Band 1: [„Der Weg nach Camelot“ 2556
Band 2: [„Die Macht des Grals“ 3509
_Story_
Nachdem sich die Prophezeiung um Gwyns undurchsichtige Herkunft erfüllt hat und dem einstigen Schweinehirten gewahr wird, dass er in Wirklichkeit der Nachkomme des letzten Gralshüters ist, wird dem unscheinbaren Knappen Lancelots erst bewusst, welche Verantwortung auf ihm lastet. Doch auch mit diesem Hintergedanken scheint Gwyn am Schicksal Camelots kaum mehr etwas ändern zu können.
Das Attentat auf Sir Kay, Arturs engsten Vertrauten, hat die Harmonie ein für allemal zerstört, zumal es sich bei Kays Mörder augenscheinlich um seinen Sohn Rowan handelt. Gwyn und Lancelot begeben sich alsbald auf die Suche nach dem verschollenen Jungen und landen in der finsteren Festung Chumleigh. Bereit, die Geheimnisse der Burg endgültig zu lüften, treffen sie auf den grausamen Herrscher Sir Gore.
Aber auch ein anderer Konkurrent trifft überraschend auf Chumleigh ein: Mordred scheint Gwyn und seinen Gefährten bereits einen Schritt voraus und in seiner Machtgier nun endlich am Ziel angelangt zu sein. Während der König auf Camelot dem Wahn verfällt, müssen seine treu ergebenen Ritter auf Chumleigh um ihr Leben bangen. Diesmal nämlich kennt Mordred keine Gnade …
_Persönlicher Eindruck_
Zeichnete sich in den vorangegangenen beiden Bänden bereits eine dezente Distanzierung bezüglich der klassischen Artus-Sage ab, vollzieht Peter Schwindt im dritten Teil seiner „Gwydion“-Reihe nun einen recht radikalen Schnitt, der das gesamte Bild der britischen Legende komplett verändert. Deutlicher als je zuvor sticht die Eigenständigkeit des Autors in „König Arturs Verrat“ hervor, belegt durch mutige Wendungen, überraschend extreme Charakterzeichnungen und eine durchweg alternative Improvisation des traditionellen Sagenstoffs.
Dabei weicht der dritte Band inhaltlich kaum von den eingeschlagenen Pfaden ab: Gwyn erfährt an Lancelots Seite stetig mehr über das Schicksal seiner Herkunft und wird sich zum ersten Mal bewusst, welche Last tatsächlich auf seinen Schultern liegt. Es ist seine Bestimmung, den Kelch zu finden und Camelot als vermeintlich letzter Gralshüter vor dem Untergang zu bewahren. Jedoch muss Gwyn erst einmal für klare Verhältnisse am Hofe des Königs sorgen.
Ränke und Intrigen überschatten die einstige Heimat der Tafelrunde, und immer deutlicher zeichnen sich auch vereinzelte Methoden des höfischen Verrats ab, die den künftigen Gralshüter von seinem eigentlichen Lebensweg abhalten. Erschreckend ist dabei vor allem die Darstellung des Königs. Artur ist dem Suff verfallen, kaum mehr imstande, sein Land zu führen und den Thron zu verteidigen. Der Mord an Sir Kay hat das Fass zum Überlaufen gebracht und den höchsten Regenten Camelots in eine tiefe Krise gestürzt, die letztendlich breitere Bahnen einnimmt, als die Protagonisten vorab befürchtet hatten. Blind für die verräterischen Interaktionen ihrer Vorgesetzten, stürzen sie in Chumleighs Übel, laufen dem heimtückischen Mordred fast ins offene Messer und ahnen noch nichts von der großen Enttäuschung, die ihnen infolge eines diebischen Deals des Königs widerfahren soll.
An dieser Stelle kommt nämlich der Titel des Romans zum Tragen; Schwindt eröffnet einige erstaunlich finstere Facetten um den viel besungenen König und zerstört in „König Arturs Verrat“ das idealistische Erscheinungsbild des einst so mächtigen Königs. Im Zuge dessen verdüstert sich auch die allgemeine Erzählatmosphäre. Niederträchtige Figuren intrigieren gegen die Sympathieträger, die Handlung gewinnt in allen Strängen an Brisanz, und bedingt durch die Unstetigkeit der sich wandelnden Hauptdarsteller hat der Autor an vielen entscheidenden Eckpunkten häufig gleich mehrfach die Überraschung auf seiner Seite.
Letzten Endes ist „König Arturs Verrat“ daher auch mit Abstand die spannendste Geschichte dieser Reihe, gleichsam aber auch ganz klar jener Roman, dem es aufgrund der vielen Erzählstationen sicherlich am wenigsten an Abwechslung mangelt. Unser Titelheld kämpft gegen den Mörder Kays, rüstet insgeheim gegen den König, sieht sich Mordred mit einem Mal schutzlos ausgeliefert und gerät alsbald in die Verlegenheit, an der Seite von Prinzessin Aileen abseits der Blutlinie das Thronerbe anzutreten. Doch auch hier lauert schließlich – wie in Band drei so häufig – der Verrat …
Denjenigen, die schon die ersten beiden Teile verschlungen haben, muss man wohl nichts mehr über die tolle Alternativversion der Artus-Sage erzählen. Dennoch sei an dieser Stelle noch einmal erwähnt, dass Schwindt gerade in dieser dritten Episode sehr mutige Wege beschreitet, die im Rahmen des viel zitierten Literaturklassikers mit entsprechender Aufmerksamkeit gewürdigt gehören. Nicht nur an das jugendliche Publikum ergeht hier eine ganz klare Empfehlung!
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