Vaughan, Brian K. / Guerra, Pierra / Marzán jr., José / Sudzuka, Goran – Y: The Last Man 6 – Girl on Girl

Band 1: [„Entmannt“ 3282
Band 2: [„Tage wie diese“ 3586
Band 3: [„Ein kleiner Schritt“ 3774
Band 4: [„Offenbarungen“ 3775
Band 5: [„Ring der Wahrheit“ 4179

_Story_

Dr. Mann und Agentin 355 haben endlich die Ursache dafür gefunden, dass Yorick die Katastrophe, die zur Auslöschung allen männlichen Lebens führte, überlebt hat. Jedoch benötigt man zur weiteren Erforschung Yoricks Äffchen Ampersand, welches von einer geheimnisvollen Japanerin entführt wurde. Um die Reise nach Asien schnellstmöglich hinter sich zu bringen, schließen sich die beiden Damen und ihr wohlbehütetes Geheimnis der Besatzung eines Kreuzfahrtschiffes an, welches unter strikter Order kistenweise Medikamente befördert. Während Yorick sofort ein Auge auf die hübsche Schiffseignerin Killina wirft, entgeht seinen Begleiterinnen dabei nicht, dass irgendetwas am rücksichtslosen Treiben auf der |Whale| nicht mit rechten Dingen zugeht.

Als schließlich eine australische Agentin an Bord eindringt, ein Todesopfer unter den weiblichen Matrosen fordert und die Schiffsladung sich als ein enorm gefährliches Gemisch entpuppt, realisiert selbst der leicht verwirrte letzte Mann auf Erden, dass sein kleiner Rettungstrupp einmal mehr ins offene Messer gelaufen ist.

_Persönlicher Eindruck_

„Y: The Last Man“ ist ein echtes Phänomen. Dies war zwar schon nach den Eindrücken des ersten Bandes klar, in welchem ja erst die Rahmenbedingungen für die außergewöhnliche Story festgesetzt wurden, spiegelt sich seither aber in jeder noch so erstaunlichen Wendung und dementsprechend in jedem weiteren Sonderband wider, der sich mit der Geschichte des schicksalhaften Erdenretters(?) beschäftigt.

Auch in der nunmehr sechsten Episode erlebt der Protagonist mal wieder ein mehr als ungewöhnliches Abenteuer, in dem Star-Autor Brian K. Vaughan erneut sein Talent für unkonventionell-überzeugende Storylines unter Beweis stellt. Die Reise auf der |Whale| ist gezeichnet von absurden Begegnungen, noch absurderen Charakteren und erneut heftigen Plot-Breaks, die das eh schon verworrene Treiben noch einmal mächtig auf den Kopf stellen. Nichts Neues also auf der unendlichen Mission des ungleichen Trios?

Nun, auch diese Frage kann ganz klar negiert werden, da Vaughan seinen Charakteren erneut eine ziemlich krasse Entwicklung zugesteht. So bricht selbst Agentin 355 all ihre Tabus, als sie realisiert, dass der weibliche Kapitän Killina die Nacht mit Yorick verbringen möchte, und entlädt ihre geheimen Gelüste an der offenkundig bisexuellen Dr. Mann. Als die beiden von einem völlig verdutzten Yorick auf frischer Tat ertappt werden, birgt allein dies wieder Potenzial für ganz neue Wirrungen innerhalb des komplexen Erzählstrangs, der hier plötzlich wieder völlig neue Richtungen einschlägt. Es ist jedenfalls erstaunlich, wo bzw. in welcher Form der Autor immer wieder diese fabelhaften Ideen hervorholt und wie er sie anschließend reibungslos in die Handlung einfügt.

Vor diesem Hintergrund sei jedoch auch noch einmal darauf hingewiesen, dass sich das Themenfeld mittlerweile mit jeder weiteren Ausgabe noch stärker ausweitet. Vaughan gewährt kurze Einblicke in das Schicksal der militanten Soldatinnen, kramt kurz in der persönlichen Erinnerung des Hauptdarstellers herum und reflektiert bisherige Erlebnisse sehr subtil in Andeutungen und zweideutigen Dialogen, verbindet all dies jedoch ständig mit neuen Aspekten, an denen die eigentliche Geschichte noch weiter wächst. Mit Spannung wird daher auch die Antwort auf die Frage erwartet, wie all diese recht unterschiedlichen Stränge anschließend kombiniert und schlüssig verbunden werden, die jedoch vorerst noch nicht in Sicht scheint. Solange in „Y: The Last Man“ noch genügend Frauen auftauchen, die sich der Rückkehr der Männlichkeit bewusst in den Weg stellen, und solange Vaughan den wichtigsten Charakteren immer noch Enthüllungen entnehmen kann, bleibt auch diese fantastische Serie weiterhin spannend.

Apropos Enthüllungen: In Band sechs erfährt man nun endlich auch ein wenig über den Verbleib von Yoricks ausgewanderter Freundin Beth, die sich ausgerechnet in Australien befindet – dort, wo auch die Geheimorganisation beheimatet ist, die inkognito den Schmuggel auf der |Whale| aufdeckt und den Protagonisten erneut eine missliche Lage aufs Auge drückt. Aber dies ist wieder eine andere Geschichte, die es in „Girl on Girl“ bis ins Detail zu begutachten gilt, und die neben recht temporeicher Action auch wieder den einen oder anderen Spruch parat hält. Keine Frage also: Auch in der neuesten Episode hat sich Brian K. Vaughan in allen Belangen wieder selbst übertroffen – auch wenn man sich diesbezüglich ständig wiederholen muss!

[Verlagsseite zur Serie]http://www.paninicomics.de/?s=gruppen&gs__gruppe=10452

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