Michael Crichton – Andromeda. Science-Thriller

Verfilmter Science-Thriller

Eine unbemannte Raumsonde des US-Militärs entdeckt einen außerirdischen Organismus in der oberen Atmosphäre und nimmt eine Probe. Doch bei der Rückkehr zur Erde geschieht das Unfassbare: Die Sonde stürzt in der Nähe der Stadt Piedmont in Arizona ab. Kurze Zeit später sind alle Bewohner der Kleinstadt tot. Die Regierung aktiviert das Project Wildfire und ruft die vier besten Biophysiker in einem unterirdischen Labor zusammen. Sie haben nur wenig Zeit, ein Mittel gegen den extraterrestrischen Organismus zu finden, denn der hermetisch abgeriegelte Bunker wird sich selbst zerstören, wenn die Wissenschaftler versagen … (Verlagsinfo)



Der Autor

John Michael Crichton (* 23. Oktober 1942 in Chicago, Illinois; † 4. November 2008 in Los Angeles) war ein US-amerikanischer Schriftsteller, Drehbuchautor, Regisseur, Arzt und Filmproduzent. Besonders bekannt wurde sein Roman „Jurassic Park“ aus dem Jahre 1990.

ROMANE

Jurassic Park

1 Jurassic Park (1990)
Deutsch: DinoPark. Übersetzt von Klaus Berr. Droemer Knaur, 1991, ISBN 3-426-19290-X.
2 The Lost World (1995)
Deutsch: The Lost World: Vergessene Welt. Übersetzt von Klaus Berr. Droemer Knaur, 1996, ISBN 3-426-19381-7. Auch als: Vergessene Welt: Jurassic Park. Übersetzt von Klaus Berr. Droemer Knaur (Knaur-Taschenbücher #60684), 1997, ISBN 3-426-60684-4.
Michael Crichton’s Jurassic World (Sammelausgabe von 1 und 2; 1997)

Weitere Romane

Odds On (1966; als John Lange)
Deutsch: Die Liebesfalle. Übersetzt von Anneli Christian. Bastei Taschenbuch #36, 1971, DNB 720068525.
Scratch One (1967; als John Lange)
Deutsch: Heisse Ware. Übersetzt von Heinz Kausträter. Scherz (Action-Krimi #66), 1969.
A Case of Need (1968; als Jeffery Hudson)
Deutsch: Die Intrige. Übersetzt von Helmut Degner. Scherz, 1970.
Easy Go (1968; auch: The Last Tomb, 1974; als John Lange)
Deutsch: Millionenraub am Nil. Übersetzt von Bodo Baumann. Ullstein Bücher #1393, 1971, ISBN 3-548-01393-7.
=>The Andromeda Strain (1969)
Deutsch: Andromeda. Übersetzt von Norbert Wölfl. Droemer/Knaur, München und Zürich 1969, DNB 456301496.
The Venom Business (1969; als John Lange)
Zero Cool (1969; als John Lange)
Drug of Choice (1970; als John Lange)
Deutsch: Die Teufelsdroge. Übersetzt von Heinz Kausträter. Verlag Buch und Welt (Kaiser-Krimi #90), Klagenfurt 1970, DNB 1018624082.
Grave Descend (1970; als John Lange)
Deutsch: Mordtaucher vor Jamaika. Übersetzt von Will Helm. Ullstein Bücher #1387, 1971, ISBN 3-548-01387-2.
Dealing: or the Berkeley-to-Boston Forty-Brick Lost-Bag Blues (1970; als Michael Douglas, mit Douglas Crichton)
The Terminal Man (1972)
Deutsch: Endstation. Übersetzt von Norbert Wölfl. Droemer Knaur, 1973, ISBN 3-85886-020-4. Auch als: Endstation. Übersetzt von Alfred Hans. Goldmann #13307, München 2001, ISBN 3-442-13307-6.
Binary (1972)
Deutsch: Giftglocke über San Diego. Übersetzt von Wilhelm Thaler. Ullstein Bücher #1566, 1973, ISBN 3-548-01566-2.
The Great Train Robbery (1973)
Deutsch: Der große Eisenbahnraub. Übersetzt von Hans-Joachim Maass. Rowohlt, 1976, ISBN 3-498-00844-7.
Westworld (1973, Film-Drehbuch und Regie)
Eaters of the Dead (1976; auch: The 13th Warrior, 1988)
Deutsch: Die ihre Toten essen. Übersetzt von Georg Schmidt. Droemer Knaur (Knaur-Taschenbücher #60289), 1994, ISBN 3-426-60289-X. Auch als: Schwarze Nebel. Übersetzt von Georg Schmidt. In: Michael Crichton: Schwarze Nebel : Zwei Romane. Droemer Knaur (Knaur #71130), München 1998, ISBN 3-426-71130-3. Auch als: Der 13. Krieger. Übersetzt von Georg Schmidt. Droemer Knaur (Knaur-Taschenbücher #61613), 1999, ISBN 3-426-61613-0.
Congo (1980)
Deutsch: Expedition Kongo. Übersetzt von Karl A. Klewer. Rowohlt #857, 1981, ISBN 3-498-00857-9.
Sphere (1987)
Deutsch: Die Gedanken des Bösen. Übersetzt von Alfred Hans. Wunderlich, 1988, ISBN 3-8052-0457-4. Auch als: Sphere – Die Gedanken des Bösen. Übersetzt von Alfred Hans. Goldmann-Taschenbuch #45854, 2005, ISBN 3-442-45854-4.
Rising Sun (1991)
Deutsch: Nippon Connection. Übersetzt von Michaela Grabinger. Droemer Knaur, 1992, ISBN 3-426-19315-9.
Disclosure (1994)
Deutsch: Enthüllung. Übersetzt von Michaela Grabinger. Droemer Knaur, 1994, ISBN 3-426-19349-3.
Airframe (1996)
Deutsch: Airframe. Übersetzt von Klaus Berr. Blessing, 1997, ISBN 3-89667-004-2.
Twister (1996; mit Anne-Marie Martin)
Deutsch: Twister : Die andere Seite der Natur : Das Original-Drehbuch zum Film. Übersetzt von W. M. Riegel. Goldmann #43673, München 1996, ISBN 3-442-43673-7.
Timeline (1999)
Deutsch: Timeline. Übersetzt von Klaus Berr. Blessing #113, 2000, ISBN 3-89667-113-8. Auch als: Timeline : Eine Reise in die Mitte der Zeit. Übersetzt von Klaus Berr. Goldmann #45575, München 2003, ISBN 3-442-45575-8.
Prey (2002)
Deutsch: Beute. Übersetzt von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Blessing, 2002, ISBN 3-89667-209-6.
State of Fear (2004)
Deutsch: Welt in Angst. Übersetzt von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Blessing #210, 2005, ISBN 3-89667-210-X.
Next (2006)
Deutsch: Next. Übersetzt von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Blessing #337, 2007, ISBN 978-3-89667-337-4.
Pirate Latitudes (2009)
Deutsch: Gold. Übersetzt von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Blessing, 2009, ISBN 978-3-89667-402-9.
Micro (2011; mit Richard Preston)
Deutsch: Micro. Übersetzt von Michael Bayer. Blessing, 2012, ISBN 978-3-89667-429-6.
Dragon Teeth (2017)
Deutsch: Dragon Teeth: Wie alles begann. Übersetzt von Klaus Berr. Blessing, 2018, ISBN 978-3-89667-623-8.
The Andromeda Evolution (2019; mit Daniel H. Wilson)
Deutsch: Andromeda – Die Evolution. Übersetzt von Kristof Kurz. Heyne, 2021, ISBN 978-3-453-42477-7.

Handlung

In Arizona liegt Schnee, als die unbemannte Raumsonde in dem kleinen Ort Piedmont niedergeht. Da sie nicht mehr funkt, muss das Militär eine Aufklärungsmaschine auf die Suche schicken. Die Sonde hatte den Auftrag, für die NASA die obersten Schicht der Erdatmosphäre nach außerirdischem Leben abzusuchen und eine Probe mitzubringen. Der Aufklärer findet Piedmont, doch die rund 50 Einwohner liegen offenbar tot in den Straßen. Ist das optische Täuschung: Ein alter Mann im Nachthemd schwenkt eine Fahne? Der Pilot macht Meldung an seinen Kontakt, und dieser macht Meldung an Major Manchek und schickt seinen Film zur Auswertung. Auch Manchek ist von den Socken, als er den alten Mann sieht. Aber ist das der einzige Überlebende? Der Ablauf für solche außerordentlichen Ereignisse ist festgelegt. Er macht Meldung an die nächsthöhere Stelle beim Militär und schickt eine Patrouille nach Piedmont.

Wildfire

Die beiden Soldaten entdecken den alten Mann vor Ort ebenfalls, aber weil sie keine Schutzkleidung tragen, kommt für sie jede Hilfe zu spät. Ihr Fahrzeug beleuchtet die gespenstische Straßenszene voller Leichen, bis dem Motor das Benzin ausgeht und das Licht erstirbt. Major Manchek und seine Vorgesetzten lösen „Projekt Wildfire“ aus, während der US-Präsident mit seinen Sicherheitsberatern entscheiden muss, ob Piedmont mit einer Atombombe ausgelöscht werden soll. Die Würfel fallen zugunsten der Wissenschaft: Fünf ausgewählte Bio-Forscher und ein Mediziner sollen vor Ort herausfinden, was los ist.

Überlebende

Jeremy Stone wird von einer Militäreinheit aus einer Party geholt, was seine Frau ziemlich erschreckt. Militärs bringen ihn nach Arizona, damit er zusammen mit Burton Piedmont unter die Lupe nimmt. Der Ort ist voller Leichen, ein grauenhafter und gespenstischer Anblick. In ihren dicken Schutzanzügen mühen sich Stone und Burton weiter, bis sie ein Haus nach dem anderen untersuchen. Der Arzt des Ortes liegt in seiner Praxis auf dem Boden, seine Frau neben ihm. Sein Blut ist knochentrocken, seine Adern voller Pulver – jeder Tropfen Wasser in seinem Körper fehlt.

Da hören sie ein Weinen. Als sie dem Geräusch nachgehen, stoßen sie in einer Dachkammer auf einen zwei Monate alten Säugling. Warum ist der kleine Junge noch am Leben, wundern sie sich. Sie nehmen ihn mit, packen die Sonde ein und rufen den Hubschrauber, der sie hergebracht hat, herbei. Als sie die Strickleiter hinaufklettern, taucht der alte Mann aus den Überwachungsvideos des Aufklärers auf. Er verflucht sie. Aber sie können ihn selbstverständlich nicht mitnehmen.

Flatrock, Nevada

Leavitt holt den Chirurgen Mark Hall genau in dem Moment ab, als dieser eine wichtige Operation beginnen will. Eine F-104 „Starfighter“ fliegt Hall nach Nevada zur Anlage „Flatrock“. Unterwegs hat er kaum Zeit, die Akte „Wildfire“ zu lesen und weil eine Seite fehlt, weiß er nicht, warum gerade er für „Wildfire“ geholt wird. Stone und Leavitt sind so nett, es ihm zu erklären. Alle anderen dürfen nicht über dieses Top-Secret-Projekt sprechen.

Der Außenseiter

Mark Hall findet es nicht wirklich beruhigend, dass unter den fünf Etagen der unterirdischen Anlage ein Selbstzerstörungsmechanismus eine Atombombe zur Sprengung bringen kann – es sei denn, er, Hall, stoppe diesen automatischen Ablauf binnen drei Minuten. Vor seinen Augen dreht Stone einen Schlüssel und aktiviert so die Automatik. Die Bombe ist scharf und wartet nur noch auf den Auslöseimpuls. Nur Hall könne sie mit seinem Schlüssel von der Zündung abhalten. „Aber warum ich?“, fragt Hall mit einiger Berechtigung. Der Grund: Er als „Außenseiter“ ist der einzige Junggeselle in der Gruppe und als solcher befähigt, die rationalsten Entscheidungen zu treffen. Alle anderen sind verheiratet und denken erst an ihre Lieben statt an den Notfall. Bleibt abzuwarten, ob das im Ernstfall etwas nützt.

Im Bunker

Die Desinfektion der neuen Bewohner ist denkbar gründlich. Schon in der ersten Besprechung müssen die versammelten Experten beurteilen, wie es zu der Kontamination von SCOOP VII gekommen sein könnte: Es gibt drei Möglichkeiten, dargelegt in der Studie „Vektor 3“. Nachdem auch der Funkverkehr zwischen den Kontrollstationen und dem Rechenzentrum Houston den Funkverkehr mit der Sonde ausgewertet hat, gibt es eine reale, wenn auch minimale Möglichkeit, dass ein außerirdisches Objekt die Sonde mit den giftigen Bakterien verseucht und dabei zugleich eine Bahnabweichung herbeigeführt hat. „Die Russen war es nicht“, lautet die wenig beruhigende Nachricht.

Überlebende

Dass die Bakterien auf der verseuchten Sonde absolut tödlich wirken, belegen Tierversuche: Mäuse, Ratten, Schimpansen – alle sterben binnen weniger Sekunden. Mark Hall ist entsprechend erschüttert. Umso verwunderlich wirkt auf ihn, dass es zwei Überlebende aus Piedmont gegeben hat. Peter Jackson ist ein fast 70 Jahre alter Trinker mit einem blutenden Magengeschwür – sein Kreislauf ist völlig übersäuert. Aber was ist mit dem zwei Monate alten Säugling Jamie Ritters, wie Jackson es nennt, los? Sein Überleben ist ein völliges Rätsel.

Schiefgelaufen

Unterdessen werden verschiedene Objekte wissenschaftlich untersucht. Die Sonde weist grünliche Verfärbungen auf. Sie erweisen sich als außerirdischen Ursprungs, die Moleküle sind kristallartig sechseckig und weise keine Proteine auf: Viren? Unterdessen macht Burton auf seiner Suche nach dem Übertragungsweg zwei Fehler, und die Technik streikt unbemerkt: Fernschreiben von Manchek kommen nicht mehr durch. Erst bei einem Telefonanruf werden die Mitglieder des Teams über die Lage aufgeklärt und sind entsetzt: Piedmont wurde anders als erwartet NICHT mit einer Atombombe vernichtet. Und beunruhigend ist auch die Neuigkeit, dass der Fremdorganismus gummiartige Substanzen zerfrisst. Weitere Opfer sind zu beklagen: ein Jetpilot und eine Autobahnpatrouille.

Ausbreitung

Die Überlebenden lassen Hall keine Ruhe. Der Computer gibt einen kleinen Hinweis hinsichtlich der Übersäuerung der zwei Körper: Das fremde Virus gedeiht nur einer schmalen Spanne des Stoffwechsels, dann muss es sich durch Mutation anpassen. Doch wie würde es auf die Wissenschaftler wirken, fragt er sich. Durch die äußere wie auch innere Desinfektion können die Körper der Männer keinerlei Widerstandskraft gegen das Virus aufbringen. Als die Dichtung der Isolations- und Quarantänebehälter zerfressen wird, löst ein Sensor automatisch Alarm aus.

Countdown

Der Alarm weitet sich auf rasend schnell aus, bis schließlich Ebene 4 abgeriegelt wird. Der Selbstzerstörungs-Countdown beginnt: noch 180 Sekunden! Doch Hall weiß, dass die Atomexplosion nicht nur die Anlage Wildfire vernichten würde, sondern die freigesetzte Energie selbst dem Virus frische Nahrung liefern und er sich über die ganze Erde ausbreiten würde. Weil er den einzigen Schlüssel besitzt, um den Countdown zu stoppen (s.o.), muss er schnellstens durch einen Notschacht in Ebene 5 gelangen, wo sich der Notstoppmechanismus befindet. Noch 35 Sekunden…

Mein Eindruck

Der Leser kann sich sehr gut vorstellen, wie packend die Verfilmung ist bzw. im Jahr ihrer Entstehung gewirkt haben muss. Nicht nur wird ein menschenfeindliches Versagen des Systems gezeigt, das an den Plot von „ALIEN“ erinnert, sondern auch menschliches, technisches und sogar wissenschaftliches Versagen auf ganzer Linie. Und das alles bei nur einem klitzekleinen Fremdorganismus.

Wie konnte es nur dazu kommen, fragt sich die Hauptfigur Hall mehr als einmal. Da bricht sein Kollege Dr. Leavitt mit einem epileptischen Anfall zusammen. Sein Kollege Burton macht nur halbe Arbeit und übersieht einen Infektionsherd. Die Mechanik des Fernschreibers selbst sich selbst außer Gefecht, allerdings völlig unbemerkt. Das führt zu der grotesken Diskrepanz, dass drinnen sich alle Sicherheit wiegen, während draußen die Kacke den Ventilator schon zweimal getroffen hat.

Sehr schön sind die Überlebenden als großes Rätsel herausgearbeitet. Der alte Trinker Peter Jackson kann bloß seine Symptome und Handlungen beschreiben, die Ursache und Folgen muss Hall selbst herausfinden. Der Säugling scheint sein genaues Gegenteil darzustellen, und doch muss es mindestens einen gemeinsamen Faktor geben. Der Autor mischt sich mit seiner Erzählerstimme immer wieder ein und stößt den Leser quasi mit der Nase darauf, was Dr. Hall im Kopf herumgeht. Diese Einmischung ist heute verpönt.

Nun, Hall entdeckt, gerade noch rechtzeitig, dass der Fremdorganismus in der Lage ist, Energie in Materie umzuwandeln und umgekehrt: Eine Atomexplosion würde ihn exponentiell wachsen lassen. Was nach einer ultimativen Lösung unserer Energieprobleme klingt, kann aber auch genauso gut zu unserer Vernichtung führen. Und seiner Eigenart, Plastik zu fressen, würde sich ebenfalls als zweischneidiges Schwert erweisen. Der britischen Katastrophenroman „Mutant 59 oder der Plastikfresser“ (s. meinen Bericht) hat die verheerenden Folgen bereits anschaulich geschildert. Denn aus Plastik ist mittlerweile so ziemlich alles in einem Haushalt, in der Industrie, in Maschinen – aber auch der Abfall im Ozean.

Die Übersetzung

Weil die Übersetzung aus dem Jahr 1969 stammt, ist die Sprache etwas angestaubt. Das macht sich aber nur wenig bemerkbar, weil die Sprache die von Wissenschaft und Technik ist und sich seitdem nur wenig geändert hat: Die alten Definitionen gelten noch.

Nur die Sachverhalte und die Technologien an sich haben sich geändert: Fernschreiber gibt es heute keine (bekannten) mehr, Papier und mechanische Bauteile sind fast völlig verschwunden, Computer sind um Lichtjahre schneller geworden, doch Waldos usw. bestehen in Hochsicherheitslabors weiter fort. Auch Verfahren wie Mikrotome (extrem dünne Scheiben von Gewebe) und Mikrofilter gibt es weiterhin. Viele Arbeitsgänge sind automatisiert worden, aber längst nicht alle.

S. 208: „Die verbo[r]genen Metalltrümmer [der Absturzmaschine]…“ Es handelt sich nicht um verborgene Trümmer, denn die wären ja gar nicht gefunden worden, sondern um verbogene, die man nun wieder zusammensetzen will.

Unterm Strich

Wie schon in seinen Romanen „Der große Eisenbahnraub“ (verfilmt mit Sean Connery und Donald Sutherland) und „Dino Park“ (= „Jurassic Park“) erweist sich der Autor als Faktenhuber, der dennoch trefflich zu spekulieren versteht, so dass ein spannendes Garn gesponnen wird. Diesmal jedoch muss sich der Leser lange gedulden, bis so etwas wie eine packende Handlung in die Gänge kommt. Da die Wissenschaft im Vordergrund steht, sollen nämlich Emotionen keinerlei Rolle spielen.

Grundfalsch

Doch der Mensch ist ebenso fehlerhaft wie alle Dinge, die er erschafft. Wissenschaftler erleiden epileptische Anfälle, sie begehen Irrtümer, treffen falsche, irreleitende Entscheidungen, werden unterbrochen und abgelenkt. Die Technik erweist sich als nicht unangreifbar für Fremdorganismen, ja, sogar als fatal konzipiert – aufgrund sehr menschlicher Annahmen unter irdischen Bedingungen. Und wenn mechanische Geräte den Dienst versagen, kann es zu fatalen Fehlannahmen kommen.

Tatsächlich stellt der Autor das Konzept der totalen Abschottung auf allen Ebenen infrage und empfiehlt implizit, dass Offenlegung (alle Vorgänge werden schon auf der ersten Seiten als ultrageheim eingestuft), ständige Kommunikation und der Austausch von Ansichten – sie entdecken, dass eine bestimmte wissenschaftliche Disziplin nicht vertreten ist – den Erfolg eines solchen Unternehmens fördern würden.

Dubiose Biologie

Mehr als einmal setzt der Autor die Wissenschaft der Biologie und ihre hochmütigen Vertreter auf die Anklagebank. Wenn beispielsweise einer von ihnen hergeht und die vernünftige Möglichkeit beschreibt, dass Fremdwesen die einfache und kostengünstige Strategie der Aussendung von Boten wählen würden, so wird er milde belächelt und seine Theorie als Märchen abgetan. Die Biologie selbst wird kritisierbar, indem der Autor dezent darauf hinweist, dass die Biologie nicht in der Lage sei, ihren eigenen Gegenstand, nämlich das Leben, zu definieren. Wie also soll sie in der Lage sein, es zu isolieren und fremdes Leben zu bekämpfen? Viele Grafiken spiegeln den Anschein vor, dass die wenigstens die Computer in der Lage sein, dem Phänomen „Leben“ zu Leibe zu rücken.

Krise und Finale

Erst am Schluss, als die Krise das ganze Unternehmen „Wildfire“ erfasst, wird es richtig spannend. Dies setzt jedoch im Leser eine gewisse Bereitschaft voraus, sich emotional mit den Akteuren zu engagieren. Bei mir war das nur bei der Hauptfigur der Fall. Der Auror tut nämlich alles, um die Figuren so anonym – es gibt nur Nachnamen – zu halten und selbst die weiblichen Assistenten so unpersönlich wie möglich auftreten zu lassen: Alle sind nur Erfüllungsgehilfen, Chiffren in einem geheimen Plan. Leider scheitern sie damit auf ganzer Linie, aber das liegt nicht (nur) an ihrer menschlichen Unzulänglichkeit, sondern an der grundfalschen Konzeption des Projekts „Wildfire“ durch das Militär und seinen wissenschaftlichen Zweig (was heute die DARPA ist, die 1969 das Internet erfand).

Humor

Von allen Figuren gefiel mir der alte Peter Jackson am besten. Er redet sogar wie ein menschliches Wesen, wenn auch wie ein Trinker. Hier lässt der Autor ein Stück Humor aufblitzen, denn Jackson erweist sich als ein listenreicher Schelm. Er ist nicht zuletzt auch der Schlüssel zur Lösung, die Hall lange verzweifelt gesucht hat.

Taschenbuch: 320 Seiten
O-Titel: The Andromeda Strain, 1969
Aus dem Englischen von Norbert Wölfl.
ISBN-13: 978-3453424760

www.knaur.de

Der Autor vergibt: (3.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)