Colfer, Eoin – Artemis Fowl – Die Akte

Alle Jahre wieder greift der Buchhandel in der Weihnachtszeit auf Bücher zurück, die eher als Fanartikel denn als „echtes“ Buch durchgehen würden. Harry Potter hatte schon seine Fanartikel, dieses Jahr ist der Nachfolgehype „Artemis Fowl“ an der Reihe …

„Artemis Fowl – Die Akte“ ist ein 175-seitiges Büchlein mit zwei neuen Kurzgeschichten über Artemis und seine Freunde bzw. Feinde, Interviews mit den Hauptcharakteren und dem Autor Eoin Colfer, das gnomische Alphabet, Steckbriefe der verschiedenen Wesen, Rätsel und ein paar Bildchen zur Ausrüstung der ZUP, der zentralen Untergrundpolizei der Elfen.

Herzstück des Buches sind natürlich die beiden neuen Kurzgeschichten, die auch ohne Vorwissen von den „echten“ Büchern über Artemis Fowl gelesen und verstanden werden können. Die erste, „Blaue Spinnen“, handelt davon, wie die Gegenspielerin des zwölfjährigen Meisterdiebs Artemis, die Elfe Holly Short, als erste Frau die Aufnahmeprüfung zur Aufklärungseinheit der ZUP besteht. Natürlich verläuft selbige nicht reibungslos, denn der aus dem Untergrund vertriebene Bruder des ruppigen, nicht gerade frauenfreundlichen Commanders Julius Roots schaltet sich ein, um sich an seinem Bruder zu rächen. Kann Holly die Situation retten, obwohl sie noch in ihren Kinderschuhen steckt?

Die zweite Geschichte, „Der siebte Zwerg“, handelt davon, wie Artemis Fowl das Diadem der Lady Fei Fei stiehlt und zudem seine Verbindungen zum Meisterdieb-Zwerg Mulch Diggums aufbaut.

Während die erste Geschichte durchaus Spannung zu vermitteln weiß, ist zweite doch ein wenig flach. Insgesamt wendet Colfer einen sehr gerafften Stil an, so dass viele Kleinigkeiten, wie sie in den Romanbüchern vorkommen und dort schön erläutert werden, keinen Platz haben. Dadurch wirken die Geschichten ein wenig lieblos, auch wenn Colfer nach wie vor starke Charaktere wie den amüsanten Julius Roots verwendet und auch mit den knallhart humorvollen Dialogen nicht spart.

Und inwieweit die „Interviews“ mit den Hauptcharakteren nötig gewesen wären, bleibt offen, denn sie muten recht lahm und brav an, dafür, dass die Charaktere in den Geschichten oft so frech sind. Im Gegenteil kann man kaum Unterschiede in den Antworten der Figuren herausfiltern, so dass die Interviews eigentlich getrost weggelassen hätten werden können.

Die Steckbriefe zu den einzelnen Wesen oder die farbigen Illustrationen der technisch sehr ausgefeilten Ausrüstung der ZUP dagegen sind ein netter Service. Man erfährt zwar nichts wesentlich Neues, aber die Dinge sind nett zusammengefasst.
Gleiches gilt für das gnomische Alphabet und die Rätsel, die liebevoll illustriert sind und den jüngeren Lesern sicherlich viel Freude bereiten werden.

Überhaupt ist dieses Büchlein wohl eher etwas für die jüngeren Leser, die noch wirklich in die Welt eines Artemis Fowl eintauchen und darin leben. Denn „Die Akte“ bringt wenig Neues, und das Neue, welches das Buch bringt, ist nicht so reizvoll, als dass ein Erwachsener es unbedingt haben müsste. Trotzdem wird dieses Buch wohl seinen Platz unter dem Weihnachtsbaum gefunden haben – warum auch nicht? Eine nette Geschenkidee für das Kind, den Enkel, den Neffen oder die Nichte ist es allemal.

|Siehe ergänzend dazu unsere [Rezension 3135 der Lesung von Rufus Beck.|

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