den Büchern zuvor, ist sich Stephenie Meyer nie zu schade, Edwards Perfektion in den blühendsten Worten zu beschreiben, dabei hat selbst der langsamste Leser spätestens am Ende von Band eins begriffen, dass Edwards Haut perfekt ist, seine Augen so tief, als könnte man darin versinken, sein Körper gottgleich und makellos und sein Wesen das reinste, das der |Weiße Riese| nur zaubern kann. Als er sich erstmals vor Bella entblößt, bleibt ihr folglich die Sprache weg, doch auch das tollpatschige Mädchen, für das bislang einzig Edward Augen hatte, erstrahlt als Vampirin zu ganz neuer Blüte und wird fortan mit einem Model verwechselt. Ecken und Kanten sucht man in sämtlichen Charakteren nun vergebens.

Stephenie Meyer trennt ihre Charaktere ganz klar in Gut und Böse auf, und dass am Ende selbstverständlich keinem Guten auch nur ein Haar gekrümmt wird, dürfte wohl kaum einen Leser noch überraschen …

_Charakterliche Veränderungen_

Bella verwandelt sich in diesem Buch nicht als Einzige: Da sie zur Vampirin wird, ist es nur stimmig, dass sich auch ihr Wesen verändert, doch erstrahlt sie in so hellem Licht, dass mir praktisch schlecht wurde von ihrer neuen Perfektion. So ist Bella vom ersten Tag als Vampirin an gefeit vor Menschenblut und versucht nicht einmal, einen Menschen anzugreifen. Bislang ist das noch nie passiert, aber es tauchen auch noch andere ungewöhnliche Fähigkeiten auf, die nicht wirklich authentisch wirken.

Auch Jacob macht einige Veränderungen durch. Natürlich trottelt er Bella weiterhin treudoof hinterher, unterstützt die Cullens, wo es nur geht, und gibt schließlich auch sein Einverständnis, dass Edward seine Bella ungestraft zur Vampirin machen darf. Eigentlich verstößt ein solches Handeln gegen den Pakt zwischen Vampiren und Werwölfen, doch könnte Jacob es natürlich nicht ertragen, Bella ein Haar zu krümmen. Alles wird aber anders mit der Geburt der ganz besonderen Tochter mit dem selten doofen Namen Renesmee, die Jacob sogleich als die Richtige für sich erkennt. Von nun an ist Bella bei ihm abgemeldet und der Werwolf weicht nicht von Renesmees Seite, auch wenn sie ihn immer mal wieder ein bisschen „ansaugt“, weil sie Blut schmecken möchte.

Nun steht der Freundschaft zwischen Bella und Jacob nichts mehr im Wege, was auch Edward sogleich bemerkt, der zu Jacobs bestem Freund aufsteigt. Endlich herrscht bei den dreien Friede, Freude, Eierkuchen.

Fand ich die ewige, unvergleichlich große Liebe zwischen Bella und Edward im ersten Band lediglich weichgespült, so glänzt sie hier dermaßen strahlend, dass mir die Worte fehlen. Die beiden stört das wenig: Sie verstehen sich auch ohne Worte, lieben sich so sehr, dass sie die Ewigkeit miteinander verbringen möchten, und nichts trübt ihre Liebe. Es gibt keine Missverständnisse, keinen Streit, keinen Zwist, nichts! Selbst die Streitereien wegen Jacob entfallen, was den Charakteren nun sämtliche Glaubwürdigkeit raubt.

Auch Bellas Eltern spielen kleine Rollen in dieser Posse; so ist Charlie zwar der Einzige, der leichte Bedenken anmeldet, als seine gerade mal 18-jährige Tochter heiraten möchte, während Renée sich gleich freudestrahlend in die Hochzeitsvorbereitungen stürzt und mit der Familie Cullen anfreundet, weil sie merkt, dass Bella ihre ganz große Liebe getroffen hat (welches Mädchen dachte das nicht, als es seinen ersten Freund hatte?). Später schaltet selbst Charlie sein Hirn ab, als er einfach akzeptiert, dass Jacob ein Werwolf ist und auch Bella sich verändert hat. Mehr will Charlie nicht wissen, auch wenn er ahnen muss, dass hier einiges mehr als ungewöhnlich ist. Welcher Vater würde sich so verhalten? Wohl keiner.

_Zäh wie Kaugummi_

So sehr ich mich auf den Schlussband gefreut hatte, so enttäuscht war ich schließlich. Wieder einmal hat der Lektor vergessen, mit dem Rotstift großzügig durch das Buch zu gehen und alles Überflüssige wegzulektorieren. Aber damit nicht genug, quält uns Stephenie Meyer nun mit noch strahlenderen Figuren, mit noch perfekteren Charakteren (und dabei dachte ich, dass man perfekt gar nicht mehr steigern kann …) und schließlich natürlich mit dem Sieg der Guten über die Bösen (hier verrate ich nicht zu viel, mit diesem Ende musste sicher jeder rechnen). Unter dem Strich ist das Buch somit gerade einmal für einen Kindergeburtstag geeignet, was auch dazu passt, dass Stephenie Meyer ganz verschämt sämtliche Informationen aus dem Liebesleben der Vampire auslässt.

Ich hätte das Buch gerne für gut befunden, doch leider schwächelt es nicht nur handwerklich, sondern vor allem inhaltlich. Zu wenig passiert auf der Handlungsebene, was einen mehr als 800-seitigen Schinken gerechtfertigt hätte, zudem entwickeln sich die Charaktere in eine äußerst abstruse Richtung, und leider hat es Stephenie Meyer nicht übers Herz gebracht, mal einen ihrer Guten zu opfern, um ihrer Geschichte einen Hauch an Glaubwürdigkeit zu verleihen. Und somit bin ich nun schlussendlich froh, dass die Bis(s)-Saga ein Ende gefunden hat und ich mich anderer Lektüre widmen kann – schade!

|Originaltitel: Breaking Dawn
Übersetzt von Sylke Hachmeister
860 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
Empfohlen ab 14 Jahren
ISBN-13: 978-3-551-58199-0|

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[„Seelen“ 5363

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