Luceno, James / Döring, Oliver – Star Wars – Labyrinth des Bösen. Teil 1: Gunrays Geheimnis

|Star Wars| ist 30 Jahre alt geworden, so lange ist es bereits her, dass [„Krieg der Sterne – Eine neue Hoffnung“ 686 in den Kinosälen anlief. Als kleines Jubiläumsgeschenk kann man da die Trilogie „Labyrinth des Bösen“ verstehen, die nun auf Grundlage einer literarischen Vorlage von James Luceno als Hörspiel erschienen ist. Denn bei der Umsetzung der äußerst beliebten Romanreihe wurden nicht nur die original Soundeffekte und John Williams‘ Filmmusik benutzt, sondern zugleich sämtliche Synchronsprecher verpflichtet, um das Kino-im-Kopf-Erlebnis perfekt zu machen und echte Star-Wars-Atmosphäre aus den heimischen Lautsprecherboxen zu zaubern.

_Inhalt_

„Star Wars – Labyrinth des Bösen“ ist zwischen Episode II und III angesiedelt. Die Klonkriege haben die gesamte Galaxis in den Krieg gestürzt. Die Separatisten, angeführt von Count Dooku und finanziell unterstützt durch die Handelsförderation, haben eine Droidenarmee errichtet, um die Republik in den Bürgerkrieg zu stürzen und ihre Handlungsunfähigkeit aufzuzeigen. Tatsächlich spalten sich immer mehr Systeme im OuterRim ab und stellen sich auf die Seite der Separatisten. Die Republik ist zum Gegenschlag gezwungen. Um einen schnellen, reibungslosen Ablauf zu gewährleisten und den Krieg nicht unnötig in die Länge zu ziehen, werden Kanzler Palpatine im Senat zahlreiche Rechte zugesprochen, die ihm freie Hand lassen und seine Macht mehr und mehr steigern. Mit einer Klonarmee sollen die Separatisten in ihre Schranken getrieben werden. Der Rat der Jedis äußert Bedenken und betrachtet die Machtansprüche des Kanzlers mit Sorge, beugt sich jedoch schließlich Palpatine. Um die Lage unter Kontrolle zu halten, sind es die Jediritter, die die Klonarmeen auf ihren Feldzügen durch die Galaxis anführen.

In Episode III ist nur noch das Ende der Epoche der Klonkrieg zu sehen und Palpatins Übernahme des Senats als Darth Sidious, die Auslöschung der Jedis und die Kontrolle über Anakin Skywalker, den er als Darth Vader auszubilden gedenkt, findet seinen Höhepunkt in dem Untergang der Republik und der Geburtsstunde des Imperiums. Wie es zu diesem Zerfall kam, welche strategischen Mittel Palpatine aufbot, um den Jedirat zu unterwandern, und wie er Schritt für Schritt Anakin unter seinen Einfluss bringen konnte, werden im Film nur angedeutet und nebenbei erwähnt. Genau hier setzt die Hörspieltrilogie ein und bietet jedem Star-Wars-Fan endlich das perfekte Bindeglied zwischen den beiden Kinostreifen.

_Teil 1: Gunrays Geheimnis_

Der erste Teil der Hörspielserie startet, wie es sich für ein Star-Wars-Produkt gehört, mit den Worten „Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis …“, dem der von Joachim Kerzel gelesene Prolog folgt. Abgesehen von dieser Stelle sowie einigen wenigen Worten zum Abschluss tritt der Erzähler kein weiteres Mal auf. Ein für ein Hörspiel ungewöhnlicher Zug, müssen doch so die deskriptiven Elemente, die ja im Gegenteil zu den Filmen nicht visuell erfassbar sind, durch die Sprecher bzw. Soundeffekte transportiert werden. Besonders für |Star Wars| hat diese ungewohnte Erzählweise aber große Vorteile. Der Hörer wird sofort in die Welt mitgerissen und lauscht der Geschichte nicht nur distanziert von außen, sondern steht mitten im Geschehen. Hier wird ganz klar deutlich, dass |Star Wars| sich eher, seinen Wurzen entsprechend, als filmisches Hörspiel denn als gelesener Roman präsentiert. Dank bekannter Soundkulissen, die denen aus den Filmen entsprechen, weiß der kundige Fan sofort, wo sich die Helden befinden. Ist dies nicht sofort klar, weist einer der Sprecher innerhalb eines Dialogs darauf hin, unterschwellig und meist so, dass es nicht aufgesetzt wirkt. Der Hörer kann der Handlung also gut folgen und wird nicht aus dem actiongeladenen Szenen herausgerissen, um ihn zunächst über den Ort und die Hintergründe des nun folgenden Abschnitts aufzuklären.

Gunrays Geheimnis katapultiert den Hörer direkt in eine Bodenschlacht, die denen aus der Zelluloidvorlage in nichts nachsteht. Überall kracht und explodiert es, dennoch kann man dem Geschehen, dank Zentrierung auf Obi-Wan Kenobi (Philipp Moog) und Anakin Skywalker (Wanja Gerick), gut folgen. Die beiden Jedis haben sich auf den Weg nach Cato Neimoidia aufgemacht, dem Heimatplaneten von Nute Gunray (Joachim Siebenschuh), einem der Anführer der Handelsförderation. Sie erhoffen sich mit der Stürmung seiner Behausung wertvolle Hinweise auf den Aufenthalt von Count Dooku (Klaus Sonnenschein) und Darth Sidious (Friedhelm Ptok), um die Separatisten mit einer entscheidenden Schlacht in die Knie zu zwingen. Jedes weitere Gefecht, das hierzu notwendig wäre, würde die Verluste auf beiden Seiten unnötigerweise erhöhen. Und es hat bereits viele sinnlose Opfer gegeben.

Obi-Wan und Anakin kämpfen sich durch die Fronten der Droidenarmee, um in die befestigte Anlage Gunrays einzudringen. Nach einigen Komplikationen gelingt es ihnen schließlich, die Festung zu stürmen und zu sichern. Doch von Gunray ist keine Spur zu finden. Er hat sich rechtzeitig auf den Angriff der Jedis eingestellt und seine Flucht minutiös geplant. Auch wenn die Enttäuschung bei Obi-Wan und Anakin groß und die erhoffte finale Schlacht wieder in weite Ferne gerückt ist, scheint Gunray einen großen Fehler gemacht zu haben. Er hat in seiner Festung den Mechno-Stuhl zurückgelassen.

Zunächst rätseln die Jedis über dessen Funktion, doch bald erhalten sie eine eintreffende Nachricht von General Grievous, der diesen Stuhl als Nachrichtenübermittler benutzt. Die Nachricht enthält genaue Angaben zu den Plänen der Separatisten und ihrem nächsten Angriff. Doch damit nicht genug, Grievous verrät, nicht wissend, dass die Nachricht nicht an Gunray, sondern die Jedis geht, dass Darth Sidious den Senat beherrsche. Obi-Wan und Anakin zögern nicht lange und setzen den Jedirat in Kenntnis.

Yoda (Tobias Meister) und Mace Windu (Helmut Gauß) sind äußerst beunruhigt. Doch sie wollen nichts überstürzen und vor allem Kanzler Palpatine vorerst nichts von ihrer Entdeckung berichten. Stattdessen sollen sich Obi-Wan und Anakin auf die Spuren von Sidious machen und mit der Entschlüsselung des Mechno-Stuhls herausfinden, wer alles in das Komplott verwickelt ist.

_Umsetzung_

„Die spektakuläre Vorgeschichte zu Episode 3“, wie die Hörspiel-Trilogie „Star Wars – Labyrinth des Bösen“ von |Universal| angekündigt wird, hält alles, was sie verspricht. Dank der kompletten Riege der Synchronsprecher, die für die deutsche Stimmen der Star-Wars-Charaktere in den Filmen tätig waren, kommt sofort eine packende Atmosphäre auf. Die Soundkulisse erreicht Kinoqualität und ist, mit entsprechenden Boxen, selbst in Stereo ein Hörgenuss. Glasklare Geräusche, die dank ihrer Bekanntheit aus der Kinovorlage sofort zuzuordnen sind, lassen die Geschichte im Kopf des Hörers entstehen. Der offizielle Soundtrack von John Williams veredelt das Spektakel, läuft während wichtiger Dialoge unaufdringlich im Hintergrund und drängt dann, wenn die Action zunimmt, geschickt nach vorne. Selbst die Handlung ist vielschichtig und intelligent aufgebaut und übertrifft deutlich den Sinngehalt der mitunter platt und unfreiwillig komisch anmutenden Gespräche aus den Kinofilmen. „Labyrinth des Bösen“ schlägt die Brücke zwischen Episode II und III und liefert endlich die Hintergrundinformationen, die man im Kino vermisst hatte.

_Fazit_

Kein Star-Wars-Fan wird umhinkommen, diese Hörspiel-Perle zu erwerben. Ein Produkt höchster Güte und auf einem technisch selten erreichten Qualitätsniveau. Eines muss man George Lukas lassen: Was er als offizielles Produkt abseits seiner Filme zulässt, hat meistens entsprechendes Niveau. „Labyrinth des Böses“ war bereits als Roman empfehlenswert, als Hörspiel übertrifft es sich noch einmal selbst.

|ISBN 3-8291-1884-8 / 978-3-8291-1884-2|
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