Tolkien, J. R. R. / Sibley, Brian / Howe, John – Die Karte von Wilderland

Sehr schön, aber auch etwas überflüssig

Gehen Sie gemeinsam mit Bilbo durch den Düsterwald und am verzauberten Fluss entlang, wo die Mörderspinnen lauern, und weiter zur prächtigen Halle des Elbenkönigs. Begleiten Sie Bilbo durch Smaugs Einöde bis hinein in das tiefste Herz des Berges, wo seit alten Zeiten der verschlagene Drache Smaug seinen Schatz bewacht. Besuchen Sie Bruchtal, die Heimstätte der Elben in einem verborgenen Tal jenseits der Grenze zur Wildnis. (Verlagsinfo)

Die farbige, postergroße Karte von Wilderland ist liebevoll illustriert mit häuslichen Szenen aus Bilbos Hobbithöhle. Sie ist laut Verlag genauer als die bisher bekannten Karten und sie ergänzt „Die Karte von Mittelerde“ sowie „Die Karte von Beleriand„, die in gleicher Ausstattung erschienen sind. Ein illustrierter Textteil beschreibt die historischen Ereignisse, wie sie Tolkien im „Hobbit“ überliefert hat.

Die Autoren

Professor John R. R. Tolkien (1892-1973) hat das „wichtigste Buch des 20. Jahrhunderts“, so die Umfrageergebnisse, geschrieben: [„Der Herr der Ringe“ 1330 (1954/55). Nicht allzu viele Menschen hingegen wissen, dass die Ereignisse, die in HdR geschildert werden, nur die Spitze des Eisbergs dessen darstellen, was Tolkien zeit seines Lebens geschaffen hat. Dieses imaginäre Universum findet sich zu großen Teilen (aber nicht vollständig) im „Silmarillion“ wieder, das erst vier Jahre nach dem Tod des Oxford-Professors erscheinen konnte, so kompliziert war die Arbeit daran.

Mehr über Tolkien gibt es bei uns u. a. in unseren Buchrezensionen nachzulesen:

[„J. R. R. Tolkien – Autor des Jahrhunderts“
[„J. R. R. Tolkien – An Audio Portrait“
[„Tolkien und C. S. Lewis – Das Geschenk der Freundschaft“
[„Tolkiens Universum“
[„Tolkiens Zauber“

Brian Sibley hat bereits das erste Buch über die filmhistorischen Hintergründe von Peter Jacksons „Herr der Ringe: Die Gefährten“ geschrieben. Das Buch wurde verdientermaßen ein internationaler Bestseller. Der Filmfan findet darin (die einzigen) wirklich nützlichen Filminformationen, die in Buchform vorliegen, also nicht im Internet oder im Magazin des offiziellen LOTR-Fanclubs veröffentlicht wurden.

Tolkienspezialist John Howe beriet Peter Jackson bei den Dreharbeiten zur Filmtrilogie. Persönlich gefällt mir von allen Tolkien-Illustratoren sein Stil am besten. Der Stil ist auf die dramatische Wirkung von Dynamik und wenigen Farben ausgerichtet.

Inhalte

Die Karte selbst

Die Karte selbst besticht durch ihre wichtigste Farbe: grün. Es ist das Grün von tiefen, ausgedehnten Wäldern und Prärien, die überall von Flüssen und Gebirgsketten begrenzt oder durchbrochen werden.

Brian Sibley: „Hin und wieder zurück: Zur Karte von Wilderland“: Begleittext und Glossar

In seinem Begleittext „Westlich der Berge, östlich des Meeres: zur Karte von Beleriand“ fasst Brian Sibley den Hintergrund für dieses fiktive Territorium zusammen. Aufgrund dessen versteht auch derjenige Kartenleser, der das [„Silmarillion“ 408 und die damit zusammenhängenden Texte nicht gelesen hat, mit welchen wichtigen Episoden und Gestalten manche Landschaften und Landmarken verbunden sind.

Das sieben Seiten starke Glossar beschränkt sich auf Orte und Landschaften, doch erzählen die Einträge auch von wichtigen Ereignissen wie etwa einer Schlacht. Einige Einträge wurden von John Howe illustriert, so etwa Beorns Haus und „Verwüstung Smaugs“.

Die Illustrationen von John Howe

John Howe liebt einerseits bärtige Männer wie Gandalf und die Zwerge, zum anderen hat er eine Vorliebe für alles Dramatische und Heroische. So zeichnet er hier mehrere Drachen und einen Bären, der von Orks, Menschen oder Zwergen angegriffen wird. Setzt man den Bär mit den Figuren im [„Kleinen Hobbit“ 481 in Beziehung, so stößt man unweigerlich auf den einzigen Bären weit und breit – und der ist ein Mensch, genauer gesagt: ein Werbär. Sein Name steht für ein heimeliges Haus, in dem Bilbo Beutlin Rast und Ruh findet: Beorn.

Unterm Strich

Sollte man sich also diese Karte zulegen? Sie ist zwar vollständig und schön gezeichnet sowie reichhaltig kommentiert, doch sie bringt keine neuen Daten im Vergleich zum Original von 1937 beziehungsweise der revidierten Ausgabe von 1951.

Die Anschaffung lohnt sich, wenn man a) die Originalkarte aus dem „Hobbit“ nicht hat (und nicht wesentlich mehr Geld für dieses Buch anlegen will), aber einen Einstieg sucht, und b) wenn man das Original hat, aber als Tolkien-Fan den oben aufgeführten Mehrwert, den die neue Karte bietet, besitzen möchte, und c) wer einen schönen Wandschmuck erwerben möchte – womöglich einen, der den jährlich erscheinenden „Tolkien Calendar“ ergänzt.

Originaltitel: There and back again: The Map of The Hobbit, 1995
23 Seiten plus Karte.
Aus dem Englischen von Hans J. Schütz.
ISBN-13: 978-3608933956

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