Asimov, Isaac – Meine Freunde, die Roboter

Isaac Asimov ist heute einer der bekanntesten SF-Autoren überhaupt. Einen großen Teil seines Ruhmes verdankt er sicherlich seinen Robotergeschichten, vor allem jenen, die in den 50er Jahren erschienen und in denen er die drei Robotergesetze formulierte.

Asimov, Professor für Biochemie und Autor vieler populärwissenschaftlicher Bücher, war zweifellos eine herausragende Figur der us-amerikanischen SF der vierziger und fünfziger Jahre, wobei er sich allerdings weniger durch stilistische Brillanz oder eingängige Charakterstudien auszeichnete, sondern durch naturwissenschaftliches Wissen und gute Ideen. Nicht umsonst wandte er sich wie kein zweiter Geschichten zu, in deren Mittelpunkt Roboter standen, ersparte ihm dies doch jedwede Introspektion und Charakterisierung, ein Bereich, den Asimov nicht beherrschte und niemals beherrschen sollte (so bleiben fast rundweg alle Protagonisten Asimovs blass und farblos).

Von Asimovs hervorragenden Ideen profitieren jedoch viele der hier veröffentlichen Kurzgeschichten, die auch heute noch immer gut lesbar sind. Leider suggeriert die vorliegende Ausgabe, dass es sich hier um gesammelte Kurzgeschichten zum Thema Roboter handelt. Dem ist jedoch nicht so, denn die vorliegende Ausgabe ist lediglich die Zusammenfassung dreier Kurzgeschichtensammlungen des Autors, die dereinst bereits als einzelne Taschenbücher im |Heyne|-Verlag (06/3217, 06/3066 und 06/3621 in den Jahren 1966, 1970 und 1976) erschienen waren (wobei „Ich, der Robot“ bereits 1952 in der legendären vierbändigen Reihe des |Rauch|-Verlags erschien, der ersten SF-Reihe überhaupt auf deutschem Boden). Die drei Storysammlungen erschienen 1982 erstmals gesammelt als Band 20 der |Heyne Bibliothek der Science-Fiction-Literatur|.

Lediglich die erste Kurzgeschichtensammlung enthält nur Robotergeschichten, darunter das berühmte „Liar!“, wo ein Roboter die Menschen beschwindelt, um ihnen nicht die ungeschminkte Wahrheit sagen zu müssen und sie damit zu verletzen.

Die folgenden beiden Storysammlungen enthalten nur teilweise Robotergeschichten, wobei deutlich wird, dass Asimov vor allem in den 50er Jahren ein Schriftsteller mit Ideen und Verve war, der seine Leser begeistern und mitziehen konnte. Vor allem die letzte Einheit aus den 70er Jahren zeigt dann jedoch deutlich, dass Asimov nicht mehr auf der Höhe der Zeit war.

Asimov hatte sich in den 60er Jahren eine lange Schaffenspause in der SF gegönnt, die wohl damit zusammenhing, dass ihm die Ideen ausgingen. Zudem bahnte sich Ende der 60er eine literarische Revolution in der SF an. Die |New Wave| kam auf und stellte das Genre mit der Forderung, den |Inner Space| zu erforschen, auf den Kopf. Diese Entwicklung wollte und vor allem konnte Asimov nicht mitmachen, fehlten ihm hierzu doch die literarischen und stilistischen Möglichkeiten. Erst im Jahre 1972, als die |New Wave| abzuebben begann, kehrte Asimov in die SF zurück. Sein Roman „The Gods themselves“ (dt. „Lunatico oder die nächste Welt“) wurde zwar von seinen Fans gefeiert, machte aber deutlich, dass Asimovs beste Tage vorbei waren.

Auch wenn Asimovs Popularität bis heute vor allem unter den Fans ungebrochen ist, so muss doch angemerkt werden, dass unter literarischen Aspekten die Werke des Amerikaners keine Meilensteine sind. Vor allem die späteren Werke sind kaum das Lesen wert, oder zumindest nur für seine Fans. Dies gilt auch für die in diesem Buch veröffentlichten Kurzgeschichten aus den 70er Jahren.

Was bleibt, sind Asimovs ältere Werke, als der Autor noch nicht den Ehrgeiz hatte, alle seine Erzählungen und Romane auf Teufel komm raus miteinander zu verknüpfen, wie er dies später tat. So sind auch Asimovs Geschichten aus den 40er und 50er Jahren heute noch meist sehr lesenswert und bestechen durch ihre Ideen, egal ob sie von Robotern handeln oder nicht.

_Gunther Barnewald_ © 2002
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Unterstützung und Genehmigung unseres Partnermagazins [Buchrezicenter.de]http://www.buchrezicenter.de/ veröffentlicht.|