Wer von der „Rache der Sith“ Appetit auf mehr Sternenkriege bekommen hat, der greife zu diesem intergalaktischen Hörspiel, das direkt auf den Stimmen und Musikmotiven der Filme basiert. Hier kann man noch einmal Anakins halsbrecherische Verfolgungsjagd durch Coruscant, die Schlacht in der Arena von Geonosis sowie den dramatischen Laserschwert-Kampf dreier Jedi-Ritter gegen Count Dooku nacherleben. Das 12-seitige Booklet ist ein besonderer Bonus, den man zum Preis einer Kinokarte erhält.
Vom Verlag empfohlen ab 8 Jahren.
Das Hörspiel
Der technische Standard der Hörspiels ist vom Feinsten – wie es sich für eine Lucas-Produktion gehört. Der Ton erklingt in Stereo, und wer seine HiFi-Anlage ordentlich aufdreht und den Subwoofer zuschaltet, wird ein Klangerlebnis ernten, das dem der DVD-Version (in DD 5.1) kaum nachsteht. Leider kommt der Soundstandard der CD momentan nicht über DD 2.0 hinaus.
Regisseur des Hörspiels ist Oliver Döring, der Macher der erfolgreichen neuen „John Sinclair“-Hörspiele, die mit ihrem Sound zu beeindrucken wissen. Die Story ist auf das Nötigste, den roten Faden, zusammengekürzt. Doch Hörer, die das Buch nicht kennen, werden über so manchen Namen stolpern, der in den Filmen entweder nicht erklingt oder überhört wird.
Ein ganz besonderes Schmankerl stellt das zwölfseitige Booklet dar. In Vierfarbdruck sind hier etliche Szenenfotos zu sehen. Davon sind einige laut Verlagsangabe sehr selten. Ich habe C-3PO vergeblich gesucht, bin aber dann doch irgendwie fündig geworden: Anthony Daniels, der Darsteller des Droiden, ist in Großaufnahme zu sehen, flankiert von zwei hübschen Ladys. Wer behauptet, dass Droiden keinen Spaß haben könnten?
Nicht so beeindruckend finde ich jedoch das doppelseitige Ausklappbild: Es zeigt die titelgebenden Klonkrieger – oder vielmehr ihre taktischen Operatoren, die den Kämpfern die Befehle erteilen. Allerdings handelt es sich um zehnjährige Jungs (sorry, no girls), die am Kopf ein ziemlich seltsam aussehenden Headset tragen. Das erinnert mich an einen alten Science-Fiction-Roman von Orson Scott Card, „Ender’s Game“, der von Wolfgang Petersen verfilmt werden soll.
Star-Wars-Fans werden sogleich auch die Poster Art wiedererkennen. Sie ist auch auf der Innenseite und Rückseite der Jewelbox zu finden. Das Motiv auf der CD selbst zeigt den flammenden Planeten Geonosis. Nimmt man die CD heraus, fällt der Blick auf eine Montage: oben kommen sich Padme und Anakin näher, unten findet der Krieg statt. Diese Grafik-Elemente dürften auch den letzten Zweifler überzeugen, dass es sich um ein echtes, hundert Prozent originales |Lucasfilm|-Produkt, lizenziert von |WortArt|, handelt.
Der Sprecher
Joachim Kerzel, 1941 in Hindenburg/Oberschlesien geboren, erhielt seine Ausbildung an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover. Als gefragter Synchronsprecher leiht er Jack Nicholson, Dustin Hoffman, Dennis Hopper und vielen anderen Stars seine sonore Stimme. Ganz besonders im Gedächtnis geblieben ist mir seine Beteiligung an der Hörbuchfassung von Stephens Kings „Das Mädchen“, die er zusammen mit Franziska Pigulla bestritt. Seine charismatische Stimme macht aus jedem Gegenstand etwas Grandioses. Daher ist er häufig auch in der Werbung zu hören, so etwa zu den Medienprodukten um Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Verfilmung.
Handlung
Zehn Standardjahre sind seit der Schlacht um Naboo vergangen. Doch die Zeiten sind nicht leichter geworden, im Gegenteil: Im republikanischen Senat herrscht Aufruhr. Denn die äußeren Sternensysteme, die sich unter der Führung von Count Dooku zusammengetan haben, drohen mit der Sezession – eine Art Bürgerkrieg steht bevor. Senatorin Padme Amidala will deshalb eine Armee des Senats unter Führung der Jedi-Ritter aufstellen. Doch ihr Vorschlag hat im Augenblick wenig Chancen auf Akzeptanz. Da macht der Gegner seinen ersten Zug …
Auf Amidala wird ein Bombenattentat verübt, als sie gerade am Senatsgebäude landet. Doch nicht sie selbst wird das Opfer, sondern ihr Double, die tapfere Cordee. Wer steckt dahinter, fragen sich Palpatine, Yoda und der Jedi Mace Windu. Ist es Count Dooku, ein abtrünniger Jedi? Amidala bekommt eine Leibwache: Obi-Wan Kenobi und seinen Padawan Anakin Skywalker. Padme ist entzückt, den einst so kleinen Ani wiederzusehen. Sie ahnt noch nicht, welche Schrecken sie an seiner Seite erleben wird. Und Anakin gesteht seine Liebe zu Padme nur seinem Meister.
Als die beiden einen weiteren Anschlag auf Padme nur in letzter Sekunde vereiteln können, kennt Anakins Wut kaum noch Grenzen. Er verfolgt den Attentäter mit Kenobi durch halb Coruscant, bis sie ihn im Vergnügungsviertel stellen können. Doch es handelt sich um eine Sie, und eine bald schon sehr tote dazu. Doch der tödliche Giftpfeil ist sehr eigentümlich und führt Kenobi über einen Freund und die Senatsbibliothek zu einer Welt ganz weit draußen jenseits des Outer Rim: Kamino. Dort sollen Kloner leben …
Während Amidala auf Geheiß des Senats von Anakin nach Naboo in Sicherheit gebracht wird, macht sich Obi-Wan nach Kamino auf. Dort erwarten ihn gleich zwei Überraschungen. In Pipoca City präsentieren ihm die Aliens von Kamino eine bereits 200.000 „Mann“ starke Armee, die vollständig aus Klonen besteht. Sie wurden von Senator Saiphedias bestellt, doch der ist schon zehn Jahre tot. Allerdings lässt sich Obi-Wan nichts anmerken und gibt sich begeistert.
Die zweite Überraschung: Alle Klone stammen von einem Kopfgeldjäger namens Jango Fett ab, dessen Klon-Sohn Boba in den späteren Episoden noch des Öfteren auftaucht (besonders in Episode VI). Was Kenobi verdutzt, ist Jangos Angabe, dass er nie von diesem Senator gehört habe, sondern einen anderen Auftraggeber hatte. Ein weiterer Hinweis, dass hier ein verdecktes Spiel abläuft, dem Kenobi auf den Grund gehen muss.
Jango entzieht sich Kenobis Versuch, ihn nach Coruscant zu bringen, durch die Flucht. Doch anhand eines Peilsenders kann er ihm leicht zu einer heißen Welt namens Geonosis folgen. Dort erwartet Kenobi eine weitere böse Entdeckung: Count Dooku hat mit Aliens und Darth Sidious eine riesige Invasionsflotte und eine Armee von Kampfdroiden aufgestellt. Kurz bevor man Obi-Wan gefangen nimmt, gelingt es ihm noch, die Jedi und Anakin zu benachrichtigen.
Doch bevor ihm Anakin zu Hilfe eilen kann, muss er noch eine Sache auf Tattooine erledigen. Was ist wohl aus seiner Mutter geworden?
Mein Eindruck
So ganz habe ich nicht verstanden, was denn die Funktion der zweiten Episode im Hinblick auf die erste Trilogie, also Episode IV bis VI, sein soll. Aber ich kann ein paar begründete Vermutungen anstellen. Dabei muss ich im Augenblick sagen, dass ich anno 2005 den Plot von „Die Rache der Sith“ noch nicht im Detail kenne, sondern über grobe Umrisse im Bilde bin.
Bekanntlich wird aus Anakin Skywalker später Darth Vader, nachdem er der dunklen Seite der „Macht“ verfallen ist. Wie dieser Prozess allmählich vonstatten geht und vor allem, wie er angefangen hat, wird in Episode II gezeigt. Das Massaker, das er nach dem Tod seiner Mutter anrichtet, lässt bereits das Schlimmste befürchten. Zum anderen entwickelt sich seine Beziehung zu Senatorin Padme Amidala zu Liebe und Heirat, so dass sie ihm später die Zwillinge Luke und Leia schenken – und gleich darauf verstecken wird. So wird der Grundstein zu seiner Vernichtung schon früh gelegt.
Ein weiterer wichtiger Erzählstrang betrifft Anakins Meister Obi-Wan. Er ist der zweite Held der Episode. Seine Detektivarbeit führt ihn von Coruscant über Kamino nach Geonosis, direkt ins Herz der Verschwörung von Sith und Dooku. Sein Vorstoß zieht das Eingreifen Anakins und der Jedi-Ritter nach sich. Der ideale Schauplatz dafür ist aufgrund seiner Symbolhaftigkeit die Arena von Geonosis‘ Hauptstadt. (Schon in Episode I gab es eine Arena: die für das Podrennen, und in Episode VI nimmt es Luke mit einem Monster in der unterirdischen Arena von Jabba the Hutt auf. Arenen sind mithin eine Vorliebe des Regisseurs.)
Der erste Schlagabtausch mit den Kräften der dunklen Seite der „Macht“ verläuft für die Jedi wenig zufriedenstellend. Die Menschen Kenobi und Skywalker werden außer Gefecht gesetzt (Anakin verliert einen Arm: der Beginn seiner Kyborgwerdung), doch Yoda kann Dooku schlagen. Daher tritt Dooku nochmals im ersten Drittel von „Die Rache der Sith“ auf. Schon in Episode II ist erstmals der Todesstern zu sehen: als holografische Projektion (siehe Foto im Booklet).
Fehlen eigentlich nur noch das Imperium und der Imperator. Man richte sein Augenmerk auf Senator Palpatine, der zum Erzkanzler aufsteigt und wegen des drohenden Krieges mit den Außenwelten mit Sondervollmachten ausgestattet wird: ein ziviler Diktator wie einst Julius Caesar. Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, wie aus einem Diktator ein Imperator wird – der Name Caesar wurde ja zu der verallgemeinerten Bezeichnung der Kaiser von Rom.
Die Umsetzung im Hörspiel
Der beeindruckende Stereo-Sound entspricht dem digital aufpolierten Sound, der in den Filmszenen auf den DVDs zu hören ist. Das bedeutet, wenn es hier kracht, dann rummst es auch wirklich. Das Gleiche gilt für die Musik von John Williams, die in ihrem Beitrag zur Dramatik dieser Sternenoper nicht zu unterschätzen ist. Sie steuert ganz direkt die Emotionen des Hörers.
Aber sie tut dies auch mit den bekannten Ohrwürmern. Dazu gehören sämtliche Erkennungsmelodien der einzelnen Figuren: Anakin Skywalker/Darth Vader (sein Motiv erklingt noch recht verhalten), Obi-Wan, Padme – sobald sie auftreten, wird ihr musikalisches Thema gespielt. Genau wie in Jacksons „Herr der Ringe“.
Joachim Kerzel, die Stimmbandvertretung von Dustin Hoffman und Jack Nicholson, wird in seiner Funktion als Erzählerstimme nicht über Gebühr gefordert, aber sein Vortrag mit der sonoren Stimme sorgt für die erforderliche Dramatik, ist kompetent und mitreißend. Die Klangqualität entspricht den technischen Standards des Jahres 2005.
Unterm Strich
Im Rückblick ergibt sich, dass die übergreifende Produktpräsentation einem echten |Lucasfilm|-Produkt an Qualität in nichts nachsteht, dass aber der Inhalt des ersten Hörbuchs – also von „Episode IV“ – mir am besten gefallen hat.
Also lässt sich ohne weitere Umschweife sagen, dass der Käufer jeweils ein sehr gutes Hörspiel erhält, wenngleich sich die inhaltliche Qualität nicht immer die Waage hält. Und wer von Star Wars als einem Sternenmärchen sowieso nichts hält, der wird auch mit den Hörspielen nichts anfangen können. Man muss schon eine gewisse Begeisterung mitbringen …
… genau wie bei den Filmen: Seit dem 19. Mai 2005 heißt es zum sechsten Mal wieder: „Es war einmal in ferner Zukunft in einer weit entfernten Galaxis …“
Star Wars Episode II: Attack of the Clones, 2002
ca. 65 Minuten auf 1 CD
Empfohlen ab 8 Jahren
https://www.universal-music.de/star-wars
Der Autor vergibt: