Helen Carter – Die Anwaltshure hoch 3. Erotischer Roman

Eine Hure zwischen Himmel und Hölle

Eine Hure aus Leidenschaft, ein charismatischer Anwalt und ein egozentrischer Sohn… Für die Londoner Edelhure Emma Hunter sieht es nach einem ganz gewöhnlichen Job aus. Doch was als erotisches Date beginnt, endet für sie in einem Strudel aus Rache, Sex, Intrigen und Leidenschaft. Emma erkennt zu spät, dass die Menschen nicht immer das sind, was sie zu sein scheinen. Es beginnt ein Kampf um Liebe, Leben und Tod…. (Verlagsinfo)

Die Autorin

Helen Carter wird nicht vorgestellt und ist vermutlich ein „house name“, also ein Pseudonym für eine deutschsprachige Lohnschreiberin.

Handlung

Emma Hunter arbeitet als Hure für den Anwalt George, der seine Klienten in London nicht nur verwöhnen möchte. Emma ist froh, einen so unterhaltsamen und lustvollen Job ausüben zu können statt im Büro malochen und dem Chef einen blasen zu müssen. Als sie in einem Rolls-Royce zum Klienten dieses Tages kutschiert wird, denkt sie nur mit kalten Grausen an die anonymen Menschenmassen, die sich mit der Metro durch Londons Labyrinth quälen.

Das Haus liegt in einer feinen Gegend, was eine gehobene Gesellschaftsschicht erwarten lässt. Es sind mehrere Männer, denen sie zu Diensten sein darf. Sie sind sehr mit ihrem Service zufrieden. Hinterher setzt sie sich wieder in den Rolls-Royce, doch der Drink, den ihr ein Typ kredenzt, ist stärker als ihr Bewusstsein. Sie fällt in Ohnmacht.

Gefangen

Emma erwacht allein in einem kühlen Schlafzimmer. Das Fenster zeigt eine Landschaft, die zu Schottland passt: Hügel und Heide. Hier fühlt sie sich wohl, aber entführt zu werden, passt ihr nicht ins Programm. Nach dem Ankleiden – sie verweigert das Essen – geht hinunter ins Erdgeschoss, wo ein Typ namens O’Leary sie empfängt und an den Hausherrn MacNeill weiterreicht. Er fragt sie, ob sie den Klub „The Avengers“ kennt. Das sind sowas wie moderne Robin Hoods, behauptet sie und lässt ihre Geringschätzung durchblicken. Das kommt gar nicht gut an.

Die Sklavin

Dennoch bekommt sie eine Einladung zu einem Abendessen in geschlossenem Kreis: Männer und Frauen, vor dem Essen eine junge nackte Frau quälen, die allerdings nur die Rolle einer Sklavin spielt. Emma hat nichts dagegen und genießt das Schauspiel. Auf dessen Höhepunkt tritt ein athletischer Mann in Henkerskostüm ein, dessen Gesicht verborgen ist. Er ist der letzte, der die Sklavin benutzen darf.

Der Henker

Wenig später entpuppt sich der Henker als Emmas geliebter Derek, Georges Sohn. Er will sie für sich haben, doch Emma lässt sich nicht so leicht von diesem Mann mit zwei Gesichtern benutzen. Sie will wissen, was die „Avenger“, zu denen Derek offenkundig gehört, vorhaben. Am nächsten Tag platzt sie in eine Planungsrunde, die von McNeill und Derek geleitet wird. Hier lernt Emma zwei Rivalinnen kennen, die es mit ihr aufnehmen wollen: die knabenhafte, brünette Bess – das „Kampfwiesel“ – und eine etwas molligere Blondine. Dereks schöne, ahnungslose Verlobte Laura ist noch nicht auf der Szene erschienen, aber das kommt noch – sehr zu Emmas Missfallen.

Der Plan

Nach einigem Hinundher wird beschlossen, dass Derek zusammen mit Emma als Pärchen bei einem Mann namens Bradford in dessen Anwesen auf einer Hausparty auftreten sollen. Dabei soll sich Emma als Undercover-Agentin an Bradford heranmachen und sich in sein Bett einladen lassen. Sie soll so viele Geheimnisse aufdecken und übergeben, wie es ihr möglich ist. Und dann? Emma hat vergessen zu fragen, wer oder was dieser Bradford eigentlich ist und welche Geheimnisse er verbergen könnte. Sie ist ja bloß das Werkzeug, den Rest müssen die anderen erledigen. Kann es wirklich so einfach laufen?

Suffield Park

Natürlich nicht. Nachdem sie sich durch einen Schneesturm gekämpft haben, gelangen Emma und Derek auf das Schloss Bradfords. Der Unternehmer, der angeblich ein windiges Finanzgenie ist, fackelt nicht lange, um Emma in sein Bett zu kriegen, sobald sie bekannt hat, dass Derek „nur ein Freund“ sei. Emma will sich jedoch nicht billig verkaufen und weist Tim, wie sie ihn nennen soll, zurück. Entsprechend düster ist die Stimmung beim Abendessen. Doch Tim hat eine Geheimwaffe mitgebracht: Jennifer ist zwar die Frau seines Geschäftsfreundes Jack, doch sie verführt Emma ohne Umschweife. Dabei denkt Emma noch, sie horche Jennifer aus, doch der Hase läuft etwas anders…

Mein Eindruck

Wenn ich die Wahl unter Prostituierten hätte, so wäre Emma sicherlich die letzte, die ich wählen würde. Sie versteht zwar ihr Geschäft, doch sie hat ihr Herz ausgerechnet an den bisexuellen Derek verloren, der sie um den Verstand bringt. Während sie sich eigentlich um Bradford und dessen Computer kümmern soll, um den Avengers zu helfen, sucht sie immer wieder fremde Betten. Das ist aber keine Bedingung, denn es darf auch mal der Küchentisch sein, um zur Sache zu kommen.

Sympathisch könnte Emma auf weibliche Leser wirken, an die sich sowieso die ganze Reihe wendet: Sie ist in ihrem beruf selbstsicher, aber nicht im Leben perfekt. Sie ist unterwürfig gegenüber ihrem Boss George, aber sehnsüchtig gegenüber Derek und anderen wohlgebauten Mannsbildern. Besonders haben es ihr engelhafte Burschen wie Dereks Lover Jay angetan. Leider gerät Emma in eine Situation, in der sie Jay und Derek beim Schwulensex zusehen muss oder kann, und das ist für Hetero-Männer kein Vergnügen – hab ich überschlagen.

Dass Emma auch gut gebauten Damen nicht abgeneigt ist, macht sie zum Gegenteil einer Kostverächterin. Sklavinnen dürfen zwischendurch mal auftreten und gerne auch benutzt werden, denn Emma ist alles andere als eine Feministin. Emma als geniale, eisgekühlte Agentin zu bezeichnen, wäre also voll danebengegriffen. Sie nimmt eben, was sie kriegen kann. Eine schöne Schneelandschaft in den Highlands erfreut ihr weibliches Herz ebenso wie ein gut gebauter Männerkörper.

Doch das Leben (und ihre Schöpferin) meint es nicht gut mit der Heldin. Erst gerät sie im verschneiten Schottland in einen Autounfall. Sie macht, dass sie zurück ins heimische und heimelige London kommt, auch wenn das Taxi ein mittleres Vermögen kostet. Dort gibt es schlechte Nachrichten seitens der Avengers: Bradford war nicht blöd und hat seine Gäste angezeigt. Bess, das „Kampfwiesel“, ist verhaftet worden und wird wahrscheinlich singen wie ein Zeisig.

Schon hat sich Derek, die Nerven verlierend, aus dem Staub gemacht, doch Emma kann sich denken, wo er ist: bei seinem Lover Jay. Es dauert nicht lang, bis die Cops bei Jay an die Tür klopfen, doch weil Derek sie gerade sexuell verwöhnt hat, will Emma den Jungs helfen und zeigt sich den Polizisten offenherzig im Bademantel mit nichts darunter. Leider begeht Jay einen Fehler, es kommt zu einem Feuergefecht, bei dem Emma schnellstmöglich den Überblick verliert: Ein kühler Kopf ist nicht ihre Stärke. Am Ende weint sie über einer Leiche.

Die „Übersetzung“?

An keiner Stelle wird eine Übersetzerin genannt, vielmehr wird der Roman als „Originalausgabe“ bezeichnet. Aber warum weist sie dann so viele Fehler auf?

S. 56: „mit sich gesch[eh]en ließ“: zwei Buchstaben fehlen.

S. 64: „Hatte ich mich selbst in diese Fall[e] e geritten?“ Das E fehlt.

S. 115: „dass man kaum noch Atmen konnte“: Das Verb „atmen“ wird meist klein geschrieben, außer wenn es zum Substantiv wird. Das ist hier nicht der Fall.

S. 148: „Erhebungen seines Rückgrads“: Korrekt muss es „Rückgrats“ heißen.

S. 152: „dass er mir fol[g]te“: Das G fehlt.

S. 180: „Ich wollte nur noch Heim.“ „Heim“ wird in diesem Fall klein geschrieben. Es geht nicht um DAS Heim.

Unterm Strich

Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich mich über diesen Roman geärgert habe. In einer Kombination aus Huren-Action und Agenten-Plot kommt unsere wackere kleine Emma schwer unter die Räder. Hätte bloß man die Finger von den „Avengers“ gelassen! Patrick McNee und Diana Rigg waren mir sowieso als „Avengers“ (wörtlich: die Rächer) viel lieber. Die Möchtegern-Robin-Hoods um Derek und McNeill sind sowie unterbelichtet.

Bemerkenswert, dass Frauen in ihrem Plot eine so wichtige Rolle spielen: Emma, Jennifer, Bess und schließlich Laura, Dereks nichtsahnende Verlobte – sie sollen alle mithelfen, die fiesen Finanztrickser zur Strecke zu bringen. Im Grunde ein nobles Unterfangen, wenn die „Rächer“ sich nicht so dämlich anstellen würden. Offenbar wollen sie sowohl das Geld als auch den Sex. Dass sich das eine nicht mit dem anderen haben lässt, finden sie leider zu spät heraus. Die Szene mit dem Schwulensex hat mir dann den letzten Rest an Lesevergnügen geraubt.

Am Schluss bekommt der Leser einen Downloadcode für eine erotische Kurzgeschichte. Ob dieser nach rund 15 Jahren noch gültig ist, darf bezweifelt werden.

Die unzulängliche deutsche Rechtschreibung spricht nicht gerade für die Bildung der mutmaßlich deutschen Autorin. Denn es handelt sich ja um eine „Originalausgabe“, nicht um eine Übersetzung. Wegen der vielen Fehler gibt es Punktabzug. Nicht empfehlenswert.

Taschenbuch: 251 Seiten
ISBN 9783940505477

www.Blue-panther-books.de

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