Gaborit, Mathieu – lodernde Schwert, Das (Im Reich des Feuervogels 2)

Mathieu Gaborits Saga über das „Reich des Feuervogels“ ist einer der wenigen nicht-englischsprachigen Zyklen, die in Deutschland erscheinen. Schon der erste Teil „Der scharlachrote Turm“ und entführte uns auf eine Inselgruppe, deren Reiche nicht nur die Namen von Fabelwesen wie Greif, Drache und Einhorn tragen, sondern in denen auch tatsächlich solche Wesen mit den Menschen leben, ihnen die Magie geben und sie beschützen.

Einzig die Diener der Phönixe sind in allen Ländern beheimatet, denn die Feuervögel sind zum einen mächtiger als die anderen Fabelwesen, zum anderen aber auch nur von wenigen zu kontrollieren und zu bezähmen. Zu schnell kann Chaos und Vernichtung aus deren Feuer entstehen – „das Aas“, die Nachfahren und die Essenz pervertierter Fabelwesen, der Inbegriff des Bösen, sind das beste Beispiel.

Der junge Phönike Januel hat erst vor kurzem die geschützte Zuflucht des Turms von Sedana verlassen und trägt inzwischen eine schwere Verantwortung. Denn nur er besitzt die Macht, das Böse aufzuhalten, nachdem alle Meister umgebracht wurden und die meisten Türme der Phöniken in Schutt und Asche liegen.

Unbemerkt von den anderen Reichen ist das „Aas“ bereits seit einiger Zeit auf dem Vormarsch. Der König des Aases weiß sehr wohl um Januel, der nicht nur einen Phönix der Uranfänge, sondern auch die Macht der „Welle“ in sich birgt, der Kraft alles Lebenden, die für die wandelnden Toten Gift ist. Deshalb schickt er seine Häscher aus, um den jungen Mann in seine Gewalt zu bringen, bevor dieser seine Aufgabe zur Gänze kennt und womöglich auch noch mehr als eine Handvoll Verbündete gewonnen hat.

Januel hat indessen mit anderen Problemen zu ringen. Nicht nur, dass er mit der in ihm brodelnden Kraft zu kämpfen hat und diese noch nicht ganz beherrscht, nein, man macht ihn dafür verantwortlich, dass der Kaiser des Greifen-Imperiums und sein Hofstaat ums Leben gekommen sind, und will sich an ihm rächen …

Mathieu Gaborit gelingt es, vertraute Versatzstücke der Fantasy neu anzuordnen. Er konzentriert sich auf Fabelwesen, die in den meisten angloamerikanischen Romanen gerne vernachlässigt werden und begeht nicht den Fehler, sie zu vermenschlichen oder als bloße Tiere zu betrachten, wie es ebenfalls oft genug passiert. Zudem verknüpft er die Magie auf glaubwürdige und interessante Weise mit den verschiedenen Kreaturen, wobei vor allem die Phönixe eine Rolle spielen.

Im zweiten Band „Das lodernde Schwert“ weitet er diese Mythologie ein wenig aus und nimmt sich Zeit, dem Leser das Gefüge der Kräfte auch aus der Sicht des Aases zu schildern. Indem dort ebenfalls Figuren und Geschöpfe mit Namen und Leben erfüllt werden, gewinnt der Gegner an Profil und Gewicht, und wird damit noch um so gefährlicher.

Allerdings fällt der zweite Band spannungsmäßig doch ein wenig gegenüber dem ersten Teil ab – es geschieht weniger an Action, und die Handlung wird vor allem durch die ständigen Sprünge zwischen den Handlungsebenen erzielt.
Sowohl Januel als auch das Aas halten in ihrem Vormarsch inne, sie stecken das Schlachtfeld ab und festigen die Macht in ihrem jeweiligen Bereich – was allerdings stellenweise recht langweilig wird, ähnlich wie die Ausarbeitung der magisch-mythischen Hintergründe. Wen das nicht abschreckt, der wird sicherlich weiterhin fasziniert über die Welt lesen und mehr erfahren wollen.

Um dieses Buch zu verstehen, ist der erste Band zwingend erforderlich, und da der zweite Band mit einem Cliffhänger endet, wird der Leser auch ein wenig im Raum stehen gelassen, was leider weitere leichte Abzüge in der B-Note gibt.

|Originaltitel: Les Chroniques des Feals 2: Le Fiel
Aus dem Französischen von Michael von Killisch-Horn|

_Christel Scheja_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.x-zine.de/ veröffentlicht.|