A. K. Larkwood – Die dunklen Pfade der Magie

Die junge Csorwe ist die erwählte Braut des Unaussprechlichen. Als solche ist sie nicht nur Medium für Prohphezeiungen, um die Pilger den Gott bitten, sie ist auch sein designiertes Opfer. Doch an dem Tag, an dem sie den Tempel des Gottes betritt, geschieht etwas Unerhörtes! Der letzte Pilger, der nur wenige Tage zuvor um eine Prophezeiung gebeten hat, hat den heiligen Ort ebenfalls betreten, und er macht Csorwe ein geradezu blasphemisches Angebot!

Ich muß gestehen, ich wurde mit den Charakteren in diesem Buch nicht recht warm. Irgendwie sind sie alle ziemlich … eigen.

Zum einen wäre da Csorwe. Aufgrund ihres Sonderstatus genießt sie besondere Fürsorge. Die wird ihr manchmal zu viel, aber anstatt nach draußen zu gehen, um ein paar Minuten allein zu sein, geht sie in die Krypta, was deshalb verwunderlich ist, weil die Toten angesichts ihres Zustandes erstaunlich aktiv sind.

Dann gibt es den adligen Talasseres. Der junge Mann ist das schwarze Schaf seiner Familie, was nicht nur daran liegt, dass er bisher nichts Vorzeigbares auf die Beine gestellt hat. Er ist ziemlich eigensüchtig und verschlagen, aber auch hartnäckig.

Der Meister der beiden ist Belandros Sethennai, der frühere und dann erneute Kanzler der Stadt Tlaanthothe, ein etwas eitler Kerl, der keinerlei Skrupel hat, alle Menschen in seinem Umkreis für seine Zwecke zu benutzen.

Außerdem gibt es noch Oranna, die Bibliothekarin aus Csorwes Kloster. Sowohl sie als auch Belandros suchen nach demselben Artefakt, allerdings aus unterschiedlichen Gründen. Dabei ist Oranna noch skrupelloser als Belandros.

Und zu guter Letzt ist da noch Shutmili, eine besonders mächtige Magierin aus dem Volk der Qarsazhi. Ihre Fähigkeiten bedeuten in ihrer Welt einen Makel, weil die Religion der Qarsazhi besagt, dass Magie korrumpiert. Ihre Familie besteht deshalb darauf, dass Shutmili sich in einen Fünferzirkel eingliedern lässt, in dem alle fünf Magier geistig miteinander verschmelzen.

Im Grunde sind die Entwürfe für all diese Charaktere gar nicht so schlecht. In den meisten Fällen war ihr Handeln nachvollziehbar, sie haben eine Vergangenheit und ein Ziel. Teilweise werden sogar Gründe genannt. Und doch fehlte es den Figuren an Farbe, an Tiefe. Manches geht einfach zu schnell: so haben mir die beiden indoktrinierten Mädchen Csorwe und Shutmili einfach viel zu schnell nachgegeben, als ihnen jemand eine Alternative zu ihrem vorgezeichneten Weg vorschlug. Manches wird auch einfach zu trocken konstatiert, wie Orannas Rollentausch mit ihrer Schwester. Man kann verstehen, warum sie es tat, aber nicht nachfühlen.

Ähnlich ging es mir mit dem Setting. Die Autorin ist äußerst sparsam mit Details, erwähnt nur, was für die Nachvollziehbarkeit unbedingt nötig ist. Manche Aspekte wie zum Beispiel die Schlangen und die Welt von Echentyr verschwinden einfach von der Bildfläche, sobald sie für die aktuelle Handlung nicht mehr erforderlich sind. Das hinterlässt lose Fäden und einen Eindruck von Unvollständigkeit.

Dieser Band erzählt vor allem Csorwes Erlebnisse als Schwerthand von Belandros Sethennai. Der Beginn wird dabei stark gerafft, Csorwes Ausbildung wird lediglich gestreift. Erst als Csorwe und Belandros nach Tlaanthothe zurückkehren, werden die Zeitsprünge weniger. Tatsächlich kommt noch ein letzter Sprung, als die Handlung sich endlich dem eigentlichen Thema zuwendet: der Suche nach einem wertvollen Reliquiar!
Dessen Auffinden, Bergung, Diebstahl und erneuten Diebstahl sorgt für einige gefährliche Situationen. Echte Kämpfe dagegen sind überaus selten und recht schnell abgehandelt. Das gilt gleichermaßen für das Entkommen aus den brenzligen Situationen, was die aufgebauten Spannungsbögen recht schnell wieder erschlaffen läßt. Ein durchgehender Spannungsbogen, der sich bis zum Showdown am Ende des Buches entwickelt, fehlt.
Immerhin sind die Verwicklungen durchaus gut durchdacht und aufgebaut und führen zu einem recht unerwarteten Ende. Nun ja, Ende dieses speziellen Teils. Die Angelegenheit mit dem Reliquiar ist erledigt, trotzdem ist die Sache noch nicht ganz ausgestanden. Entweder hat die Autorin vor, aus Csorwes Geschichte einen mehrbändigen Zyklus zu machen, oder der Verlag hat – wie so oft – beschlossen, das Buch einfach in der Mitte durchzuhacken.

Alles in allem bin ich mir nicht sicher, ob ich die Fortsetzung lesen möchte. Obwohl ich nicht sagen kann, dass Csorwe oder Shutmili mir unsympathisch waren … nun, sympathisch waren sie mir auch nicht. Sie haben mich einfach ziemlich kaltgelassen. Auch hätte ich mir ein wenig mehr magisches Flair gewünscht. Der Entwurf des Settings bot eine ganze Menge toller Ideen, doch die Ausarbeitung ließ Intensität vermissen. So einfallsreich und geschickt der Plot auch aufgebaut war, die Geschichte las sich fast so trocken wie ein Sachbuch, und es gelang ihr einfach nicht, mich zu fesseln und mit auf die Reise zu nehmen. Schade!

A. K. Larkwood ist Britin und hat in Cambridge Literaturwissenschaften studiert. „Die dunklen Pfade der Magie“ ist ihr Debutroman.

Broschiert: 544 Seiten
Originaltitel: The Unspoken Name
Deutsch von Sara Riffel
ISBN-13: 978-3-596-00069-2

https://aklarkwood.com/index.html
https://www.tor-online.de/fischer-tor/

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