Julia Holbe – Unsere glücklichen Tage

Vier junge Frauen haben sich jedes Jahr in einem Ferienhaus an der französischen Atlantikküste getroffen, um dort gemeinsam den Sommer zu verbringen. Die vier waren eine eingeschworene Gemeinschaft, bis Lenica ihren Freund Sean mitbringt und sich alles verändert.

Viele Jahre später trifft Elsa zufällig Marie wieder und vereinbart ein Treffen, zu dem auch Fanny kommt. Lenica dagegen ist bereits verstorben und nur noch eine Erinnerung an ausgelassene Sommer, an die sich die drei verbliebenen Freundinnen mit viel Wehmut, aber auch Trauer zurückerinnern.

Nach und nach rollt Autorin Julia Holbe die Geschehnisse auf, die in diesem einen Sommer passiert sind, als sich alles veränderte…

Früher war alles besser

Wir lernen Elsa als Ich-Erzählerin in der Gegenwart kennen, als sie durch Zufall ihre alte Freundin Marie wiedertrifft. Dies weckt all die Erinnerungen an die Sommer an der Atlantikküste, als vier junge Frauen die gemeinsame Zeit genossen haben. Doch vom ersten Kapitel an ist klar, dass damals etwas Schwerwiegendes geschehen sein muss, was das Leben der vier Frauen für immer verändert hat. Lenica ist tot, und zu Beginn wissen wir noch nicht, was mit ihr passiert ist und vor allem was die Wende im Leben der jungen Frauen herbei geführt hat. Klar ist nur, dass Sean alles auf den Kopf gestellt hat.

In vielen Rückblicken erzählt Julia Holbe die Geschichte der vier jungen Frauen. Beim Lesen muss man immer aufpassen, in welcher Zeit die Geschichte gerade spielt, denn die Sprünge passieren ziemlich unvermittelt. Doch durch die fehlende Lenica findet man sich recht schnell zurecht.

Dennoch zerfasert die Geschichte durch die vielen Zeitsprünge, zumal sich viele Handlungen ähneln: Als Lenica ihren Freund Sean mitbringt, ist Elsa sofort hingerissen. Eine Liebesgeschichte beginnt, die Elsa und Sean immer enger zusammen schweißt. Und auch in der Gegenwart nähern die beiden sich immer wieder an. Doch Sean weicht auch immer wieder zurück, und Elsa weiß nicht, wie sie damit umgehen soll.

Hier gibt es sehr viele Wiederholungen, weil Sean und Elsa sich immer wieder näher kommen, um sich dann scheinbar noch weiter voneinander zu entfernen. Irgendetwas hindert Sean daran, sich ganz auf Elsa einzulassen. Der Leser ahnt natürlich, dass das Rätsel in diesem einen besonderen Sommer zu finden sein muss. Aber Julia Holbe spannt uns lange auf die Folter, bis sie endlich die „Lösung“ des Rätsels präsentiert.

Ich persönlich fand diese Aufklärung ziemlich banal, da sie sich über weite Strecken des Buches genau so angebahnt hatte. Insofern verpufft die Spannung dann auch im Nu.

In der Jugend gefangen

Im Zentrum der Geschichte steht Elsa, die auch zudem als Ich-Erzählerin agiert. Sie lernen wir also am besten kennen, und dennoch bleibt ihr Handeln ziemlich wenig nachvollziehbar. Sie ist eine erwachsene Frau mit einem Ex-Mann und Kindern, die eigentlich mitten im Leben stehen sollte. Und doch läuft sie Sean hinterher wie ein verliebter Teenager. Das fand ich schwer nachvollziehbar und offen gesagt auch recht nervig. Es wäre verständlich gewesen, wenn sie dieses Verhalten in den Rückblicken an den Tag gelegt hätte, aber mit dem Abstand vieler Jahre und der dazugewonnenen Lebenserfahrung hätte sie sich doch eigentlich anders verhalten sollen.

Auf der anderen Seite steht Sean als einziger Mann in der ganzen Geschichte. Und auch wenn er die männliche Hauptfigur ist, kommt man an ihn nicht so recht ran, weil er sich eben auch immer wieder zurückzieht und weil ja lange gar nicht klar ist, was die Gründe dafür sind. Und mit dem Wissen um das damalige Geschehen wird er einem leider auch nicht wirklich sympathisch.

Am Ende eines Sommers

Julia Holbe erzählt eine Geschichte voller Sehnsucht und über die Freundschaft zwischen vier jungen Frauen. Die Geschichte beginnt vielversprechend und macht natürlich neugierig, weil man als Leser unbedingt erfahren möchte, was in diesem einen Sommer geschehen ist.

Doch dann zieht sich die Geschichte fast wie Kaugummi, weil kaum etwas Neues passiert. Zudem machen es die vielen Zeitsprünge schwierig, dem roten Faden zu folgen.

Die Ansätze gefielen mir gut, die Charaktere überzeugten mich dagegen nicht so sehr, und der Spannungsbogen ebbte spätestens ab der Hälfte des Buches leider auch ziemlich ab, sodass das Buch unter dem Strich doch eher mittelmäßig ist.

Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
ISBN-13: 978-3328601104
Penguin Verlag

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