Anna Quindlen – Der Platz im Leben

Nora Nolan ist glücklich. Mit ihrem Mann Charlie lebt sie in einem Haus in einer Sackgasse der New Yorker Upper West Side. Ihre beiden Zwillinge studieren erfolgreich und beginnen damit, sich von ihren Eltern zu lösen und ein eigenes Leben aufzubauen. Und Charlie erhält endlich den heiß ersehnten Parkplatz auf einer Brachfläche in der Sackgasse. Alles scheint perfekt. Bis eines Tages in der Nachbarschaft ein Verbrechen geschieht. An dieser Stelle beginnt nicht nur Nora, hinter die vermeintlich perfekte Fassade ihres New Yorker Lebens zu blicken.

Langsam bricht der Zusammenhalt in der Nachbarschaft auseinander und auch Nora und Charlie hinterfragen ihr Leben, ihre Träume und den Weg in die gemeinsame Zukunft.

Lebensentscheidungen

Der Verlag machte für dieses Buch Werbung mit dem folgenden Satz: „Voller Warmherzigkeit erzählt Anna Quindlen vom Mut einer Frau, in mittleren Jahren noch einmal alles auf die Waagschale zu legen, ihre Beziehungen, ihre Werte, ihre Träume – ein kluger, mitfühlender, auch humorvoller Roman, der den Neuanfang feiert.“ Von dieser Beschreibung habe ich mich sofort angezogen gefühlt, sodass ich das Buch mit entsprechend hohen (zu hohen?) Erwartungen aufgeschlagen habe. Tatsächlich dreht sich das gesamte Buch um Nora Nolan, die mit Erfolg ein Schmuckmuseum leitet. An ihrer Seite ist Charlie, der mit weniger Erfolg als erhofft als Investmentbanker tätig ist. Eigentlich hatte er die Karriereleiter viel schneller hinaufsteigen wollen, muss aber erkennen, dass andere an ihm vorbeiziehen. Die Zusage für den begehrten Stellplatz in der Straße wertet er daher als persönlichen Erfolg, über den seine Frau Nora aber nur müde lächeln kann.

Stattdessen meldet sich Charlies Chef bei ihr und macht ihr ein Jobangebot, das sie sich nicht traut anzunehmen, denn Charlie neidet ihr dies. Mit jeder Seite weiter im Buch wird deutlich, dass die beiden zwar seit über 20 Jahren verheiratet sind und nach außen hin glücklich erscheinen, aber eigentlich befindet sich doch ein recht breiter Abgrund zwischen ihnen. Nora ist in New York glücklich und möchte „der Stadt“ auf keinen Fall den Rücken kehren, aber Charlie spricht immer häufiger davon, die Zelte in New York abzubrechen, das Haus mit hohem Gewinn zu verkaufen und in einer anderen Stadt nochmal neu zu starten.

Der Weg zur Veränderung beginnt schließlich mit einem brutalen Überfall in der Nachbarschaft. Auch hier sind Nora und Charlie sich uneins. Nora hält zum Opfer, Charlie dagegen zum Täter. Es wird immer klarer: Nicht nur in der Sackgasse stimmt etwas nicht, sondern definitiv auch in dieser Ehe. Und es wird deutlich: Hier muss sich etwas ändern, und es wird sich auch etwas ändern. Doch wohin wird die Reise gehen?

Charakterstudie

Anna Quindlen beschreibt in vielen Details das Leben der beiden Nolans und ihrer Nachbarn, geht den Charakteren auf den Grund und nähert sich sukzessive Noras Gefühlswelt. An vielen Stellen spürt man, dass man als Leser früher erkennt, was in der Sackgasse in der Upper West Side im Argen liegt als Nora. Bevor sie sich eingesteht, dass etwas ganz klar schief läuft, denkt man sich beim Lesen: „Das muss sie doch merken! Hier muss sie doch eine Entscheidung treffen und etwas ändern!“

Doch die Veränderungen lassen auf sich warten. Auch das groß angekündigte Verbrechen schildert die Autorin erst nach dem ersten Drittel des Buches. Zuvor präsentiert sie uns in aller Detailfülle ihre Charaktere und schildert das Leben in der New Yorker Sackgasse. Es ist durchaus ein komisches Konstrukt, das sie uns hier präsentiert. Und merkwürdigerweise kommt man an Nora nicht so recht heran. Das ganze Buch ist aus ihrer Sicht erzählt und Anna Quindlen verwendet auch viel Zeit darauf, ihre Hauptprotagonistin vorzustellen, aber ich bin bis zum Schluss nicht warm geworden mit ihr. Ihre Entscheidungen konnte ich nicht nachfühlen, ihr Handeln nicht verstehen, und bei all dem ist sie mir auch nur wenig sympathisch geworden.

So tief die Autorin auch in die Gefühlswelt ihrer Charaktere einsteigt, so distanziert bleibt man doch beim Lesen. Ob es daran liegt, dass mir das Leben in Manhattan fremd ist? Ich weiß es nicht. Mich konnte dieses Buch jedenfalls bis zum Schluss nicht packen.


Distanziert

Anna Quindlen erzählt hier die Geschichte einer auf den ersten Blick zufriedenen Frau in mittleren Jahren, die im Laufe der Geschichte ihrem Leben nochmal eine neue Richtung geben und grundlegende Entscheidungen treffen muss. Das klingt auf den ersten Blick durchaus interessant, hat mich aber leider weder mitgerissen noch berührt. Es passiert nicht viel in dem Buch, und wenn man dann auch mit den Charakteren nicht so recht warm wird, zieht sich die Lektüre eher wie Kaugummi. Schade, aber mich konnte das Buch nicht überzeugen.

Taschenbuch: 368 Seiten
ISBN-13: 978-3328106456
Penguin Verlag

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