K. J. Parker – Purpur und Schwarz

Obwohl ich meine Bücher normalerweise nicht bei Amazon kaufe, sondern im örtlichen Buchladen, gebe ich meine Einkäufe dennoch immer bei Amazon an. Warum? Weil Amazon auf der Basis dieser Angaben weitere Lektüre empfiehlt. Und diese Empfehlungen sind oft gar nicht schlecht. Eine dieser Empfehlungen war „Purpur und Schwarz“ von K. J. Parker.

Das Buch ist als Briefroman geschrieben und enthält die Korrespondenz zwischen dem Kaiser Nicephorus V. und seinem Freund Phormio, den er als Gouverneur in eine unruhige Provinz geschickt hat.

Phormio ist im Grunde ein Mann, der es gern bequem hat, und sich am liebsten mit den Wissenschaften beschäftigt. Sein Lebensziel war ein Lehrstuhl an der Universität, statt dessen muss er sich nun mit einem Aufstand herumschlagen, wofür er seiner eigenen Meinung nach absolut nicht qualifiziert ist.

Nicephorus, von Phormio Nico genannt, ist sich dessen zwar bewusst, aber er selbst hat ja auch keine Lust, Kaiser zu sein. Da sein Kaiserreich ein wüstes Gemenge aus rivalisierenden Adligen und selbstherrlichen Beamten ist, die alle nur das eine Ziel haben, den Kaiser am Regieren zu hindern, ist er auf die Unterstützung seiner alten Freunde angewiesen, denn er will den ganzen Koloss reformieren.

Die beiden kennen sich aus ihrer Jugendzeit, wobei zum Freundeskreis noch vier weitere junge Männer gehören. Drei davon hat Nico ebenfalls in seine Regierung eingebunden, einer jedoch wird seit der letzten großen Schlacht des jüngsten Bürgerkrieges vermisst. Während also Phormio mehr oder weniger erfolgreich versucht, den Aufstand niederzuschlagen, ist Nico unter anderem mit der Suche nach dem vermissten Gorgias beschäftigt.

Nebenbei fließen sowohl Nicos als auch Phormios Schwierigkeiten mit Regierungs-, Militär- und Verwaltungsapparat ein, wobei man sich des Öfteren an aktuelle Zustände im eigenen Land erinnert fühlt. Dies, sowie der lockere Umgangston, in dem das Buch geschrieben ist, sorgen für einige Lacher und Schmunzler.

Dann, kurz vor Schluss, schlägt die Stimmung plötzlich um. Und obwohl es schon wesentlich früher absehbar ist, wer für den Aufstand verantwortlich ist, hat die Autorin es doch geschafft, mich mit dem tatsächlichen Ausgang der Geschichte zu überraschen.

Unterm Strich ist dieses Buch ein wahres Kabinettstück an Literatur. Denn es benötigt nur 124 Seiten, um anhand differenzierter, glaubwürdiger Figuren sowohl das Ergebnis der Konfrontation zwischen Idealismus und Praxis als auch die Funktionsweise von Macht, Politik und Intrigen zu entlarven, ohne dass dabei irgendetwas lose, unvollständig oder gar unverständlich bliebe! Zudem erzählt sie ihre Geschichte mit einem recht trockenen, treffenden Humor, was die Lektüre auch noch ausgesprochen unterhaltsam macht.

Einziger Wermutstropfen ist der Preis. Ich kann nicht sagen, dass ich den Kauf des Buches bereue, dafür war es einfach zu gut. Aber ich bin sicher, es könnte auch für weniger als 14,90 € noch gewinnbringend verkauft werden. Zumal ich bei einem so stolzen Preis eigentlich ein absolut fehlerfreies Lektorat erwarte, was leider nicht der Fall war. Trotzdem gibt es von mir eine klare Leseempfehlung.

K.J. Parker ist ein Pseudonym, unter dem die Autorin bereits drei Trilogien sowie mehrere Einzelromane veröffentlicht hat. Sie lebt mit ihrem Mann in Südengland.

Taschenbuch 124 Seiten
Originaltitel: Purple and Black
Deutsch von Jakob Schmidt
ISBN-13: 978-3-942-39614-1

www.kjparker.net
golkonda-verlag.de

Der Autor vergibt: (5.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)