Schmidt, Peter – Endzeit (Magic Edition, Band 3)

Im dritten Teil der „Magic Edition“ vom BLITZ-Verlag darf sich nun erstmals ein deutscher Autor im Bereich des Übersinnlichen versuchen. Peter Schmidt, so sein Name, hat bereits dreimal den Deutschen Krimipreis einheimsen können und ist für sein Gesamtwerk 1994 mit dem Literaturpreis Ruhrgebiet geehrt worden. Im Laufe seiner Karriere als Schriftsteller haben sich seine Prioritäten jedoch immer mehr verschoben. Schmidt hat seine Vorliebe für Science-Fiction-Themen immer mehr in den Vordergrund gestellt und sich diesem Gebiet auch seit seinem recht erfolgreichen Genre-Debüt „Vorwärts“ ausnahmslos gewidmet. „Endzeit“ ist bereits seine fünfte Science-Fiction-Erzählung, mit Sicherheit aber nicht seine beste …

_Story_

Inmitten einer Großstadt macht der Wissenschaftler Alexander Born eine grausame Entdeckung: Ein überdimensionales, fliegendes Etwas treibt in der Dunkelheit sein Unwesen und stürzt sich urplötzlich auf eine hilflose Passantin, die schließlich vom als Flugsaurier entlarvten Tier verspeist wird. Born meldet den Vorfall umgehend den Behörden, wird aber dort nicht für voll genommen. Der bekannte und gerade für den Nobelpreis nominierte Wissenschaftler wird stattdessen für verrückt erklärt und abgewiesen. Weil er jedoch nicht an eine bloße Illusion glaubt, sucht er am nächsten Abend die nahe liegende Umgebung ab und stößt auch tatsächlich wieder auf das vorzeitliche Wesen. Born muss allerdings erkennen, dass er dem Urvieh alleine nicht gewachsen ist und begibt sich dabei in große Gefahr. In letzter Minute kann er dem Saurier noch entkommen.

Bei der Suche nach Unterstützung entscheidet sich Born schließlich dafür, die Presse einzubeziehen, die aus der Geschichte ja auch eine sensationelle Story drehen könnte. In Gestalt der gebildeten Reporterin Linda Meyer trifft er schließlich auf eine Person, die ihm glaubt, und gemeinsam gelingt es dem neu verbündeten Team tatsächlich, das Wesen einzufangen. Bei der Ursachenforschung stößt Born dann auf einige dunkle Kanäle; er vermutet, dass sein direkter Konkurrent und ehemaliger Kollege Dr. Haderer infolge einer zielgerichteten Gen-Manipulation für das Auftauchen des Wesens verantwortlich ist. Doch bevor er sich hiermit ausführlicher befassen kann, taucht plötzlich ein weiterer Flugsaurier auf – und dieses Mal ist das Wesen nicht alleine …

_Meine Meinung_

„Jurassic Park“ – klarer Fall, dass einem dieser Gedanke bei der Betrachtung dieser Inhaltsangabe als Erstes kommt. Und in der Tat weist Schmidts aktueller Roman deutliche Parallelen zu Michael Crichtons Bestseller auf. Jedoch besteht zwischen der mehrfach verfilmten Edel-Story und dem hier zur Kritik vorliegenden Roman ein gehöriger Klassenunterschied, denn Peter Schmidt schafft es nicht mal annähernd, eine ähnlich intensive Atmosphäre zu entfachen wie das als Inspiration dienende Original. Im Gegenteil; trotz des zweifellos rasanten Tempos basiert das Buch auf viel zu vielen Ungereimtheiten. Natürlich stellt die Bedrohung durch die Urzeit-Geschöpfe eine Gefahr für die gesamte Bevölkerung dar, doch wieso setzt sich diese überhaupt der Gefahr aus? Immerhin treiben die Flugsauriern nur in einem lokal einzugrenzenden Gebiet ihr Unwesen, es wäre also ein Leichtes, aus dieser Stadt zu fliehen und sich somit in Sicherheit zu bringen. Während die Protagonisten bei „Jurassic Park“ auf der Insel quasi gefangen und somit auch jederzeit angreifbar waren, bestehen für die Menschen in diesem Buch genügend Schlupflöcher, um der drohenden Gefahr zu entgehen – und sei es, dass man einfach in der heimischen Wohnung bleibt. In dieser Hinsicht sind die Hintergründe von „Endzeit“ recht unbefriedigend eingefangen und die vermeintlichen Lösungsstrategien recht unlogisch dargestellt worden.

Nicht abzustreiten ist indes, dass Schmidt ein Verständis dafür hat, wie man die aus einer immensen Gefahr abzuleitende Action inszeniert. Gerade bei der Darstellung des apokalyptischen Endzeit-Szenarios bzw. beim finalen Gefecht zwischen den angerückten Militär-Einheiten hat sich der Autor echte Mühe gegeben und auch sehr gute Resultate erzielt.

Dem entgegen bleiben die Hauptcharaktere in diesem Buch blass. Der erfahrene Wissenschaftler Born zum Beispiel taugt als Actionheld nur bedingt; seine Tochter hingegen, die ebenfalls eine tragende Rolle in diesem Roman einnimmt, würde sich hierzu schon besser eignen, kommt aber irgendwie nicht richtig zum Zuge. Bleiben ein Polizist, der irgendwie nie Herr der Lage ist, und die sicherlich motivierte Reporterin, die aufgrund ihrer Stellung aber ebenfalls nicht zur Heldin avancieren kann. Und unter dieser Voraussetzung leidet das Buch letztendlich auch; man findet keine Identifikationsfiguren, ganz anders noch als bei „Jurassic Park“, wo sich quasi jede Altersklasse ihren Helden aussuchen konnte. Bei „Endzeit“ gibt es sowas indes nicht.

Dass die Story zudem wenige eigene Elemente beinhaltet, nimmt dem schwächelnden Inhalt schließlich auch den letzten Halt. Peter Schmidt versucht zwar direkt zu Beginn, durch einen selber gestellten Vergleich mit dem großen, preisgekrönten Vorbild den Verdacht ein wenig abzuweisen, doch alles in allem ist „Endzeit“ dann doch eine leicht abgewandelte und bei weitem nicht derart fesselnde Kopie von „Jurassic Park“. Und dies schließt auch die erwarteten, bis auf die Genmanipulation aber im Grunde genommen gar nicht vorhandenen Science-Fiction-Elemente ein.

„Endzeit“ ist moderne Horror-Fantasy auf höchstens durchschnittlichem Niveau und muss nicht einmal von begeisterten Anhängern der „Magic Edition“ aus dem BLITZ-Verlag angetestet werden; in diesem Genre gibt es nämlich eine stattliche Anzahl weitaus empfehlenswerterer Romane.

http://www.blitz-verlag.de/

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