Lucas, George – Star Wars – Krieg der Sterne, Episode IV: Eine neue Hoffnung

Es war ja abzusehen, aber nun gibt es die erste Star-Wars-Trilogie auch im Hörspiel. Wer darauf skeptisch reagiert, sollte sich von der Qualität selbst überzeugen: Sie ist erstklassig. Mir hat die Episode IV am besten gefallen. Wer seine Stereoanlage ordentlich aufdreht, bis die Wände wackeln, wird den Angriff auf den Todesstern erleben, als sitze er selbst in einem X-Wing-Jäger.

_Das Hörspiel_

Der technische Standard der Hörspiels ist vom Feinsten – wie es sich für eine Lucas-Produktion gehört. Der Ton erklingt in Stereo, und wer seine HiFi-Anlage ordentlich aufdreht und die Bässe zuschaltet, wird ein Klangerlebnis ernten, das dem der DVD-Version (in DD 5.1) kaum nachsteht. Leider kommt der Soundstandard der CD momentan nicht über DD 2.0 hinaus.

Regisseur des Hörspiels ist Oliver Döring, der Macher der erfolgreichen neuen „John Sinclair“-Hörspiele, die mit ihrem Sound zu beeindrucken wissen. Die Story ist auf das Nötigste, den roten Faden, zusammengekürzt. Doch Hörer, die das Buch nicht kennen, werden über so manchen Namen stolpern, der in den Filmen entweder nicht erklingt oder überhört wird. Es könnte aber auch an den Änderungen liegen, die Lucas in den DVD-Fassungen vornahm.

Ein ganz besonderes Schmankerl stellt das zwölfseitige Booklet dar. In Vierfarbdruck sind hier etliche Szenenfotos zu sehen. Davon sind einige laut Verlagsangabe sehr selten, so etwa von zwei C3POs, einem silbernen und einem goldenen.

Star-Wars-Fans werden sogleich auch die Poster-Art wiedererkennen. Sie ist auch auf der Innenseite und Rückseite der Jewelbox zu finden. Das dürfte auch den letzten Zweifler überzeugen, dass es sich um ein echtes, hundert Prozent originales Lucasfilm-Produkt, lizenziert von WortArt, handelt.

|Der Sprecher|

Joachim Kerzel, 1941 in Hindenburg/Oberschlesien geboren, erhielt seine Ausbildung an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover. Als gefragter Synchronsprecher leiht er Jack Nicholson, Dustin Hoffman, Dennis Hopper und vielen anderen Stars seine sonore Stimme. Ganz besonders im Gedächtnis geblieben ist mir seine Beteiligung an der Hörbuchfassung von Stephens Kings „Das Mädchen“, die er zusammen mit Franziska Pigulla bestritt. Seine sonore Stimme macht aus jedem Gegenstand etwas Grandioses. Daher ist er häufig auch in der Werbung zu hören, so etwa zu den Medienprodukten um Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Verfilmung.

_Handlung_

Es war einmal in ferner Zukunft in einer weit entfernten Galaxis. Diese Galaxis wird von einem Bösewicht namens Grand-Moff Tarkin beherrscht, dessen rechte Hand ein schwarz gewandeter Sith-Lord mit Namen Darth Vader und eiserner Gesichtsmaske ist. Das Röcheln seines Atemgeräts wirkt direkt hypnotisch.

Wieder einmal hat Vader ein Rebellennest ausgehoben und dabei eine alderaanische adlige Senatorin geschnappt, die sich Leia Organa nennt und eine gar absonderliche Haartracht trägt (kommt im Hörbuch leider nicht zur Geltung 😉 ).

Bevor man sie verhaftet und in die Mangel nimmt, um weitere Rebellenwelten aufzuspüren, gelingt es ihr, ihren Droiden namens R2-D2 mit einer geheimen Botschaft loszuschicken. Diese Botschaft enthält die Positionsdaten der planetengroßen, gepanzerten Zentrale Tarkins, des so genannten „Todessterns“, der in der Lage ist, ganze Planeten zu pulverisieren – und dies sogleich mit der Vernichtung der Welt Alderaan demonstriert.

R2-D2 und seine Kumpel, der goldene Dolmetscherroboter C3PO, stranden auf der Wüstenwelt Tatooine, werden von zwergenhaften Schrotthändlern gefunden und an einen „Gewürzfarmer“ verkauft, dessen Adoptivsohn Luke Skywalker die beiden Maschinen fortan warten soll. R2-D2 spielt Luke die Botschaft Prinzessin Leias vor. Darin bittet sie auch um Hilfe von einem Typen namens Ben Kenobi, doch Luke kann sich darunter nur einen verrückten Alten in den Bergen vorstellen.

Dieser entpuppt sich als Schlüsselfigur für alles Weitere. Kenobi war ein Jedi-Ritter, jener mit Psi-Kräften ausgestatteten Ordnungsmacht der gestürzten Regierung. Er schenkt Luke ein Laserschwert, das seinem leiblichen Vater gehört hat: Auch dieser sei einst ein Jedi-Ritter gewesen. Kenobi sympathisiert natürlich mit den Rebellen und will Luke zur Beherrschung der „Macht“ verhelfen, die angeblich alle Lebewesen miteinander vereint und Grundlage ihrer religiösen Philosophie ist.

Doch unterdessen sind Tarkins Truppen den Spuren der Roboter gefolgt und haben Lukes Adoptiveltern getötet. Luke, Kenobi & Anhang begeben sich zum lokalen Raumhafen und heuern die Dienste eines charmanten Glücksritters und Schmugglers namens Han Solo an. Er soll sie nach Alderaan fliegen, wo sie Leia vermuten. Doch Alderaan wurde ja inzwischen vernichtet. Dafür fliegen sie den Spähern Tarkins und Vaders in die Arme. Man bringt sie in den Todesstern. Gibt es für sie eine Chance aufs Entkommen?

_Mein Eindruck_

Eine Kritik des Filmes versuchen, hieße, Eulen nach Athen zu tragen: Jeder hat schon darüber geschrieben. Tatsächlich ist „Krieg der Sterne Episode 4“ einer der meistkritisierten und -gelobten Filme aller Zeiten. Bei seinem Erscheinen 1976/77 wurde er von der Filmkritik regelmäßig verrissen, doch die Kids standen Schlange. Das 50-Millionen-Dollar-Sternenmärchen „haute die 20th Century Fox schlagartig aus den roten Zahlen.“ Und allein die Merchandising-Produkte, für die sich Lucas die alleinigen Rechte gesichert hatte, brachten ihm etwa eine Milliarde Dollar ein. Mit den bislang vier Fortsetzungen wuchs dieser Geldstrom noch, und Lucas, der seit 1971 an „Star Wars“ gearbeitet hatte, gründete ein Firmenimperium, zu dem Tonstudios und SFX-Schmieden wie ILM gehören, von Merchandising ganz zu schweigen.

Ich brauche nicht mehr zu sagen. Im Jahr 2004 ist die Doppel-Trilogie beinahe fertig: Nächstes Jahr kommt der (vorerst) letzte Film in unsere Kinos: Episode III (es geht um die Sith). Die DVD-Box der ersten Trilogie ist nun mit großem Erfolg in den Läden. Und sie ist der Ausgangspunkt der Hörspielfassung. Das bedeutet auch, wie der Kenner weiß, dass sämtliche Änderungen, die Lucas an den Originalen vornahm, auch in den Hörspielen zu finden sind. Und das sind eine ganze Menge.

|Der Sprecher / Das Hörspiel|

Der beeindruckende Stereo-Sound entspricht dem digital aufpolierten Sound, der in den Filmszenen auf den DVDs zu hören ist. Das bedeutet, wenn es hier kracht, dann rummst es auch wirklich. Das Gleiche gilt für die aufpolierte Musik von John Williams, die in ihrem Beitrag zur Dramatik dieser Sternenoper nicht zu unterschätzen ist. Sie steuert ganz direkt die Emotionen des Hörers.

Aber sie tut dies auch mit den bekannten Ohrwürmern. Dazu gehören sämtliche Erkennungsmelodien der einzelnen Figuren: Darth Vader, Luke, Han Solo – sobald sie auftreten, erklingt ihr Thema. Genau wie in Jacksons „Herr der Ringe“. Am besten gefiel mir die jazzig-beschwingte Musik der Alienkapelle in der Schmugglerbar im Raumhafen Mos Eisley auf Tatooine. Und R2-D2s Gefiepe.

Es gibt für mich nur einen Wermutstropfen: Für die Produktion hat man die alten deutschen Sprecherstimmen übernommen. Das erscheint als Pluspunkt, doch leider hat man deren mindere Klangqualität nicht ebenfalls digital aufgebessert. Zuweilen klingen sie etwas scheppernd, und in Szenen mit zahlreichen Sprechrollen kommt es hin und wieder, wenn man ganz genau hinhört, zu Interferenzen und Verzerrungen. Dieser Effekt ist absolut minimal und selten, aber mit einem guten Ohr – und noch besserem Equipment – wahrzunehmen.

Joachim Kerzel wird in seiner Funktion als Erzählerstimme nicht über Gebühr gefordert, aber sein Vortrag sorgt für die erforderliche Dramatik, ist kompetent und mitreißend. Seine Leistung wird besonders im Finale und dem Epilog, der Siegerehrung, deutlich. Seine tiefe Jack-Nicholson-Stimme klingt dann geradezu enthusiastisch. Die Klangqualität entspricht höchsten Standards.

Änderungen, die Lucas vorgenommen hat, sind hier noch nicht zu hören. Diese folgen am deutlichsten im nächsten Hörbuch.

_Unterm Strich_

Episode 4 ist von allen ersten drei Star-Wars-Episoden die am stärksten an Vorbildern angelehnte Story. (Zu den Vorbildern gehören nicht nur die Science-Fiction-Serien der dreißiger und fünfziger Jahre, sondern noch weit ältere Erzählstrukturen der westlichen Welt, wie etwa Ritterepen.)

Im Vergleich zu den beiden anderen Hörbuch-Episoden ist sie die am klarsten aufgebaute und am leichtesten verständliche Episode. Episode 5 ist so vollgepackt mit Action und Drama, dass sie schon wieder hektisch erscheint. Und Episode 6 verblüfft mit langen philosophischen Szenen, die das Tempo der Handlung beinahe ausbremsen. Daher hat mir Episode 4 am meisten Spaß gemacht: hundert Punkte!

|Umfang: 62,5 Minuten auf 1 CD|