Luceno, James – Star Wars – Labyrinth des Bösen

|“Ich habe hier etwas für dich. Dein Vater wollte, dass du das hier bekommst, wenn du alt genug bist. Aber dein Onkel war dagegen. Er fürchtete, du könntest dem alten Obi-Wan auf irgend so einem törichten idealistischen Kreuzzug folgen wie einst dein Vater.“|
Obi-Wan zu Luke Skywalker (Episode IV – Eine neue Hoffnung)

Autor James Luceno, der sich bereits mit den Star-Wars-Romanen „Der Untergang“ und „Die letzte Chance“ seine Sporen im Universum des George Lucas verdiente, schickt die beiden Helden Obi-Wan und Anakin in den Endspurt, an dessen Ende das Finale in Episode III steht. So betrachtet, erlebt der Leser hier einen Teil dieses törichten Kreuzzuges, den Obi-Wan in dem eingangs erwähnten Zitat anspricht.

Vizekönig Nute Gunray ist auf der Flucht. Nach den ersten Intrigen, die zu den Auseinandersetzungen auf Naboo (Episode I) und später auf Geonosis (Episode II) führten, hat die Handelsförderation immer mehr Raum einbüßen müssen. Auf großer Breite befinden sich die Separatisten auf dem Rückzug. Viele haben sich bereits in Territorien am äußeren Rand eingeigelt. Anakin, der ein sehr persönliches Interesse daran hat, dass Gunray gefasst wird – da der Vizekönig mitverantwortlich für das Bombenattentat auf Padmé war (Episode II) –, muss die einstweilige Flucht des Vizekönigs in Kauf nehmen. Allerdings bleibt in der Festung des Flüchtigen ein mechanischer Stuhl zurück, dessen Holoaufzeichnungen einzigartige Bilder offenbaren: Darth Sidious.

Endlich, nach so langer Zeit, gibt es konkrete Beweise für einen weiteren dunklen Lord der Sith. Auch Yoda hatte schon vermutet, Count Dooku sei der geheimnisvolle Mann im Hintergrund, doch nun scheint es sicher zu sein, dass Dooku auch nur ein Schüler ist.

Derweil hat sich auf Coruscant vieles zum Schlechten gewendet. Die Notstandsgesetze erlauben es den Soldaten, sich überall und zu jeder Zeit Zutritt zu verschaffen und Kontrollen sowie Verhaftungen durchzuführen. Die Sicherheit der Regierungswelt ist trügerisch. Kanzler Palpatine schirmt sich hinter einer Unmenge von Beratern und einer illegalen, ganz in rot gewandeten Schutztruppe ab.

Die Einsprüche von Senatoren, allen voran Bail Organa und Padmé Amidala, die eine Entschärfung der strengen Sicherheitsbestimmungen wollen, werden von Palpatine charmant abgeschmettert.

Allerdings verblassen die Einsprüche der Senatoren vor den kommenden Ereignissen. Die Jedi aus Coruscant setzen sich auf die Spur von Sidious und sind ihm alsbald hautnah auf der Spur. Diese Entwicklungen gefallen Sidious und Tyranus alias Count Dooku überhaupt nicht. Doch schnell hat der Sith-Lord seine Pläne neu geordnet. Während Dooku ein Ablenkungsmanöver startet, leitet General Grievous einen Angriff auf Coruscant einzig mit dem Ziel, Kanzler Palpatine zu entführen. Der Krieg hält mit aller Macht auf der Regierungswelt Einzug.

Der vorliegende Star-Wars-Roman ist kein reiner Abenteuer-Roman. Er ist auch eine Geschichte, die die Aufgabe hat, Geheimnisse zu lüften und Zusammenhänge herzustellen. Angesichts der gesammelten Informationen, die hier vorgebracht werden, scheint es eine unglaubliche Aufgabe zu werden, Episode III ohne diese Hintergrundinfos zu verstehen.

Zwei zentrale Themen sind hier ganz besonders interessant. Count Dooku wird rigoros als Lord Tyranus enttarnt, jenen Sith-Lord, der das Werk des Jedi Sifo-Dias fortführte. Meister Sifo-Dias gab dereinst die Klon-Armee in Auftrag. Tyranus beseitigte nicht nur den Jedimeister, sondern auch noch jegliche Daten, die auf den Auftrag hinweisen konnten, ja sogar den Planeten Kamino, den Herstellungsort der Klone, löschte er aus den Archiven des Jeditempels.

Der andere wichtige Aspekt ist die Vorstellung des Generals Grievous. Grievous ist ein Cyborg, der in die Falle der dunklen Lords Sidious und Tyranus tappte. Grievous fiel einem Unfall zum Opfer und wurde in das Maschinenwesen umgewandelt, um dereinst die Droidenarmeen der Sith anzuführen. Ausgestattet mit sechs Gliedmaßen, wird Grievous nur von einem angetrieben: dem Hass auf die Jedi. Sein Wunsch: einmal dem jungen Anakin Skywalker im Kampf gegenüberstehen.

Obwohl das Cover eine solche Begegnung nahe legt, kommt es nicht dazu. Andererseits werden die Zuschauer der dritten Staffel der |Clone Wars| im letzten Viertel des Romans einiges von der Handlung wiedererkennen, einiges wird jedoch völlig neu sein.

Die Zeichentrickserie |Clone Wars|, welche die Lücke zwischen „Angriff der Klonkrieger“ und „Die Rache der Sith“ schließt, ist eindeutig für ein jüngeres Publikum bestimmt. Im vorliegenden Roman wird weniger Rücksicht genommen, einige Szenen und Personen sind durchaus bekannt, aber vieles nimmt eine völlig andere Wendung.

Eine kleine Anekdote am Rande erklärt auch ein wenig die Merkwürdigkeit, dass C3-PO und R2-D2 sich im Verlauf von Episode IV bis VI nicht an ihre Vergangenheit erinnern können. Ein silberner Protokolldroide namens TC-16 (ein ähnlicher sprechender Wasserfall wie C3-PO) hatte eine Begegnung mit einem Sith-Lord in den Tiefen von Coruscant. Seither scheint er über seherische Fähigkeiten zu verfügen. Er gibt C3-PO während der Kampfhandlungen auf Coruscant einen wichtigen Hinweis: Sollte dereinst einmal jemand C3-PO anbieten, den Gedächtnisspeicher zu löschen, solle er annehmen. Das sei besser, als in ständiger Angst und Verwirrung weiterzuexistieren.

|“Über tausend Generationen lang sind die Jedi-Ritter in der alten Republik die Hüter des Friedens und der Gerechtigkeit gewesen. Bevor es dunkel wurde in der Welt, vor dem Imperium.“|
Obi-Wan zu Luke Skywalker (Episode IV – Eine neue Hoffnung)

„Labyrinth des Bösen“ spannt einen guten Bogen hin zur „Rache der Sith“, spannend, mit vielen Auflösungen und Andeutungen, die nicht nur für die absoluten Star-Wars-Fans interessant sind. Beide Daumen rauf!

_Michael Nolden_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.x-zine.de veröffentlicht.|